Shakespeares radikal gekürzter „König Lear“ am Düsseldorfer Schauspielhaus
2025, März 25.
Der alte König wird dement
von Simone Hamm
Der riesige schwarz-braun-goldene Thronsaal mutet an wie ein Chorgestühl in einer Kathedrale. Stufen führen zu Lears Thron. Etienne Pluss hat ein imposantes, fast bedrohliches Bühnenbild geschaffen. Eine Drehbühne: auf der einen Seite der Thronsaal, auf der anderen dessen rissige, verschmutze Mauern. Unrat davor, Kinderspielzeug, zusammengeknüllte Zeitungen, eine Mülltonne, aus der Flammen lodern. Hier irrt Lear umher, hier wird er wahnsinnig werden und sterben. Er hatte seinen beiden Töchtern Goneril und Regan sein Reich vermacht, sie haben ihn verjagt. Seine jüngste Tochter Cordelia, die ihm die liebste war, hat er verstoßen. Denn auf die Frage, wie sehr sie ihn liebe, hatte sie kühl und wahrhaftig geantwortet, nicht schmeichelnd wie ihre Schwestern. Sie wird ihm beistehen in seinen schlimmsten Stunden. Der edle Kent, der Lear hatte warnen wollen, wurde ebenso verbannt.

Friederike Wagner als Regan, Jenny Schily als Goneril, Foto: Thomas Rabsch