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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Januar, 2018

Wahlprüfsteine „Bildende Künstlerinnen und Künstler“ im Ausstellungsraum Eulengasse (2)

2018, Januar 31.

Von Erhard Metz

40 Sitz- und noch einmal gefühlte 40 oder mehr Stehplätze, die räumlichen Kapazitäten so restlos erschöpft wie die Raumluft, denn es wurde wie erwartet „gemütlich warm“ im Ausstellungsraum Eulengasse, und zur allgemeinen Erwärmung trugen auch die engagiert vorgetragenen Diskussionsbeiträge der eingeladenen Künstlerinnen und Künstler und sonstigen Personen aus dem Kreis der Kulturschaffenden bei. Es ging, um dies in Erinnerung zu rufen, um den Stand sowie den Stellenwert der freien, nicht institutionellen Kunstszene vor allem in der Stadt Frankfurt – im Vorfeld der bekanntlich für Ende Februar bzw. Anfang März (Stichwahl) anstehenden Wahl des Oberbürgermeisters. Dazu sollten „Wahlprüfsteine“ erarbeitet werden, zu denen sich die zur Wahl kandidierenden Persönlichkeiten äußern sollten.

(v.l.) Hanneke Heinemann, Felicia Herrschaft, Oberbürgermeister Peter Feldmann, Nargess Eskandari-Grünberg, Janine Wissler und Harald Etzemüller; Foto: Erhard Metz Weiterlesen

„Wir brauchen eine zweite Aufklärung.“ – Ein Gespräch mit der Frankfurter Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig

2018, Januar 29.

Für das FeuilletonFrankfurt traf Petra Kammann die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt Dr. Ina Hartwig zu einem Gespräch.

Petra Kammann: Sie waren in kurzer Zeit mit dem Fortgang starker Kulturpersönlichkeiten konfrontiert: Der erfolgreiche Städeldirektor Hollein ging nach Kalifornien, die renommierte Susanne Gaensheimer vom MMK verließ Frankfurt in Richtung Düsseldorf, Claudia Dillmann vom Deutschen Filmmuseum trat früher als erwartet in den Ruhestand, und Prof. Dr. Niekisch schied nach fast zehn Jahren an der Zoospitze aus seinem Amt aus – lauter Abgänge von Schwergewichten.

Ina Hartwig: Holleins Weggang fiel noch in die Amtszeit meines Vorgängers. Aber Sie haben recht, er war ein sehr starker Städel-Direktor. Über die Berufung seines Nachfolgers, des von mir sehr geschätzten Philipp Demandt, habe nicht ich befunden, sondern die Städel-Administration, denn das Städelsche Kunstinstitut ist nicht städtisch. Generell gesagt, ist es mir glücklicherweise gelungen, exzellente Neubesetzungen durchzuführen und Persönlichkeiten mit großer Expertise, Kraft und Ausstrahlung, die zudem weltweit vernetzt sind, nach Frankfurt zu holen. Ich habe mit Susanne Pfeffer für das MMK, Dr. Wolfgang David für das Archäologische Museum, Ellen M. Harrington aus Los Angeles für das Deutsche Filmmuseum und den Spanier Dr. Miguel Casares als neuen Leiter für den Zoo Frankfurt großartige Direktorinnen und Direktoren gewonnen. Damit haben wir einen Generationenwechsel eingeleitet, und ich bin nun sehr gespannt auf neue Ideen und Impulse.

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Götter der Etrusker – Ausstellung im Archäologischen Museum Frankfurt

2018, Januar 28.

Zwischen Himmel und Unterwelt

Text und Fotos von Renate Feyerbacher

Die letzte Etrusker-Ausstellung in Frankfurt liegt fast 30 Jahre zurück. Noch länger zurück liegt mein Besuch in dem einst etruskischen Ort Velathri, heute Volterra. Ich kann mich noch gut erinnern an den „Abendschatten“ im Museo Etrusco Guarnacci, der mich begeistert hatte. Dieses Museum, das Museo Archeologico Nazionale in Florenz und andere italienische Museen haben nun Prachtstücke für die Frankfurter Ausstellung zur Verfügung gestellt. Und auch das Frankfurter Haus zeigt erstmals seine etruskischen Schätze. Eine kleine, aber sehenswerte Ausstellung, die noch  bis zum  4. Februar geht.

Gorgonenkopfantefix aus Capua – Terrakotta 6. Jh. v. Chr. in Frankfurt

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Galerie Perpétuel zeigt: „Städelschule: 200 Jahre – 200 Künstler“ (Folge 4)

2018, Januar 27.

Von Erhard Metz

Mit dieser Folge und damit der Abbildung von insgesamt über 20 Werken beenden wir unsere Schau auf die einzigartige, in ganz hohem Maße sehenswerte Ausstellung in der Frankfurter Galerie Perpétuel. Deren Inhaber Milorad Prentovic konnte die Galerie aus persönlichen Gründen bislang leider nicht in dem gewünschten Umfang öffnen, weshalb die Ausstellung um zwei Wochen verlängert werden soll. Gleichwohl bleibt es bei dem festgelegten Termin einer, nun sozusagen vorgezogenen, Finissage am kommenden Donnerstag, 1. Februar 2018, zu der eine größere Zahl der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler erwartet wird – allesamt ehemalige Studierende bzw. Lehrende der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – eben jener weltbekannten Städelschule.

Wie bereits an früherer Stelle erläutert werden die Werke hier, wie in der Ausstellung selbst, ohne Titel und Angaben zum Format und der Arbeitstechnik gezeigt. Ein großer Teil der Exponate ist käuflich erwerbbar, ferner umfaßt die Schau eine Reihe von Leihgaben, die insoweit nicht für einen Kauf zur Verfügung stehen.

Ein traum- wie zauberhaftes Interieur sehen wir von Piotr Jendrassek. Das Sehnsuchts- und Geheimnisvolle, das sich mit Fenster- und Türenbildern verbindet, setzt der Maler – mit dem luftig-leichten wie dennoch den Blick in die Außenwelt verwehrenden Vorhang und den zarten, wiederum in die Ferne weisenden Blautönen – in einer besonders sinnlichen Weise um.

Piotr Jendrassek Weiterlesen

„Enrico“ von Manfred Trojahn in der Oper Frankfurt

2018, Januar 25.

Jeder macht sich seine äußere und innere Maske selbst zurecht

von Renate Feyerbacher

Fotos: Barbara Aumüller / Oper Frankfurt

Die Dramatische Komödie in neun Szenen von Manfred Trojahn (*1949), die vor siebzehn Jahren in Schwetzingen uraufgeführt wurde, hatte im Bockenheimer Depot eine wahnwitzige, virtuose Frankfurter Erstaufführung. Es begeistert, dass Intendant Bernd Loebe das Haus immer wieder für moderne Werke öffnet. „Enrico“ ist ein Juwel der Avantgarde-Musik.

Juanita Lascarro (Marchesa Matilda Spina; vorne links), Holger Falk (Enrico; vorne rechts), Sebastian Geyer (Barone Tito Belcredi; Mitte hinten) sowie im Hintergrund Peter Marsh (Landolfo), Samuel Levine (Bertoldo), Björn Bürger (Arialdo)

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Verleihung der Schülerpreise 2018 der Deutsch-Französischen Gesellschaft Frankfurt

2018, Januar 24.

CHARLEMAGNE und die gelebte deutsch-französische Freundschaft im Frankfurter Römer 

Von Petra Kammann

 

Im festlichen Rahmen des Kaisersaals verleiht seit 2011 alljährlich die Deutsch-Französische Gesellschaft Frankfurt (DFG) unter Mitwirkung des staatlichen Schulamts den besten Französischschülern den DFG-Preis. Anlass dafür ist der am 22. Januar 1963 beschlossene Élysée-Vertrag, in dem Konrad Adenauer und Charles de Gaulle den Grundstein für die anhaltende deutsch-französische Freundschaft besiegelten. 55 Jahre später war in diesem Jahr die Atmosphäre zur Verleihung des Schülerpreises im Frankfurter Römer eine ganz besondere. Es war der Ton, der die Musik machte. Dafür waren nicht allein die Finalisten des Wettbewerbes aus den Grund- und Leistungskursen Französisch aus 20 Schulen Frankfurts und der Umgebung verantwortlich, welche durch ihre lebendigen Beiträge anschaulich machten, dass diese besondere Freundschaft weiter Bestand hat und stetig vertieft wird, sondern auch das gesamte Arrangement der Veranstaltung.

Das Blechbläserquintett der Frankfurter Bläserschule variierte den Kanon „Frère Jacques“ mal laut, mal leise, mal schnell, mal langsam 

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Wahlprüfsteine „Bildende Künstlerinnen und Künstler“ im Ausstellungsraum Eulengasse

2018, Januar 24.

Von Erhard Metz

Das ist doch keine Kunst, oder? – das könnte sich ein Kunstsuchender in der Tat so manches Mal fragen, aber das ist ein anderes Thema und rechtfertigte eine eigene Artikelserie. Zur in Frankfurt am Main im Februar bzw. März 2018 (Stichwahl) anstehenden Oberbürgermeisterwahl hat sich der agile „EULENGASSE Verein zur Förderung zeitgenössischer Kunst und Kultur e.V.“ etwas besonderes einfallen lassen und sich dabei sehr viel – hoffentlich nicht zu viel – vorgenommen. Am kommenden Sonntag, 28. Januar 2018, 16.00 Uhr, veranstaltet er in seinem „Ausstellungsraum Eulengasse“ ein wahrliches Wahlkampfspektakel: Unter dem Motto „Das ist doch keine Kunst, oder?“ rollen Frankfurter bildende Künstlerinnen und Künstler Wahlprüfsteine vor die Füße einiger OB-Kandidatinnen und -Kandidaten. Es verspricht höchst spannend zu werden!

Bildnachweis: © Eulengasse e.V. Weiterlesen

„Ungebautes Frankfurt. Die Stadt, die nicht sein sollte“ – Ein aufregendes Buch

2018, Januar 23.

Nicht sichtbar, aber lehrreich

Bunt, bunter, am buntesten: Jährlich gibt es eine Fülle von neuen Büchern über Frankfurt am Main. Selten mischt sich ein strenges Schwarz-Weiß in das Kaleidoskop der Stadtschilderungen, in der Regel geht es um touristische Spaziergänge zwischen Sachsenhausen-Kleinidylle und Hochaus-Imposanz, dazwischen wird Historisches heimgesucht. Wirklich Lesenswertes ist selten darunter, systematisch Einordnendes zur Stadtentwicklung macht sich noch rarer.

Von Uwe Kammann

Noch im Werden: der Eingang zur neuen Altstadt, Foto: Uwe Kammann

Zwei solcher Werke liegen nun einige Zeit zurück. Der eine – „Maßstabssprung. Die Zukunft von Frankfurt am Main“, eine von Christian Niethammer und Wilfried Wang herausgegebene Sammelpublikation, reich an Blickwinkeln, Details und Bauzeichnungen – sogar schon 20 Jahre. Das andere – „Architekturstadt Frankfurt. Wegweisende Bauten. Aktuelle Tendenzen“ von Dieter Bartetzko – knapp vier Jahre, bestechend durch Kenntnis der lokalen Baugeschichte, kluge Bewertungen der Entwicklung und hohe Anschaulichkeit der Fotos. Lesenswert sind beide Bücher immer noch im hohen Maße

Jetzt ist gerade ein Band erschienen, der einen ganz anderen Weg geht. Er zeigt und beschreibt unter dem Titel „Ungebautes Frankfurt“ jene Projekte, die oft hochfliegend in Angriff genommen wurden, doch nie ausgeführt worden sind. So dass sie, ganz nach dem Untertitel „Die Stadt, die nicht sein sollte“, nur als Pläne überlebt haben, in Zeichnungen und Modellen. Um den Werdegang des von einigen Gewollten, von anderen (oder den Zeitumständen) Verhinderten zu beschreiben und erklärend einzuordnen, hat der Autor, Matthias Alexander, mit spürbarer Akribie in Archiven geforscht, dabei vieles herausgefunden, was heute oft erstaunlich anmutet (wobei manche Details wegen fehlender Dokumente nicht ans Licht kamen).

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Der Élysée-Vertrag und die 55-jährige deutsch-französische Freundschaft

2018, Januar 22.

Die Freundschaft beglaubigen und auf neue Beine stellen

von Petra Kammann

← Das französische Generalkonsulat in Frankfurt mit den beiden Landesfahnen

 

Am 22. Januar 2018 sind an der Zeppelinallee im französischen Generalkonsulat die französische und die deutsche Landesfahne gehisst worden. Eine Reminiszenz: Denn vor genau 55 Jahren, am 22. Januar 1963, wurde vom damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem französischen Präsidenten Charles de Gaulle der folgenreiche Élysée-Vertrag unterzeichnet, welcher die Freundschaft der einstigen „Erbfeinde“ besiegelte.

Der Enthusiasmus über die neue freundschaftliche Beziehung, die zunächst zahlreiche Städtepartnerschaften und Austausche hervorgerufen hatte und an die sich im Lauf der Jahre beide Länder gewöhnt hatten, schienen so selbstverständlich zu sein, dass aus der  Normalität fast Gleichgültigkeit geworden war. Erst die Anteilnahme an den Attentaten dies- und jenseits des Rheins rüttelte die Bürger wieder auf und rief zunächst einmal starke Solidaritätsbekundungen auf beiden Seiten hervor. Die Wachsamkeit wuchs, zumal  das europäische Gebilde sich als etwas überaus Fragiles herausstellte. Der Freundschaftgedanke nahm vor allem aber nach der leidenschaftlichen Europa-Rede von Staatspräsident Emmanuel Macron wieder Fahrt auf.

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Eva Schwab und Mathias Deutsch: „Moonshiner“ im Kunstverein Familie Montez

2018, Januar 21.

Von Erhard Metz

„Das Gleiche unterschiedlich wahrgenommen, und im eigenen Schnapsbrand-Keller zu Moonshine inklusive Angel´s share gebrannt, so empfinde ich unsere Ausstellung“ – sagt Eva Schwab.

In der Tat ist diese Gemeinschaftsausstellung, um im Bild zu bleiben, hochprozentig. Eva Schwab und Mathias Deutsch – mit den Geburtsjahrgängen 1966 und 1967 in etwa gleichaltrig, sie in Frankfurt am Main, er in Rendsburg geboren, sie Meisterschülerin bei Professor Markus Lüpertz in Düsseldorf, er Städelschulabsolvent bei den Professoren Per Kirkeby und Franz West, beide stehen regelmäßig mit einem „Ausstellungsbein“ in Frankfurt, leben und arbeiten aber in Berlin, bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Malerei in deren Sinnlichkeit wie im Diskurs ihrer Werke verbunden – sie geben sich bei Familie Montez ein künstlerisches Stelldichein, dem es an Herausforderungen an den Betrachter nicht mangelt. Ach ja, bevor wir’s vergessen, für die womöglich Unwissenden in unserer geschätzten Leserschaft: unter „Moonshine“ versteht man schwarz, also illegal gebrannten Schnaps, und bei „Angel’s share“ handelt es sich um den bei der Whiskybrennerei während der Faßlagerung verdunstenden Anteil des edlen Stoffes.

Eva Schwab, The Hungerveil, 2017, Mischtechnik auf Nessel, 280 x 480 cm (Bildausschnitt unten)

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