„Teufelswerk Tango“ – Hommage an Astor Piazzolla
2010, März 31.„Teufelswerk Tango“ – Hommage an Astor Piazzolla
Das Ensemble „Mi Loco Tango“ –
die Frankfurter Erben
von Renate Feyerbacher
„Immer nur Tango, Tango“, so hat Astor Piazzolla (1921 bis 1992) gestöhnt. Sein Vater hörte diese Musik immer wieder im wirtschaftlichen Exil – das war in New York Mitte der zwanziger Jahre. Der Vater hatte Heimweh nach Argentinien. Der junge Astor mochte den Tango nicht, viel lieber den Jazz und die Musik von Johann Sebastian Bach. Aber er lernte dem Vater zuliebe Bandoneon spielen. Dieses um 1846 erstmals gebaute Harmonikainstrument mit bis zu 200 Tönen wurde um 1900 zum Soloinstrument bei den klassischen Tangoensembles Argentiniens. Als der junge Piazzolla 18 Jahre alt war, kehrte die Familie nach Buenos Aires zurück. Da hörte er zum ersten Mal eine neuartige Tangomusik. Dieses Ereignis wurde zu einem Schlüsselerlebnis. Damals hatte der Tango allerdings keinen guten Ruf. Es war die Musik der einfachen Leute, die Upper Class mied sie. Tango wurde in Kaschemmen, Kneipen und Bordellen gespielt. Das tat auch Astor Piazzolla.
Dann lernte er den Komponisten klassischer Musik Alberto Ginastera (1916 bis 1983) kennen und studierte ab1940 bei ihm. Er orientierte sich neu. 1954 bekam er ein Stipendium in Paris und lernte bei der Komponistin, Dirigentin und Musikpädagogin Nadia Boulanger (1887 bis 1979), zu deren Schülerkreis Aaron Copland, Philip Glass oder Igor Markevitch gehörten. Piazzolla schämte sich, ihr zu sagen, dass er Tango – und vor allem wo er ihn – gespielt hatte. Beim Durchblättern von Piazzollas ersten Kompositionen findet Nadia Boulanger zwar Einflüsse grosser moderner Komponisten, aber keine eigene Handschrift. Er spielt schliesslich einen Tango und die Lehrmeisterin schnauzt ihn an: „Du Idiot! Merkst Du nicht, dass dies der echte Piazzolla ist, nicht jener andere? … Dein Tango ist die neue Musik und sie ist ehrlich“ (zitiert nach Eckhard Weber: „Astor Piazzolla – der Schöpfer des Tango Nuevo“).
Das Ensemble „Mi Loco Tango“; Foto: Markus Herrmann Weiterlesen