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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für September, 2009

Bea Emsbach

2009, September 30.

Häutungen oder: Wer hat Angst vorm Natternhemd?

Nun, wenn wir uns ehrlich, will sagen „ungeschützt“, äussern wollten, so müssten wir einräumen: Bei der Begegnung mit einem Natternhemd fühlten wir uns zunächst etwas unwohl.

Natternhemd? Ja, das Häutungshemd, die Exuvie der Häutungstiere, beispielsweise der Gliederfüsser, Schlangen oder Echsen. Eine gütige Fügung im Laufe der Evolution hat es diesen Lebewesen gegeben, von Zeit zu Zeit ihre Haut zu wechseln, die neue erwächst ihnen unter der alten, die sodann abgestossen wird, ein für das Tier oft mühsamer Prozess. Und ein gefährlicher: ist es doch in dieser Zeit meist ungeschützt und hilflos seinen Feinden ausgesetzt.

Haut: das grösste und diffizilste Organ der Geschöpfe, der Menschen. Die Haut grenzt das Innere vom Äusseren ab, sie umgibt, sie schützt die Umhäuteten vor den Einflüssen der Umwelt. Und ist doch selbst so verwundbar, verletzlich. Auch über seine Haut spricht der Mensch zu den Menschen: Haut errötet, erblasst, über sie schwitzen und frieren wir. Wehe, sie käme uns abhanden! Das Furchtbarste, was Menschen einander antun können: das Häuten. Der Heilige Bartholomäus, einer der zwölf Apostel, erlitt der Überlieferung nach auf diese Weise den Märtyrertod.

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Gesund in die AOK auf Probe

2009, September 27.

Gesund in die AOK auf Probe

von Robert Straßheim

Testen Sie die AOK Hessen“, stand auf dem Werbeplakat.

Warum nicht, dachte ich mir, teste mal richtig die Krankenkasse! Ich wurde AOK-Mitglied, für eine Probezeit von drei Monaten, mit Auslands-Zusatzversicherung.

Erstmal nahm ich mir eine Woche Urlaub. Das sollte reichen, dachte ich mir, eine Woche investiere ich mal, und die restlichen zwölf Wochen gehören dann der AOK. Weiterlesen

Absolventenausstellung 2009 der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule

2009, September 25.

Von Erhard Metz

DUDE, WHERE’S MY CAREER?

– so titelt die am 18. September eröffnete Abschlussausstellung 2009 der Absolventinnen und Absolventen der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule. Melanie Ohnemus und Bernd Reiß kuratieren die Doppelausstellung an den beiden Standorten PORTIKUS und MMK  ZOLLAMT in Frankfurt am Main.

Die Namen der diesjährigen Hochschulabgänger aus den Klassen der Professoren Christa Näher, Willem de Rooij, Michael Krebber, Mark Leckey, Simon Starling und Tobias Rehberger:

Marisa Argentato, Wiebke Bachmann, David Catherall, Florencia Colombo, Simon Denny, Martin Flemming, Jorma Foth, Oleksiy Gendlin, Florian Heinke, Oliver Heinzenberger, Hanna Hildebrand, Janus Hochgesand, Simone Junker, Normann Kaiser, Klaus Kamptner, Marty Kirchner, Max Kober, Flo Maak, Stefanie Mayer, Ryan Siegan-Smith, Cristina Szilly, Rebecca Ann Tess, Christian Tonner, Siw Umsonst, Friedrich Vater, Jeronimo Voss und Natalie Vu.

Dude, where’s my Career? So lautet der Titel eines Buches – eines Art Leitfadens für Studienabgänger. Eine ironische, vielleicht ein wenig zynische Frage junger Künstlerinnen und Künstler an die Gesellschaft. Die Hochschule ist Vergangenheit, die Zukunft liegt im Ungewissen. Eine Karriere als Künstler ist weder planbar noch ergibt sie sich als Wahrscheinlichkeit. Und was ist das überhaupt, eine Künstlerkarriere? Worin manifestiert sie sich, am Ende im Geld, am sogenannten Kunstmarkt? Manche der Absolventen mögen sich zunächst einmal allein gelassen fühlen, andere werden neue Freiheiten geniessen, bis ein eher nach Graubrot als nach Kuchen schmeckender Alltag sie einholt.

Den diesjährigen, vom Verein STÄDELSCHULEPORTIKUS e.V. gestifteten, mit 2000 Euro dotierten Absolventenpreis erhielten  zu gleichen Teilen Hanna Hildebrand und Janus Hochgesand.

„Hanna Hildebrand zeigt uns“, so die Begründung der Jury, „in ‚A display with a purpose‚ überzeugend die Übertragung einer Performance in eine skulpturale Lösung. Sie destilliert das eine Medium hochkonzentriert in ein Neues.“

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Hanna Hildebrand, „A display with a purpose“, 2009, table, magazine, video Weiterlesen

Vincent van Gogh im Kunstmuseum Basel

2009, September 24.

Zwischen Erde und Himmel –
Die Landschaften

Text: © Renate Feyerbacher

Nur noch bis 27. September – wer es einrichten kann, der sollte zu dieser aussergewöhnlichen Ausstellung noch hineilen: am besten mit Voranmeldung zur Eintrittskartenreservierung oder sich auf längere Wartezeiten an den Kassen einstellen. Aber es lohnt sich.

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Eingangshalle des Kunstmuseum Basel mit bewegter Bilderschau; Foto: Renate Feyerbacher

Noch nie hat sich eine Ausstellung ausschliesslich auf die Landschaftsmalerei des Malers konzentriert und bewusst gemacht, dass sie quantitativ den weitaus grössten Teil seiner Werke ausmacht. 70 Gemälde, bekannte wie das Bild „Zypressen“ aus dem Metropolitan Museum of Art in New York und weniger bekannte wie zum Beispiel die Weizenfelderbilder, die einer breiten Öffentlichkeit bisher verborgen waren, sind in der Schau versammelt. Die meisten Exponate kommen aus der Schweiz, immerhin etwa ein Drittel aus Deutschland und der Rest aus Frankreich. Weiterlesen

Tele-Visionen und Eisenbaum

2009, September 21.

Fernrohre laden ein zum Blick in eine merkwürdige Ferne –
ein Eisenbaum lockt zum gedankenschweren Aufstieg

Es gibt – viele meiner Leserinnen und Leser kennen ihn längst – den Regionalpark RheinMain. Wir besuchten unlängst wieder einmal das Parkgebiet Hochheim / Flörsheim: genauer gesagt die „Flörsheimer Schweiz“ mit der im Jahr 1715 errichteten St. Anna-Kapelle, wobei unser Interesse – wie kann es anders sein – auch dem der Kapelle zu Füssen liegenden, gleichnamigen Weinberg galt, der kleinsten Einzellage des Anbaugebietes Rheingau. Er liefert, neben einem Rivaner, vor allem einen ordentlichen Rieslingwein, wie es sich für den Rheingau gehört. Und wo Wein wächst, kann bekanntlich die Kultur – sprich Kunst – nicht fern sein. Weiterlesen

Blickachsen 7 – Skulpturen im Kurpark und Schlosspark Bad Homburg

2009, September 13.

Können Kunst und Gesundheit etwas Gemeinsames haben? Aber sicher! Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, beispielsweise durch den Bad Homburger Kurpark und anschliessend noch durch den Schlosspark gehen und sich dabei nicht weniger als 40 Arbeiten, genauer gesagt Skulpturen, von 22 Künstlerinnen und Künstlern anschauen. Sie werden dabei so an die sechs, sieben Kilometer zurücklegen, gänzlich neue Eindrücke und Einsichten gewinnen und abends das gute Gefühl haben, an frischer Luft etwas für die körperliche Ertüchtigung getan zu haben.

Auf welche Reise möchten wir Sie gerne schicken? Zu der Schau „Blickachsen 7“, die nur noch bis zum 4. Oktober 2009 zu sehen sein wird. Hier möchten wir all denjenigen, die sich bislang noch nicht auf den Weg nach Bad Homburg begeben konnten, mit einer Auswahl von 13 Objekten möglichst viel Appetit machen. Um niemandem Unrecht anzutun, gehen wir in alphabetischer Reihenfolge vor. Ein paar kleine Überraschungen haben wir eingestreut. Auf geht’s!

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Laura Ford, Rag and Bone With Bags, 2007, patinierte Bronze, 118 x 145 x 90 cm

Als Element einer dreiteiligen Installationsreihe präsentiert die 1961 in Cardiff geborene Laura Ford eine ihres Weges ziehende Obdachlose mit deren Habseligkeiten, ein in der Frankfurter Innenstadt erschütternd-„vertrauter“ Anblick. Die Frau in der Gestalt eines Igels erinnert an die uns aus dem Frankfurter MMK bekannten, mit Obdachlosengut behangenen Fahrräder von Andreas Slominski. Eine eindringliche Anklage gegen die gesellschaftliche Realität unserer Zeit.

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Paul Hoffmann, Tor (Hemmingen), 2005, Granit, 230 x 250 x 210 cm

Der Künstler, 1970 in Hannover geboren, widmet sich der Steinbildhauerei. In den monolithischen Granitblock mit seiner rauh behauenen Oberfläche scheint ein Tor zu weisen, soll es einen  – gedanklichen – Zutritt in das Innere des vom Künstler bearbeiteten, urweltlichen, für seine Härte bekannten Materials erschliessen?

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Kenny Hunter, Bonfire, 2009, Eisenguss, 120 x 122 x 64 cm

Kenny Hunter, 1962 in Edinburgh geboren, „entzündet“ zwei an Lagerfeuer, aber auch an Scheiterhaufen erinnernde rostrote Eisengüsse. Wird der Brand den in der Nähe heraufgewachsenen, mächtigen alten Baum verschonen? Welchen Frevel an den Wäldern, an der Natur begehen die Menschen mit ihrem ständig wiederkehrenden brandstifterischen Treiben in aller Welt, mit den grauenvollen Rodungen der Urwälder?

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Dietrich Klinge, Gordian V, 2006, Bronze, 254 x 122 x 148 cm

Es ist wirklich kein Holz, sondern ein Bronzeguss, staunt der Betrachter, durch Klopfen auf die Skulptur hat er sich überzeugt. Dietrich Klinge, 1954 in Heiligenstadt geboren, arbeitet lediglich mit Modellen aus Holz. Seinen Bronzearbeiten gibt er mit einer geschickten Patinierung die Anmutung von Holz oder lebendigen Baumstämmen. Die Skulptur wächst gleichsam aus dem Boden heraus, leider stört die nicht überzeugende Sockelplatte.

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Masayuki Koorida, Flower, 2008, Granit, mehrteilig, verschiedene Ausmasse

Der 1960 in Kyoto geborene Masayuki Koorida breitet seine „Blumen“ genannten Skulpturen aus poliertem schwarzen Granit – sie erreichen einen Durchmesser von bis zu zwei Metern – auf einer grossen Grünfläche aus, riesigen Bakterien oder Parasiten gleich. Bei aller Schwere und Wucht des Granits wirken die Gebilde doch nahezu zierlich, ja auf eine gewisse Weise lebendig, als wollten sie sich langsam über die Wiesenfläche fortbewegen.

David Nash, 1945 in Esher / Surrey geboren, beschäftigt sich mit Holz, und auch seine Metallskulpturen und -güsse entwickelt er, ähnlich wie Dietrich Klinge, nach Modellen aus diesem naturgewachsenen Material. Der fünf Meter hohe „Blitzschlag“ lässt die Kraft, ja Gewalt verspüren, die diesem Naturphänomen innewohnt.

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Michele Oka Doner, Titan, 2004, Bronze, 162 x 61 x 45 cm

Die 1945 in Miami Beach geborene Michele Oka Doner sammelt organische Materialien, deren Formen und Anmutungen sie in ihren Arbeiten künstlerisch umsetzt. Ein Mitglied der Titanen, Nachkommen der Gaia (Erde) und des Uranos (Himmel), des mächtige Göttergeschlechts der altgriechischen Mythologie, hier ohne Kopf  und ohne Arme dargestellt, der Körper, auf menschlichen Füssen stehend, von muschelkalkähnlicher ausgelaugter, zerfressener Struktur. Die Macht der einst mächtigen Götter ist gebrochen.

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Tom Otterness, The Lion and the Mouse, 2003, Bronze, 81 x 163 x 124 cm

„Der Löwe und das Mäuschen“ des altgriechischen Fabeldichters Äsop, eine Geschichte ähnlich der von David und Goliath, den Sieg des Schwachen über den Starken finden wir in dem Bronzguss des figurativ arbeitenden, 1952 in Wichita, Kansas geborenen Bildhauers. Seine zunächst humorvoll wie kindlich anmutenden, narrativen Skulpturen sind oft von politischer Sprengkraft, sie karikieren und kritisieren politische wie gesellschaftliche Machtverhältnisse. Der mächtige Löwe liegt gefesselt am Boden, das kleine Mäuschen triumphiert.

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Vanessa Paschakarnis, Internal Shield, 2005, roter italienischer Marmor, 100 x 80 x 116 cm

Für ihre Arbeiten erhielt die 1970 in Werneck geborene Künstlerin unlängst den im Rahmen der „Blickachsen“ verliehenen Förderpreis des Rotary Clubs Bad Homburg-Schloss. Die streng durchkomponierte Form und Marmor von erlesener Schönheit verleihen der Skulptur einen zeitlosen ästhetischen Reiz. Mögen sich beim Betrachter auch mancherlei Assoziationen einstellen, so zeugt bereits die formale Vollendung dieses Kunstwerks von dessen herausragender Qualität.

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Peter Randall-Page, Warts and All, 2006, Granit, 150 x 225 x 120 cm

Welch eigenartiges Tier präsentiert uns der 1954 in Essex geborene Künstler? Oder welche überirdisch-riesige Frucht? Die kaum zu zählenden pickeligen Erhebungen der vermeintlichen Haut oder Fruchtschale sind in fein geschwungenen, sich kreuzenden bogenförmigen Linien angeordnet. Licht und Schatten der umstehenden Bäume geben der Oberfläche zusätzlich eine besondere, wechselnde Kontur. Randall-Page setzt sich mit den in der Natur vorfindlichen Mustern und Strukturen auseinander.

13 geborstene Ringe eines gewaltigen Synchrotrons, von aufleuchtenden Magnetströmen durchflossen? Die monumentale Arbeit von Bernar Venet, 1941 in Château-Arnoux / Saint-Auban geboren, suggeriert elementare Energie und Kraftentfaltung. Und doch schliessen sich die Ringe nicht, sie unterbrechen den Kraftstrom. Der Rost auf der stählernen Oberfläche bildet feine lineare Strukturen – wir erstaunen: Wie makellos schön das ungeliebte Korrosionsprodukt doch sein kann!

(Abgebildete Werke © jeweilige Künstler; Fotos: FeuilletonFrankfurt)


53. Biennale Arte Venedig 2009 (11) – Hans-Peter Feldmann und Nathalie Djurberg

2009, September 10.

Von Erhard Metz

Natürlich denken wir bei Hans-Peter Feldmanns Arbeit sofort an Platons Höhlengleichnis: Die Menschen in ihrer begrenzten Wahrnehmungsfähigkeit können nur einen Schatten der gegenständlichen Welt erkennen, das wahre Seiende bleibt ihren Blicken verschlossen. Die Menschen sind aber aufgefordert, sich nicht auf das mit ihren Sinnen Wahrnehmbare ihrer weltlichen Umgebung zu beschränken, sondern das dahinter stehende Verborgene zu ergründen.

Feldmann baut in Venedig eine Reihe mit kleinen, motorisch angetriebenen Karussells, auf denen er zahlreiche Gegenstände und Figuren in Spielzeuggrösse installiert. Lichtstarke Lampen beleuchten die sich langsam drehenden Karussells und werfen die Schatten der Figuren auf die dahinter stehende Wand. Die projizierten, über die Wandfläche gleitenden Schatten überschneiden sich gemäss den Rotationen der Karussellscheiben und bilden ein ständig wechselndes, in jedem Augenblick einzigartiges, sich niemals wiederholendes Ganzes.

Feldmann hat, teils aus seinen früheren umfangreichen Sammelsurien, vielerlei Gegenstände und Gerätschaften des häuslichen und alltäglichen Lebens zusammengestellt, allerlei Puppen und Tiere, geschnitztes Kunsthandwerkliches und Plastikkitsch, Spielzeug wie Teile von Modelleisenbahnanlagen, Pistolen, Skelette und Pizzaverpackungen, Trinkflaschen, Blumentöpfchen und farbenfrohen Nippes. Unsere Welt eben, einschliesslich Mineralwasser und Nahrungsmitteln. Alles dreht sich auf den Karussellflächen im Kreis.

Der Betrachter sieht die Karussells wie auf einer Bühne vor sich und zugleich das geisterhaft anmutende Schattenspiel an der Wand. Die Gegenständlichkeit der realen Welt wird in bühnenhaftem Spielzeugformat gebrochen und ein weiteres Mal in ihrer Projektion. Die Schattenbilder flackern und gaukeln, wir erinnern uns der „schwankenden Gestalten“ in Goethes „Faust“. Im Taumel vermählen sich die Figuren. Der gespenstische Reigen gerät zum Totentanz, wenn der Knochenmann die Hand reicht.

Hans-Peter Feldmann, 1941 in Düsseldorf geboren, wo er bis heute lebt und arbeitet, gab 1968 die Malerei auf und wandte sich der konzeptuellen Fotografie zu. Er setzte sich kritisch mit Walter Benjamin („Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“), der Thematik von Original und allgegenwärtiger Möglichkeit zu dessen Reproduktion auseinander. 1980 zog er sich gänzlich von der Kunst zurück, wandte sich jedoch 1986 erneut der Fotografie zu. Immer wieder ging es ihm dabei um eine Art kollektiven Bildgedächtnisses, um die Wahrnehmung der gegenständlichen Umgebung mittels der Fotografie.

Sie erhielt den Silbernen Löwen der diesjährigen Biennale Arte als beste Nachwuchskünstlerin: die 1978 in Lysekil geborene schwedische Künstlerin Nathalie Djurberg. Der Titel ihrer Arbeit: „Experimentet“.

Djurberg studierte von 1994 bis 2002 in Göteborg an der Folkuniversitetet und der Hovedskous Art School, ferner an der Malmö Art Academy. Sie stellte neben Malmö und Stockholm in Athen, Basel, Berlin, Bilbao, Brüssel, Budapest, Duisburg, Honolulu, Houston, London, Los Angeles, Mailand, New York, Philadelphia, Rom, Santa Monica, Tallin, Wien und Winterthur aus. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.

In Venedig baut Djurberg in einem verdunkelten Raum einen surrealistischen, schwülstig-wuchernden Garten Eden auf. In dessen Mitte stehen drei Videomonitore. Zu unterschiedlichen Zeiten laufen dort gespenstisch anmutende Knetanimations-Filme (Claymation).

Die grotesk gestalteten Figuren treten aus dem Dunkel hervor, haschen und jagen sich, treiben satanische, orgiastische, perverse Satyr-Spiele. Leben und Tod, Macht, Brutalität und Sadismus, Erotik, Sex und Gewalt, aber auch Liebe und Verletzlichkeit sind die Themen der Künstlerin.

Djurbergs Claymation-Arbeiten – es handelt sich um Einzelbild-Aufnahmen in Stop-Motion-Technik – sind sehr aufwendig und arbeitsintensiv. Alles ist handgefertigt: die Plastilin-Figuren, die Perücken, die Bekleidung, die Landschaften und Dekorationen. Die Filme sind mit einer aufwühlenden Lautgestaltung, komponiert von Hans Berg, akustisch untermalt.

Die Abbildungen mußten nach Ausstellungsende aus urheberrechtlichen Gründen leider entfernt werden.

 → Auch zur 53. Biennale Arte 2009: Venedig im Zeichen der Musik

Bärbel Holtkamp, Malerei, und Andreas Elliesen, Glasplastik: „Bewegung und Ruhe“

2009, September 8.

„Bewegung und Ruhe“

Malerei in Kontrast und in Harmonie zu Glasplastik

Im Nebbienschen Gartenhaus des Frankfurter Künstlerclubs ist derzeit ein reizvolles Wechselspiel zu erleben: Bärbel Holtkamps Malerei steht in einem spannungsreichen Diskurs mit den Glasskulpturen von Andreas Elliesen.

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„O. T.“, Acryl, Kreide, Collage auf Leinwand, 50 x 50 cm

Einer „Hexenküche“ gleiche, scherzt Bärbel Holtkamp, ihre heimische Malwerkstatt. Die Künstlerin, ständig in Bewegung und auf der Suche nach Neuem, hantiert mit Leinwand, Baumwolltuch, Papier und Gaze. Sie braut aus Pigmenten, Acryl, Aquarellfarben, Kreide, Lasuren, Sand – vorzugsweise solchem aus den Ockerbrüchen im Roussillon – und Knochenleim die verschiedensten Malmittel zusammen. Weiterlesen

Starke Hände, starke Frauen – Barbara Feuerbach und das Bild der Frau in ihrer Malerei

2009, September 6.

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(Ausschnitt-Fotos: Erhard Metz)

Von Erhard Metz

Diese Hände – wem mögen sie wohl gehören? Wir verraten es: der wundervoll-schöpferischen Malerin Barbara Feuerbach – und einem ihrer weiblichen Geschöpfe, der in verschiedenen Versionen gemalten „Schönen Ulmerin“ – alias Maria Magdalena.

Barbara Feuerbach – wir veröffentlichten vor längerem  in diesem Magazin eine feurige Betrachtung ihrer Arbeiten – sie hat die starken Hände einer starken Malerin und Frau. Und es sind – neben vielem anderen – solche Hände, die sie in ihrer Malerei ihren Protagonistinnen mit auf den Weg gibt, als ein Attribut von versammelter Stärke, in sich ruhendem Selbstbewusstsein, heiterer und zugleich disziplinierter Vitalität. Weiterlesen