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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

17. Lichter Filmfest Frankfurt International

Motto: In die Zukunft! Eine Vor- und Rückblende

von Renate Feyerbacher

Festivalplakat

Um es vorweg zu sagen, die vielen ehrenamtlich tätigen Lichter-Planer haben unter Leitung von Johanna Süß und Gregor-Maria Schubert ein fantastisches Programm zusammen-gestellt. 200 Filme haben sie gesichtet und eine vorzügliche Auswahl getroffen.

Das Team erhielt 2023 den Binding-Kulturpreis.

Im Programm dabei ist „Filmstunde­_ 23“ von Edgar Reitz, unterstützt von der Co-Regie des Dokumentarfilmers Jörg Adolph, der bei Berlinale Special 2024 gezeigt wurde. Dem mittlerweile 91-jährigen deutschen Regisseur wurde am 22. Februar der diesjährige Berlinale Kamerapreis verliehen.

 Edgar Reitz am 22.Februar in  Berlin, Foto: Renate Feyebacher

Die Story des Dokumentarfilms „Filmstunde_23“: 1968 unterrichtete Reitz in einem Münchner Mädchen-Gymnasium das Filmemachen. Die Schülerinnen durften mit Super-8-Kameras experimentieren. Nach 55 Jahren kommt es zu einem Klassentreffen und es wird über die damals entstandenen Filme reflektiert. Darüber, wie wichtig der Film für die persönliche und schulische Bildung ist und es sein wird.

Am 21. April ist der Dokumentarfilm um 12 Uhr im DFF zu sehen.

Edgar Reitz ist mit dem Lichter-Festival eng verbunden. Einen kleinen Trailer sandte er zur Eröffnung des 17. Lichter-Filmfest gestern Abend. Der gebürtige Hunsrücker Edgar Reitz war Schöpfer der Filme „Die Heimat“ und „Die neue Heimat“, an die Bettina Reitz, gebürtige Frankfurterin, heute Präsidentin der Hochschule für Fernsehen in München, in ihrer Laudatio in Berlin erinnerte:

“Du gehst den Dingen auf den Grund und arbeitest präzise wie ein Uhrwerk. Und so präzise hast du dich auch immer mit deiner Herkunft auseinandergesetzt. Du hast sie verlassen, nicht um zu verdrängen, sondern um zu verstehen. [..]Du hast die Geschichten aus Deiner Heimat zu einer Substanz, deinem persönlichen Wurzelextrakt konzentriert. Mit diesem ‘Hunsrücker Tropfen’ konntest du in die Welt hinaus, sie waren dein Energiespender, deine Kraftquelle, um all deinen künstlerischen Sehnsüchten folgen zu können.“

Edgar Reitz war Schirmherr des 9. LICHTER Filmfest und mit seinem Film „Geschichten vom Kübelkind“ beim 11. Lichter-Filmfest dabei.

Er war der Impulsgeber für den Kongress „Zukunft Deutscher Film“, der in diesem Jahr zum 4. Mal stattfindet und die Zukunft des europäischen Kinos im Blick hat und Filmschaffende aus allen Teilen des Kontinents nach Frankfurt bringt. (17.-19.April)

In der Filmreihe Zukunft Deutscher Film wird „Sterben“ von Regisseur Matthias Glasner, der die Bären-Skulptur für das Beste Drehbuch und den Gildefilmpreis, sowie den Preis von den Leserinnen und Lesern der Berliner Morgenpost auf der Berlinale erhielt.

„Sterben“ ist ein außergewöhnlicher Film – allerdings auch mit Einschränkung. Kaputte Körper im Alter: grandios Corinna Harfouch als kalte Mutter, klar ihr Verstand, aber sehr krank ebenso der Vater geistig total verwirrt. Sohn Tom sehr einfühlsam von Lars Eidinger gespielt, ist ein erfolgreicher Dramaturg in Berlin.

Das Gespräch zwischen Mutter und Sohn offenbart das kaputte Verhältnis der Beiden – einmalige Schauspielkunst. Eine Schlüsselszene. Tom ist engagiert, kümmert sich um andere Menschen, der sympathischste der Familie Lunies, seine Schwester dagegen (Lilith Stangenberg) oft volltrunken, selbstzerstörerisch. Die Affäre mit dem verheirateten Zahnarzt (Roland Zehrfield) makaber, lenkt zu sehr ab vom Kernthema: Alter und Sterben.

Viel zu lang die Szenen, Andeutungen hätten genügt. Robert Gwisdek, Sohn von Corinna Harfouch und Schauspieler Michael Gwisdek, ist in „Sterben“ der geniale am Leben verzweifelnde Komponist.Eine bedrückende Rolle.

Glasner erhielt einen Silbernen Bären für das Drehbuch, den Gilde Filmpreis und den Preis der Leserjury der Berliner Morgenpost.

„Sterben“ wird als Abschlussfilm in Anwesenheit von Regisseur und Hauptdarsteller Lars Eidinger am 21. April um 18,30 im Eldorado Filmtheater gezeigt.

Robert Gwisdeks eigener Film „Der Junge dem die Welt gehört“ präsentiert das Kino des DFF am 18. April um 20,15 Uhr.

Bei der Serie Internationale Langfilme „Zukunft“ kommt einer meiner Lieblingsfilme im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale am 20. April um 17 Uhr ins Eldorado Filmtheater. Es ist „My favorite Cake“, eine internationale Koproduktion des Iran, Frankreich, Schweden und Deutschland.

Das bedeutende Regieduo Maryam Moghaddam & Behtash Sanaeeha durfte den Iran allerdings nicht verlassen. Manch leicht dahin gesprochener, für uns harmlos erscheinender Satz der alten Frau und des alten Mannes, die versuchen, ihr Liebesleben wieder zu aktivieren, haben wahrscheinlich die Alarmglocken des Regimes mobilisiert.

Diesen feinen Spielfilm hat FIPRESCI – Vereinigung internationaler Filmkritiker und Filmjournalisten – ausgezeichnet. Ein wunderbares Paar sind Lilly Farhapour und Esmail Mehrabi, denen die Erfüllung ihrer Liebe zu wünschen gewesen wäre.

Im Wettbewerb Regionale Langfilme läuft unter anderem der Spielfilm „Shahid“ von Narges Kalhor, mit dem das Festival gestern eröffnet wurde.

Der von HessenFilm & Medien geförderte Beitrag, der im Forum der Berlinale dabei war, erzählt die Geschichte der Filmemacherin, die ihren ersten Namen Shahid (Märtyrer) loswerden will. Sie durchläuft die bürokratischen Hürden des Asylantrags und ‚begegnet‘ immer wieder den Geistern ihrer Vorfahren. Dokumentarfilm, politisches Drama und Kommentar über das Filmemachen – interessant bis schwierig, braucht viel Einfühlungsvermögen.

Seit 15 Jahren lebt die Tochter von Mehdi Kalhor, einem Medien- und Kulturberater des ehemaligen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad in Deutschland. Sie musste augfrund ihrer kritischen Filme und Demonstrationen nach Warnungen des iranischen Regimes ihr Land verlassen. Sie studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Am 18.April um 20,30 Uhr im Filmforum Höchst zu sehen.

„Ellbogen“, auch gefördert von HessenFilm & Medien, der im Forum Generation 14 Plus der Berlinale gefeiert wurde, ist auch im Lichter Wettbewerb Regionale Langfilme dabei. (19. April 20 Uhr Eldorado Filmtheater)

Regisseurin Asli Özarslan, deren Filme bereits mehrfach ausgezeichnet wurden, widmet sich dem Debütroman von Fatmar Aydemir, in dem die Gefühlswelt der türkisch-deutschen Hazal (Melia Kara) in Berlin wohnend, erzählt wird. Frust über die vergebliche Suche nach einem Arbeitsplatz, die Zurückweisung an der Clubtür, wo der 18. Geburtstag gefeiert werden sollte, führt schließlich zum Eklat. Eine Nacht verändert alles. Hazal fühlt sich aus der Gesellschaft verdrängt. Ist ihr türkischer Name schuld? Sie flieht nach Istanbul, um die Weichen ihres Lebens neu zu stellen.

Hessenpremiere am 19. April um 20 Uhr im Eldorado Filmtheater in Anwesenheit der Regisseurin.

Das Filmregister vom 17. Lichter Filmfest führt 56 Beiträge auf: Spielfilme, Dokumentationen, Regionale Kurzfilme, Kinderfilm, Sonderprogramm, Prestigekino.

„Baumi 10 Years“ nennt sich die Hommage an den Filmeproduzenten und Wahlfrankfurter Karl ‚Baumi‘ Baumgartner.

Der 8.VR Interactive Storytellin Award wird vom Publikum verliehen und der 14. Lichter Art Award von einer Jury mit dem langjährigen Kurator des Awards Saul Judd.

Natürlich wird auch gefeiert im Festivalzentrum Massif Arts – neu benannt – in der Eschersheimer Landstrasse 28

Programm unter:

www.Lichter-filmfest.de

 

 

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