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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Mai, 2014

Manfred Stumpf in der Galerie Martina Detterer

2014, Mai 30.

Geht das Kamel durchs Nadelöhr?

Von Erhard Metz

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Manfred Stumpf: Modell einer Skulptur vor dem Gebäude der Europäischen Zentralbank; Foto: der Künstler

„Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ Fast wortgleich stimmen die drei synoptischen Evangelisten Markus, Lukas und Matthäus in der Wiedergabe einer der markantesten Aussagen Jesu überein, hier zitieren wir Markus.*

Nun – Kamel und Nadelöhr als Skulptur des renommierten Künstlers und Kunstprofessors Manfred Stumpf vor dem Neubau der Europäischen Zentralbank, der EZB, dem zentralen Geldtempel Europas? Das stiesse manchen Finanzern und Bankern, wenn sie denn insoweit „bibelfest“ wären, wohl säuerlich auf Weiterlesen

„Orpheus oder Die wunderbare Beständigkeit der Liebe“ von Georg Philipp Telemann an der Oper Frankfurt

2014, Mai 28.

Von der Doppelbödigkeit beständiger Liebe

Von Renate Feyerbacher
Fotos: Monika Rittershaus / Oper Frankfurt und Renate Feyerbacher

Orpheus oder Die wunderbare Beständigkeit der Liebe“, ein musikalisches Drama von Georg Philipp Telemann (1681-1767), wurde am vergangenen Sonntag zum ersten Mal in Frankfurt am Main aufgeführt. Frenetischer Beifall mit Fusstrampeln.

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Johannes Öllinger (Gitarrist), Maren Favela (Cephisa) und Elizabeth Reiter (Orasia); Foto © Monika Rittershaus

Was für eine aussergewöhnliche Musik, die nach mehr als zwei Jahrhunderten, die konzertante Uraufführung war 1726 in Hamburg, buchstäblich ausgegraben wurde. Der Telemann-Forscher Peter Huth hatte Ende des 20. Jahrhunderts das fragmentarisch überlieferte Werk des Komponisten in eine Fassung gebracht. Das Libretto war vollständig erhalten, die Musik eben nicht. Darauf basierend haben Dirigent Titus Engel und die Regisseurin Florentine Klepper die Frankfurter Version geschaffen, die Freiheit lässt, und diese nutzen sie sowohl in der Instrumentation als auch in der Lesart. So wird auf ermüdende Da capo-Arien verzichtet Weiterlesen

„ESPRIT MONTMARTRE“ in der SCHIRN Kunsthalle Frankfurt

2014, Mai 26.

DIE BOHÈME IN PARIS UM 1900

Was haben Frankfurts Opern-Intendant Bernd Loebe und Triple-Museumsdirektor Max Hollein gemeinsam? Alles, was sie anpacken, gerät ihnen zu Gold!

Bereits vor Ostern konnte die Kunsthalle für die Ausstellung „Esprit Montmartre. Die Bohème in Paris um 1900“ den 100.000-sten Besucher vermelden. „Dass die Ausstellung der Schirn in nur wenigen Wochen einen solchen Besucherzuspruch erhalten hat, erfüllt uns mit grosser Freude und zeigt die hohe Anziehungskraft hochkarätiger und aussergewöhnlicher Kunstwerke der Pariser Moderne um 1900. Es ist aber auch ein vehementes Zeichen dafür, dass das Interesse an grossen Themenausstellungen, die dem Besucher einen neuen, noch unbekannten Blick eröffnen und wie sie die Schirn immer wieder präsentiert, ungebrochen ist“ freute sich denn auch SCHIRN-Direktor Max Hollein. Am 1. Juni 2014 nun geht die Schau zu Ende. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, noch nicht dabei gewesen sein sollten, wird es hohe Zeit – denn diese Ausstellung zu versäumen wäre ein nahezu unverzeihlicher Fehler!

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Louis Anquetin, Femme à la voilette, 1891, Öl auf Leinwand, 81 x 55 cm. © Privatsammlung, courtesy of D. Nisinson

Sie zählt derzeit wohl zu den bekanntesten Damen in Frankfurt, schaut sie doch seit vielen Wochen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt von Plakatwänden und Litfaßsäulen an: Louis Anquetins „Femme à la voilette“. Ihr Gesichtsschleier weist sie als Dame der seinerzeitigen „Halbwelt“ aus. Wir zitieren aus einem SCHIRN-Wandtext: Weiterlesen

Monika Müller-Löwenberg: „Gesichter, die Geschichten erzählen“

2014, Mai 24.

Dritte Fotografieausstellung in der Frankfurter Stadtteilbibliothek Seckbach

Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon (Psalm 90, Vers 10, Lutherbibel 1912)

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Am Südhang des Frankfurter Lohrbergs, im Stadtteil Seckbach, unterhält die 1920 gegründete Henry und Emma Budge-Stiftung eine Seniorenwohnanlage mit Pflegeheim. Die Frankfurter Malerin, Grafikerin, Illustratorin und Fotografin Monika Müller-Löwenberg, der Stiftung seit langen Jahren verbunden, fertigte fotografische Porträts von Bewohnerinnen und Bewohnern dieser Anlage. Im Juni 2012 wurden die Fotografien ein ersten Mal in der Zentralbibliothek der Stadt Frankfurt am Main ausgestellt, ein weiteres Mal ein Jahr später im Haus der Budge-Stiftung selbst – auf ausdrücklichen Wunsch der Bewohnerinnen und Bewohner Weiterlesen

„goEast“ 2014 – Festival des mittel-und osteuropäischen Films

2014, Mai 21.

14. Festival des mittel- und osteuropäischen Films: Jung, wild, ausdrucksstark

Eine Nachlese von Renate Feyerbacher

Seit 14 Jahren ist der April der Monat des goEast-Festivals in Wiesbaden und Umgebung.

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Eröffnung mit Festivalleiterin Gaby Babic

Über 140 lange und kurze Filme aus 22 Ländern wurden gezeigt, davon zehn Spielfilme und sechs sozialkritische Dokumentationen im Wettbewerb sowie ausser Konkurrenz die Dokumentation „Ukraine_Stimmen“ von 2014. Auch die Eröffnungsrede war der Ukraine gewidmet. Filmisch sehr präsent war Polen, das in diesem Jahr den Hauptpreis, den ŠKODA Filmpreis, mitnehmen konnte. Ausgezeichnet wurde der Film „Ida“, der jetzt in die Kinos kam. Weiterlesen

Riga, die Schöne im Baltikum

2014, Mai 19.

Von Elke Backert

Wer die lettische Hauptstadt Riga besucht, trifft beim „Spaziergang durch die Jahrhunderte“ auch auf viele Zeugnisse deutscher Geschichte. Herrliche Fassaden im Jugendstil haben ihr den Namen „Schatzkammer des Jugendstils“ eingebracht.

Es ist früher Nachmittag. Im „Lido“ am Domplatz drängen sich junge Leute. Lettische Jugend, lettische Studenten. Denn das rustikale Lido serviert einheimische Gerichte und Getränke zu lettischen, das heißt erschwinglichen Preisen. Vielleicht das einzige Relikt aus der Zeit vor der Wende und ein angenehmes zugleich.

Vorbei sind die Zeiten, als man in Riga drei Tage in denselben Kleidern verbringen musste, weil das Gepäck nicht mit einem gelandet war und es für den verwöhnten Westdeutschen nichts Vernünftiges zum Anziehen zu kaufen gab. Auch das Visum gehört der Vergangenheit an. Ein Reisepass mit zweimonatiger Gültigkeit nach Reiseende genügt für einen Riga-Besuch. Zum 800-jährigen Stadtjubiläum und anlässlich der Wahl zur Kulturhauptstadt 2014 hat sich die lettische Metropole fein herausgeputzt. Nicht nur die historischen Bauten zeigen sich von ihrer schönsten Seite, auch Läden und Boutiquen verkaufen Mode vom Feinsten. Lediglich das alte Kopfsteinpflaster ist geblieben. Und das ist gut so. Denn so profitiert der Besucher vom mittelalterlichen Flair der vorzüglich restaurierten Stadt. Ein Bummel durch „Vecriga“, Altriga, gleicht einem Rundgang durch ein Architekturmuseum. Diese architektonische Vielfalt fand 1997 Würdigung durch die Vereinten Nationen: Riga wurde in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen, wobei als Kriterien u. a. die weltweit umfangreichsten und am besten erhaltenen Ensembles von Jugendstilgebäuden hervorgehoben wurden.

Riga, Freiheitsstatue Milda

Seit 1935 reckt die Freiheitsstatue Milda 42 Meter über der Erde einen Sternenkranz gen Himmel. Er symbolisiert die drei ehemaligen lettischen Provinzen

Riga quillt nahezu über von Baudenkmälern Weiterlesen

„Fassbinder – JETZT. Film und Videokunst“ – Ausstellung im Deutschen Filminstitut / Filmmuseum

2014, Mai 16.

Von Renate Feyerbacher

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Ausstellungsplakat; Foto: Renate Feyerbacher

Am 1. Juni 2014 endet die Ausstellung „Fassbinder – JETZT. Film und Videokunst“, die nicht zuletzt ergründen will, welche Rezeption und Resonanz das Werk von Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) heute vor allem im Bereich jüngerer Film- und Videokünstlerinnen und -künstler findet. Weiterlesen

„Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart an der Oper Frankfurt

2014, Mai 14.

Höllenalarm vor der Höllenfahrt

Von Renate Feyerbacher
Fotos: Monika Rittershaus/Oper Frankfurt und Renate Feyerbacher

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Christian Gerhaher (Don Giovanni) und Robert Lloyd (Komtur); Foto © Monika Rittershaus

Das konnte doch kein Inszenierungseinfall sein, was bei der Premiere des „Don Giovanni“ in der Oper Frankfurt mitten in der wunderbaren Arie der Donna Anna geschah: Ein Höllenlärm mit Sirene und der Ansage, dass das Opernhaus sofort zu verlassen sei, der Minuten lang alle nervte, wäre doch unmöglich in dieser kammermusikalisch-psychologisch fein ziselierten Arbeit des Regisseurs Christof Loy. Weiterlesen

Wanda Pratschke: Jubiläumsausstellung im Frankfurter Karmeliterkloster

2014, Mai 13.

„Wanda Pratschke ist eine Formverliebte“ (Professor Felix Semmelroth)

Von Erhard Metz

Zum 75. Geburtstag widmet die Stadt Frankfurt am Main der Frankfurter Bildhauerin Wanda Pratschke im Kreuzgang des Karmeliterklosters (Institut für Stadtgeschichte) eine grosse Jubiläumsausstellung.

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Schöne, 2000, Bronze, 120 x 70 x 100 cm Weiterlesen

Estland und Tallinn – Sänger- und Trachtenfest

2014, Mai 13.

Wasser, Wald und zwanzig Schürzen

Von Elke Backert

Der zur Hälfte mit Wald bedeckte kleinste baltische Staat Estland bietet Natur, Brauchtum, Badestrände und die ehemals unter dem Namen Reval zur Hanse gehörende Hauptstadt Tallinn, die sich 2011 als Europäische Kulturhauptstadt rühmen durfte und erneut ihr „Sänger- und Tanzfest“ veranstaltet.

Klug sind sie, die Esten, oder sparsam – oder beides. Die Schneeschuhe etwa, die sie sich im weißen Winter unter die Füße schnallen, benutzen sie im Sommer für Wanderungen durch die Sumpflandschaft im Nationalpark Soomaa.

Estland Moorlaufen

Schneeschuhe verteilen das Körpergewicht auch auf der Sumpflandschaft des Soomaa-Nationalparks

Moorwanderung

Stege durch die Sumpflandschaft des Soomaa-Nationalparks erleichtern eine Wanderung

Denn, so Wanderführer Aivar, das Eigengewicht verteile sich so gut Weiterlesen