Alle Artikel zu Schauspiel
2023, Dezember 5.
Abgrund und schwindelnde Höhen
von Simone Hamm
„Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ So beginnt Kafkas unvollendeter, zu seinen Lebzeiten unveröffentlichter Roman “Der Prozess“. Regisseurin Pinar Karbulut hat daran gerade das Unfertige fasziniert. Sie hält sich streng an den Text, an Kafkas eindrückliche Sprache, aber sie ortet die Textabschnitte anders.So wirken Leben und Sterben K.s noch absurder. Kafkas unvollendeter Roman ist jedoch nicht nur hoffnungslos und traurig, es gibt auch sehr witzige Stellen. Pinar Karbulut gelingt der Spagat: die Aussichtsslosigkeit darstellen zu lassen und die Zuschauer zum Lachen zu bewegen.

„Der Prozess “ von Franz Kafka auf der Bühne , Regie: PÄnar Karabulot, Foto: Krafft Angerer / Schauspiel Köln
Autoren, Buch und Literatur, Schauspiel | Kommentare deaktiviert für Kafkas Prozess in einer Fassung und unter der Regie von Pinar Karabulut am Schauspiel Köln
2023, November 28.
Zeit ist Leben
„Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte.“
von Renate Feyerbacher
Schon der tolle Theaterprospekt mit den vielen Uhren fasziniert den achtjährigen Enkel…
Endlich geht der Vohang auf: „Hallo. Ich bin Momo“, so werden die Kinder und Erwachsenen im voll besetzten Schauspielhaus Frankfurt begrüßt.

Momo nach Michael Ende, Regie: Christina Rast, Tanja Merlin Graf, Foto: Robert Schittko
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2023, November 27.
Luc Percevals Inszenierung einer Zukunftsvision
Die vier Schauspieler tragen graue Anzüge und große Hornbrillen. Sie haben kahl geschorene Köpfe und sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Paul Herwig, Gerrit Jansen, Oliver Kraushaar und Veit Schubert verkörpern virtuos eine einzige Person: Winston.

„1984“ von George Orwell, Regie: Luc Perceval , v.l.: Gerrit Jansen, Oliver Kraushaar, Veit Schubert, Paul Herwig, Foto © Jörg Brüggemann / Berliner Ensemble
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2023, November 25.
Mit Humor und Esprit
Ein Küchenkabinett mit Filmausschnitten, Gesprächen, Tondokumenten und passender Musik
Von Petra Kammann
Wenn die „Frankfurter Küche“ der österreichischen Architektin Margarete Schütte-Lihotzky im Neuen Frankfurt der 1920er Jahr sprechen könnte… Wie würde eine solche Küche wohl klingen? Das wurde akustisch und optisch im Mozartsaal der Alten Oper durchgespielt, von HR-Moderatorin Anna Engel charmant aufgetischt, gewürzt mit literarisch-kulinarischen Beigaben, die Helge Heynold genüsslich rezitierte. Dazu gab’s eine witzige „Revue de cuisine“, musiziert von exzellenten Studierenden der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK), als I-Tüpfelchen noch dazu die Uraufführung eines frisch zubereiteten „Tournedos Rossini“ von Arwen Campbell. Im Gespräch mit der kenntnisreichen Kuratorin Dr. Maren Härtel vom Historischen Museum wurde das Zeitfenster in die 1920er Jahre weit aufgestoßen.

Das „Küchenkabinett“ der „Frankfurter Küche“ beim Schluss-Applaus, Foto: Salay Bargan / Alte Oper
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Alte Oper, Bildung · Pisa von innen, Buch und Literatur, Design, Historisches Museum, Kultur Frankfurt, Kultur und Gesellschaft, Musik, Schauspiel | Kommentare deaktiviert für Salon Frankfurt in der Alten Oper: Die Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky für das Neue Frankfurt
2023, Oktober 28.
Ein weißer Hund, ein Zwiebelturm, ein Kühlschrank, eine Schneelandschaft
Fjodor Karamasow ist maßlos in allem, in seiner Gier, seiner Lasterhaftigkeit, seinem Egoismus. Er hat vier Söhne: Dimitrij, hochemotional, hitzköpfig, heftigst verliebt in die kalte Gruschenka, der auch der Vater nachstellt. Iwan, ein kühler, spöttischer Intellektueller, der noch in Stunden größter Not lieber diskutiert als handelt. Aljoscha, naiv, gläubig. Er ist ins Kloster gegangen.Der vierte Sohn ist Pawel Smerdjakow, ein unehelicher Sohn, der aus der Vergewaltigung einer verwirrten Bettlerin entstanden ist, die der Vater nur aus Jux, einer Wette wegen begangen hat. Smerdjakow arbeitet als Diener bei Karamasow. Über 1000 Seiten lang ist Dostojewskis Roman „Die Brüder Karamasow“. Wie kann man einen so dicken Roman, der aus unendlich viel Episoden besteht, vor allem aber aus theologischen, philosophischen Gedanken, auf die Bühne bringen?

Jele Brückner, Steven Scharf (v. li.) © Armin Smailovic
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2023, September 26.
Nina Hoss brilliert in Fjodor Dostojewskis „Aufzeichnungen aus einem Kellerloch“
von Simone Hamm
Im Eingangsbereich der Mischanlage der Kokerei auf der Zeche Zollverein knubbeln sich die Zuschauer. Nina Hoss ist in einer verwackelten Videobotschaft zu sehen: Einer nach dem anderen solle drei Stockwerke hochsteigen, die Hände bitte am Geländer lassen beim Gang durch diese Kathedrale der Industrie.

Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Barbara Frey, Nina Hoss © Matthias Horn, Ruhrtriennale 2023
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2023, August 21.
Die Stadt Frankfurt am Main ehrt die Schriftstellerin Barbara Honigmann mit dem Goethepreis 2023, der am 28. August 2023 um 18 Uhr in der Paulskirche vergeben wird. Die Laudation wird der Liedermacher und Lyriker Wolf Biermann halten.

Goethe-Preis 2023: Preisträgerin: Barbara Honigmann, Frankfurt, 28.08.2023 in der Paulskirche, Foto: Alexander P. Englert
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2023, Juli 15.
14. Verleihung des Preises der Autorenstiftung
von Renate Feyerbacher
Seit 50 Jahren besteht die „Autorenstiftung“, der Verlag der Autoren schon länger. Die Stiftung, 1973 von dem Hamburger Kaufmann Wolf Boehlich, Zwillingsbruder von Literaturkritiker, Verlagslektor und Übersetzer Walter Boehlich, habe nur wachsen können, so die Stiftungs-Vorsitzende Annette Reschke, weil die Autorinnen und Autoren einen Teil ihres im Verlag erwirtschafteten Gewinnes spendeten.

Preisverleihung – in der Mitte Ulrich Hub, Mitglied des Stiftungs-Vorstandes Schriftsteller und Kinderbuchautor, Foto: Renate Feyerbacher
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2023, Juni 6.
Flammende Phädra, spöttischer Richter, fliegende Artisten
Im eisigen Nachkriegswinter 1946/47 standen die Hamburger Theater vor der Schließung, denn es gab keine Kohle zum Heizen. Sie baten die Zechen im Ruhrgebiet um Hilfe. Die Bergarbeiter luden Kohle auf LKWs, umgingen schlau die Kontrollen durch die Besatzungsmächte. In Hamburg wurde Theater gespielt. Im Sommer 1947 dankten es 150 Schauspieler der Hamburger Bühnen den Recklinghausern. Sie gaben kostenlose Gastspiele „Kunst für Kohle“. Die Ruhrfestspiele waren geboren. Jahr für Jahr kommen Schauspieler, Tänzer, Akrobaten, Schriftsteller und bildende Künstler aus aller Welt nach Recklinghausen. Sechs Wochen lang. Jedes Jahr haben die Ruhrfestspiele ein Motto. In diesem Jahr ist es: „Rage und Respekt“.

„Tempest Project”, Peter Brook und Marie-Hélène Estienne, Théâtre des Bouffes du Nord /Ruhrfestspiele, Foto: Marc Brenner
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2023, Mai 22.
Der König mit der roten Pappnase
Drei Hexen weissagen Macbeth, dass er König von Schottland werden wird. Angetrieben von Lady Macbeth und seiner Liebe zu ihr wird Macbeth zum Mörder, Schlächter und Tyrannen, um ans vorausgesagte Ziel zu kommen…

Marina Galic, Stefan Hunstein, Jens Harzer (v. li.), Foto: © Armin Smailovic
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