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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für September, 2017

Susanne Pfeffer neue Direktorin des Frankfurter MMK

2017, September 29.

Von Erhard Metz

Es gibt Meldungen, die keineswegs überraschen, sondern zu erwarten waren (schade, dass wir in Deutschland nicht das britische Bookmaker-System haben, einen Hunderter hätten wir bereits im Mai 2017 locker und ohne Wimpernzucken gesetzt): die aktuelle Meldung des Frankfurter Kulturamts, dass Susanne Pfeffer neue Direktorin des MMK werden soll!

Wer sonst hätte ernsthaft in Frage kommen können (Netzwerke hin, kulturbetriebliche und -politische Seilschaften her) als die mit dem Ritter(innen)schlag des Goldenen Löwen der diesjährigen Kunst-Biennale in Venedig geadelte Susanne Pfeffer, der stadt-, land-, republikweit und darüber hinaus renommierten Direktorin des Kasseler Museum Fridericianum, Kuratorin des mit der angesehensten Trophäe ausgezeichneten nationalen Beitrags der Bundesrepublik Deutschland (wie es korrekt zu definieren heisst). Sie hatte die Idee, den deutschen Pavillon von der Frankfurter Künstlerin und Städelschulabsolventin Anne Imhof bespielen zu lassen.

Susanne Pfeffer, Direktorin des Fridericianum, Kassel, Kuratorin (Kommissarin) des Deutschen Pavillons der Biennale Venedig 2017; Bildnachweis Fridericianum, © Uwe Zucchi/dpa/picture alliance

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Stéphane Crémer – Der französische Wort-Schrift-Künstler

2017, September 27.

Buchstaben, Bildern und dem Klang der Dinge auf der Spur

Von Petra Kammann

Stéphane Crémer in seinem Atelier in Le Bono, Alle Fotos: Petra Kammann

Stéphane Crémer: sein Name hat in Frankreich einen besonderen Klang. Ist doch Stéphane der Sohn des berühmten französischen Schauspielers Bruno Crémer, der hierzulande vor allem als Hauptdarsteller Jules Maigret aus der 19-teiligen „Maigret“-Fernsehserie der frühen 90er Jahre (nach  Georges Simenons Romanen) vertraut ist. Den Franzosen ist aber Crémer aber auch aufgrund seiner großen Theaterkarriere präsent, da er schon Anfang der 50er Jahre in Stücken von Oscar Wilde, Shakespeare oder Jean Anouilh große Rollen spielte… So hatte Vater Bruno schon Anfang der 50er Jahre die Schauspielschule in Paris mit späteren Filmgrößen wie Jean-Paul Belmondo besucht und in Dutzenden von Filmen an der Seite von Stars wie Alain Delon, Jean-Paul Belmondo und Romy Schneider mitgewirkt.

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Rheingau Literaturpreis 2017 an Ingo Schulze für den Roman „Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst“

2017, September 26.

Wein-Lese mit liquidem Preis

Schelmische Glückssuche in Zeiten der Wende 

Von Petra Kammann

Preisträger Ingo Schulze

 

Zum Abschluss des Rheingau Literatur Festivals, das vom 14. bis 23. September 2017 erfolgreich unter der künstlerischen Leitung von Prof. Dr. Heiner Boehncke an verschiedenen Orten im Rheingau stattgefunden hat, wurde am 24. September zum 24. Mal der Rheingau Literatur Preis 2017 auf Burg Schwarzenstein in Geisenheim-Johannisberg vergeben. Ein ungewöhnlicher Preis, weil er u.a. mit 111 Flaschen besten Rheingauer Rieslings sowie mit 11.111 Euro belohnt wird. In diesem Jahr erhielt diese besondere Auszeichnung der Schriftsteller Ingo Schulze für seinen Roman „Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst“ (Verlag S.Fischer).

Der 1962 in Dresden geborene und heute in Berlin lebende Ingo Schulze war kurz nach der Wende vor allem durch sein erstes Buch „33 Augenblicke des Glücks“ und seine „Simple Storys“ bekannt geworden. Inzwischen ist er mit verschiedenen internationalen Preisen ausgezeichnet und in 30 Sprachen übersetzt worden. 

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Medienpreis 2017 der Steuben-Schurz-Gesellschaft an Ingo Zamperoni

2017, September 25.

Zamperoni hat einen festen Platz in unseren Wohnzimmern.

Zum 19. Mal wurde am 21. September der Medienpreis der Steuben-Schurz-Gesellschaft (SSG), der ältesten deutsch-amerikanischen Freundschaftsorganisation, verliehen – diesmal an den Journalisten und „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni.

Text und Fotos: Renate Feyerbacher

„Er ist nervenstark, gewinnend, hartnäckig, lässig, unbekümmert und trotzdem seriös“: So charakterisierte der Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Lutz Marmor, den nun 19. Preisträger des Medienpreises der Steuben-Schurz-Gesellschaft, Ingo Zamperoni. In seiner Laudatio auf den Moderator des ARD-Nachrichtenmagazins „Tagesthemen“ betonte Marmor, dass die „Tagesthemen“ für die viele Menschen die Funktion eines medialen „Lagerfeuers“ hätten, als Sendung, die nun seit mehr als 30 Jahren die aktuelle Berichterstattung mit seriöser Hintergrundinformation verbinde, ergänze und vertiefe. Gerade in turbulenten Zeiten wie gegenwärtig brauche es Medien dieser Qualität.

Preisträger Ingo Zamperoni

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Alicja Kwade: „Big Be-Hide“ bei den Bad Homburger Blickachsen

2017, September 24.

Förderpreis der Freunde der Blickachsen 2017 an Alicja Kwade verliehen
Skulpturenausstellung in den Bad Homburger Parkanlagen und Umgebung endet Anfang Oktober

Von Erhard Metz

Wahltag ist ein besonderer Tag, liebe Leserinnen und Leser, und wir gehen doch fest davon aus, dass wir alle zur Wahl gehen – in unserem eigenen wie im Intesse des Gemeinwesens! Soweit, so klar. Und was machen wir sonst noch am Wahltag? Einen schönen Spaziergang, lautet unser Vorschlag, zum Beispiel in den Bad Homburger Parkanlagen, wo uns neben der sagenhaften Champagnerluft auch die schöne Bildhauerkunst empfängt, zumindest noch am Wahltag und über die darauffolgende Woche hinaus bis zum 1. Oktober 2017. Dann enden nämlich die „Blickachsen 11“, die wir jetzt noch einmal geniessen oder allerspätestens kennenlernen sollten. Rund 80 Werke von 37 Künstlerinnen und Künstlern, die meisten unter freiem Himmel, gibt es zu sehen, die Mehrzahl von ihnen im Kurpark und im Schloßpark.

Apropos Wahl: Man kann ja bei einem solchen Rundgang für sich selbst einmal sein Lieblingskunstwerk wählen. Wir hatten uns bereits nach wenigen Wochen recht klar entschieden: für die wunderbare Arbeit „Big Be-Hide“ von Alicja Kwade, etwa mittig im unteren Teil des Kurpark gelegen.

Alicja Kwade, Big Be-Hide, 2017, Stein, Aluminium, pulverbeschichteter Stahl, Spiegelglas, 190 x 230 x 206 cm, Kurpark Bad Homburg

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Restituiertes Uhde-Gemälde an Museum Wiesbaden übergeben

2017, September 22.

Kustos Forster: Guter Tag für Provenienzforschung und Museum; Minister Rhein: Wollen keine Raubkunst in unseren Sammlungen

Von Hans-Bernd Heier

Provenienzforschung ist ein äußerst diffiziles, weil komplexes Arbeitsgebiet. Dies belegen die langwierigen Recherchen in Wiesbaden bei dem Gemälde „Gang nach Bethlehem“ von Fritz Uhde: Dieses Meisterwerk des Münchener Malers gelangte 1980 über eine Schenkung aus der Privatsammlung von Rose und Friedrich Klein in das Wiesbadener Museum. Aufgrund einer Suchmeldung in der Datenbank „Lost Art“ wurde das Landesmuseum 2015 aktiv und ließ die ursprüngliche Provenienz des Bildes durch die Zentrale Stelle für Provenienzforschung in Hessen recherchieren. Dabei konnte die Herkunft dieses Gemäldes geklärt werden: Es stammt aus der bedeutenden Kunstsammlung des liberalen jüdischen Berliner Verlegers Rudolf Mosse, das der Familie in der NS-Zeit – ebenso wie das gesamte Vermögen – verfolgungsbedingt entzogen worden war. Auf Betreiben der Nationalsozialisten wurde 1934 die Sammlung zu großen Teilen im Auktionshaus Rudolf Lepke in Berlin zwangsversteigert, darunter auch der „Gang nach Bethlehem“.

→ Fritz von Uhde „Gang nach Bethlehem“, 1890, Öl auf Leinwand, 92 x 110 cm; Foto: Museum Wiesbaden

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Furiose Barockoper um Krieg und Liebe im Bockenheimer Depot

2017, September 21.

Eine Repräsentation des Krieges: „Rinaldo“ Dramma per musica von Georg Friedrich Händel

Eine außergewöhnliche Spannung lag über der fast drei Stunden dauernden Premiere am 16. September 2017. Dann brach der Beifall los – stürmisch mit Bravos, lauten Rufen feierte das Publikum am Ende das gesamte Opernteam und die Musiker.

Text:   Renate Feyerbacher und 2 Fotos

Fotos: Barbara Aumüller / Oper Frankfurt        

v.l.n.r.: Daniel Miroslaw (Eustazio), Julia Dawson (Goffredo; mit Bart und Gehstöcken) und Brandon Cedel (Argante; sitzend, in schwarzem Mantel) sowie Tänzer

Steil steigt die Bühne im Bockenheimer Depot an und endet im Nichts. Kein einziges Requisit, nur die Lampen an den Pfosten spielen hin und wieder eine Rolle. (Annemarie Woods Bühnenbild – Joachim Klein Licht). Die Schatten an den Wänden des Bockenheimer Depots sind eindrucksvolle Ergänzung der Bühnen-Lichtspiele.

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Frankfurt auf Französisch: Märchenerzähler – Von Charles Perrault zu den Brüdern Grimm

2017, September 19.

Die diesjährige Frankfurter Buchmesse hat Frankreich zum Gastland. Das war der Anlass für das Hanauer Historische Museum, im Schloss Philippsruhe eine Kabinettausstellung zu einer besonderen deutsch-französischen Kunst- und Literaturbeziehung zu zeigen. Man präsentiert dort die Verbindung zwischen Charles Perrault und den Brüdern Grimm sowie zwischen dem Künstler Ludwig Emil Grimm und Gustave Doré. Diese besondere Ausstellung ist bis zum 28.1. 2018 zu sehen.

von Winfred Kaminski


Der Clou der Schau ist nicht zuletzt die Doppelung von Märchenautoren und Märchenillustratoren. Auf diese Weise wird die Überlieferung seit dem 17. Jahrhundert bis weit ins 19. Jahrhundert hinein nachvollziehbar. Voller Spannung erlaubt die Hanauer Ausstellung zu sehen und zu lesen, wie und was von Perrault zu Jacob und Wilhelm Grimm vermittelt worden ist.

Zudem können die Besucher in Augenschein nehmen, wie die romantisch-biedermeierlichen Motive des Malerbruders L.E. Grimm bei Gustave Doré viel deutlicher das Drastisch-Grausliche betonen, nicht die feinziselierten Blumenranken stehen bei ihm im Vordergrund, sondern Doré lässt seine Betrachter vor dem menschenfressenden Riesen erschauern.

Der Unterschied zwischen Perraults französischen, an den Pariser Hofadel adressierten Märchen „avec des moralitéz“ und den an die aufkommende bürgerliche Kleinfamilie der Grimms wird hier faßbar. Bis heute populär waren und sind die „contes de fées“ des einen, genauso wie die „Kinder- und Hausmärchen“ der anderen. Aber es zeigen sich auch interessante Spannungen zwischen den Märchen des späten 17. Jahrhunderts, die oftmals sarkastisch-ironisch daherkommen und mit den Verhaltenszumutungen der Oberschichten kokettieren, und denen des frühen 19, Jahrhunderts, die von den Grimms entsexualisiert, verchristlicht und verharmlost worden sind.

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Saisoneröffnung an der Oper Frankfurt: Il Trovatore von Giuseppe Verdi

2017, September 15.

Albtraum der Vergangenheit, brennendes Kind, brennende Liebe, brennender Hass

Text: Renate Feyerbacher und Fotos: Barbara Aumüller / Oper Frankfurt

Verdis Dramma lirico eröffnete am Sonntag, den 10. September, die Saison an der Oper Frankfurt. Die Koproduktion mit dem Royal Opera House Covent Garden in London, wo die Premiere bereits im Dezember 2016 stattfand, erfreute sich vieler Bravos, aber auch einiger Buh-Rufe.

Kihwan Sim (Ferrando; in der Mitte stehend) sowie Chor und Statisterie der Oper Frankfurt

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Richtfest: Das Deutsche Romantik-Museum hat Boden unter den Füßen und ein Dach überm Kopf

2017, September 11.

Mit Literatur den öffentlichen Raum erobern. Rund um die Baustelle prangt der Appell des romantischen Dichter Novalis 

Zum Richtfest des Deutschen Romantikmuseums versammelte sich am 11. September 2017 im Großen Hirschgraben ein Teil der engagierten Frankfurter Stadtgesellschaft, bestehend aus Politikern, Sponsoren und Kulturschaffenden. Man könnte meinen, alle Anwesenden hätten schon immer an einem Strang gezogen. Die anfänglichen Querelen jedenfalls schienen beim Richtfest vergessen. Zu groß war die Freude. Denn ab sofort – darin waren sich die Festredner einig – schaut man vertrauensvoll in die Zukunft. Was 2010 schon von Anne Bohnenkamp-Renken, der Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts geplant war und mit einigen Hindernissen auf den Weg gebracht wurde, geht nun zügig voran, weswegen die Hausherrin auch strahlte. Die Basisfinanzierung steht erst einmal. Und sowohl die Planung als auch die Kosten wurden bislang eingehalten, in anderen Städten durchaus keine Selbstverständlichkeit!

Einigkeit macht stark: Architekt, Museumsdirektorin, Politiker, Ehrenbürger und Sponsoren „Ohne die gemeinsame Anstrengung wäre der Traum nicht wahr geworden“ 

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