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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für April, 2013

goEast – 13. Festival des mittel- und osteuropäischen Films

2013, April 30.

„Jetzt schlägt’s 13!“
Die Rhein-Main-Region, eine Filmhochburg:
Konkurrenz für Berlin

Von Renate Feyerbacher

Preisverleihung mit Moderatorin Cécile Schortmann

Das war ein fulminantes Osteuropäisches Filmfest goEast 2013! Es wurde veranstaltet vom Deutschen Filminstitut, das am Frankfurter Mainufer zuhause ist, fand aber in Wiesbaden statt. In Frankfurt wurden allerdings die Wettbewerbsfilme gezeigt.

132 Filme aus 30 Ländern von Polen bis Kasachstan waren im Programm. Es gab acht Weltpremieren, sieben internationale und 21 Deutschlandpremieren. Über 10.000 Besucher interessierten sich für die Streifen. Am 16. April 2013 fand im bezaubernden Caligari Kino in Wiesbaden die feierliche Preisverleihung statt.

Zehn Spielfilme konkurrierten im Wettbewerb um einen der begehrten Preise, der begehrteste unter ihnen der ŠKODA-Filmpreis, die Goldene Lilie, dotiert mit 10.000 Euro. Weiterlesen

International Opera Award für OPER FRANKFURT

2013, April 28.

Die OPER FRANKFURT gewinnt den „International Opera Award“ als international bestes Opernhaus 2013!

Aussen- und Innenansicht, Fotos: Rui Camilo

London, 22. April 2013: Gegen die starke Konkurrenz der Mit-Nominierten – Opéra National de Lyon, Staatsoper Stuttgart, Stanislavsky Music Theatre Moscow und Theater an der Wien – gewinnt die Oper Frankfurt den Internatinal Opera Award als bestes Opernhaus 2013. Weiterlesen

„KOREA POWER. Design & Idendität“ und weitere Ausstellungen im Frankfurter „museum angewandte kunst“

2013, April 26.

Wiedereröffnung des Museums nach fünfmonatigem Umbau

Es ist ein grossartiges Bauwerk, das der amerikanische Architekt Richard Meier 1985 neben der klassizistischen Villa Metzler am Frankfurter Museumsufer errichtet hat. Nach umfangreichen Umbauten und Renovierungen innerhalb der erstaunlich kurzen Zeit von nur rund fünf Monaten, bei denen die alten Sichtachsen und Ausblicke von allerlei zwischenzeitlich wuchernden Verbauungen befreit wurden, erstrahlt das Haus jetzt wieder lichtdurchflutet in seinem seinerzeitigen Originalzustand. Weiterlesen

Helmut Werres: Selbst-bewusste Emotionen

2013, April 25.

Von Brigitta Amalia Gonser
Kunstwissenschaftlerin

Wie gut finden Sie sich in der Welt zurecht, können Sie Situationen richtig einschätzen, fällt es Ihnen leicht, Beziehungen zu anderen Menschen zu knüpfen? Sind Sie in der Lage, sich selbst zu motivieren, die Gefühle und Stimmungen anderer zu erfassen? Und wie steht es um Ihre soziale Kompetenz?

All diese Fähigkeiten misst die Emotionale Intelligenz. Neben dem IQ gibt es somit auch den EQ.

Jede Handlung ist Ausdruck von Emotionen und symbolisiert unsere Motivationen.

Um selbst-bewusste, komplexe Emotionen zu spüren, muss man in der Lage sein, sowohl über sich selbst als auch über andere zu reflektieren und sich in die Sichtweise anderer hineinzuversetzen.

Wenn wir die Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung, Denken, Emotionen und Verhalten klar erkennen, wird ein bewusstes Steuern von IQ und EQ möglich und kann zielführend in der Praxis umgesetzt werden.

So malt Helmut Werres in dreizehn expressiv realistischen Selbstportraits mit feinstem Pinselstrich selbstbewertende Emotionsausdrücke in typisierter frontaler Kopfansicht als Selbstbefragung und Selbstfindung in Beziehung zu seinem sozialen Umfeld.

Protest, 2006, Öl auf Malplatte, 40 x 30 cm Weiterlesen

Es regnet im Frankfurter Kunstverein

2013, April 23.

Rivane Neuenschwander, „Chove chuva / Rain Rains“, 2002 (obige und folgende beiden Abbildungen: Ausstellungsansichten, Details und Totale), Aluminiumeimer, Wasser, Stahlseile, Leiter, Courtesy the artist, Tanya Bonakdar Gallery, New York, Stephen Friedman Gallery, London und Fortes Vilaça, São Paulo

Es tropft und tropft und tropft. Entgegen ersten Befürchtungen befinden wir uns hier jedoch nicht im grossen Foyer der Städtischen Bühnen, wo man sich vor dem Chagall-Saal bereits an den Anblick einiger Eimer gewöhnt hatte, die von der Decke durchtropfendes Wasser auffangen, sondern im Frankfurter Kunstverein. Und zu dessen Ehrenrettung sei zugleich vermerkt, dass die Decke des oberen Ausstellungssaals zumindest bis jetzt noch alles Regenwasser zurückhält. Weiterlesen

Aus deutschen Prozessen

2013, April 20.

Von Hans-Burkhardt Steck
und Gabriele Steck-Bromme

Rechtsanwälte

Da bescheinigt ein Sachverständiger einem Angeklagten eine dissoziale Persönlichkeitsstörung. Soweit, so gut oder so schlecht. Kommt vor.

Was nicht so oft vorkommt: Zu den „Fehlhandlungen“ des Angeklagten, auf die der Sachverständige seine Diagnose stützt, gehört – Festhalten! – doch glatt die versuchte „Republikflucht“ aus der DDR. Noch dazu eine Republikflucht „ohne Begründung“! Da sehe man mal, was für ein dissozialer Halunke der Angeklagte ist.

Vielleicht interessiert die Begründung des unvermeidlichen Befangenheitsantrags den einen oder anderen. Hier ist sie, aus dem Jahre 2011:

Um die Einordnung des Entweichens aus der DDR als „Fehlhandlung“ in ihrer Dimension richtig einschätzen zu können, führt kein Weg daran vorbei, sich die Verhältnisse zu DDR-Zeiten noch einmal vor Augen zu halten.

Die DDR war nach dem Mauerbau und der Fertigstellung einer vollständigen Einfriedung mit Selbstschussanlagen, Todesstreifen, Hundestaffeln und Mauerschützen ein Staat geworden, den man ohne staatliche Genehmigung nur unter Lebensgefahr verlassen konnte. Die DDR war, objektiv betrachtet und Nordkorea einmal ausser Acht gelassen, das grösste Gefängnis der Welt und der Geschichte. Die Insassen erhielten von Zeit zu Zeit nach Gutdünken der Obrigkeit Ausgang und Sozialurlaub. Das bedeutete, dass sie kurzzeitig, in der Regel für wenige Tage, in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen durften, aber wieder zurückkommen mussten.

Grenzpfosten der DDR in Mödlareuth, Foto: Andreas Praefcke/wikimedia commons GFDL

Der Zwang zum Zurückkommen wurde mittels Geiselnahme erzeugt Weiterlesen

Natalie Goller: „Der Orte reine Seele“

2013, April 19.

Es geht ein paar Stufen hinab, in die Frankfurter Galerie DAS BILDERHAUS. Ein schwarz lackiertes Klavier harrt in einem der Räume der Hände eines Spielkundigen. Kleine gepolsterte Bänke laden zu gesprächigem Verweilen ein. Eine Galerieküche wartet zur Vernissage fast familiär mit allerlei Freundlichkeiten und natürlich Wein auf, rotem und weissem, versteht sich. Eine Atmosphäre, die neben einem treuen und zuweilen neuen Publikum auch Künstler anzieht, selbst wenn sie gerade nicht dort ausstellen.

Aber nicht allein deshalb haben wir uns zum BILDERHAUS begeben. Sondern ganz und gar wegen der Malerei von Natalie Goller.

Eine Weile überlegen wir, indem wir durch die Räume gehen, und wir kommen zu dem Schluss, dass eben diese Räume diese Malerei in einer bestimmten Weise umfangen, vielleicht sogar umsorgen.

Brückenstrasse, 2008, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm Weiterlesen

„WOOD.STOCK“: Skulpturen von Ortrud Sturm in der Heussenstamm-Galerie

2013, April 14.

„WOOD.STOCK“ –
übersetzt also Holzlager, Holzvorrat – so nennt Ortrud Sturm ihre neueste Ausstellung in der Frankfurter Heussenstamm-Galerie. Eine ziemliche Untertreibung! Nun ist dort zwar allerhand Holz anzutreffen: Eiche, Esche oder Pappel. Aber in was für einen sozusagen Aggregat-Zustand hat es die Bildhauerin gebracht: in Skulpturen der ganz besonderen „Art“ (wieder ein Wortspiel: englisch „Kunst“!).

Ortrud Sturm mit ihrer Arbeit „Bindung – Verbindung“

Tour de maisons, 2012, Eiche, 2,40 x 0,28 x 0,28 m;
Bindung – Verbindung, 2010, Eiche, 2,43 x 0,36 x0,33 m

Der Betrachter kann ins Grübeln geraten: diese hohen Stelen, diese fragil balancierenden Gebilde sollen tatsächlich nicht aus mehreren Teilen zusammengesetzt und verleimt, sondern aus einem einzigen Stamm oder Block Holz geschnitten worden sein? Geht das denn überhaupt? Wir versichern: es geht und so ist es!

Aber wieso können diese „durchlöcherten“, dabei mitunter leicht gebogenen Säulen überhaupt aufrecht stehen, quält manchen „ungläubigen Thomas“ wiederum der Zweifel? Und wie ist das mit der Statik, wo vom ursprünglichen Stamm doch kaum noch etwas an Holz übrig geblieben ist? Weiterlesen

Kinder, Kinder … (2)

2013, April 13.

Von Robert Straßheim

Lieber Markus,

keine Sorge, ich hecke keine Verschwörungstheorie aus. Es gibt keine konzertierten Aktionen zur Abschreckung gebärwilliger Paare. Jeder Akteur versucht nur, Nachteile für sich abzuwenden, die Kinder mit sich bringen: Die Vermieter schützen ihr Eigentum, die Minister müssen sparen etc. Andere Akteure versuchen ihre Vorteile aus den Kindern zu schlagen: Die Spieleindustrie, die Lebensmittelkonzerne, Filmemacher etc. Das ist ganz und gar nicht verwerflich, warum sollte denn auch jemand Kinder lieben?

Gerade weil ich die Kinder liebe, entsetzt es mich, wie ein grosser Teil der Gesellschaft mit Kindern umgeht Weiterlesen

Kinder, Kinder … (1)

2013, April 11.

Von Robert Straßheim

Lieber Markus ¹),

nichtsahnend wollten wir Kinder. Wir nahmen an, dass sie in Deutschland willkommen seien, hiess es doch jahrzehntelang, dass es zu wenige gäbe. Das hat sich ja radikal geändert: Es gibt schon hier viel zu viele Kinder! Es gibt so viele Kinder, dass mit allen Mitteln versucht wird, den Nachwuchs zu drosseln.

Das fängt schon bei der Entbindung an: Die Hebammen werden nicht besser bezahlt als Hilfsarbeiter, das hiesige Geburtshaus kann nur durch regelmässige Sponsorengelder überleben. Und wir bekommen eine Rechnung über eine „Bereitschaftsdienstpauschale“ von 250 Euro, die weder die private Krankenkasse noch die hessische Beihilfestelle bezahlen wollen. Bleibt also an uns hängen.

Nein, ich will jetzt nicht klagen über den finanziellen Schaden, den Eltern ertragen müssen, die paar Hunderttausend Euro Einkommensausfall, und wenn man Pech hat, studieren die Kinder, dann geht’s in die Million. Es geht mir ums alltägliche Leben: Beim Kinderarzt ein brechend volles Wartezimmer. In der Bahn keine Kindersitzplätze mehr. Bei uns zu Hause kein Kinderzimmer: Leider leider ist es nicht aufzuhalten, dass die Kinder wachsen! Anfangs ging’s noch gut, da kann man so einen Säugling einfach ins Bett dazulegen, ein Schrank, ein Wickelbrett, dafür hatten wir in der Wohnung noch Platz. Jetzt aber brauchen sie eigene Kinderbetten, und sie wollen spielen! Dumm nur, dass ich mein Arbeitszimmer nicht ganz aufgeben kann, wir haben ja kein Vermögen, von dem wir leben können. Weiterlesen