Erst heiß, dann Eis
2014, Dezember 31.Nach der Rauchsauna ins Eisloch, so lieben es die Finnen
Von Elke Backert
Birkenreiser, je nach Jahreszeit frisch, getrocknet oder tiefgefroren, sind auf dem Markt von Helsinki der Renner. Und nicht nur dort. Auch die Birken selbst wachsen wie wild in dem 1.200 Kilometer lang gestreckten, aber nur halb so breiten nordischen Land. Spätestens in der Sauna dämmerte mir, wozu die schlanken, weißstämmigen Bäume gut sind.
In Finnland kann man mitbekommen, dass die Nordländer sich mit dem Schwitzbad keinen Luxus leisten, hier gehört es zum täglichen Leben wie bei uns Dusche und Badewanne. Als Luxus allerdings betrachten die Finnen eine spezielle Form des Heißluftschwitzens: die Rauchsauna.
↑ Holz, Holzkohle und Birkenreiser, Foto: Elke Backert
↓ Sitzbretter in einer Rauchsauna, Bildnachweis: wikimedia commons / Snugdoc GFDL
Eine unvergessliche Zeremonie machen daraus die an Seen liegenden Ferienanlagen. Und Seen soll es genau 188.887 geben. Oder doch mehr? Die Rauchsauna wird ähnlich zelebriert wie bei uns das Grillen mit Holzkohle. Erst wenn die Kohle zu Glut geworden ist, darf das Fleisch drauf. Wenn also das Birkenholz die Saunahütte am See in eine Räucherkammer verwandelt hat, tasten sich die Saunagänger zu den geschwärzten Sitzbänken vor. Obwohl – vielleicht auch weil – der beißende Rauch einem Tränen in die Augen zwingt, heißt es tief durchatmen. Sobald sich mein Auge an die Dunkelheit gewöhnt hat, nehme ich zwei Eimer mit Wasser wahr, in denen die berühmten Birkenbüschel „weichen“, um, mit kräftiger Hand geschlagen, mir selbst oder dem Nachbarn zur Massage zu dienen. Vergessen ist die Schmerzvorstellung, denn zart klatscht das Laub auf Schenkel, Bauch und Schultern. Weiterlesen