Zeitgenossen / 8
2012, April 30.Bruno, © habust
Es ist nicht mehr weit bis zur 13. documenta im Sommer 2012 in Kassel. Am 9. Juni öffnet die weltweit grösste temporäre Schau zeitgenössischer Kunst für 100 Tage ihre Pforten. Hinweisen wie diesem an der Kasseler Kunsthalle Fridericianum begegnet man daher öfter:
Foto: FeuilletonFrankfurt
Sei’s drum – wir freuen uns auf die bevorstehende 13. documenta. Erst in fünf Jahren wieder findet die nächste statt, und wer weiss schon, wie es dann um uns bestellt sein wird.
Über ihre Bedeutung als – zumindest zeitweilige – Kunstmetropole lässt die Stadt Kassel niemanden im Unklaren, der sich ihr nähert, egal, aus welcher Himmelsrichtung. Und ein wenig stolz darf der Herausgeber von FeuilletonFrankfurt darauf sein, dass er in der documenta-Stadt aufwuchs. Weiterlesen
Bettina Pousttchi kommt mit klarer Ansage nach Frankfurt: „Man kann die Geschichte nicht umschreiben. Die Wunde, die aufgerissen wurde, wird nicht geheilt, indem man hier eine neue alte Altstadt aufbaut. Es wird ein neues Stadtviertel gebaut mit modernen Methoden aus Beton und Stahl. Das einzige, was übrig bleibt, ist noch die wirkliche Fassade, die aussehen soll wie alt“ sagt sie im Interview mit Rebecca Riehm (PresseInfo Stadt Frankfurt am Main). Weiterlesen
Marseille auf dem Weg zur neuen französischen Trendmetropole am Mittelmeer
Von © Juliane Adameit
Fotografien (soweit nicht anders bezeichnet): © Juliane Adameit
Les Calanques bei Marseille
Noch nie hat es so etwas gegeben! Wann konnte man im Eiltempo von Frankfurt aus bequem und ohne Umsteigen bis ans Mittelmeer fahren? Dies ist seit dem 23. März 2012 im Doppelstock-TGV Duplex der staatlichen französischen Eisenbahngesellschaft SNCF in Kooperation mit der Deutschen Bahn möglich Weiterlesen
„Lebenstheater“ oder: das Leben nebeneinander her
Von Erhard Metz
Hausfrau 2, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm
Das Paar, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm
Nein, die Last des Hausrats kann sie nicht länger tragen, die „Hausfrau“, wie auch immer sie sich unter der Tischplatte, erschöpft die Augen schliessend, verrenken mag. Dann aber wiederum sitzt sie als Teil des „Paares“ dem Mann gegenüber, dem sie klaren Blicks aus einer übergrossen, mit reichlich Obst bestückten Etagere, deren Ebenen Füllhörnern gleichen, den berühmten Apfel reicht, den Eva schon ihrem Adam sozusagen „erfolgreich“ anbot – mit all den bekannten welterschütternden Konsequenzen. Aber dieser in einen albern-harlekinesk gerauteten Pullover gekleidete Herr – dessen tumber, verfressener Gesichtsausdruck auf ein durchaus nur schlicht entwickeltes Gemüt schliessen lässt – scheint das heraufziehende Ungemach der Vertreibung aus dem Paradies noch nicht zu begreifen Weiterlesen
Von Erhard Metz
Die Herzdame hat es uns angetan, seit wir vor langem dem Kartenspiel erlagen, war sie doch die schönste im Quartett von Kreuz, Pik, Karo und eben Herz, auch stilbewusst Cœur genannt. Ihr Vorbild im französischen Blatt war Judit, ein deuterokanonisches Buch des Alten Testaments trägt ihren Namen. Klug, tapfer und stark war diese Judit: Sie hieb Holofernes, dem obersten Hauptmann des gegen die Israeliten Krieg führenden assyrischen Königs Nebukadnezar, den Kopf ab, als er voll des Weines schlief. Daraufhin konnten die Israeliten das Heer der Assyrer vernichtend schlagen.
Ob jene Judit Patin stand, als Wanda Pratschke ihren neuen Skulpturen den übergeordneten Titel „Herzdamen“ gab, wissen wir nicht. Aber stark sind diese Damen allemal, und warum sollten sie dann nicht auch klug und tapfer sein? Eben Herzdamen.
Herzdame, 2011, Bronze, 42 x 23 x 27 cm Weiterlesen
„Equal goes it loose“ soll einst Bundespräsident Heinrich Lübke der zu Staatsbesuch weilenden englischen Königin freudig den Beginn einer Veranstaltung angekündigt haben; goes it equal loose now mit der Altstadtbebauung? Fachwerk, wohin man schaut, aber wieso an der Schirn-Rotunde?! Ist es uns entgangen, dass sie klammheimlich in das Bebauungsgebiet einbezogen wurde?
Fragen über Fragen. FeuilletonFrankfurt hofft, sie Mitte nächster Woche beantworten zu können.
Die entstandene Unruhe macht sich hoffnungsvoll wieder mal die winzig kleine Schar der – nein, nein, nicht der FDP – , der FDF’s zunutze, der Freier-Domblick-Fans. Sie sperren die Stadtherzkammer-Brache mit rotweissen Bändchen und greifen sogar zum letzten Mittel: der Videoüberwachung! Piraten aufgepasst! Kümmert euch, ehe es zu spät ist!
Also: viel los ist in der Frankfurter Gudd‘ Stubb‘! Bleiben Sie dran, liebe Leserinnen und Leser, und kommen Sie alle am 18. April abends in die Schirn!
(Fotos: FeuilletonFrankfurt)
s. a. Folie statt Fachwerk: „Framework“ von Bettina Pousttchi in der Schirn Kunsthalle
„Ich werde reifer und reifer in der Musik“
Interwiews und Text: Renate Feyerbacher
Der Jazzmusiker Emil Mangelsdorff wurde am 11. April 1925 in Frankfurt am Main geboren. Nach wie vor ist er in der Frankfurter Jazzszene präsent.
Foto: Renate Feyerbacher
„Emil ist für mich ein grosses Vorbild im europäischen Jazz. Was er in seinem Leben gemacht hat, was er gespielt hat, was er durchgemacht hat. Er steht immer noch auf der Bühne und spielt wahnsinnig toll“ (Jazzmusiker Tony Lakatos).
Woher nimmt der 87jährige die Energie? Weiterlesen
Nach einem tragischen Unfall des langjährigen Kunst-Kurators der Frankfurter Weissfrauen Diakoniekirche Gerald Hintze war es dort über einen längeren Zeitraum hinweg still geworden um die Präsentation zeitgenössischer Kunst. Nunmehr, gut eine Woche vor den Ostertagen, eröffneten der neue Ausstellungsleiter Thomas Kober und Ausstellungskurator Peter Cross die Installation „Maker Unknown“ des Frankfurter Künstlers Jörg Ahrnt.
Man könnte nun einen sozusagen geraden, einfachen Weg zur Rezeption dieser Arbeit gehen – und vermutlich manch missbilligendes Naserümpfen des Expertentums kassieren. Tun wir es zunächst trotzdem:
Wer die Kirche betritt – sie ist zwar längst keine Gemeindekirche mehr, aber als Diakoniekirche auch nicht profaniert – , gewahrt erst bei näherem Hinsehen das schwarze, etwas bühnenähnliche Podest mit dem Teppich, schräg vor Altarraum, Predigtpult und Taufbecken platziert, diesen leicht entgegengeneigt. Der Teppich: ein Kelim, in aller Regel anatolischer, kaukasischer oder persischer Provenienz. Eines ist klar: das Stück entstammt der Handwerkskunst des islamischen Raums. Weiterlesen
Die Stiftung CITOYEN und ihr neuer Preis CITOYENNE
Text und Fotos: Renate Feyerbacher
Die Bürgerstiftung hat kürzlich zum ersten Mal den neu geschaffenen Preis „CITOYENNE für Bürgersinn“ verliehen und wird ihn in zwei Jahren wieder vergeben. 250 Gäste feierten in der Jugend-Kultur-Kirche Sankt Peter in Frankfurt am Main die Preisträger.
Die französischen Begriffe Citoyen und Citoyenne sind Programm für die Stiftung. Sie bedeuten Bürger und Bürgerin beziehungsweise Staatsbürger in dem Sinne, dass sie am Gemeinwesen aktiv und gestaltend teilnehmen. Die Ideale der Französischen Revolution basieren in dem Wort.
Citoyen ist nicht zu verwechseln mit Bourgeois. Mit dem Begriff werden häufig reaktionäre Wohlhabende sowie Spiesser betitelt.
Helga Dierichs am 12. März 2012 nach der Preisverleihung
Die Journalistin Helga Dierichs hat im Jahr 2004 die Stiftung „CITOYEN – aktiv für Bürgersinn“ ins Leben gerufen. Sie ist heute Vorsitzende des Kuratoriums. Weiterlesen