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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Juli, 2012

documenta 13 in Kassel (20)

2012, Juli 30.

Maria Loboda: In Preussischer Ordnung –
Vormarsch auf das Orangerieschloss


Nicht auf der documenta zu sehen, sondern im Historischen Museum Berlin: „Langer Kerl“ vom Preussischen Roten Leibbataillon, der Riesengarde Friedrich Wilhelms I., Grenadier Schwerid Rediwanoff, Gemälde von Johann Christof Merk (zugeschrieben), Potsdam 1718/19, Öl auf Leinwand, Foto: wuselig/wikimedia commons

Wäre da nicht eine gewisse Verbindung, ja Gemeinsamkeit, wenn man sie nebeneinander stellte: einen „Langen Kerl“ vom preussischen „Roten Leibbataillon“ und Maria Lobodas schlanke Zypresse in ihrem orangeroten Topf? Und welch eindrucksvollen Anblick böten erst recht 20 „Lange Kerls“, in Reihe und Glied aufgestellt, den 20 Zypressen der Künstlerin entsprechend? Weiterlesen

documenta 13 in Kassel (19)

2012, Juli 29.

Geoffrey Farmer: „Leaves of Grass
Zeit und Geschichte – vergänglich wie Gras …

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Alltägliche und seltsame Geschichten und Begebenheiten (4)

2012, Juli 27.

Geheimnisse
verraten von Horst Teichhofer

(mit freundlicher Genehmigung der Chefredaktion und Verlagsleitung von „Plözin – Die tapfere kleine Zeitschrift“, Text © -habust- )

In einer weltweit unbeachteten Nebennotiz im LOKUS 11/2003 hat Professer Dr. Niebeling bekannt gemacht, daß er das Trugschwein entdeckt hat. Nur, wie gesagt, niemand hat das gelesen, obwohl der LOKUS immerhin eine Druckauflage von fast einer Million hat.

Es war, lieber Leser, Dein Fehler, daß Du diese Nebennotiz übersehen hast. Den alten LOKUS hast Du ja längst weggeschmissen. Ganz so schlimm, daß Du Dich jetzt werweißwie grämen müßtest, ist es aber nun auch wieder nicht, denn hier sind die erstaunlichen Fakten. Plözin hat beinhart recherchiert und nach einigen Rückschlägen sogar mit Professer Niebeling persönlich sprechen können Weiterlesen

documenta 13 in Kassel (18)

2012, Juli 26.

Song Dong und sein Doing Nothing-Garten

Also – was ist das nun für ein Garten, in dem nichts zu tun ist oder der, anders übersetzt, nichts tut oder der das reine Nichtstun verkörpert?

Auf alle Fälle lüften wir ein weiteres Geheimnis aus den Anfängen unserer documenta-Berichte: Erinnern Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, noch an den etwas trostlos dreinschauenden Erdhügel auf der Karlswiese im Mai dieses Jahres? Er hat inzwischen sein Aussehen mächtig verändert in seinem grünen Pflanzenkleid, es darf auch ruhig einiges an Unkraut mit dabei sein. Übrigens – was heisst überhaupt „Un“Kraut? Was für eine Anmassung, einen Teil der Kräuter als „Un“Kräuter zu diskriminieren? Wer entscheidet denn darüber, was „Un“ ist und was nicht? Wir sind mitten in der Philosophie der diesjährigen documenta angekommen.

Nun besteht der rund sechs Meter hohe Hügel allerdings nur zu einem geringeren Teil aus Erde: Diese bedeckt nämlich einen grossen Haufen an Müll, Alltagsabfällen und Bauschutt, eigens für das Kunstwerk herangekarrt, gibt aber andererseits genug Raum und Nahrung für eine üppig wuchernde Vegetation. Was lehrt uns das? Vielleicht: aus Müll und Schutt kann doch noch etwas Gescheites werden, überlässt man es der Natur, sogar ganz von allein.

Man kann es aber auch anders sehen, wie Song Dong in einem Interwiew mit dem Hessischen Rundfunk bemerkte: „So sieht eben die Zukunft aus – aussen schön und innen verrottet. Wir sollten mal darüber nachdenken.“ Starke Worte.

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documenta 13 in Kassel (17)

2012, Juli 26.

Gustav Metzger: Verschwundenes

In der gestreckten, bogenförmigen Seitenlichthalle der Documenta-Halle stehen lange Reihen schräg geneigter, von beiden Seiten betrachtbarer Schauvitrinen, die einzelnen Vitrinenfelder sind jeweils mit weichen, lediglich im „Giebel“ der Vitrinen befestigten sandfarbenen Tüchern abgedeckt. Das Publikum kann (und soll) die Tücher anheben, beiseite schlagen und die darunter liegenden Zeichnungen betrachten. Wir beobachteten, dass nahezu alle Besucherinnen und Besucher die Tücher mit Sorgfalt, fast andächtig wieder glatt auf die Vitrinenverglasung auflegten. Weiterlesen

„Film noir“ im Deutschen Filmmuseum Frankfurt am Main

2012, Juli 23.

Text und Fotos: Renate Feyerbacher

Bis zum 14. Oktober 2012 ist die Sonderausstellung „Film noir“ (Schwarzer Film), verbunden mit einem Begleitprogramm, im Deutschen Filmmuseum zu sehen und zu erleben.

Hinter dem Begriff „Film noir“, den der französische Filmkritiker Nino Frank 1946 prägte, steckt im wahrsten Sinne des Wortes Düsternis. In den Filmen, die in den 1940er und 1950er Jahren in Hollywood produziert wurden, geht es um Schmuggel, Prostitution, Glücksspiel, Gangster, um zwielichtige Geschäfte, bei denen natürlich schöne Frauen nicht fehlen dürfen. Die engen, dunklen Strassen nächtlicher Grosstädte sind Schauplätze.

„Film noir war vor allem ein Stil. Er verband Realismus und Expressionismus, die Verwendung realer Schauplätze und kunstvolle Schattenspiele“, so interpretiert der amerikanische Regisseur Martin Scorsese 1995 diese Filmgattung (Pressetext Filmmuseum). Scorsese ist selbst ein Meister dieser Art. Mit Ausschnitten aus seinen Filmen „Taxi Driver“ (1976) und „Shutter Island“ (2010) ist er in der Ausstellung vertreten. Weiterlesen

Sommerausstellung 2012 des Frankfurter Künstlerclubs

2012, Juli 22.

EZB und Zoo

– so lautet das Motto der diesjährigen Sommerausstellung des Frankfurter Künstlerclubs im Nebbienschen Gartenhaus, vorgegeben vom Vorstand des Vereins. Jedes Mitglied konnte sich beteiligen, eine Auswahl unter den eingereichten Werken findet nicht statt. Es müssen nicht unbedingt neue Arbeiten sein. Alle Techniken sind erlaubt, aber es dominieren Malerei, Zeichnung, Collage und Digitaltechnik; lediglich eine einzige Skulptur kontrastiert das Angebot. Für die Dauer der Ausstellung findet eine Publikumsbewertung statt, jeder Besucher des Nebbienschen Gartenhauses – aufs Jahr gesehen sind dies insgesamt fast 10.000 – kann seine drei Lieblingsarbeiten auf einem Stimmzettel kennzeichnen und diesen an Ort und Stelle abgeben. Die Preisverleihung findet dann zur Weihnachtsfeier statt.

Nicht unerwartet griff die Mehrzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Thema Zoo auf. Und ebenso erwartungsgemäss finden sich unter diesen Werken zahlreiche mehr oder weniger naturalistische Tierporträts. Zum Thema Europäische Zentralbank EZB kann man Arbeiten vorwiegend zur Architektur (auch des künftigen Gebäudes der Bank im Osten der Innenstadt) betrachten.

Die folgende kleine Auswahl ist – wie stets – subjektiv und „ungerecht“ und greift aus der grossen Zahl der Exponate einige Arbeiten auf, die uns in besonderer Weise reflektiert und/oder originell erscheinen, beginnen wir mit der EZB:

Klaus Gajus Gorsler, EZBarometer (Rettungsschirme), Collage Weiterlesen

documenta 13 in Kassel (16)

2012, Juli 21.

Yan Lei: 377 Gemälde

Wohin mit all den Gemälden, die in den zurückliegenden Jahrhunderten gemalt wurden und die fortlaufend Tag für Tag gemalt werden? Die Ausstellungssäle und Depots der – wir wissen nicht wievielen – Museen und Galerien in aller Welt sind randvoll. Vielleicht 70 bis 80 Prozent oder mehr noch der Gemälde lagern, von wenigen Schaudepots abgesehen für das Publikum unzugänglich, in diesen Depots. Tagtäglich mögen weltweit Hunderte, vielleicht Tausende an ernst gemeinten und auch durchaus ernst zu nehmenden Gemälden dazukommen. Käufer kaufen sie nicht, Museen nehmen sie nicht, Künstlerinnen und Künstler behalten sie vermutlich, stapeln sie hintereinander, übereinander.

Der chinesische Künstler Yan Lei packt in seinem Werk „Limited Art Project“ das grosse Kabinett 3 der Documenta-Halle mit sage und schreibe 377 (oder nur 360?) Gemälden voll, sämlich Öl oder Acryl auf Leinwand. Was nicht mehr an den Wänden angebracht werden kann, hängt von der Decke herab, rückseitig sind dann Keilrahmen und Leinwand sichtbar, oder es ist in Rollregalen untergebracht, das Publikum kann die Schübe nach Belieben aus- und wieder einfahren.

Eine Persiflage auf die eingangs beschriebene Situation, auf eine „Überproduktion“ an Malerei, auf überbordende, auf engem Raum zusammengepferchte Sammlungen?

Es verhält sich so: Yan Lei „surfte“ immer wieder im Internet, in der nicht endenden und von niemandem mehr überschaubaren oder gar nachzählbaren Flut von Abbildungen. Ganz spontan, Lust und Laune folgend, hielt er bei einem bestimmten Bild an und malte es an einem Tag auf Leinwand. Jeden Tag ein Bild, 360 Stück, entsprechend den 360 Tagen des chinesischen Kalenders.  Die Differenz zum Titel „377 Gemälde“ wissen wir nicht zu erklären, sie mag jedoch der künstlerischen Absicht entsprechen. An Ort und Stelle nachzählen wollten wir, versteht sich, nicht.

Jeden Tag ein Gemälde: Es ist ein Innehalten, ein vorübergehendes Verweilen im Strom der Massenmedien. Und es ist eine Art von Tagebuch in Gestalt von kalendarisch gefertigten Gemälden, das der Künstler nun zur documenta nach Kassel gebracht hat.

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Alltägliche und seltsame Geschichten und Begebenheiten (3)

2012, Juli 20.

Professor Niebling und die Folgen

von -habust-

Letzten Mai hatte er endgültig die Schnauze gestrichen voll. Lange war er eigentlich noch nicht Professor, aber irgendwie kotzte es ihn derartig an, daß ihm eins schlagartig klar wurde: Noch zwei, drei Jahre dieser verfluchte Streß, und er würde als Wrack im Straßengraben enden.

Wollte Niebling das? Er wollte es nicht. Weiterlesen

Barbara Fuentes-Jelinek: „Zwischennutzung“

2012, Juli 18.

Welcome zur „Zwischennutzung“ in der Frankfurter Kaiserpassage, bei den Zeichnungen von Barbara Fuentes-Jelinek! Weiterlesen