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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Alle Artikel zu Malerei

Junge Kunst aus Frankfurt „And this is us 2025“ im Frankfurter Kunstverein

2025, Mai 12.

Experimentierfreudig, vielfältig und zeitgenössisch

Ein kleiner Parcours

Von Petra Kammann

Vom 10. Mai bis zum 31. August läuft nun zum fünften Mal im Frankfurter Kunstverein die im zweijährigen Rhythmus stattfindende Ausstellung mit künstlerischen Nachwuchstalenten aus Frankfurt und Rhein-Main. Die enge Zusammenarbeit des Kunstvereins mit der Frankfurter Städelschule (Hochschule für Bildende Künste), der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach und erstmals mit der Kunsthochschule Mainz war in diesem Jahr besonders fruchtbar. Aus 110 eingereichten Portfolios wurden insgesamt 12 spannende Positionen ausgewählt. Sie stehen stellvertretend für Themen und Praktiken der jungen Künstler und Künstlerinnen aus Frankfurt und der Rhein-Main-Region.

Kunstvereinsdirektorin Franziska Nori erläutert die performative Videoarbeit von Nelly Habelt, Foto: Petra Kammann

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Ein neues „Buch der Bücher“: das Kunstbuch „Im Mosaik schlafen“ von Raffaela Zenoni

2025, April 13.

Wie es sich schrieb und malte
Autorin/Malerin Raffaela Zenoni
unterwegs

Von Erhard Metz

Bereits das Autorinnen-Impressum des Buches zeigt uns das Statement und Bekenntnis der Künstlerin Raffaela Zenoni als Schriftstellerin und Malerin, ebenso ihre Selbstverortung: im unterwegs. Im realen Irdischen, im Reich der Träume, im Universellen.

Im Mosaik schlafen – Marie und Tante Selva, 2016, Acryl auf Leinwand, 6 Bahnen 60 x 180 cm

Das Buch ist groß bereits im äußeren Format von 30 x 30 cm, von stattlichem Gewicht, außergewöhnlich in seiner Gestaltung: eine ausgreifende Erzählung, ein Roman, eingebettet in großformatige Abbildungen der Malerei wie auch in eine Vielzahl kleiner würfelförmiger Ausschnitte, Mosaiksteinen gleich, es mögen an die einhundert sein – wir haben sie nicht gezählt; all dies in hervorragender Druckqualität, der Text auf zart-cremefarbigem und zart-blaugraufarbigem Grund – ein einzigartiges Gesamtkunstwerk. Weiterlesen

Bracha Lichtenberg Ettinger: „Engel des Fürtragens“ im K 21 in Düsseldorf

2025, April 4.

Erinnerung, Grauen, Trauer und Heilung?

Von Simone Hamm

 Sie ist Psychoanalytikern und Philosophin: Bracha Lichtenberg Ettinger. Ihre Eltern überlebten den Holocaust, viele ihrer Verwandten starben. Diese Gewalt und die daraus resultierenden Traumata der Überlebenden sind die Wurzel von BRACHAS Kunst. BRACHA ist ihr Künstlername. Er bedeutet im Hebräischen Lobpreis und Segen. So hieß ihre Großmutter, die in Auschwitz starb. BRACHA stellt sich die Frage, wie es möglich sein konnte, dass Frauen und Kindern solche Gewalt angetan werden kann. Die Tatsache, so betont sie, kann sie nicht ändern, aber sie kann sie transformieren und ihr eine Bedeutung geben.

Bracha Lichtenberg Ettinger, Eurydice n.4, 1992-1994, Öl und Mischtechnik auf Papier auf Leinwand, 36,8 x 27 cm, Courtesy the Artist, © BRACHA

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„Move and Make“- Die erste Wechselausstellung mit den bewegenden Bildern von Helen Frankenthaler im Museum Reinhard Ernst

2025, März 15.

Explosive Landschaften der agilen Queen of Coulors

Von Petra Kammann

Die Ausstellung „Helen Frankenthaler: Move and Make“ im Museum Reinhard Ernst (mre) gibt erstmals mit 32 Werken aus fünf Schaffensjahrzehnten einen umfassenden Einblick in die weltweit größte private Frankenthaler-Sammlung mit insgesamt 50 Arbeiten. Sie zeigt, wie die Künstlerin mit ihrer Malerei in den frühen 1950er Jahren die Konventionen ihrer Zeit herausforderte und sich selbst stetig weiterentwickelte. Ihren Willen zur Erneuerung und ihr schöpferisches Selbstverständnis erklärte sie dann Anfang der 1970er Jahre auch in verdichteter Form. Ihr Ausspruch „Ich denke lieber, bewege und mache, als stehen zu bleiben“ / „‘I’d rather think and move and make than halt’“ verleiht der am Sonntag, den 16. März, in Wiesbaden beginnenden Schau sowohl den Titel als auch den Schwerpunkt. Ein in verschiedener Hinsicht folgenreicher „Move“. Die ausgestellten Arbeiten von Helen Frankenthaler (1928–2011) umspannen die Periode von 1950–1989.

Ausstellungsansicht: Kerstin Ludolph, die Verlegerin des Katalogs (Hirmer Verlag), beim Abgleich mit dem Original von ,Spanning‘, Foto: Petra Kammann

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Museum Wiesbaden präsentiert „Honiggelb – die Biene in Kunst und Natur“ (1)

2025, März 14.

Die Biene als summende Inspiration und Muse in der Kunst – eine Weltpremiere

von Hans-Bernd Heier

Das Museum Wiesbaden feiert seinen 200. Geburtstag. Johann Wolfgang von Goethe überzeugte damals den Frankfurter Privatsammler Johann Isaac Freiherr von Gerning, seine umfangreichen Sammlungen von Kunstwerken, Altertümern und Naturalien dem Herzogtum Nassau zu vermachen. Dank Goethes Anregung und dem bürgerlichem Engagement konnte das Wiesbadener Museum am 1. April 1825 erstmals seine Türen für die Öffentlichkeit öffnen. Im Jubiläumsjahr bietet das Hessische Landesmuseum für Kunst und Natur einen höchst attraktiven und abwechslungsreichen Ausstellungsreigen. Zum Auftakt zeigt das Zweispartenhaus unter dem Titel „Honiggelb“ die Doppelausstellung „Die Biene in der Kunst“ und „Die Biene in Natur und Kulturgeschichte“.

Hans Thoma „Der Bienenfreund“,1863, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe/CCO

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Lothar Schirmer, Verleger und Schirmherr der Künstler zum 80ten

2025, Januar 31.

„Zeige Deine Schätze“ – Gleich ob aus Fett, Filz, Wachs oder auf Papier

Von Petra Kammann

„Viel zu schön, um 2025 vergessen zu werden“, heißt es in der Vorschau von Lothar Schirmer, der als Verleger und Sammler eine ebenso prägende wie schillernde Figur ist. Der eigensinnig-gewitzte Pionier, der schon früh Joseph Beuys und Cy Twombly, deren Werke er sammelte und verlegte, nachspürte, weil er es immer genau wissen wollte, wird am 1. Februar 80. Und das in einem Jahr, das einen nach einem halben Jahrhundert seit der Verlagsgründung innehalten und dankbar zurückblicken lässt, nicht zuletzt auf eine reiche kulturelle zeitgenössische Vergangenheit. Sie spiegelt sich inspirierend im Programm des Verlags Schirmer & Mosel. Und das mit allem Irrwitz, mit modischen und zeitgeistigen Strömungen, mit viel Fotografie, Glamour, Film und mit ernsthafter Kunst und Literatur… FeuilletonFrankfurt zieht den Hut und sagt „Gratulation Lothar Schirmer! Lassen Sie uns nicht nur 2025 an Ihren Langzeitbelichtungen und Ihrer visionären Entdeckerfreude teilhaben.“

Verleger und Sammler Lothar Schirmer, Foto: Petra Kammann

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Das Gedächtnis der Welt – Ein besonderes Gemälde von André Masson

2025, Januar 27.

„La mémoire du Monde“

In diesen besorgniserregenden Zeiten und anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 möchten wir die Erinnerung an die vorausgegangenen grausamen Gewalttaten der Vergangenheit wachhalten und lassen uns dabei von der Aussagekraft der Kunst unterstützen. Das Gemälde Oradour von André Masson (1896- 1987) hält die Erinnerung an die Gräueltaten wach. Sein Meisterwerk Oradour dient gleichsam als Mahnmal für die nachfolgenden Generationen. Dieses Gemälde wie auch weitere Meisterstücke des französischen Malers, Grafikers und Bildhauers, der in Paris zunächst von den Kubisten beeinflusst war und sich später in Marseille den Surrealisten um André Breton angeschlossen hatte, sind derzeit noch bis zum 20. Februar 2025 in einer Werkschau DIE GALERIE in Frankfurt zu erleben. 

„Oradour“ von André Masson

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Rückblick: Noch immer nicht alles gesehen, gehört und geschrieben…

2024, Dezember 27.

Was FeuilletonFrankfurt-Autoren und Autorinnen 2024 noch so am Herzen lag

Petra Kammann:

„Ein Leben ohne Bücher und Kunst ist sinnlos“, sagt Lothar Schirmer, Verleger des Schirmer&Mosel-Verlags, der dieses Jahr 50 wurde, sein schalkhaft verschmitzter Verleger wird demnächst 80. Getroffen habe ich ihn im Laufe der Jahre immer wieder auf der Frankfurter Buchmesse, zuletzt noch an seinem Stand mit der bildmächtigen Buchhändlerfamilie Walther König. Aber auch in meiner Düsseldorfer In R(h)einkultur-Zeit, als der Kunstsammler Lothar Schirmer 2010 zur Beuys-Schau „Parallelprozesse“ im dortigen K20 seine „Beuyse“ beitrug und er mir während des Auspackens von seinen Begegnungen mit Eva und Joseph, dem Rheinland und seiner ersten documenta erzählte. Dann machten wir 2021 ein Interview HUT AB! KOPF AN! Joseph Beuys zum Hundertsten! Eigentlich wollten wir im Dezember seine Münchner Kunstsammlung gemeinsam anschauen. Da bekam er den Ehrenpreis der Stadt München. Aber sein Buch mit den köstlichen Künstlerbegegnungen, das gibt’s: Lothar Schirmer, „Die Bienenkönigin nährt am Ende alle – Joseph Beuys“. Jajaja, neeneenee, jajaja…

Lothar Schirmer (re), Walther König (Mitte li), Foto: Petra Kammann

 

Hans-Bernd Heier:

Das Forum Würth Arlesheim lockt mit Waldeslust!
Faszinierende Facetten von Wald und Bäumen im Spiegel der Kunst.

An Aussagekraft und Deutungsvielfalt kann den Wald so leicht kein Sujet der Kunstgeschichte überbieten. In der faszinierenden Ausstellung „Waldeslust – Bäume und Wald in Bildern und Skulpturen“ sind im Forum Würth Arlesheim, Schweiz, rund 60 Werke von 36 Künstlerinnen und Künstlern bedeutender Kunstströmungen wie dem Impressionismus, Expressionismus oder Land Art, vom ausgehenden 19. bis ins 21. Jahrhundert versammelt.
Wem die beeindruckende Begegnung mit den hochkarätigen Bildern und Skulpturen im Museum allein nicht reicht, der kann heimische Waldtypen und Bäume direkt vor Ort entdecken und sich inspirieren lassen.

Franz Marc „Grüne Studie“, 1908, Sammlung Würth; Foto: Karen Bartsch, Berlin

Gemeinsam mit dem Naturschutzdienst Baselland hat das Forum einen Audio-Waldspaziergang konzipiert, der eine Brücke zwischen der großartigen Schau und dem angrenzenden Naturschutzgebiet Reinacher Heide schlägt. „Waldeslust“ ist noch bis zum 3. August 2025 bei freiem Eintritt zu sehen.

 

Paulina Heiligenthal:

Mein Schmankerl 2024: Die Retrospektive Alice Springs

In einer fulminanten Ausstellung in den Opel-Villen Rüsselsheim, wurde die Schaffenskraft von June Newton alias Alice Springs, facettenreich illuminiert.
Der Sprung in die Fotografie begann mit einer Grippe ihres Ehemannes Helmut Newton, für den sie einsprang, um dessen Aufträge zu übernehmen.
Sie ließ sich die Kamera erklären und lancierte in Paris 1970 einen Volltreffer: ein herausragendes Werbebild!
Eigenständig schuf sie bildstarke Oeuvres, Menschenbilder, die durch Authentizität berühren.

Blick in die Rüsselsheimer Ausstellung, Foto: Paulina Heiligenthal

Sie hat den porträtierten Persönlichkeiten in ihre Seelen geschaut, ihre Aura eingefangen. Brillant! „Ich sehe Wahrheit und Entsprechung in den Porträts“, lobt Helmut Newton. Und seine Frau June 2021: „Vieles wäre einfacher gewesen mit langen Beinen, statt schlau im Kopf zu sein.“

 

Uwe Kammann:

Ein immerwährendes Wunder: der nun schon ‚eingespielte’ Konzertsaal in Kronberg. Nicht nur wegen der exzellenten Akustik, sondern auch visuell: Ein Glücksfall.

Ein Ärgernis der Sonderklasse hingegen der taufrische Beschluss des Stadtparlaments zu den Städtischen Bühnen in Frankfurt. Eine verschobene Oper quasi am alten Platz, ein neues Schauspielhaus als Quetschkommode an unwirtlichster Stelle, das Ganze wohl fertig in anderthalb Jahrzehnten, dann für sicher weit mehr als 1,5 Milliarden: eine Farce.

Vermutlich waren die Stadtverordneten mehrheitlich die völlig verkorkste bisherige Prozedur leid. Doch der vermeintliche Schlussstrich wird lediglich Auftakt sein zu einem fatalen und sündteurem Irrtum. Rettung noch in Sicht?

Simulation eines Orts für das Schauspiel an der Neuen Mainzer Straße, Foto: gmp

 

Margarete Berghoff:

Kinder- und Jugendtheater kann so schön sein und auch Erwachsene begeistern. So geschehen mit dem Stück ’sWingin‘ –  einer Musiktheater-Performance ganz ohne Worte von Andrea Schwalbach im Theaterhaus Frankfurt.  Eine humorvolle Tanz – Performance  mit großen pantomimischen Gesten und vergrößerter Mimik. Und immer wieder wird getanzt: Lindy Hop, Stepptanz, und selbst Singin‘ in the Rain darf nicht fehlen, wenn auf der Bühne ein Gewitter mit Regenschauer angedeutet wird.

Ein Zugabteil, eine Reise, zwei fremde Menschen in diesem Abteil, zwei Generationen, die mittels Musik und Tanz eine Sprache miteinander finden. Das Ganze eine Art Slapstick-Revue, die stark an die Zeiten des Stummfilms erinnert, über die Suche nach Verständnis und  dem Akzeptieren des Anderssein. Mitreißend und unterhaltsam. Lachend verlässt man besWingt das Theater.

Szene aus ’sWingin‘ ,Darstellerinnen v.l.n.r.: Lucy Flournoy + Susanne Schyns Foto:  Katrin Schander

 

Walter H. Krämer:

Theater ist für mich mehr als nur ein abendliches Vergnügen. Es ist mir geistige Nahrung und Lebenselixier und immer mal wieder sieht man mich als beglückten Zuschauer aus dem Theater kommen oder begeistert von Begegnungen mit Künstler*innen reden.

Da gibt es diese Inszenierung von „Phädra, In Flammen“ in den Kammerspielen. Ein Theaterstück von Nino Haratischwili. Gerade Stadtschreiberin in Bergen-Enkheim geworden. Die Gelegenheit, die Autorin ins VHS-Theaterseminar einzuladen.

Ein verwegener Gedanke, der am Ende dank Vermittlung ihres Lektors Thomas Maagh vom Verlag der Autoren Wirklichkeit wurde. Fast zwei Stunden war sie zu Besuch im Seminar. Nahbar, offen und schon damals voller Sorge über den Zustand ihrer Heimat Georgien.


„Phädra  in Flammen“ von Nino Haratischwili, Regie: Max Lindemann, Sebastian Kuschmann, Anna Kubin, Foto: Jessica Schäfer

 

Renate Feyerbacher:

Ein einmaliger Abend des HR-Sinfonieorchesters in der Alten Oper Frankfurt unter der Leitung seines Chefs Alain Altinoglu mit ausdrucksstarken Solisten, dem Wiener Singverein, dem Kinderchor der Oper Frankfurt und ausgezeichneten Sprechern.

Wie Marion Cotillard, die französische Schauspielerin, ‚Oscar‘ Preisträgerin, ‚Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres‘, im Oratorium Jeanne d’Arc au bûcher (Johanna auf dem Scheiterhaufen) des Schweizer Komponisten Arthur Honegger (1892-1955) Jeanne sprach und darstellte, war ungemein berührend.

Sowohl die Musik wie auch der in Deutsch angezeigte Text des französischen Dichters, Schriftstellers, Diplomaten Paul Claudel (1868-1955) sind von immenser Wucht.

v. li: Marion Cotillard, Ulrich Edelmann, 1.Konzertmeister des hr-Sinfonieorchesters, Chefdirigent Alain Altinoglu und hr-Sinfonieorchestermitglieder, Foto: Renate Feyerbacher

 

Christian Weise:

„Weihnacht inmitten
des Krieges“.
Das Gedicht wurde
am 24.12.2022 von
Julia Musakovska

geschrieben
und 2024 in dem Band
„Steine und Nägel“
in Lwiw veröffentlicht.
Christian Weise hat es
aus dem Ukrainischen
übersetzt


Weihnacht inmitten des Krieges

Weihnacht inmitten des Krieges. Strahlendes Fest in dunkler Zeit
Musik von Generatoren, Stimmen gedämpft klingen nicht weit.
Ein jeder eigenen Verlust unter dem Mantel verborgen trägt.
Tausendfach schwer auf die Schultern drückt das Gewicht der Müdigkeit.

Vorweihnachtlich die Hektik, aber verwischt die Farben.
Dieses Jahr für die Armee die teuersten Geschenke.
Das tränenreichste Gebet, die Arbeit des Herzens und der Hände.
Auf Herodes‘ Weisungen schwarze Säcke schon warten.

Spärliches Licht. Statt Weihnachtskerzen brennen die Augen rot.
Schon geboren der Christus, der den Tod besiegte durch den Tod.
Hier unter uns Gestalten schemenhaft, ihnen voller Weh
Wirfst Du Dich in die Arme, doch sie schmelzen wie Schnee.

 

Simone Hamm:

Ein Jahr, überreich an großartigen Theater, Ballett und Opernaufführungen, an exquisiten Ausstellungen geht zu Ende  – Trost und Ablenkung in einem Jahr  voller Schrecken und Kriegen.
Von Verlust und Trauer, aber auch von der Kunst des Überlebens, von der Liebe  handelt Maryl Tankards „Echoes of 78 – Kontakthof“, eine Neueinstudierung von Pina Bauschs Signature Choreografie „Kontakthof“.
Es tanzten neun Tänzer, die schon bei den ersten Aufführungen dabei waren, tanzten mit Grazie und Kraft, präzise, akkurat, ausdrucksstark. Tanzten zu Projektionen auf einer Gazeleinwand, einem alten Film von 1978, tanzten synchron mit ihrem jüngeren Ich. Tanzten mit den Schatten derer, die nicht mehr tanzen können oder schon gestorben sind, tanzten Vergangenes und Gegenwärtiges. Tanzten, schön wie nie.

v.l.n.r.: Anne Martin, Josephine Ann Endicott, Elisabeth Clarke, Arthur Rosenfeld, Meryl Tankard, Ed Kortlandt, John Giffin, Lutz Förster, Beatrice Libonati, Foto: Ursula Kaufmann

 

„Beyond White“ von Strelow & Walter Projects in der Galerie Heike Strelow

2024, Dezember 14.

Jenseits von Weiß – die Sphäre reinen Lichts

Von Petra Kammann

Schwarz gilt als die dunkelste aller Farben so wie Weiß als die hellste gilt. Seit Malewitschs „schwarzem Quadrat“ von 1915, dem nicht genau 80 mal 80 schwarz bemalten Viereck, dem wenig später ein „weißes Quadrat“ folgte, haben beide unifarbenen Quadrate Kultstatus erreicht. Durch die Redaktion auf das Wesentliche, auf die Schattierungen von Licht, scheinen sie schwerelos zu schweben. Zero-Künstler wie Otto Piene, Heinz Mack und Günther Uecker, die nach dem Zweiten Weltkrieg künstlerisch Tabula rasa machten und wieder bei Null (zero) anfingen, griffen auf der Suche nach neuen Wegen den Ansatz wieder auf, die Wirklichkeit radikal zu reduzieren. Der Einfluss dieser Avantgardekünstler ist auch in der Ausstellung „Beyond White“ spürbar, wo insgesamt 17 Künstlerinnen und Künstler ihre eigene künstlerische Handschrift zum Thema entwickelten, darunter auch Werke von Künstlern wie Oskar Holweck und Rolf Kissel, die eng mit der Zero-Bewegung verbunden waren. Beflügelnd wirkt die Reaktion auf die Farbe Weiß allemal.

Kerstin Walter (Strelow und Walter Kunst GbR) vor dem Gemälde des Leipziger Malers Ulf Puder, Foto: Petra Kammann

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Retrospektive von André Masson, „La mémoire du monde“ – „Das Gedächtnis der Welt“ in DIE GALERIE

2024, Dezember 6.

Dass ich eins und vielfach bin – Auch ein Rekurs auf Goethe

Von Petra Kammann

Hundert Jahre nach der Formulierung des Surrealistischen Manifests durch André Breton 1924 feiert die revolutionäre Kunstbewegung des Surrealismus fröhliche Urständ, in Museen wie dem Centre Pompidou in Paris, im Lenbachhaus in München oder auch in der Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn. In Frankfurt gibt DIE GALERIE in ihrer nurmehr sechsten Einzelausstellung von André Masson einen tieferen Blick in das Werk dieses „unkonventionellen“ Vertreters des Surrealismus, in dessen Gesamtwerk sich in den verschiedensten Schaffensphasen die unterschiedlichsten Techniken und Themen wiederfinden. In seinen Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen hat sich der Erfinder des déssin automatique“ ebenso durch Goethe, Kleist und die deutsche Geistesgeschichte inspirieren lassen wie durch die deutsche Romantik, den Impressionismus oder auch die asiatische Kalligrafie. Zur Vernissage kamen sein 89jähriger Sohn, der Dirigent Diego Masson, sowie seine Enkeltochter Sonia Masson.

Der Dirigent Diego Masson, der Sohn von André Masson, war zur Vernissage der Ausstellung aus Paris angereist, Foto: Petra Kammann

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