Von Erhard Metz
Ein „lebendiges“ Museum muss darauf bedacht sein, seine Sammlung nicht nur zu pflegen, sondern auch in sinnvoller Weise zu erweitern und auszubauen. Da sich die öffentlichen Haushalte von der unterstützenden Finanzierung derartiger Aktivitäten (wir sprechen hier primär von Museen namentlich in öffentlicher oder gemeinnütziger Trägerschaft, das Städel Museum hingegen ist ein öffentliches Museum in gemeinnütziger, privater Trägerschaft) weitestgehend zurückgezogen haben, sind diese Häuser mehr oder weniger allein auf Mäzenatentum, Vermächtnisse, Schenkungen oder Spenden angewiesen. Beim Städel Museum sind hier Sponsoren und Partnerschaften, aber auch das „Städelkomitee 21. Jahrhundert“ zu nennen, das mit substantiellen jährlichen Spenden gezielt den Ankauf zeitgenössischer Kunst fördert, und nicht zuletzt der Städelsche Museums-Verein, dem mittlerweile über 7600 Kunstfreunde angehören.
Im vergangenen Jahr konnten sich nun das Frankfurter Städel Museum und seine Besucher über eine Reihe wichtiger Neuerwerbe und Schenkungen freuen. Zwei markante Gemälde möchten wir hier herausgreifen; über den auf einer grosszügigen Spende beruhenden Erwerb der Skulptur “Aetas Aurea” von Medardo Rosso hatten wir bereits berichtet.
Im Dezember vergangenen Jahres bescherte die Frankfurter Mäzenin, Gründerin einer nach ihr benannten Stiftung und langjährige Förderin des Städel, Dagmar Westberg, aus Anlass ihres 100. Geburtstags der Sammlung Alter Meister des Museums einen der wichtigsten Neuzugänge des letzten Jahrzehnts: eine grossformatige Leinwand mit dem Bildnis „Der Heilige Jakobus der Ältere“ des spanischen Malers Jusepe de Ribera (1591-1652). Das kostbare und kunsthistorisch bedeutsame Werk hat inzwischen seinen Platz im „grossen Italiener-Saal“ gefunden.
„Seit nunmehr fast 200 Jahren lebt das Städel Museum vom Engagement einzelner Bürgerinnen und Bürger. Dieser Traditionslinie folgend ist Dagmar Westberg ein leuchtendes Vorbild und eine in jeder Hinsicht herausragende Persönlichkeit, der wir zu grösstem Dank verpflichtet sind. Ihre Schenkung des ‚Heiligen Jakobus des Älteren‘ von Ribera kann ohne Zweifel als Meilenstein in der langen Sammlungsgeschichte des Hauses angesehen werden. Ein schöneres Geschenk – zumal aus dem besonderen Anlass ihres 100. Geburtstages – hätten wir uns nicht träumen lassen können. Wir sind glücklich und stolz, dass Frau Westberg ihren Ehrentag im und mit dem Städel feiert“, schrieb jetzt im Dezember Städel-Direktor Max Hollein. Und Bastian Eclercy, Sammlungsleiter für italienische, französische und spanische Malerei vor 1800, fügte hinzu: „Mit Riberas Jakobus ist ein herausragendes Beispiel der frühen Caravaggio-Rezeption in die Sammlung gelangt, das einen eindrucksvollen Akzent im grossen Italiener-Saal setzt. Ein Bild, vor dem man stehenbleibt.“
Jusepe de Ribera (1591–1652), Der Heilige Jakobus der Ältere (um 1615/16), Öl auf Leinwand, 133,1 x 99,1 cm, Städel Museum; Foto: Städel Museum
Jusepe de Ribera wurde 1591 in Játiva geboren, zog aber als Maler bald nach Italien, wo er in Rom, Parma und Modena die Malerei der italienischen Meister studierte und sich in Neapel niederliess, wo er 1652 auch verstarb. Sein Vorbild wurde Caravaggio (1571-1610), ein Meister des italienischen Naturalismus und des Chiaroscuro, der Hell-Dunkel-Malerei. Weiterlesen