Tobias Schnotale: „Intervention II“ im Frankfurter Dommuseum
2017, Juni 30.Interventionen: so sensibel, so zwiespältig, so bedroht wie das Leben
Von Erhard Metz
Von einer weiteren Ausstellung im sakralen Raum wird hier zu berichten sein – nach der Installation von Yasuaki Kitagawa in der Weißfrauen Diakoniekirche nun eine solche im Museum des Frankfurter Kaiserdoms – unterschiedlicher könnten die Orte, aber auch der Gegenstand der Werkschauen allerdings kaum sein.
Eigentlich mag dem Besucher die Ausstellungssituation als geradezu himmlisch erscheinen: Im Herzen Frankfurts, im altehrwürdigen Frankfurter Kaiserdom, dort im ehemaligen Kreuzgang, der von drei Seiten das sogenannte Quadrum umschließt, im Frankfurter Dommuseum also. Was vom einst reichen mittelalterlichen Frankfurter Kirchenschatz die Wirren der Zeitläufte überstanden hat, ist in diesem Kreuzgang versammelt: herrliche Gold- und Silberschmiedearbeiten, prachtvolle Messgewänder, kleine mit Bändern und Siegeln versehene Reliquienschächtelchen und vieles andere mehr – genug noch, um von der Bedeutung des Doms als Ort der Königswahl und später auch der Krönung der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation beredtes Zeugnis abzulegen. Ein von Religiosität und Glauben wie historischer Bedeutung gleichermaßen aufgeladener Ort also. Und dazu dies: Hier finden seit langem und regelmäßig Ausstellungen zeitgenössischer Kunst statt.
Bettina Schmitt, in Frankfurt bereits zuvor von ihrer Arbeit an der Frankfurter Liebieghaus Skulpturensammlung bekannt, seit Frühjahr 2015 Nachfolgerin von Professor August Heuser als Direktorin dieses wundervollen Dommuseums, wagt das Besondere. Sie bespielt nicht nur, wie dies bislang schon geschah, das Quadrum, sondern auch den Kreuzgang: mit „Interventionen“. Der „Intervention“ vom Sommer 2016 mit Werken der in Frankfurt bekannten und von ihren zahlreichen Studierenden verehrten Dozentin der Städel-Abendschule und heutigen Professorin an der Hochschule Mannheim Vroni Schwegler folgt nun derzeit die installative Ausstellung „Intervention II“ des Künstlers Tobias Schnotale. Mit großer Sensibilität und Behutsamkeit fügte und fügt Bettina Schmitt die Arbeiten der beiden zwischen die unschätzbar wertvollen Exponate der Dauerausstellung ein.
↑ Vroni Schwegler, aus: „Intervention“ (Ausstellung im Dommuseum Juli/September 2016), Foto: Erhard Metz
↓ Tobias Schnotale, aus: „Intervention II“ im Dommuseum 2017: ohne Titel (Frau im Wasser), 2017, Bleistift auf Papier, 21 x 29,7 cm; Foto: Tobias Schnotale