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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Laos – Geheimnisvolles Juwel am Mekong

Impressionen und Fotos von Paulina Heiligenthal

Laos hat die Form einer Sternschnuppe. Der wenig bekannte, freundliche Binnenstaat liegt eingebettet zwischen China, Myanmar,Thailand, Kambodscha und Vietnam am Mekong, dem längsten Fluss Indochinas und „Mutter aller Flüsse“. Sein Name geht zurück auf das Thai-Volk der Lao, die das Land im 13. Jahrhundert vom südlichen China aus besiedelten.

Der Kuang Si, einer der schönsten Wasserfälle der Welt, ist ein Paradies auf Erden

„Sabei dii“, sei gegrüßt, Luang Prabang, ehemalige Residenzstadt des alten Königreichs von Laos. Hier regierten einst die Könige des historischen Lan Xang – des „Königreichs der Millionen Elefanten“ – und des französischen Protektorats von 1893 bis 1954.

Der Gong leitet religiöse Rituale ein und begleitet mit seinen vibrierenden Klängen die Tempeltänzerinnen

Dein Name klingt mystisch, poetisch, wie Glockenklang in meinen Ohren. Es ist jedoch ein tiefer Gong, der die Bewohner der Stadt allmorgendlich vor Sonnenaufgang weckt und sie an den beginnenden Rundgang erinnert. Barfuß, in safranfarbene Roben gehüllt und mit Silberschalen in den Händen, verlassen die Novizen, Mönche und vorneweg der Abt in der Morgendämmerung leise ihre Tempel und Klöster. In dieser Tak Bat Prozession ziehen die himmlischen Bettler im anbrechenden Tag durch die Straßen, um Nahrung und Almosen entgegenzunehmen.

Die ehrerbietigen Frauen, die ihnen gekochte Speisen aushändigen, verbeugen sich mit vor der Stirn gefalteten Händen. Das Karma der Schenkenden erhöht sich durch die gute Tat nicht nur im derzeitigen, sondern auch im nächsten Leben. Im ganzen Land, auch in den entlegensten Dörfern, vollzieht sich täglich der Almosengang der asketisch lebenden Mönche im Morgennebel. Die wunderbare, spirituelle Ruhe dieses Rituals zieht auch mich als Betrachterin in ihren Bann.

Farbenpracht und bunte Vielfalt auf dem lokalen Markt in Luang Prabang

Wie kein anderer Ort in diesem Land verkörpert in höchster Verehrung, der Phra Bam Buddha, Namensgeber der ehemaligen Königstadt Luang Prabang, den Zauber einer Kultur, die von einer tief gelebten Spiritualität geprägt ist. Von der Unesco bereits 1995 als Weltkulturerbe anerkannt, liegt das malerische Refugium im bergigen Norden des Landes, fernab der lärmenden Welt. Sowohl der mit 35 buddhistischen Klöstern älteste intakte Tempelbezirk als auch die gesamte französische Kolonialarchitektur wurden nach strenger Stadtplanung unter Denkmalschutz gestellt.

Mittagspause für die Novizen in der Klosterschule

Ein Sehnsuchtsort am Mekong im Dornröschenschlaf!

Nach sechs Jahrhunderten Monarchie herrscht hier seit 1975 die Kommunistische Partei. Bis dahin war seit 1353 der Buddhismus Staatsreligion. Seine ethischen Gebote wie Bescheidenheit, Mitgefühl, Rücksichtnahme, Toleranz und Geduld sind in der laotischen Bevölkerung tief verankert und Grundlage ihrer Moral und Lebensführung. Generell leben die Laoten in friedfertiger Gelassenheit –bescheiden und respektvoll nach den Regeln ihres verehrten Buddhas und im Einklang mit sich selbst. Religion als tolerante Lebensphilosophie: so erkannten selbst die kommunistischen Herrscher, dass es besser war, sich mit dem buddhistischen Klerus zu verbrüdern statt sich zu verfeinden.

Der Phra Bam Buddha in höchster Verehrung

Die zahlreichen Tempel- und Klosteranlagen Luang Prabangs laden Tag und Nacht zu einem Flaniergang ein. Unter Beachtung der Sittlichkeitsregeln – die Arme und Knie bedeckt – kann man sogar die freundliche Erlaubnis bekommen, an den Zeremonien der Mönche teilhaben zu dürfen.

Herausragend ist der prächtige Königspalast Ho Kham, im Jahr 1904 zu Ehren des Königs Sisavang Vong erbaut und heute Museum und Prunkstück der Stadt in einer wunderschön angelegten Gartenanlage voller Orchideen. Die Einwohner Luang Prabangs verschweigen jedoch die tragische Geschichte, dass die Königsfamilie 1975 vom kommunistischen Regime in ein politisches Umerziehungslager zwangsdeportiert und vermutlich im Jahr 1984 umgekommen ist.

Leuchtende Stupas im Cultural Survival Project von Luang Prabang

Entlang der alten Königsstraße befindet sich das kulturhistorisch einzigartige Superlativ des Landes: das Nationalmuseum Wat Xieng Tong, „Tempel der Goldenen Stadt“ aus dem 16. Jahrhundert. Dieses kostbare Kleinod mit seinen Tempeln, Stupas, goldenen Pagoden, funkelnden Glasmosaiken und goldenen Schnitzreliefs mit Abbildungen aus dem Ramayana-Epos ist in einer stilvollen Anlage zu bestaunen.

Fünf tief herunter gezogene Staffeldächer überkuppeln wie in ehrerbietiger Verbeugung die eindrucksvolle Schönheit des Ho Phra Bang Heiligtums, das zu Ehren des auf einem erhabenen Thron ausgestellten Buddhas im Jahr 2006 errichtet wurde. Die 83 cm hohe, vergoldete Skulptur befindet sich in einem atemberaubend schönen goldenen Raum, umgeben von Szenerien anmutiger Tempeltänzerinnen und romantischer Landidylle. Der Phra Bang-Buddha, „der Leiden auflöst“, ist das bedeutendste Bildnis in Laos. Es befindet sich nunmehr seit dem 14. Jahrhundert in der verträumten Kleinstadt Luang Prabang.

Typische Langboote bringen Besucher Buddha näher in der Höhle Ban Pak Ou

Unmittelbar an den Uferklippen des Mekong liegt der sagenumwobene, buddhistische Wallfahrtsort Pak Ou. Der Sage nach wurden die beiden Kalksteinhöhlen seit 1547 als Tempel genutzt. Die Höhlentempel beinhalten Aberhunderte von großen und kleinen Buddha-Statuen.

Vor einer stimmungsvollen Flussfahrt auf dem Mekong im landestypischen Langboot bringt der Kapitän der Naga-Göttin Opfergaben, um die Hüterin der Gewässer und Erdschätze gütig zu stimmen. Nagas sind in Laos als Schlangenwesen in vielen Variationen allgegenwärtig und gelten als Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, sowie für Wiedergeburt und Erneuerung.

Naga oder Schlangengottheit mit Krone beschützt Buddha mit Ihren magischen Kräften

In einer alten, berühmten Lyrik wird Laos selbst als Naga dargestellt.

Die Flussfahrt führt uns an von Nebelschleiern umhüllten, dicht bewaldeten Berglandschaften vorbei. An den üppig grünen Ufern mit spärlicher Behausung baden Elefantengruppen und die Menschen üben wunderschöne, anderswo längst vergessene Handwerke aus.

Langboote im Einsatz vor der Höhle mit dem Schatz der aberhundert Buddhas

Ein Naturerlebnis der besonderen Art ist der Besuch des Naturschutzgebietes Tat Kuang Si. Der gleichnamige Wasserfall Kuang Si ist einer der schönsten der Welt. In üppigster Dschungel-Vegetation führt mein Weg zunächst an fröhlich spielenden Bären vorbei, die vom Bear Rescue-Center gerettet wurden. Welch eine lobenswerte Arbeit, die hier geleistet wird, Chapeau! Auch die sprachlich sensibel verfassten Hinweise auf den Schutz der Bäume und die kunstvoll geflochtenen Naturkörbe für verschiedene Abfallprodukte beeindrucken mich sehr.

Wundersame Wachsschönheit im Monsunwald um den Wasserfall Kuang Si

Höher hinauf geht es zum türkisblauen Wasserfall inmitten des Dschungels, wo Ingwerblüten und andere Naturschönheiten in all ihrer Lieblichkeit wachsen. Hier wird in den Kaskaden gebadet, geduscht, fotografiert und gefilmt. Trotz des Trubels erlebe ich dieses Paradies als einen Traum unendlicher Freiheit, Harmonie und Wohlergehens…

Khoptchai, lai, lai, Luang Prabang, oder auch Dankeschön, – Du friedliche Stadt voller Anmut und Würde!

 

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