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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Alle Artikel zu Zeichnung · Druckgrafik

Caricatura Museum zeigt „#3: RUDI HU. EUROPA“

2025, April 8.

In Brüssel verboten – in Frankfurt zu sehen

Von Hans-Bernd Heier

Im Auftrag des fraktionslosen EU-Abgeordneten Martin Sonneborn hat der Maler und Schriftsteller Rudi Hurzlmeier 19 Gemälde mit Blick auf die Europäische Union erstellt. Die Ausstellung war zur Präsentation in den Räumen der EU in Brüssel konzipiert. Doch dazu sollte es nicht kommen. Kurzerhand machte die Verwaltung des Parlaments von ihrem Hausrecht Gebrauch und verbot die Ausstellung. Lapidare Begründung: Die Bilder seien anstößig und stünden im Widerspruch zu europäischen Werten. Jetzt zeigt der „#3: Caricatura Salon“ in Frankfurt bis zum 21. September 2025 die von der Europäischen Union verbotene Ausstellung »RUDI HU. EUROPA«.

„Aliens in der EU-Ehrenloge“; © Rudi Hurzlmeier

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Bracha Lichtenberg Ettinger: „Engel des Fürtragens“ im K 21 in Düsseldorf

2025, April 4.

Erinnerung, Grauen, Trauer und Heilung?

Von Simone Hamm

 Sie ist Psychoanalytikern und Philosophin: Bracha Lichtenberg Ettinger. Ihre Eltern überlebten den Holocaust, viele ihrer Verwandten starben. Diese Gewalt und die daraus resultierenden Traumata der Überlebenden sind die Wurzel von BRACHAS Kunst. BRACHA ist ihr Künstlername. Er bedeutet im Hebräischen Lobpreis und Segen. So hieß ihre Großmutter, die in Auschwitz starb. BRACHA stellt sich die Frage, wie es möglich sein konnte, dass Frauen und Kindern solche Gewalt angetan werden kann. Die Tatsache, so betont sie, kann sie nicht ändern, aber sie kann sie transformieren und ihr eine Bedeutung geben.

Bracha Lichtenberg Ettinger, Eurydice n.4, 1992-1994, Öl und Mischtechnik auf Papier auf Leinwand, 36,8 x 27 cm, Courtesy the Artist, © BRACHA

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Thomas Mann zwischen Ruinen und Erinnerungen – Eine ungewöhnliche Graphic Novel und Manns Rundfunkansprachen

2025, März 11.

Lob der deutschen Sprache und Reise in das politisch aufgewühlte Nachkriegsdeutschland

Von Petra Kammann

Basierend auf Tagebüchern, Briefen, Reiseberichten und den Erinnerungen seines Schweizer Fahrers Georges Motschan, illustriert die von Magdalena Adomeit gezeichnete Graphic Novel die zehntägige Rückkehr des emigrierten Nobelpreisträgers Thomas Mann durch Deutschland. Dieses Kapitel seiner Biografie ist ähnlich politisch aufgeladen, wie es seine Rundfunkansprachen über die BBC an „Deutsche Hörer!“ zwischen 1940 und 1945 waren. Man versteht durch die so unterschiedlichen Genres die menschlichen Schlüsselmomente im Leben des Exil-Schriftstellers, der auf prägende historische Ereignisse seiner Zeit zurückblickt wie auch auf die tiefgreifenden historischen Dimensionen der Nachkriegszeit. Städte und Menschen sind ihm fremd geworden. Da treten die Risse offen zutage. Und in der aktuellen Lage des krisengeschüttelten Europas stimmen die kommentierten Bilder wie auch die eindringlichen BBC-Reden besonders nachdenklich.

Magdalena Adomeits Illustration von Thomas Mann in der Paulskirche, wo er den Goethepreis erhält

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Was aber bleibet? Oder sehen wir es nur nicht? – Erinnerungskultur – eine Serie

2025, März 3.

Erinnerungskultur(3) – Marc Chagalls „Commedia dell’Arte“

von Walter H. Krämer

Erinnerungen haben die Angewohnheit, nach einer Weile zu verblassen. Plötzlich verschwinden Bilder und Kunstwerke, prägende Persönlichkeiten, dann das ganze Lebensgefühl einer Aufbruchzeit von der Bildfläche. Das kann politische Hintergründe, bisweilen familiäre haben, manchmal auch einen Wechsel der Moden oder Wahrnehmungsweisen von neuen Generationen… Und doch gibt es Spuren im Verborgenen, die wir uns immer wieder zurück ins Bewusstsein holen. Es ist wieder da – das Original von Marc Chagalls Gemälde Commedia dell’Arte (1959). Allerdings ist es jetzt nicht mehr im Chagall-Saal der Städtischen Bühnen am Willy-Brandt-Platz zu sehen, sondern seit dem 18. Februar 2025 als Leihgabe im Städel Museum.

Nun hängt das Bild von der Commedia dell’arte von Marc Chagall im Städel Museum, Foto: Norbert Migueletz

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Lothar Schirmer, Verleger und Schirmherr der Künstler zum 80ten

2025, Januar 31.

„Zeige Deine Schätze“ – Gleich ob aus Fett, Filz, Wachs oder auf Papier

Von Petra Kammann

„Viel zu schön, um 2025 vergessen zu werden“, heißt es in der Vorschau von Lothar Schirmer, der als Verleger und Sammler eine ebenso prägende wie schillernde Figur ist. Der eigensinnig-gewitzte Pionier, der schon früh Joseph Beuys und Cy Twombly, deren Werke er sammelte und verlegte, nachspürte, weil er es immer genau wissen wollte, wird am 1. Februar 80. Und das in einem Jahr, das einen nach einem halben Jahrhundert seit der Verlagsgründung innehalten und dankbar zurückblicken lässt, nicht zuletzt auf eine reiche kulturelle zeitgenössische Vergangenheit. Sie spiegelt sich inspirierend im Programm des Verlags Schirmer & Mosel. Und das mit allem Irrwitz, mit modischen und zeitgeistigen Strömungen, mit viel Fotografie, Glamour, Film und mit ernsthafter Kunst und Literatur… FeuilletonFrankfurt zieht den Hut und sagt „Gratulation Lothar Schirmer! Lassen Sie uns nicht nur 2025 an Ihren Langzeitbelichtungen und Ihrer visionären Entdeckerfreude teilhaben.“

Verleger und Sammler Lothar Schirmer, Foto: Petra Kammann

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Haus, Hof, Bilder, Bücher und Atelier verbrannt – Das letzte Buch der Illustratorin Stephanie Lunkewitz in Los Angeles

2025, Januar 19.

„Ich war Eva Diamant“ –  Die Geschichte der Auschwitz-Überlebenden Eva Szepesi

Die deutsche Illustratorin und Gestalterin Stephanie Lunkewitz lebt seit rund zehn Jahren mit ihrem Mann Bernd F. Lunkewitz, dem früheren Verleger des Aufbau Verlags, ihren beiden Söhnen und ihrer Tochter in Los Angeles. Ihr  Haus, das sie sich dort aufgebaut hatten, wurde während der kalifornischen Brandkatastrophe restlos zerstört. Dabei fielen ihre Illustrationen wie auch die wertvolle Buchsammlung ihres Mannes – darunter kostbare Erstausgaben und signierte Exemplare – restlos den Flammen zum Opfer. Das Letzte, was ihr Mann noch aus den Trümmern retten konnte, waren die Illustrationen zu ihrem neuesten, gerade in Deutschland erschienenen Buch „Ich war Eva Diamant“ (Ariella Verlag). Darin wird die bewegende Geschichte der Auschwitzüberlebenden Eva Szepesi für Kinder nachvollziehbar geschildert. Eva Diamant war der Mädchenname des ungarisch-jüdischen 12 Jahre alten Mädchens, das sich brutal von den Eltern trennen und allein unter unwürdigen Bedingungen leben musste und 1945 durch die Sowjetarmee befreit wurde. Petra Kammann wollte mehr darüber erfahren.

Stephanie Lunkewitz in ihrem –  inzwischen durch das L.A.- Feuer vernichteten Atelier – bei der Illustration ihres Buches über Eva Szepesis Auschwitz-Geschichte

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„ZeitErfahrung“: Vernähe Deine Wunde – Annegret Soltaus Vaterportraits

2025, Januar 14.

Wer bin ich und woher komm‘ ich?

Vertreterin der Nachkriegsgeneration auf der Suche nach Identität

Von Petra Kammann

Eigenwillig, frappierend, aktuell und zugleich zeitlos sind die collagenähnlichen Objekte von Annegret Soltau (*1946), die sich seit den 1970er Jahren mit Fragen der persönlichen und sozialen Identität beschäftigt. Das Museum Goch widmet der Darmstädter Künstlerin, die sich konzeptionell mit ihrer Rolle als Frau im Umfeld ihrer eigenen Familie beschäftigt hat, unter dem Titel „ZeitErfahrung“ eine herausragende Ausstellung mit den Werken zu ihrer „Vatersuche“, die zwischen 2003 und 2007 entstanden und aufs Engste mit der Biografie der Künstlerin verwoben sind. Die Pionierin auf dem Gebiet der feministischen Kunst und der Body Art Soltau zählt heute zu den bedeutendsten feministischen Künstlerinnen ihrer Generation.

Vorder-und Rückseite: Doppelseite aus dem Katalog „Annegret Soltau, Vatersuche“, edition clandestin, Biel CH

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Rückblick: Noch immer nicht alles gesehen, gehört und geschrieben…

2024, Dezember 27.

Was FeuilletonFrankfurt-Autoren und Autorinnen 2024 noch so am Herzen lag

Petra Kammann:

„Ein Leben ohne Bücher und Kunst ist sinnlos“, sagt Lothar Schirmer, Verleger des Schirmer&Mosel-Verlags, der dieses Jahr 50 wurde, sein schalkhaft verschmitzter Verleger wird demnächst 80. Getroffen habe ich ihn im Laufe der Jahre immer wieder auf der Frankfurter Buchmesse, zuletzt noch an seinem Stand mit der bildmächtigen Buchhändlerfamilie Walther König. Aber auch in meiner Düsseldorfer In R(h)einkultur-Zeit, als der Kunstsammler Lothar Schirmer 2010 zur Beuys-Schau „Parallelprozesse“ im dortigen K20 seine „Beuyse“ beitrug und er mir während des Auspackens von seinen Begegnungen mit Eva und Joseph, dem Rheinland und seiner ersten documenta erzählte. Dann machten wir 2021 ein Interview HUT AB! KOPF AN! Joseph Beuys zum Hundertsten! Eigentlich wollten wir im Dezember seine Münchner Kunstsammlung gemeinsam anschauen. Da bekam er den Ehrenpreis der Stadt München. Aber sein Buch mit den köstlichen Künstlerbegegnungen, das gibt’s: Lothar Schirmer, „Die Bienenkönigin nährt am Ende alle – Joseph Beuys“. Jajaja, neeneenee, jajaja…

Lothar Schirmer (re), Walther König (Mitte li), Foto: Petra Kammann

 

Hans-Bernd Heier:

Das Forum Würth Arlesheim lockt mit Waldeslust!
Faszinierende Facetten von Wald und Bäumen im Spiegel der Kunst.

An Aussagekraft und Deutungsvielfalt kann den Wald so leicht kein Sujet der Kunstgeschichte überbieten. In der faszinierenden Ausstellung „Waldeslust – Bäume und Wald in Bildern und Skulpturen“ sind im Forum Würth Arlesheim, Schweiz, rund 60 Werke von 36 Künstlerinnen und Künstlern bedeutender Kunstströmungen wie dem Impressionismus, Expressionismus oder Land Art, vom ausgehenden 19. bis ins 21. Jahrhundert versammelt.
Wem die beeindruckende Begegnung mit den hochkarätigen Bildern und Skulpturen im Museum allein nicht reicht, der kann heimische Waldtypen und Bäume direkt vor Ort entdecken und sich inspirieren lassen.

Franz Marc „Grüne Studie“, 1908, Sammlung Würth; Foto: Karen Bartsch, Berlin

Gemeinsam mit dem Naturschutzdienst Baselland hat das Forum einen Audio-Waldspaziergang konzipiert, der eine Brücke zwischen der großartigen Schau und dem angrenzenden Naturschutzgebiet Reinacher Heide schlägt. „Waldeslust“ ist noch bis zum 3. August 2025 bei freiem Eintritt zu sehen.

 

Paulina Heiligenthal:

Mein Schmankerl 2024: Die Retrospektive Alice Springs

In einer fulminanten Ausstellung in den Opel-Villen Rüsselsheim, wurde die Schaffenskraft von June Newton alias Alice Springs, facettenreich illuminiert.
Der Sprung in die Fotografie begann mit einer Grippe ihres Ehemannes Helmut Newton, für den sie einsprang, um dessen Aufträge zu übernehmen.
Sie ließ sich die Kamera erklären und lancierte in Paris 1970 einen Volltreffer: ein herausragendes Werbebild!
Eigenständig schuf sie bildstarke Oeuvres, Menschenbilder, die durch Authentizität berühren.

Blick in die Rüsselsheimer Ausstellung, Foto: Paulina Heiligenthal

Sie hat den porträtierten Persönlichkeiten in ihre Seelen geschaut, ihre Aura eingefangen. Brillant! „Ich sehe Wahrheit und Entsprechung in den Porträts“, lobt Helmut Newton. Und seine Frau June 2021: „Vieles wäre einfacher gewesen mit langen Beinen, statt schlau im Kopf zu sein.“

 

Uwe Kammann:

Ein immerwährendes Wunder: der nun schon ‚eingespielte’ Konzertsaal in Kronberg. Nicht nur wegen der exzellenten Akustik, sondern auch visuell: Ein Glücksfall.

Ein Ärgernis der Sonderklasse hingegen der taufrische Beschluss des Stadtparlaments zu den Städtischen Bühnen in Frankfurt. Eine verschobene Oper quasi am alten Platz, ein neues Schauspielhaus als Quetschkommode an unwirtlichster Stelle, das Ganze wohl fertig in anderthalb Jahrzehnten, dann für sicher weit mehr als 1,5 Milliarden: eine Farce.

Vermutlich waren die Stadtverordneten mehrheitlich die völlig verkorkste bisherige Prozedur leid. Doch der vermeintliche Schlussstrich wird lediglich Auftakt sein zu einem fatalen und sündteurem Irrtum. Rettung noch in Sicht?

Simulation eines Orts für das Schauspiel an der Neuen Mainzer Straße, Foto: gmp

 

Margarete Berghoff:

Kinder- und Jugendtheater kann so schön sein und auch Erwachsene begeistern. So geschehen mit dem Stück ’sWingin‘ –  einer Musiktheater-Performance ganz ohne Worte von Andrea Schwalbach im Theaterhaus Frankfurt.  Eine humorvolle Tanz – Performance  mit großen pantomimischen Gesten und vergrößerter Mimik. Und immer wieder wird getanzt: Lindy Hop, Stepptanz, und selbst Singin‘ in the Rain darf nicht fehlen, wenn auf der Bühne ein Gewitter mit Regenschauer angedeutet wird.

Ein Zugabteil, eine Reise, zwei fremde Menschen in diesem Abteil, zwei Generationen, die mittels Musik und Tanz eine Sprache miteinander finden. Das Ganze eine Art Slapstick-Revue, die stark an die Zeiten des Stummfilms erinnert, über die Suche nach Verständnis und  dem Akzeptieren des Anderssein. Mitreißend und unterhaltsam. Lachend verlässt man besWingt das Theater.

Szene aus ’sWingin‘ ,Darstellerinnen v.l.n.r.: Lucy Flournoy + Susanne Schyns Foto:  Katrin Schander

 

Walter H. Krämer:

Theater ist für mich mehr als nur ein abendliches Vergnügen. Es ist mir geistige Nahrung und Lebenselixier und immer mal wieder sieht man mich als beglückten Zuschauer aus dem Theater kommen oder begeistert von Begegnungen mit Künstler*innen reden.

Da gibt es diese Inszenierung von „Phädra, In Flammen“ in den Kammerspielen. Ein Theaterstück von Nino Haratischwili. Gerade Stadtschreiberin in Bergen-Enkheim geworden. Die Gelegenheit, die Autorin ins VHS-Theaterseminar einzuladen.

Ein verwegener Gedanke, der am Ende dank Vermittlung ihres Lektors Thomas Maagh vom Verlag der Autoren Wirklichkeit wurde. Fast zwei Stunden war sie zu Besuch im Seminar. Nahbar, offen und schon damals voller Sorge über den Zustand ihrer Heimat Georgien.


„Phädra  in Flammen“ von Nino Haratischwili, Regie: Max Lindemann, Sebastian Kuschmann, Anna Kubin, Foto: Jessica Schäfer

 

Renate Feyerbacher:

Ein einmaliger Abend des HR-Sinfonieorchesters in der Alten Oper Frankfurt unter der Leitung seines Chefs Alain Altinoglu mit ausdrucksstarken Solisten, dem Wiener Singverein, dem Kinderchor der Oper Frankfurt und ausgezeichneten Sprechern.

Wie Marion Cotillard, die französische Schauspielerin, ‚Oscar‘ Preisträgerin, ‚Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres‘, im Oratorium Jeanne d’Arc au bûcher (Johanna auf dem Scheiterhaufen) des Schweizer Komponisten Arthur Honegger (1892-1955) Jeanne sprach und darstellte, war ungemein berührend.

Sowohl die Musik wie auch der in Deutsch angezeigte Text des französischen Dichters, Schriftstellers, Diplomaten Paul Claudel (1868-1955) sind von immenser Wucht.

v. li: Marion Cotillard, Ulrich Edelmann, 1.Konzertmeister des hr-Sinfonieorchesters, Chefdirigent Alain Altinoglu und hr-Sinfonieorchestermitglieder, Foto: Renate Feyerbacher

 

Christian Weise:

„Weihnacht inmitten
des Krieges“.
Das Gedicht wurde
am 24.12.2022 von
Julia Musakovska

geschrieben
und 2024 in dem Band
„Steine und Nägel“
in Lwiw veröffentlicht.
Christian Weise hat es
aus dem Ukrainischen
übersetzt


Weihnacht inmitten des Krieges

Weihnacht inmitten des Krieges. Strahlendes Fest in dunkler Zeit
Musik von Generatoren, Stimmen gedämpft klingen nicht weit.
Ein jeder eigenen Verlust unter dem Mantel verborgen trägt.
Tausendfach schwer auf die Schultern drückt das Gewicht der Müdigkeit.

Vorweihnachtlich die Hektik, aber verwischt die Farben.
Dieses Jahr für die Armee die teuersten Geschenke.
Das tränenreichste Gebet, die Arbeit des Herzens und der Hände.
Auf Herodes‘ Weisungen schwarze Säcke schon warten.

Spärliches Licht. Statt Weihnachtskerzen brennen die Augen rot.
Schon geboren der Christus, der den Tod besiegte durch den Tod.
Hier unter uns Gestalten schemenhaft, ihnen voller Weh
Wirfst Du Dich in die Arme, doch sie schmelzen wie Schnee.

 

Simone Hamm:

Ein Jahr, überreich an großartigen Theater, Ballett und Opernaufführungen, an exquisiten Ausstellungen geht zu Ende  – Trost und Ablenkung in einem Jahr  voller Schrecken und Kriegen.
Von Verlust und Trauer, aber auch von der Kunst des Überlebens, von der Liebe  handelt Maryl Tankards „Echoes of 78 – Kontakthof“, eine Neueinstudierung von Pina Bauschs Signature Choreografie „Kontakthof“.
Es tanzten neun Tänzer, die schon bei den ersten Aufführungen dabei waren, tanzten mit Grazie und Kraft, präzise, akkurat, ausdrucksstark. Tanzten zu Projektionen auf einer Gazeleinwand, einem alten Film von 1978, tanzten synchron mit ihrem jüngeren Ich. Tanzten mit den Schatten derer, die nicht mehr tanzen können oder schon gestorben sind, tanzten Vergangenes und Gegenwärtiges. Tanzten, schön wie nie.

v.l.n.r.: Anne Martin, Josephine Ann Endicott, Elisabeth Clarke, Arthur Rosenfeld, Meryl Tankard, Ed Kortlandt, John Giffin, Lutz Förster, Beatrice Libonati, Foto: Ursula Kaufmann

 

Retrospektive von André Masson, „La mémoire du monde“ – „Das Gedächtnis der Welt“ in DIE GALERIE

2024, Dezember 6.

Dass ich eins und vielfach bin – Auch ein Rekurs auf Goethe

Von Petra Kammann

Hundert Jahre nach der Formulierung des Surrealistischen Manifests durch André Breton 1924 feiert die revolutionäre Kunstbewegung des Surrealismus fröhliche Urständ, in Museen wie dem Centre Pompidou in Paris, im Lenbachhaus in München oder auch in der Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn. In Frankfurt gibt DIE GALERIE in ihrer nurmehr sechsten Einzelausstellung von André Masson einen tieferen Blick in das Werk dieses „unkonventionellen“ Vertreters des Surrealismus, in dessen Gesamtwerk sich in den verschiedensten Schaffensphasen die unterschiedlichsten Techniken und Themen wiederfinden. In seinen Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen hat sich der Erfinder des déssin automatique“ ebenso durch Goethe, Kleist und die deutsche Geistesgeschichte inspirieren lassen wie durch die deutsche Romantik, den Impressionismus oder auch die asiatische Kalligrafie. Zur Vernissage kamen sein 89jähriger Sohn, der Dirigent Diego Masson, sowie seine Enkeltochter Sonia Masson.

Der Dirigent Diego Masson, der Sohn von André Masson, war zur Vernissage der Ausstellung aus Paris angereist, Foto: Petra Kammann

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„Paths Unseen: The Sounds of Glenkeen“- Klangliche und musikalische Erkundungen eines irischen Landschaftsparks mit dem Ensemble Modern

2024, Dezember 2.

Das Wasser, den Wind und das Ende der Zeit hören

von Petra Kammann

„The Language of Water“ for Ensemble and electorincs (2021/24). Eine magische Uraufführung der mexikanischen Komponistin Tania Rubio als Ergebnis eines Artist-in-Residence-Aufenthalts in dem von der Fotografin, Psychologin und Stifterin Ulrike Crespo (1950-2019) gestalteten Landschaftspark Glenkeen Garden an der Südwestküste Irlands war im Frankfurter Crespo Haus live zu erleben mit Streichern, Bläsern, Perkussionisten, einem Pianisten samt Elektronik des Ensemble Modern unter der Leitung der litauischen Dirigentin Raimonda Skabeikaitè und der Klangregie von Moritz Fischer.

Die mexikanische Komponistin Tania Rubio mit Mitgliedern des Ensemble Modern, Foto: Petra Kammann

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