Alle Artikel zu KultTouren
2024, Februar 19.
Furchterregend, zeitgenössisch und zwielichtig
Von Petra Kammann
„Das Cabinet des Dr. Caligari“ von Robert Wiene gilt als ein Meilenstein der Filmgeschichte. Als dieser erste Psychothriller 1920 uraufgeführt wurde, geschah dies ohne Originalmusik. Kurze Zeit später erschien der Film mit einer Musik von Giuseppe Becce, der als virtuoser Komponist und Arrangeur bekannt war. Der expressionistische Schwarz-Weiß-Film mit den Kulissen im Stil des Malers Alfred Kubin galt lange Zeit als verschollen und zerstört. Eine Filmrolle wurde vor 10 Jahren dann aufwändig von der Fritz Murnau-Stiftung in Wiesbaden digital in einer 4K-Fassung restauriert. Im Rahmen der Reihe Film und Musik hatte die Alte Oper Frankfurt dem Ex-Kraftwerk-Musiker und Techno-Pionier Karl Bartos eine komplette Neuvertonung mit den Mitteln der Elektronik in Auftrag gegeben. Im Großen Saal der Alten Oper steuerte Bartos nun bei der Uraufführung höchst persönlich punktgenau und synchron Klänge zu den bewegten und bewegenden Bildern des Filmes auf einer Großleinwand. Sein Sound-Designer Mathias Black arrangierte die Klangregie. Herauskam ein so intensives wie unvergessliches audio-visuelles Erlebnis!
Uraufführung mit dem Komponisten Karl Bartos und Sounddesigner Mathias Black im Großen Saal der Alten Oper, Foto: Wange Bergmann
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2023, Dezember 7.
Gelebte Literaturgeschichte in Fotografien und Anekdoten
Von Petra Kammann
Der 80. Geburtstag des Verlegers und Literaten Michael Krüger am 9. Dezember 2023 war Anlass für den Bildband „Männer, die Rosen schneiden und andere Literaturgeschichten zu Fotografien“ von Isolde Ohlbaum (Schirmer Mosel). Die renommierte Münchner Foto-Künstlerin hat fast ein halbes Jahrhundert lang Krügers Betreuung der Dichter und Dichterinnen sowohl bei literarischen Veranstaltungen und Preisverleihungen wie auch im privaten Kreis fotografisch festgehalten. Rund 140 Aufnahmen von Isolde Ohlbaum bringen uns in dem gelungen gestalteten Band spezielle Züge der Autoren und Autorinnen näher. Die dafür eigens geschriebenen literarischen Miniaturen lieferte Michael Krüger selbst.
Bazon Brock und Michael Krüger auf dem Mont Ventoux beim ersten Petrarca-Preis © 2023 Isolde Ohlbaum / courtesy Schirmer/Mosel
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2023, November 29.
Zurück in Frankfurt. Sie ist wieder da: Holbeins Schutzmantelmadonna
Von Hans-Bernd Heier
Die Malerei der Renaissance – was so viel wie „Wiedergeburt“ bedeutet – ist eine Zeitwende in der Geschichte der Kunst. Eine Kunstrichtung, die in Italien ihren Anfang nahm, entwickelte sich im Norden Europas mit den Wegbereitern Hans Holbein dem Älteren und Hans Burgkmair dem Älteren zu etwas völlig Neuem. Das Städel Museum bietet in der grandiosen Schau „Holbein und die Renaissance im Norden“ (1. Einblick) einen hervorragenden Überblick über die Anfänge der Renaissancemalerei nördlich der Alpen.
Hans Holbein d. Ä., Bildnis eines Angehörigen der Augsburger Familie Weiss, 1522; Frankfurt a. M, Städel Museum
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2023, November 1.
Wiedersehen mit der Holbein-Madonna, und das in bester Gesellschaft
Man gehe über den Holbein-Steg in Richtung Städel Museum, das nun nach aufwendiger Restaurierung ohne Gerüst wieder in voller Pracht am Schaumainkai steht. Im Inneren des Frankfurter Schatzkästchens Städel ist ab dem 2. November 2023 und bis zum 18. Februar 2024 nach mehr als 10 Jahren das berühmte Gemälde Die Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen (1526–1528) von Hans Holbein dem Jüngeren wieder zu sehen und zwar in einer großartigen Ausstellung „Holbein und die Renaissance im Norden“. Eine faszinierende Schau, für die man sich etwas Zeit nehmen sollte. Man kommt auf der künstlerischen Reise zwischen Augsburg, Antwerpen und Venedig aus dem Staunen nicht heraus …
Die berühmte „Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen“ Hans Holbeins d. J. – eine Leihgabe aus der Sammlung Würth – ist nach mehr als zehn Jahren wieder in Frankfurt zu sehen. Ausstellungsansicht „Holbein und die Renaissance im Norden“, Foto: Städel Museum – Norbert Miguletz
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2023, Oktober 29.
Feininger revisited.
Sprünge, Rückgriffe und eine große Kontinuität zwischen deutscher Romantik, Bauhaus und Amerika
Von Petra Kammann
Eigentlich glaubten wir Lyonel Feininger längst zu kennen, gehört er doch mit seinen prismatisch aufgelösten Architekturdarstellungen zu den bekanntesten Vertretern der „Klassischen Moderne“ in Deutschland und zählte zu den Vorreitern des Bauhauses, während seine Werke schon bald als „entartet“ verfemt wurden. Nun werden 160 Werke aus verschiedenen Schaffensperioden dieses so vielseitig begabten Künstlers in der Schirn präsentiert, u.a. mit selten gesehenen Hauptwerken wie Die Radfahrer (Radrennen) (1912), das Selbstbildnis (1915), Zirchow VII (1918), Gelmeroda XIII (1936) oder Manhattan I (1940). Aber auch weniger bekannte Arbeiten wie die Karikaturen, die erst vor einigen Jahren wiederentdeckten Fotografien des Künstlers oder das Kinderspielzeug aus seiner Hand kann man nun in der faszinierenden Schirn-Schau entdecken.
Feininger-Enkel Conrad Feininger mit der Schirn-Kuratorin Dr. Ingrid Pfeiffer vor dem Selbstporträt des Großvaters Lyonel, Foto: Petra Kammann
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2023, Oktober 1.
Holzschnitte als Sprachrohr gegen soziale Missstände
Von Hans-Bernd Heier
Der deutsche Grafiker und Holzschneider HAP Grieshaber revolutionierte die Technik des Holzschnitts im Deutschland der Nachkriegszeit. Seine großformatigen Arbeiten in abstrahiertem, jedoch figurativem Duktus thematisieren essentielle Fragestellungen unserer Gesellschaft, die bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben – von Naturschutz bis hin zu sozialer Gerechtigkeit. In der sehenswerten Sonderausstellung „HAP Grieshaber — FORM|SPRACHE“ versammelt das Museum Wiesbaden über 70 Grafiken des umfassenden Œuvres Grieshabers.
Ausstellungsansicht; Foto: Museum Wiesbaden/Christoph Boeckheler
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2023, September 18.
Getanzte Selbstermächtung: das bunte und zugleich verstörende Leben in Hillbrow, Johannesburg
Sie tragen silberne Kleider und rote Schuluniformen, blonde Perücken. Sie laufen über den Catwalk in Batik-T-Shirts und pompösen Abendroben. Sie zeigen Spaß und Lust und dann wieder den schieren Horror. Die jungen Tänzer und Tänzerinnen kommen aus Hillbrow, einem einst sehr angesagten, mittlerweile aber ziemlich gefährlichen Stadtteil im südafrikanischen Johannesburg, in dem die Armen wohnen. Die Hillbrower auf der Ruhrtriennale zeigen ihren Stadtteil, wie sie ihn sehen. Extrem, verstörend, aber auch bunt und prall und schön.
The Visitors, Constanza Macras / Dorky Park © Ursula Kaufmann / Ruhrtriennale 2023
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2023, August 12.
Die renommierte Publizistin Isabelle Bourgeois über das Nachbarland Frankreich unter vielfältigen Vorzeichen
Von Uwe Kammann
Vor kurzem berichtete die FAZ im Lokalteil – mit einiger Sorge oder mit nüchternem Tenor? –, dass der Finanzplatz Frankfurt in allen Belangen von Paris überholt worden sei, ganz anders als nach dem Brexit vorhergesagt. In französischen Zeitungen wie „Le Monde“ ist zuletzt – nicht ohne Genugtuung, Stolz oder gar Häme? – hervorgehoben worden, dass die französische Wirtschaft der globalen Krisensituation trotze, dass sie standhalte und sogar leicht wachse.
Blick auf das Centre Pompidou – Paris vereint Tradition und Moderne, Foto: Petra Kammann
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KultTouren, Kultur und Gesellschaft | Kommentare deaktiviert für „Frankreich entschlüsseln“: ein Standardwerk zum Verständnis
2023, August 11.
Visionen unseres Naturerbes
Impressionen von Petra Kammann
2004 eröffnete Yves Rochers Sohn Jacques Rocher in seinem Heimatdorf La Gacilly ein Festival für Fotografen wie Franck Horvat, Arnaud Baumann, Sanna Kannisto und andere talentierte Foto-Pioniere, die lediglich die Schönheit der Natur zeigen wollten. 20 Jahre später ist die Natur bedrohter denn je. Allüberal in La Gacilly hängen diesmal großformatige Fotografien von zeitgenössischen Fotografen wie Beth Moon, Luca Locatelli, Nazli Abbaspour oder Lucas Lenci, die sich mit dem Thema „La nature en Héritage“ beschäftigen. Teils erleben wir die Bilder in freier dschungelhafter Natur, teils in einer verlassenen Autowerkstätte, teils an den graugranitenen Fassaden der Häuser. Die Plein Air-Schau ist noch bis zum 1. Oktober für jedermann und jedefrau frei zugängig.
Wunsch nach Schutz und Erhaltung. Ein Stillleben mit der Welt der Vögel meditierend, Foto: Petra Kammann
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Bildende Künste, Bildung · Pisa von innen, Fotografie · Video · Film, KultTouren, Kultur Reisen, Kultur und Gesellschaft, Landschaften, Reisen & Lebensart, Trends und Tendenzen | Kommentare deaktiviert für Wider den bedrohten Garten Eden – 20 Jahre Fotofestival La Gacilly in der Bretagne
2023, August 5.
Der Geschmack von Glück auf Erden
Von Petra Kammann
Der Luberon, die zwischen Alpen und Mittelmeer gelegene vielgestaltige Region im Süden Frankreichs, bietet unterschiedlichste Sinneseindrücke. Hier reiht sich ein charmantes Dörfchen ans andere, zum Beispiel: Lourmarin, mit seinem malerischen Markt oder seinem Renaissanceschloss. Auf dem dortigen Friedhof befindet sich das Grab des Schriftstellers Albert Camus. Und ganz in der Nähe, in Cadenet, bittet in der Auberge de la Fenière die Sterneköchin Nadia Sammut glutenfrei zu Tisch. In Ménerbes wiederum lebte in einem majestätischen Stadtpalais aus dem 18. Jahrhundert Dora Maar, die surrealistische Fotografin und einstige Muse Picassos, zurückgezogen und einsam, während in einer bestens restaurierten und modernisierten Bastide bei Gordes, in Joucas, Sternekoch Xavier Matthieu alte provenzalische Gerichte ganz neu interpretiert ….
Typisch provenzalische Vegetation: der Vorgarten des Schlosses von Lourmarin, Foto: Petra Kammann
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Bildende Künste, Bildung · Pisa von innen, KultTouren, Kunst Orte, Landschaften, Musik | Kommentare deaktiviert für Der Luberon und seine Dörfer voller Charme