Alle Artikel zu Darstellende Künste
Tanzabende in Köln und Bonn: Donnerschläge in Köln. Träumer in Bonn
2024, April 17.Eine Welt im Dunkeln
Botis Sevas Mama / Until We Sleep bei tanz.köln am Schauspiel Köln
von Simone Hamm
Kaum zu erkennende Gestalten im nebeligen Dunkel vor leuchtenden Leuchtstoffröhren, die schräg in die Bühne hereinragen. Sieben zottelige Wesen. Ein Pfeifen ist zu hören, das zu Vogelzwitschern wird. So beginnt Botis Sevas „Mama / Until We Sleep“. Botis Seva und seine siebenköpfige Tanztruppe „Far From Norm“ wollen tief eintauchen in die Geschichte des Kolonialismus und des Postkolonialismus.
„Giulio Cesare in Egitto“ Dramma per musica von Georg Friedrich Händel
2024, April 13.Gewalt gegen Frauen – eine Kriegswaffe
von Renate Feyerbacher
Fotos: Monika Rittershaus / Oper Frankfurt
Seine berühmteste Oper „Giulio Cesare in Egitto“, (Julius Cäsar in Ägypten), im Februar vor 300 Jahren in London uraufgeführt, erlebte in der Oper Frankfurt nun eine außergewöhnliche Aufführung, die vom Publikum gefeiert wurde.
Božidar Smiljanic (Achilla; hinter der Vitrine) und Bianca Andrew (Sesto; rechts kniend)
Wagners „Ring des Nibelungen“ an der Staatsoper Unter den Linden Berlin
2024, März 27.„Siegfried“ und „Götterdämmerung“
Ohne Drachen, ohne Zauber – einfach zum Niederknien
von Simone Hamm
Dmitri Tcherniakov kommt ohne Drachen und Zauber aus. Seine Inszenierungen des „Rheingolds“ und der „Walküre“ sind bewegend und überzeugend. Mit demselben kühlem Blick durch die Laborfenster auf die Versuchsobjekte geht es weiter in „Siegfried“ und der „Götterdämmerung“. Die Probanden zeigen große Emotionen. Bei Dmitri Tcherniakov zerlegt Siegfried mit dem Schmiedehammer sein einstiges Kinderzimmer. Das ungeliebte Kind, zugemüllt mit riesigen Playmobilsteinen, zündet sein zerstörtes Spielzeug an und verbrennt es. So entsteht das Schwert Nothung.
Andreas Schager (Siegfried), Stephan Rügamer (Mime) Foto: © Monika Rittershaus
„Der Traumgörge“ Oper von Alexander Zemlinsky in Frankfurt
2024, März 14.Ein Außenseiter wie der Komponist
Von Renate Feyerbacher
Fotos: Barbara Aumüller /Oper Frankfurt
Ausgrenzung, Anfeindung, Einsamkeit, Gewaltandrohung, aber eine erfüllte Liebe, die zu Versöhnung führt, sind Momente der Handlung in „Der Traumgörge“, Oper des österreichischen Komponisten Alexander Zemlinsky, die in Frankfurt erstaufgeführt wurde und am 25.2. Premiere hatte. Begeisterung beim Publikum auch nach einer späteren Aufführung.
Wim Vandekeybus „Infamous Offspring“ bei Tanz.Köln/ Schauspiel Köln
2024, März 13.Der Gott, die Kinder und die unbändige Wut
Von Simone Hamm
So habe ich die Geschichte des Göttervaters Zeus, seiner Frau Hera und der Kinder, die Zeus mit anderen, sterblichen Frauen gezeugt hat, noch nie gesehen. Als wilden, rauschhaften, grausamen Tanz. Als Spiel von Leidenschaft, Eifersucht und Tod, Ausgrenzung und Hass. Die Kinder sehnen sich nach der Anerkennung des Vaters Zeus. Dafür spielen sie sich gegeneinander aus, dafür morden sie. „Infamous offspring – infame Nachkommen“ hat de belgische Choreograf Wim Vandekeybus diesen Abend genannt.
„Infamous Offspring“ Wim Vandekeybus / Ultima Vez, Foto: Wim Vandekeybus, Danny Willems
Kabinett-Schau „Metzler 1674-2024. Bankiers in Frankfurt“ im Historischen Museum
2024, März 12.Erfolgreiche Banker und engagierte Mäzene
Von Hans-Bernd Heier
Die B. Metzler seel. Sohn & Co. AG ist Deutschlands älteste Privatbank, die sich noch vollständig in Familienbesitz befindet. Die beeindruckende Geschichte des Bankhauses Metzler ist eng verbunden mit der des Finanzplatzes Frankfurt. Die Prinzipale des angesehenen Bankinstituts waren nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern engagierten sich gesellschafts- und kulturpolitisch in der Stadt. In keiner der im 19. Jahrhundert gegründeten großen wissenschaftlichen und kulturellen Vereinigungen Frankfurts fehlte der Name Metzler. Das Historische Museum Frankfurt widmet aus Anlass des 350-jährigen Bestehens der Privatbank der Familie und dem Unternehmen die kleine, aber feine Kabinettausstellung „Metzler 1674-2024. Bankiers in Frankfurt“.
Friedrich Metzler – unter seiner Leitung wurde Metzler endgültig eine Privatbank; Kopie nach Felix Maria Diog, Öl auf Leinwand; ©Historisches Museum Frankfurt, Foto: Horst Ziegenfusz
Dark Matter II – Grandioser Tanzabend in Köln
2024, März 6.Die Zwischenräume, von denen wir leben
Von Simone Hamm
Ana Paula Camargo tanzt allein auf der riesigen schwarzen Bühne im gedämmten Licht. Den Kopf stolz erhoben, trotzt sie den Zeilen des Liedes, das die französische Chansonette Barbara singt: „Weil sie sich geliebt haben, sind die Verdammten der Liebe gestorben, sie sind aus Liebe gestorben. SIDA hat sie getötet.“ SIDA ist das französische Wort für AIDS und das Wortspiel „Si d’amour as mort „(„wenn du aus Liebe gestorben bist“) und SIDA (AIDS) ist unübersetzbar. Die Botschaft aber kommt an. Obwohl schon fünfzehn alt, hat diese Choreografie nichts von ihrer Dramatik verloren. Ana Paula Camargo Trauer ist majestätisch.
Starker Solo-Trauertanz von Ana Paula Camargo – „Tué“ Foto: © Robert Robinson
Starke Stücke im Schauspiel Frankfurt (24)
2024, März 6.„Der Würgeengel“ von PeterLicht und SE Struck nach Luis Bunuel
Schierer Wahnsinn
von Renate Feyerbacher
Schon einmal hat das Team, der Autor und Musiker PeterLicht und die Choreografin SE Struck ein Auftragswerk des Schauspiels Frankfurt à la Luis Buñuel, realisiert. Das Werk „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ nach dem Film des Filmemachers von 1972 wurde im März 2022 uraufgeführt. Regie führte Claudia Bauer, die auch 2020 den Roman „Mephisto“ von Klaus Mann realisierte. Nun hat das Team wieder einen Film von Luis Buñuel (1900-1983) zum Theaterstück bearbeitet: „Der Würgengel“ von 1962. Gemeint hat der Regisseur die Gesellschaft zur Zeit der Franco Diktatur.
„Der Würgeengel“ von PeterLicht und SE Struck nach Luis Buñuel, Foto: Arno Declair/ Schauspiel Frankfurt
„THE CULTURE. HIP-HOP und zeitgenössische Kunst im 21. Jahrhundert“ in der Frankfurter Schirn
2024, März 3.Von der Subkultur zur einflussreichen kulturellen Bewegung
Von Hans-Bernd Heier
Anlässlich seines 50. Geburtstags widmet die Schirn Kunsthalle Frankfurt dem Hip-Hop und seinem tiefgreifenden Einfluss auf die aktuelle Kunst und Kultur unserer Gesellschaft eine große Ausstellung. Hip-Hop entstand in der Bronx im New York der 1970er-Jahre als Subkultur unter Schwarzen und lateinamerikanischen Jugendlichen. Zu seinen Ausdrucksformen gehörten MCing oder Rappen, DJ-ing, Graffiti-Writing und Breakdance.
„THE CULTURE“, Ausstellungsansicht in der Schirn Kunsthalle Frankfurt 2024, Foto: Emily Piwowar / NÓI Crew