home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für November, 2013

Theaterpreis DER FAUST 2013 in Berlin verliehen

2013, November 29.

Alle drei Frankfurter Nominierungen ausgezeichnet

Text und Fotos: Renate Feyerbacher

Zum achten Mal wurde am 16. November 2013 der wichtigste deutsche Theaterpreis DER FAUST in Berlin verliehen. Es war das erste Mal in der Hauptstadt – und das im seit 20 Jahren geschlossenen Schillertheater, wo derzeit die Staatsoper, deren Haus renoviert wird, ein Übergangs-Domizil gefunden hat.

033-Der Bundespräsident

Bundespräsident Joachim Gauck, Daniela Schadt (links im Hintergrund Klaus Zehelein, Präsident des Deutschen Bühnenvereins)

Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebenspartnerin Daniela Schadt sowie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit waren gekommen.

„Diese ästhetische Vielfalt, die sich in der gesamtdeutschen Theaterlandschaft widerspiegelt, gilt es zu schützen. DER FAUST trägt dazu bei, Kultur als elementaren Bestandteil unserer Gesellschaft zu würdigen“ … Worte aus Wowereits Eröffnungsrede. Weiterlesen

Mein Bundesverdienstkreuz und ich

2013, November 28.

„Krischan, lat de Piepen stan!“ (Wilhelm Busch)

Von Hans-Burkhardt Steck
Rechtsanwalt und Diplom-Soziologe

Was ist das? fragen die Journalisten. Na hören Sie mal, das weiß man doch: Das ist doch das große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband, aber in der Ausführung, die man bei solchen Anlässen trägt. Mein Gott, wer so was nicht mal weiß, der hat bei solchen Anlässen nichts verloren. Solche Anlässe, das sind zum Beispiel Hauptverhandlungen vor einer großen Strafkammer, bei denen man den Angeklagten gibt. Für solche Fälle ist die besondere Ausführung des Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband gedacht und gemacht, und zwar aus sehr guten, bislang allein von unser aller Ex-Präsident erkannten Gründen.

Er freut sich ja schon sehr auf den bevorstehenden Freispruch, der seine Ehre wiederherstellen wird. Sowieso geht’s ja nur um lächerliche 700 Euro. Ganz richtig sagt sein Verteidiger, die Hypothese sei absurd, daß sich sein Mandant für ein paar hundert Euro einem Freund gefällig zeige. Da müsse, möchte man fast hinzufügen, schon ein bißchen mehr rüberwachsen. Oder wie war das gemeint? Weiterlesen

„Weltfremde Malerei“ von Sowa, Hurzlmeier und Kahl im caricatura museum frankfurt

2013, November 27.

Giganten der komischen Malerei erstmals in einer Schau vereint

Von Hans-Bernd Heier

L1180690-430

Ausstellungsplakat, Foto FeuilletonFrankfurt

Das caricatura museum – Museum für Komische Kunst – präsentiert unter dem Titel „Weltfremde Malerei“ Arbeiten von Sowa, Hurzlmeier und Kahl. Damit sind die Werke der „Giganten der komischen Malerei erstmals in einer Schau vereint“, betont Museumsleiter Achim Frenz. Im „allerschönsten Museum der Welt“ sind über 170 Gemälde und Skulpturen versammelt – laut Frenz „eine Jahrhundertausstellung“, weil sie einmalig sei und herrlich klarmache, was komische Kunst ist. Und ganz überzeugt fügt er hinzu: „Wer diese Ausstellung nicht besucht, hat selber Schuld“. Die Werke sind bis zum 16. März 2014 im caricatura in Frankfurt zu bewundern. Weiterlesen

Wandteppiche von Noa Eshkol in den Opelvillen

2013, November 25.

Eine fast schon sensationelle Entdeckung

Einst zogen wir mit einigen Mitschülern, als kleine Pimpfe in der gymnasialen Unterstufe, befeuert von einem charismatischen, Begeisterung wie Abenteuerlust weckenden Lehrer, mit Eimerchen und Schaufel los auf Schatzsuche: Versteinerungen, gar Ammoniten galt es zu finden, aber irgendwie geisterte die Fantasie weiter – hin zu einer unbestimmten Vorstellung von einem sagenumwobenen, wenngleich existierenden Schatz. Nun, weder einen solchen noch einen anderen Schatz haben wir, damals jedenfalls, gehoben, aber dann doch im späteren Leben.

Auf Schatzsuche, wenn auch bereits einer verheissungsvollen Fährte folgend, begab sich Beate Kemfert, promovierte Kunsthistorikerin, Kuratorin und in Wort wie Schrift begabte Kunstvermittlerin, Stiftungsvorstand der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim. Sie fand, auf Recherchereise in Israel, wonach sie suchte: die Wandteppiche („Wall Carpets“) von Noa Eshkol. Kein Zweifel: wahrlich ein Schatzfund. Ausgestellt derzeit in den Rüsselsheimer Opelvillen. Zum ersten Mal sind 48 dieser fantastischen Arbeiten in einer Einzelausstellung ausserhalb Israels zu sehen.

Der erste Teppich, 1973, 210 x 137 cm

Noa Eshkol, 1924 in Kvutzat Degania B am See Genezareth, einem der ersten Kibbuzim Israels, geboren, Tochter des dritten israelischen Ministerpräsidenten Levi Eshkol, ist in Deutschland, wenn überhaupt, als Tänzerin und Choreografin bekannt Weiterlesen

Die Magie der Räume – Malerei von Katja Jüttemann in der Heussenstamm-Galerie

2013, November 21.

Von Anna Meseure
Kunsthistorikerin

Schon vor dem Betreten der Galerie erblickt der Besucher im Galerieschaufenster ein alltägliches Hängeschränkchen mit drei kleinen Vertiko-Skulptürchen, einem Pudel, einem Kätzchen und einem kleinen Bärchen. Dieses Arrangement wirkt wie das Zitat einer aus der Zeit gefallenen Seniorenwohnung. Über diese Installation fällt der Blick auf einen Paravent mit kleinteilig ornamentierten Tapeten und eine biedere Stehlampe, die das Motiv und die Stillage des Fensterarrangements aufgreifen und reflektieren. Auf der Tapetenwand hängt ein Stillleben, welches genau dieses Schränkchen mit den Figürchen zeigt, also das räumliche Objekt abbildet und darstellt. Und auf der Rückseite des Paravents steht ein angerostetes altes Kinderdreirad, das zu den Tierchen in Beziehung tritt. Durch diesen Bezug auf eine ferne Kindheit wird dieses Arrangement auch nostalgisch.

Ausstellungsansicht (Foto FeuilletonFrankfurt)

Damit akzentuiert Katja Jüttemann ihre künstlerische Produktionsmethode, denn sie fotografiert zunächst ihre dinglichen Motive, um sie dann von der fotografischen Vorlage in die Malerei zu übersetzen. Weiterlesen

Andalusien – christlich-islamischer Kulturschatz / 6

2013, November 19.

Ein Reisebericht

6. Teil: Córdoba

Text und Fotos: Renate Feyerbacher

Renaissance-Turm der Mezquita-Catedral, der ein ehemaliges Minarett ummantelt

Ticketkontrolle, Kofferkontrolle im Bahnhof von Sevilla – ein Vorgang wie am Flughafen. Erst dann kann der abendliche Schnellzug Richtung Madrid bestiegen werden, der uns nach Córdoba bringt. Kopfhörer werden verteilt, um den Ton des Films, der im Zuginnern läuft, zu hören. Wieder ist die Zugfahrt angenehm.

Der Stadtbus bringt uns zu unserem Hotel, das im historischen Teil der Stadt liegt. Dieses zu einer spanischen Hotelkette gehörende Haus ist in einem edlen Stadtpalast aus dem 16./17. Jahrhundert untergebracht – wunderschön sein Patio, der Innenhof. Vom Zimmerfenster aus blicken wir auf die alte Stadtmauer.

Nur wenige Schritte sind es zur Calle Judíos Weiterlesen

Bremen, ein kleines Abenteuer

2013, November 18.

Von Elke Backert

Der Esel der Bremer Stadtmusikanten am Rathaus hat blank gescheuerte Vorderbeine, dem Eber der Schweineherde in der Sögestrasse haben Bürger und Besucher das Ringelschwänzchen blank gerieben. Anfassen, Augen schliessen, sich was wünschen, und der Wunsch geht in Erfüllung. Vorausgesetzt, beim Esel fasst man beide Vorderbeine an, senkt den Kopf und – verrät niemandem seinen Wunsch. Sonst ist alles für die Katz. Das Abenteuer Bremen kann beginnen.

Keiner geht vorüber, ohne die Glück bringenden Eselsbeine zu streicheln und sich ablichten zu lassen: An der Westseite des Rathauses steht seit 1951 die Bronzeplastik der Bremer Stadtmusikanten des Bildhauers Gerhard Marcks

Wer sich gern gruselt, geht zuerst in den Bleikeller des Doms St. Petri. Ob Mann oder Frau, ob 80-jährig oder jung gestorben, ob Tagelöhner oder Offizier, alle die in Glassärgen beigesetzten Mumien aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind gleichermassen ausgetrocknet und wiegen nur noch zehn Kilo Weiterlesen

55. Biennale Arte Venedig 2013 (16)

2013, November 17.

Jean-Frédéric Schnyder
„Apocalypso“

Es ist vermutlich die grösste und sicherlich die rätselhafteste bemalte Leinwand dieser Biennale. Ihre Ausmasse betragen 2,75 Meter in der Höhe und 12 Meter in der Breite. Der Künstler fertigte sie in drei Teilen, die heute zusammengenäht sind.

Bereits der Titel der Arbeit verwirrt: „Apocalypso“ ist nicht das italienische Wort (apocalisse) für Apokalypse; vielmehr scheint es sich um ein Kunstwort aus Apokalypse und Calypso zu handeln, jener afro-karibischen Musik also, die uns, verkörpert durch Harry Belafonte, in unserer Jugendzeit begeisterte. Natürlich werden wir in dem monumentalen Werk auch irgendwo der Meernymphe Kalypso aus der griechischen Mythologie begegnen. Und dessen Reichtum an Bildern und Erzählungen wird sicher nicht demjenigem in der Apokalypse des Johannes nachstehen, dem letzten, als „Offenbarung des Johannes“ bekannten Buch des Neuen Testaments.

„Apocalypso“, entstanden in den Jahren 1976 bis 1978, wird als das frühe Hauptwerk des schweizerischen Künstlers Jean-Frédéric Schnyder verstanden; vielleicht ist es dessen Opus magnum schlechthin.

Jean-Frédéric Schnyder, im Mai 1945 in Basel geboren, wächst in Bern auf. Er absolviert von 1962 bis 1965 in Olten eine Fotografenlehre. Ein Jahr später wird der bekennende Autodidakt mit seinen ersten künstlerischen Arbeiten bekannt. Sie stehen der Pop Art und der Concept Art nahe. Harald Szeemann entdeckt ihn und lädt ihn zur Teilnahme an einer Ausstellung in der Kunsthalle Bern ein. Der Aufstieg in die Reihe der grossen europäischen Künstler beginnt. 1972 bringt Szeemann Schnyders Arbeiten auf die documenta 5. Auch 1982, zur documenta 7, ist Schnyder wieder auf der Kasseler Weltkunstschau vertreten. Und 1993 gestaltet er zur Biennale Venedig den Pavillon der Schweiz.

Schnyder kreiert Plastiken aus Ton, Metall und Holz, entwickelt aus den verschiedensten Materialien Objekte, es dürfen durchaus auch Lego-Bausteinchen oder Kaugummi sein. Seit den 1980er Jahren durchquert er die schweizerischen Lande, auf dem Fahrrad, Malkasten und Staffelei auf dem Rücken, oder per Jahresbillet der Eisenbahn. Ein grosser Landschaftszyklus wird, im Januar/Februar 1993, im Frankfurter Portikus ausgestellt. Doch Schnyder, Maler, Grafiker, Objekt- und Installationskünstler, wandernd und mäandernd zwischen Realismus, Symbolismus und Abstraktion, verweigert sich jeder Zuordnung zu einer künstlerischen Stilrichtung. „Disparität und Diskontinuität seines Werkes“ sind ihm „zur Lebensnotwendigkeit geworden“ (Portikus). Und manche sagen ihm nach, er persifliere den herkömmlichen Kunstbetrieb.

Weiterlesen

„Wols – Das grosse Mysterium“ im Museum Wiesbaden

2013, November 16.

Das Werk eines Unangepassten

Von Hans-Bernd Heier

Aus Anlass des 100. Geburtstags von Wolfgang Otto Schulze (Wols) zeigt das Museum Wiesbaden eine umfassende Ausstellung zu Leben und Werk dieses heute zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts zählenden Malers, Fotografen und Zeichners. In seinem kurzen Leben hat Wols (1913 – 1951) ein reichhaltiges Werk hervorgebracht – angefangen von ersten Fotografien über Aquarelle bis hin zu bahnbrechenden Gemälden.

Das Landesmuseum Wiesbaden gehörte zu den ersten Institutionen, die sich dem Werk Wols‘ zuwandten: Im Sommer 1961 fand hier anlässlich seines zehnten Todestages eine erste Museumsausstellung seines Werkes statt. Gut 50 Jahre später wendet sich das Museum abermals dem Künstler zu und zeichnet in der Retrospektive mit dem Titel „Wols – Das grosse Mysterium“ seine Lebensstationen von Dresden über Berlin bis Paris und die Entwicklung seines Werkes nach. Gezeigt werden Ölgemälde, Zeichnungen und Aquarelle, Fotografien sowie Druckgrafiken, viele aus Privatbesitz, die lange Zeit nicht mehr zu sehen waren.

Zudem werden anhand von handschriftlichen Aphorismen und Briefen, persönlichen Dingen, Notizen sowie historischen Katalogen und Filmen die Lebensumstände des Unangepassten in der Zeit von 1933 bis 1951 beleuchtet. Die Schau, in der über 100 Arbeiten gezeigt werden, ist nicht nur eine Hommage an den früh verstorbenen Künstler, sondern, wie Alexander Klar, Museumsdirektor und Ko-Kurator, sagt, „auch eine Hommage an die Historie des Hauses“. Weiterlesen

55. Biennale Arte Venedig 2013 (15)

2013, November 15.

„Schöne Tableaus“
Argentinien, Bolivien, Indonesien

Sonia Falcone, „Campo de Color“, 2012, Installation, verschiedene Pigmente und Gewürze

Ja, es riecht, es duftet nach allerlei Fremden in den Arsenale, und zu sehen gibt es dazu auch etwas: zu dem Geruch von Gewürzen aus aller Welt gesellt sich ein farbenprächtiges Spektakel. Die bolivianische Künstlerin Sonia Falcone hat es in der Ausstellungshalle Italo-Lateinamerikas installiert. 300 Schalen aus Ton sind mit kunterbunten Spezereien und Pigmenten gefüllt, zu kleinen spitzen Hügeln aufgeschüttet. Weiterlesen