Von Erhard Metz
In der Sammlung des Museums für Moderne Kunst Frankfurt am Main befindet sich eine Arbeit von Jens Risch „Seidenstück I“: Zwischen Oktober 2000 und November 2004 versah der fleissige Künstler einen 1000 Meter langen weissen Seidenzwirn mit dicht aneinandergereihten Knoten, so dass der Faden nach dem ersten Durchgang noch 233 Meter, nach den folgenden noch fünf Durchknotungen 58 m, 12,30 m, 3,35 m sowie 0,85 m mass. Am Ende bildete der Seidenzwirn ein kleines schwamm- oder korallenartiges Gebilde mit Abmessungen von rund 7 mal 7 mal 8 cm.
Szenenwechsel, „pool31“: Viel, sehr viel akribische Arbeit hat sich auch die Frankfurter Künstlerin Corinna Krebber bereitet, als sie eine phantastisch anmutende Idee ins (Kunst)Werk umsetzte: Krebber schnitt Textpassagen aus Werken von Spinoza, Kant und Heidegger zum Erkenntnisbegriff in fliessender Schönschrift aus Papier aus und bildete aus diesen Ausschnitten lange, feine Papier- respektive Textschlangen, die Künstlerin schätzt sie auf eine Länge von vielleicht 80 Metern, uns scheint, es könnten angesichts der Textmenge auch etwas mehr sein.
Im Zuge der Schnittarbeit entstanden neben den Papier-, will sagen Textschlangen, wir könnten sie vielleicht als „Positive“ bezeichnen, die ausgeschnitten zurückgelassenen Papierstreifen als „Negative“. In der Ausstellung hängen – und „stehen“ – diese Objekte in einem räumlichen und inhaltlichen Kontext: die „Negative“ als Wandskulpturen, die „Positive“ als von der Decke herabhängende, miteinander verflochtene Papierschnüre, die eine etwa zwei Meter hohe luftig-filigrane Konstruktion bilden. Weiterlesen