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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Februar, 2022

Preis der Literaturhäuser 2022 für Sasha Marianna Salzmann

2022, Februar 27.

Ein Preis zur rechten Zeit

In ihrem Roman Im Menschen muss alles herrlich sein, der im vergangenen Jahr auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis, auf der ORF-Bestenliste sowie auf Platz 1 der SWR-Bestenliste stand, erzählt Sasha Marianna Salzmann von Umbruchzeiten, von der „Fleischwolf-Zeit“ der Perestroika bis ins Deutschland der Gegenwart. Sie erzählt, wie Systeme zerfallen und Menschen vom Sog der Ereignisse mitgerissen werden. Dabei folgt sie vier Lebenswegen und spürt der unauflöslichen Verstrickung der Generationen nach, über Zeiten und Räume hinweg. Bildstark, voller Empathie und mit großer Intensität.

Sasha Marianna Salzmann bei den 50. Römerberggesprächen; Foto: Uwe Kammann

Kontrovers und Ergänzend: Briefwechsel Marina Zwetajewa und Boris Pasternak ganz aktuell

2022, Februar 25.

Salon kontrovers: Briefe – schreiben und lesen

Zwei große russische Dichter: Marina Zwetajewa und Boris Pasternak. Sie waren sich einige Male flüchtig in Moskau begegnet, ohne sich wirklich wahrzunehmen. Aber dann schrieb Pasternak im Juni 1922 an die nach Berlin emigrierte Marina Zwetajewa, von der kurz zuvor in Moskau neue Gedichte veröffentlicht waren. Mit seiner Ergriffenheit über Zwetajewas Poesie beginnt der Briefwechsel, erschienen im Wallstein Verlag, der über alle Entfernungen hinweg 14 Jahre andauerte.

Die Briefe ersetzten die persönlichen Gespräche über Dichtung, über Politik und sie wurden gleichzeitig Bestandteil ihrer literarischen Werke.Wie stellt sich die Kunst zur diktatorischen Gewalt? Kann ein Künstler unter dem stalinistischen Terror arbeiten und überleben, ohne sich zu verraten? Um diese Fragen rangen zwei große russische Dichter Boris Pasternak und Marina Zwetajewa in einem intensiven Briefwechsel über die Grenzen der europäischen Nationalstaaten hinweg ‒ gestern zu hören in einer Lesung aus dem Frankfurter Holzhausenschlösschen.

Holzhausenschlösschen-Chef Clemens Greve begrüßt das Zwiegespräch zwischen Marina Zwetjajewa (Paula Hans) und Boris Pasternak (Moritz Pliquet); Screenshot 

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Ai Weiwei: „1000 Jahre Freud und Leid“

2022, Februar 24.

Ergreifende Lebensgeschichte des Kunst-Stars und großen Provokateurs

Von Hans-Bernd Heier

Im April 2011 wird Ai Weiwei wegen Bedrohung der nationalen Sicherheit auf Beijings Flughafen verhaftet und 81 Tage ohne Rechtsbeistand verhört. Anschließend wird er für vier Jahre unter Hausarrest gestellt. Sein Vater Ai Qing, einer der berühmtesten chinesischen Dichter, hat ein ähnliches Schicksal und zermürbende Willkür des chinesischen Regimes erleben müssen. Er wurde zu einem tief gedemütigten Opfer der von Mao initiierten Kampagne gegen Rechtsabweichler und in Verbannung geschickt. Während Ai Weiweis unfreiwilliger Isolation kam ihm die Idee für dieses Buch, sein Lab und das und seines Vaters zu erzählen und die Erinnerungen für seinen Sohn Ai Lao, der gerade zwei Jahre geworden war, festzuhalten. In „1000 Jahre Freud und Leid – Erinnerungen“ schildert Ai Weiwei fesselnd und sachlich die berührende Familiengeschichte in dem autoritären China sowie seinen außerordentlichen künstlerischen Werdegang.

Ai Weiwei in Frankfurt 2019, Foto: Petra Kammann Weiterlesen

DAM-Architekturpreis 2022: Lob für Offenheit und Flexibilität

2022, Februar 22.

Die diesjährige Auswahl zeigt wieder eine große Vielfalt der Formen

Von Uwe Kammann

Wie sich der Lobestenor aus Jurymund doch ähneln kann. „Ein Projekt, das Gemeinschaft neu definiert und mit ihr eine Architektur, die sich selbstbewusst zurückhält und maximal auf die Bedürfnisse der Nutzer eingeht. Ein außergewöhnliches Beispiel für ein Wohnbauprojekt, in dem man das aktive Leben der Bewohner spürt und Gemeinschaft gestaltet wird.“ So liest sich Beispiel 1 im soliden Jahrbuch für Deutsche Architektur. Beispiel 2 geht so: „Veränderung ist eine Konstante des Lebens. Ob Wohnen oder Arbeiten, Wachsen oder Schrumpfen, Famiie oder WG, hier ist alles möglich. Ein mutiges und spannendes Experiment.“ Und Beispiel 3? „Aus der Architekturgeschichte wissen wir, neue Formen des Zusammenlebens bedingen immer auch neue Formen der Architektur“.

ARGE SUMMACUMFEMMER BÜRO JULIANE GREB , Genossenschaftliches Wohnhaus „San Riemo“, München; Foto: Florian Summa 

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Zum Achtzigsten der Filmemacherin Margarethe von Trotta

2022, Februar 18.

„In Deutschland geboren, in Europa sozialisiert, und in der Welt angekommen.“

Die Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Margarethe von Trotta feiert am 21. Februar ihren 80. Geburtstag, wozu ihr FeuilletonFrankfurt herzlich gratuliert. Seit den 70er Jahren gehört sie zu den großen deutschen Regisseurinnen, schrieb und inszenierte weit mehr als 20 Filme, darunter auch international gefeierte. In ihren Filmen stellt die Regisseurin mehrfach komplexe Frauenfiguren ins Zentrum. Damit gab sie auch großartigen Schauspielerinnen – wie etwa Barbara Sukowa – die Gelegenheit, die nicht immer einfachen Rollen mit Leben zu füllen. Etliche ihrer Filme erhielten bedeutende Preise, wie 2019 den Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises für „Hannah Arendt“, um die es u.a. in dem folgenden Gespräch mit Petra Kammann ging. In Frankfurt erhielt Trotta zuletzt 2018 den Theodor W. Adorno-Preis in der Paulskirche, wo der Film- und Fernsehproduzent Dr. Günter Rohrbach ihre persönliche als auch professionelle Vita in seiner Laudatio differenziert nachzeichnete.

Margarethe von Trotta bei der Verleihung des Theodor W. Adorno-Preises der Stadt Frankfurt in der Paulskirche, am 21.9.2018, Foto: Petra Kammann

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KRITISCHE HUGO VON HOFMANNSTHAL-AUSGABE ABGESCHLOSSEN

2022, Februar 17.

Ein Jahrhundertwerk, an dem länger als ein halbes Jahrhundert gearbeitet wurde

Es ist die umfangreichste Kritische Gesamtausgabe zu einem deutschsprachigen Autor des 20. Jahrhundert, die nach 55 Jahren editorischer Arbeit am 22. Februar 2022 nun abgeschlossen ist. Warum? Nur wenige Autoren der europäischen Moderne haben ein derart vielgestaltiges Werk hinterlassen wie Hugo von Hofmannsthal (1874 – 1929). Er schrieb Gedichte, Totentänze und Erzählungen, Lustspiele und Tragödien, Ballette, Pantomimen und Filmszenarien, die berühmten Opernlibretti für Richard Strauss (u.a. ‚Der Rosenkavalier‘, ‚Ariadne auf Naxos‘) sowie eine große Anzahl an Reden und Essays. Die Fülle literarischer Ausdrucksformen speiste sich aus einem beispiellosen Interesse am Experimentieren mit vorgefundenen Stoffen, am Erproben unterschiedlicher Gattungen und Sprechweisen. Rund 1.100 Werke und Werkpläne sind jetzt in 40 Bänden mit 28.500 Druckseiten dokumentiert…

Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, seit 2003 Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts/Frankfurter Goethemuseums; Foto: Petra Kammann

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Heinrich Breloer, Meister der ,Offenen Form‘, feiert seinen Achtzigsten

2022, Februar 15.

Der erfolgreiche Fernsehmacher ist ein Herr der Fragmente

Von Uwe Kammann

Das wird keiner, der dabei war, jemals vergessen: Armin Müller-Stahl greift 2002 auf der Marler Fernseh-Bühne des Grimme-Preises zur Geige, ein bezaubernder Moment zur Feier einer grandiosen Fernseharbeit. Der Schauspieler hatte darin den großen Romancier Thomas Mann verkörpert. „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“, so der programmatische Titel des Dreiteilers, der das Publikum und die Profikritiker bei der Ausstrahlung im Ersten Programm gleichermaßen begeisterte. Marcel Reich-Ranicki, sonst eher kein Fernsehfan, lobte die über 300 Filmminuten in überschwenglicher Manier gar als „nationales Ereignis“. Und noch heute ist die DVD-Aufnahme ein Glanzpunkt in den Vertriebskatalogen.

Regisseur Heinrich Breloer 2001, Foto: Petra Kammann

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Alexander Kluge: Der „Teilchenbeschleuniger“ des Kulturuniversums wird 90

2022, Februar 12.

Ein einzigartiger Sinn-Arbeiter

Von Uwe Kammann

Ein Tausendsassa? Nein, völlig falsch. Ein Zehntausendsassa, wenn nicht noch mehr. Alexander Kluge ist ein Intellektueller mit einer unglaublichen Anzahl von Facetten, egal in welcher seiner vielen Rollen: zu denen die des Autors, Filmemachers, Fernsehproduzenten, Medienpolitikers und Universaltheoretikers gehören. Immer zusammengefasst unter einem Obertitel: dem des Erzählers. Mit Frankfurt war und ist dieser in München lebende Großmeister aller Sinn-Arbeit in vielem verbunden, man denke nur an den frühen Film „Die Patriotin“ (1979), der das Westend als Spekulationssopfer zeigt, oder seine große Poetik-Vorlesung (2012) an der Goethe-Universität. Und man muss unbedingt die grundkritische Frankfurter Schule nennen, ein A und O seiner Denkwelt. Jetzt, am 14. Februar, wird Alexander Kluge 90 Jahre alt. Und wirkt jung wie eh und je. Ein einmaliges Phänomen in der Kulturgeschichte der Bundesrepublik.

Alexander Kluge, Filmemacher, Fernsehproduzent, Schriftsteller, Drehbuchautor, Philosoph und Rechtsanwalt; Foto: Petra Kammann Weiterlesen

WORTMELDUNGEN-Literaturpreis 2022 der Crespo Foundation: Präsentation der Shortlist im Literaturhaus Frankfurt

2022, Februar 11.

WORTMELDUNGEN – Der mit 35.000 Euro dotierte Literaturpreis für kritische Kurztexte wird jährlich von der Crespo Foundation ausgelobt und für herausragende literarische Kurztexte verliehen, die sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Die Autor:innen Valerie Fritsch, Joshua Groß, Volha Hapeyeva und Deniz Utlu, die für den WORTMELDUNGEN-Literaturpreis der Crespo Foundation nominiert sind, stellten sich gestern Abend im Literaturhaus Frankfurt dem Publikum vor.

Die Nominierten für den WORTMELDUNGEN-Literaturpreis der Crespo Foundation: Valerie Fritsch, Joshua Groß, Volha Hapeyeva und Deniz Utlu; Foto: Crespo Foundation

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„Wach bleiben“ – Eine Retrospektive von Maria Lassnig

2022, Februar 10.

„Wach bleiben“

Ausstellungen über Künstlerinnen sind im Trend. Die farbig schrillen Porträts der österreichischen Künstlerin Maria Lassning (1919–2014) sind oftmals radikal und verstörend. Sie und andere Arbeiten sind noch bis zum 5. Mai im Kunstmuseum Bonn zu erleben.

von Simone Hamm

Maria Lassnig zeigt ihren Körper ungeschönt, schonungslos. Auf dem Plakat zur Ausstellung ist das Bild „ Du und ich“ zu sehen. Die Künstlerin hat es gemalt, als sie 81 Jahre alt war. Sie ist nackt, hat die Beine gespreizt. In den Händen hält sie zwei Pistolen: Die eine hat sie an ihre Schläfe gesetzt, die andere zielt auf den Betrachter. Sie hat ihre großen, eisblauen Augen direkt auf ihn gerichtet.

Maria Lassnig, 3 Arten zu sein , 2004, Ursula Hauser Collection, Schweiz © Maria Lassnig Stiftung / VG Bild-Kunst, Bonn 2021 Foto: HV-studio, Brüssel

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