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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Shakespeares radikal gekürzter „König Lear“ am Düsseldorfer Schauspielhaus

2025, März 25.

Der alte König wird dement

von Simone Hamm

Der riesige schwarz-braun-goldene Thronsaal mutet an wie ein Chorgestühl in einer Kathedrale. Stufen führen zu Lears Thron. Etienne Pluss hat ein imposantes, fast bedrohliches Bühnenbild geschaffen. Eine Drehbühne: auf der einen Seite der Thronsaal, auf der anderen dessen rissige, verschmutze Mauern. Unrat davor, Kinderspielzeug, zusammengeknüllte Zeitungen, eine Mülltonne, aus der Flammen lodern. Hier irrt Lear umher, hier wird er wahnsinnig werden und sterben. Er hatte seinen beiden Töchtern Goneril und Regan sein Reich vermacht, sie haben ihn verjagt. Seine jüngste Tochter Cordelia, die ihm die liebste war, hat er verstoßen. Denn auf die Frage, wie sehr sie ihn liebe, hatte sie kühl und wahrhaftig geantwortet, nicht schmeichelnd wie ihre Schwestern. Sie wird ihm beistehen in seinen schlimmsten Stunden. Der edle Kent, der Lear hatte warnen wollen, wurde ebenso verbannt.

Friederike Wagner als Regan, Jenny Schily als Goneril, Foto: Thomas Rabsch

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Museum Wiesbaden präsentiert „Die Biene in Natur und Kulturgeschichte“ (2)

2025, März 23.

Von tanzenden Bienen über „Honey Hunting“ bis zum „Urban Beekeeping“

von Hans-Bernd Heier

Das Museum Wiesbaden feiert seinen 200. Geburtstag. Am 1. April 1825 konnte das Museum erstmals seine Türen für die Öffentlichkeit öffnen. Im Jubiläumsjahr bietet das Hessische Landesmuseum für Kunst und Natur nun einen höchst attraktiven und abwechslungsreichen Ausstellungsreigen. Zum Auftakt zeigt das Zweispartenhaus unter dem Titel „Honiggelb“ die herausragende interdisziplinäre Doppelausstellung „Die Biene in der Kunst“ und „Die Biene in Natur und Kulturgeschichte“.

Die Biene in Natur und Kulturgeschichte Foto: Bernd Fickert / Museum Wiesbaden 

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Chimamanda Ngozi Adichie rockt die LitCologne

2025, März 23.

Chimamanda Superstar

von Simone Hamm

Chimamanda Ngozi Adichie wird in der Köln-Mülheimer Stadthalle gefeiert wie ein Popstar. Minutenlang brandet Applaus auf, als sie zusammen mit der Moderation Marie-Christine Knop und der Schauspielerin Anja Herden auf die Bühne kommt. Vor über zehn Jahren erschien Americanah, ein Buch über den ganz alltäglichen Rassismus in den USA – auch unter den Intellektuellen der Ostküste, Americanah war Adichies weltweiter Durchbruch. Jetzt stellte sie in Köln auf der LitCologne ihren neuen Roman Dream Count vor.

Chimamanda Ngozi Adichie, Foto: Katja Tauber

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So anders, so gleich: Helmut Newtons Hommage an Berlin

2025, März 21.

„Berlin, Berlin“ als Schlüssel-Bildband zum Werk mit vielen unbekannten Facetten

Von Uwe Kammann

Wer den Friedenauer Friedhof in Berlin besucht, wird an zwei Gräbern nicht vorbeigehen. Nur wenige Meter liegen sie nebeneinander, fast unscheinbar. Allerdings, ein Stein mit der Aufschrift „Ehrengrab Land Berlin“ zeigt jeweils an, dass hier keine Unbekannten ruhen. Sondern Weltstars, deren Namen mit dieser Stadt eng verbunden waren und sind, auch dann, wenn sie weit entfernt gewirkt haben: Marlene Dietrich und Helmut Newton. Die Schauspielerin, 1992 beerdigt, wurde seit ihrer Verkörperung des „Blauen Engels“ zum Mythos. Der Fotograf, 2004 beigesetzt, wurde selbst zu einer Ikone, nachdem er unzählige Frauen als Ikonen inszeniert hatte, als langbeinige Göttinnen, dem Typus von Marlene oft nah. Der Unterschied: Newtons Foto-Frauen sind oft nackt, so nackt, dass manche Besucher des Museums für Fotografie im ehemaligen Landwehr-Kasino in Berlin schockiert sind, wenn sie das Treppenfoyer betreten und sich den überlebensgroßen Aktfotos gegenübersehen.

Selbstportrait beim Lesen der FAZ in der Newton-Bar, Berlin 2020, Photograph: Helmut Newton
© 2024 Helmut Newton Foundation, Berlin

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 „Le Postillon de Lonjumeau“ von Adolphe Adam in der Oper Frankfurt

2025, März 20.

Trickreich lässt sie den untreuen Ehemann zappeln

von  Renate Feyerbacher
Fotos: Barbara Aumüller / Oper Frankfurt

Der französische Komponist Adolphe Adam (1803-1856), Sohn eines Komponisten und Klaviervirtuosen begann früh zu komponieren zum Beispiel „Vaudevilles“. Das sind freche, volkstümliche, typisch französische Stücke. Sie waren die Vorläufer der opéra comique, deren Meister Adam wurde. Mit Le Postillon de Lonjumeau, uraufgeführt 1836 in Paris, kam der Durchbruch als Komponist, der sehr beliebt war. Lonjumeau liegt 20 Kilometer südlich von Paris. Bereits ein Jahr nach der Uraufführung wurde der Postillon in vielen Städten aufgeführt, so auch in Frankfurt. Und nun 188 Jahre später hatte das Spektakel, eine Übernahme der Produktion der Tiroler Festspiele Erl (Ende 2021) am Karnevalssonntag an der Oper Frankfurt, Premiere. Das Publikum war hingerissen von der witzigen Regie, dem ausgefallenen Bühnenbild und dem brillanten Sängerteam.

Hochzeitsfest in der Bildmitte Francesco Demuro (Chapelou) und Monika Buczkowska-Ward (Madeleine) sowie Ensemble und Chor der Oper Frankfurt

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Georg Friedrich Händel „Alexander’s Feast or The Power of Musick“ mit dem Cäcilienchor unter Leitung von Christian Rohrbach

2025, März 19.

Ode, der heiligen Cäcilie gewidmet – Fassung der Uraufführung von 1736 (HWV 75)

Seit Januar 2025 singt der Cäcilienchor Frankfurt unter seinem neuen künstlerischen Leiter, dem Countertenor, Dirigenten und Liedpianisten Christian Rohrbach. Als erstes Werk studierte der traditionsreiche Chor mit ihm Händels selten aufgeführte Ode an die Heilige Cäcilia „Alexander’s Feast or The Power of Musick“, die zum letztenmal vom Cäcilienchor im Jahr 1873 aufgeführt worden war. Am 5. April 2025 um 20 Uhr wird das Werk nun unter Rohrbachs Leitung in der Sachsenhäuser Dreikönigskirche Frankfurt zu hören sein. Ein zweifellos besonderer Moment, den man sich nicht entgehen lassen sollte!

Christian Rohrbach, Foto: Jonas Boy / Cäcilien-Verein Frankfurt

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Monteverdis Marienvesper mit Philippe Herreweghe und dem Collegium Vocale Gent in der Alten Oper

2025, März 17.

Zwischen gregorianischer Kirchenmusik und frühbarock-sinnlicher Marienverehrung

Von Petra Kammann

Die „Marienvesper“, das sakrale wie auch kühne Meisterstück aus dem 17. Jahrhundert, das Monteverdi 1610 kurz nach seiner Oper L’Orfeo komponierte, wird nur sehr selten aufgeführt. In der Alten Oper war es jetzt bei den Frankfurter Bachkonzerten zu erleben. Die komplexe Vesper (ein kirchliches Abendlob) mit ihrer üppigen Polyphonie im Renaissancestil, der konzertanten Mehrchörigkeit, den begleiteten Monodien, den barockhaft expressiv solistischen Passagen und dem concertato-Stil: sie alle greifen darin wirkungsvoll ineinander. Das zu koordinieren, setzt jedoch eine hohe Könnerschaft voraus. Das geheimnisvolle, bisweilen auch rhythmisch vertrackte musikalische Werk hat den Genter Altmeister der historischen Aufführungspraxis Philippe Herreweghe schon seit langem begleitet. Bereits zweimal hat er mit seinen Ensembles diesen musikalischen Kosmos in gelobten Einspielungen dargeboten. Knapp vier Jahrzehnte nach seiner ersten Aufnahme überzeugte er mit seinen Genter Musikern und dem mit ihm organisch gewachsenen Collegium Vocale Gent und der Schola Gregoriana abermals und brachte ein fluoriziernd-transparentes Klanggewebe zum Klingen. Das Publikum dankte es ihm mit nicht enden wollendem Applaus.

Philippe Herreweghe, Altmeister der Historischen Aufführungspraxis, Foto: Stephan Vanfleteren

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Elisabeth-Norgall-Preis 2025 an die asiatische Amerikanerin Chien-Chi-Huang, eine Brückenbauerin zwischen verschiedenen Kulturen und Gesundheitssystemen

2025, März 16.

Katastrophe Krebs? Gegenseitiges Mutmachen hilft

Von Petra Kammann

Der alljährliche Höhepunkt des Clubjahres im International Women’s Club (IWC) ist die Verleihung des Elisabeth-Norgall-Preises, der in Erinnerung an die Frankfurter Clubgründerin jeweils einer Frau verliehen wird, die sich in besonderer Weise für die Belange und Probleme von Frauen einsetzt. In diesem Jahr wurde die in USA lebende Taiwanesin Chien-Chi Huang ausgezeichnet, die 2010 das „Asian Breast Cancer (ABC) Project“ gründete, um asiatische Frauen in ihrer Krebstherapie zu unterstützen. 2012 folgte die gemeinnützige Organisation „Asian Women for Health” (AWFH), die sich der Förderung von Gesundheit und des Wohlergehens asiatischer Frauen und Menschen aus unterschiedlichen unterrepräsentierten Gruppen durch gesellschaftliches Engagement, Bildung und Vertretung von deren Interessen verschrieben hat. Seitdem ist viel passiert und immer noch viel zu tun…

Norgall-Preisträgerin Chien-Chi Huang mit Laudatorin Yun Kirsten, Foto: Petra Kammann

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„Move and Make“- Die erste Wechselausstellung mit den bewegenden Bildern von Helen Frankenthaler im Museum Reinhard Ernst

2025, März 15.

Explosive Landschaften der agilen Queen of Coulors

Von Petra Kammann

Die Ausstellung „Helen Frankenthaler: Move and Make“ im Museum Reinhard Ernst (mre) gibt erstmals mit 32 Werken aus fünf Schaffensjahrzehnten einen umfassenden Einblick in die weltweit größte private Frankenthaler-Sammlung mit insgesamt 50 Arbeiten. Sie zeigt, wie die Künstlerin mit ihrer Malerei in den frühen 1950er Jahren die Konventionen ihrer Zeit herausforderte und sich selbst stetig weiterentwickelte. Ihren Willen zur Erneuerung und ihr schöpferisches Selbstverständnis erklärte sie dann Anfang der 1970er Jahre auch in verdichteter Form. Ihr Ausspruch „Ich denke lieber, bewege und mache, als stehen zu bleiben“ / „‘I’d rather think and move and make than halt’“ verleiht der am Sonntag, den 16. März, in Wiesbaden beginnenden Schau sowohl den Titel als auch den Schwerpunkt. Ein in verschiedener Hinsicht folgenreicher „Move“. Die ausgestellten Arbeiten von Helen Frankenthaler (1928–2011) umspannen die Periode von 1950–1989.

Ausstellungsansicht: Kerstin Ludolph, die Verlegerin des Katalogs (Hirmer Verlag), beim Abgleich mit dem Original von ,Spanning‘, Foto: Petra Kammann

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„Doktor und Apotheker“ – Ein Singspiel von Carl Ditters von Dittersdorf

2025, März 15.

Zwei Alpha-Männer im Streitduett – emanzipiatorische Frauen

Von Renate Feyerbacher

Am Weltfrauentag, dem 8. März, hatte das spritzige, witzige, musikalisch anspruchsvolle Singspiel, 1786 in Wien uraufgeführt, im Bockenheimer Depot Premiere.

Lubov Karetnikova (Rosalie), Elizabeth Reiter (Leonore), Kelsey Lauritano (Claudia), Bozidar Smiljanic (Apotheker Stößel) und Peter Marsh (Hauptmann Sturmwald), Foto: Barbara Aumüller / Oper Frankfurt, Foto: Barbara Aumüller / Oper Frankfurt

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