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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Oktober, 2013

55. Biennale Arte Venedig 2013 (9)

2013, Oktober 31.

„TRIPLE POINT“: Sarah Sze bespielt den Pavillon der USA

Von Erhard Metz

Dass im Verhältnis Deutschlands und Europas zu den USA derzeit der Haussegen, wie man so sagt, reichlich schief hängt, wussten wir zur Zeit der Vorschau auf die diesjährige Biennale Ende Mai noch nicht, als wir das „geordnete Chaos“ bewunderten, welches die Installationskünstlerin Sarah Sze am und im US-amerikanischen Pavillon in den venezianischen Giardini angerichtet hat. Nun gut, das eine hat ja mit dem anderen vermutlich auch nichts zu tun. Nehmen wir mal an.

Sarah Sze, Triple Point, presented by The Bronx Museum of the Arts, New York; diverse Installationsansichten

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Städel Museum zeigt „Dürer. Kunst – Künstler – Kontext“ (1)

2013, Oktober 30.

Der „ganze“ Dürer grandios inszeniert

Von Hans-Bernd Heier

Das Städel Museum präsentiert bis zum 2. Februar 2014 in einer umfassenden Sonderausstellung den wohl bedeutendsten deutschen Renaissancekünstler Albrecht Dürer (1471-1528). Unter dem Titel „Dürer. Kunst – Künstler – Kontext“ sind im Ausstellungshaus insgesamt über 280 Werke versammelt, darunter etwa 200 Arbeiten des genialen Malers selbst.

„Bildnis einer jungen Frau mit offenem Haar“, 1497, Leinwand, 56,3 x 43,2 cm; Städel Museum; Foto: U. Edelmann – Städel Museum – ARTOTHEK

Kunstkenner werden fragen: Warum schon wieder eine Dürer-Ausstellung und warum gerade in Frankfurt? Die vor zwei Jahren in seiner Geburtsstadt Nürnberg gezeigte Schau war den Arbeiten des jüngen Dürers gewidmet. Die Riesenschau in Frankfurts berühmtester Galerie bietet dagegen einen Überblick über sein Schaffen in der ganzen Breite und Vielfalt seiner künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. „Die umfassende Präsentation im Städel zeigt Dürers Kunst im Kontext ihrer Zeit und unterscheidet sich darin deutlich von vergleichbaren Ausstellungen der Vergangenheit. Seine künstlerischen Innovationen, seine theoretischen Forschungen und nicht zuletzt sein Geschick in der Vermarktung und Inszenierung seines Schaffens machten Dürer schon zu Lebzeiten zu einem der einflussreichsten europäischen Künstler. Diesen ‚ganzen‘ Dürer wollen wir in unserer Ausstellung zeigen“, erläutert Professor Jochen Sander, Kurator der Ausstellung und Sammlungsleiter „Alte Meister“ im Städel Museum. Weiterlesen

Hessischer Film- und Kinopreis 2013

2013, Oktober 28.

Filmland Hessen – hochprofessionell und kreativ

Text und Fotos: Renate Feyerbacher

Am 11. Oktober 2013 wurden in der Alten Oper Frankfurt die Hessischen Film- und Kinopreise 2013 verliehen.

Hannelore Hoger

Hannelore hier! Hannelore hier!“ – so rufen die Fotografen nach der Preisverleihung. Willig dreht und wendet sie sich, ist geradezu ausgelassen. Kniet sich sogar zum Gruppenbild.

So hab ich sie bisher nicht eingeschätzt. Ich hatte erwartet, dass sie sich der Pressemeute entzieht. Nichts ist an ihr divahaft. Diese herausragende Künstlerin erhielt den Filmpreis als Ehrenpreis des hessischen Ministerpräsidenten. Es ist der Höhepunkt am Ende der Filmpreis-Gala. Weiterlesen

55. Biennale Arte Venedig 2013 (8)

2013, Oktober 27.

Goldene Löwen für ihr Lebenswerk:
Maria Lassnig und Marisa Merz

Von Erhard Metz

Der diesjährige Biennale Arte-Kurator Massimiliano Gioni hatte die beiden grossen Künstlerinnen zur Auszeichnung mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk vorgeschlagen, und das Board der Biennale unter Vorsitz seines langjährigen Präsidenten Paolo Baratta entschied entsprechend. Zur Eröffnungs- und Verleihungszeremonie am 1. Juni 2013 nahm Marisa Merz ihre Trophäe persönlich in Empfang; die hochbetagte Maria Lassnig musste aus gesundheitlichen Gründen auf die Reise in die Lagunenstadt verzichten.

Wir geben die Begründungen im englischen Originaltext wieder:

„For more than sixty years Maria Lassnig has investigated representation, both of the body and of the individual, in paintings that often depict the artist in a state of restlessness, excitement, or despair. Through her self-portraits, Lassnig has composed a personal encyclopedia of self-representation and, through what she calls ‘body-awareness paintings,’ has used painting as an instrument of self-analysis. Lassnig, at ninety-three years old, represents a unique example of obstinacy and independence that deserves to be celebrated with the Golden Lion for Lifetime Achievement.“

„Since the 1960s, Marisa Merz has been a singular voice in contemporary art. Beginning with her early work, which she carried out alongside the protagonists of Arte Povera, Marisa Merz has distinguished herself by her reflection on the domestic realm and handicraft techniques stereotypically associated with female labor. The artist has developed a personal language in which painting, sculpture, and drawing give shape to apparently archaic and primordial images. These contemporary icons and stylized faces rise to the surface as divine apparitions. Her epiphanic paintings, as if cultivated through years in solitude, invite us to look at the world with closed eyes – as the artist suggested with the title of her 1975 exhibition, With Closed Eyes, The Eyes Are Extraordinarily Open.“

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„Tannhäuser“ von Richard Wagner – Wiederaufnahme an der Oper Frankfurt

2013, Oktober 26.

Niemand ist zu beneiden

Von Renate Feyerbacher
Fotos: Wolfgang Runkel /Oper Frankfurt, Renate Feyerbacher

Lance Ryan (Tannhäuser) und Annette Dasch (Elisabeth), Foto © Wolfgang Runkel

Vor mehr als sechs Jahren, am 28. Januar 2007, hatte die Inszenierung von „Tannhäuser“ in Frankfurt am Main Premiere. Eine Frau führte Regie: Vera Nemirova. Es war ihr Debüt an der Frankfurter Oper. Drei Jahre später begann sie hier mit der Regiearbeit am „Der Ring des Nibelungen“, der frenetisch gefeiert wurde.

Nun wird ihr „Tannhäuser“ mit neuer Besetzung wieder gespielt. Diese Inszenierung hat nichts von ihrer Grossartigkeit verloren. Weiterlesen

Alltägliche und seltsame Geschichten und Begebenheiten (19)

2013, Oktober 21.

Auf nach Schraubendorf!
von Juanito Carnivora

(mit freundlicher Genehmigung der Chefredaktion und Verlagsleitung von “Plözin – Die tapfere kleine Zeitschrift”, Text © -habust- )

Warum fährst Du eigentlich nicht mal nach Schraubendorf?

Weil es dort keine Schanze gibt und Du Deinem von Dir so innig geliebten Sport nicht nachgehen kannst?

Ach geh! Das ist doch eine Ausrede. Du kannst doch nicht im Ernst verlangen, daß es in jedem Urlaubsort eine Schanze gibt, nur damit Du springen kannst! Weiterlesen

Das neue ArtOpera-Projekt – internationaler Gesangswettbewerb 2013

2013, Oktober 19.

Sich selbst immer wieder neu erfinden – unabhängig vom Lebensalter

Text und Fotos: Renate Feyerbacher

Helen Donath am 24. August 2013

Noch vor Saisonbeginn der Oper Frankfurt hatte Intendant Bernd Loebe sein Haus für einen neuen Gesangswettbewerb geöffnet. Ihm gefiel, dass bereits erfahrene Sänger sich einem kollegialen „Kräftemessen“ stellen, mit der Aussicht, den neuen Preis „Orpheus“ zu ersingen.

Die Idee zum ersten „Internationalen Gesangswettbewerb ohne Altersbegrenzung“ kam vom ehemaligen Opern-und Konzertsänger Edvin van der Meer, der das ArtOpera-Projekt gründete Weiterlesen

„EXIL“ – die Zeitschrift für Exilliteratur 1933 bis 1945

2013, Oktober 18.

Bei seinem Rundgang über die diesjährige Frankfurter Buchmesse besuchte Oberbürgermeister Peter Feldmann unter anderem einen kleinen Stand: die Präsentation des ebenfalls kleinen EXIL-Verlags, dessen Arbeit ihn – so die Meldung des Presse- und Informationsamts – „besonders beeindruckt“ hat. „Guter Geist“ und Verlegerin dieses Unternehmens ist Edita Koch, die 2011 mit Stolz auf die 30-jährige Verlagsgeschichte zurückblicken konnte.

Oberbürgermeister Peter Feldmann und Edita Koch, Verlegerin und Herausgeberin von „EXIL“, am 11. Oktober 2013 auf der Frankfurter Buchmesse

„EXIL 1933-1945. Forschung, Erkenntnisse Ergebnisse“ – so lautet der Name der jetzt im 32. Jahrgang erscheinenden Halbjahreszeitschrift, herausgegeben von Edita Koch in Zusammenarbeit mit Henrike Walter. Sie richtet sich mit ihren Beiträgen an eine wissenschaftlich interessierte Öffentlichkeit. Wir finden in ihr zum Teil einzigartige literarische Zeugnisse und Dokumente, Berichte und Forschungsergebnisse im weiteren Kontext des durch nationalsozialistische Verfolgung bedingten Exils. „EXIL“ bietet aktuellen Forschern auf diesem Gebiet ein Podium von interdisziplinärer Bandbreite Weiterlesen

„Nanna – Anselm Feuerbachs Elixier einer Leidenschaft“ im Museum Wiesbaden

2013, Oktober 17.

Anna Risi: Modell, Muse und Geliebte, Inkarnation seiner Malerei

Von Hans-Bernd Heier

Wäre der Maler Anselm Feuerbach auch heute noch ohne seine Nannas einer breiten Öffentlichkeit bekannt? Oder wäre er genauso wie viele seiner akademisch geschulten Künstlerkollegen längst in Vergessenheit geraten? Eine müssige Frage: Denn Feuerbachs Gemälde zählen laut Museumsdirektor Alexander Klar zu den „Juwelen der jeweiligen Museen“. Das gilt besonders für die Nanna-Darstellungen, die Anselm Feuerbach wie besessen in Serie malte. Dank ihrer Porträts wurde Feuerbach (1829 – 1880) zu einem der bedeutendsten Maler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eines der schönsten der edlen Römerin besitzt seit Langem das Wiesbadener Landesmuseum: Nannas Profil nach rechts, aus dem Jahre 1861.

„Nanna“, 1861; © Museum Wiesbaden

Das brachte den Kurator Peter Forster auf die glänzende, aber schwer zu realisierende Idee, alle erreichbaren Nanna-Bildnisse in einer spektakulären Schau zu versammeln. Zwar hat es auch vorher schon Versuche gegeben, einige Nanna-Bilder in einer Ausstellung zu zeigen, aber zum ersten Mal überhaupt sind alle wichtigen Porträts der römischen Muse in einer Präsentation vereint Weiterlesen

Michelle Concepción: Zellforschung in Schönheit?

2013, Oktober 16.

„Pearls“ in der Frankfurter Galerie ARTE GIANI

Pearl 46, 2013, Acryl auf Papier, 48 x 34 cm

Zytologie, Zellforschung also, ist angesagt: In diesen Tagen erhielten die Biochemiker, Molekularbiologen und Zellforscher Randy Schekman, James Rothman und Thomas Südhof den „Nobelpreis für Physiologie oder Medizin“ (wie er korrekt heisst): sie haben „das höchst präzise Steuerungssystem für den Transport und die Zustellung von zellulärer Fracht aufgedeckt“.

20, 40, 60 und noch mehr Billionen Zellen hat ein Mensch, jede einzelne ein Mikrokosmos mit hochkomplexen Systemen und Funktionen in ständigem kommunikativen Austausch im Inneren wie zur Nachbarzelle. So eine Zelle hat, wie wir lesen, einen Durchmesser von etwa einem 40-tausendstel Millimeter. Und es herrscht eine lebhafte Betriebsamkeit in ihr, jede Menge an Energie, Materialien und Stoffen muss vom Produzenten und Lieferanten zur richtigen Zeit zum „richtigen“ Empfänger verfrachtet werden, ein Logistiker hätte dabei alle Hände voll zu tun. Weiterlesen