Von Evrim Mecit
Zum ersten Mal sah ich Nina Ansari im Leistungskurs Kunst auf der Martin-Niemöller-Schule in Wiesbaden. Sie war eher eine der ruhigeren Schülerinnen, dafür waren ihre Bilder umso ausdrucksstärker. Stets faszinierte sie uns mit ihren Bildern. Für die Lehrerin waren Ninas Bilder oft eine Herausforderung, denn sie setzte die Aufgaben so um, wie sie es für richtig hielt, und das war nicht immer so, wie es sich die Lehrerin vorstellte. Als wir dann zusammen auf der Abschlussfahrt in Barcelona waren, lernten wir uns näher kennen. Sie wusste alles über Barcelona aus Büchern und interessierte sich sehr für die Kultur. Gleichwohl war sie eine lebenslustige Mitschülerin, mit der man sehr viel lachen konnte; aber wenn sie anfing ihre Skizzen zu zeichnen, und das tat sie unentwegt, wurde es um sie herum ganz still. Sie war dann immer ganz und gar vertieft und konzentriert in ihre Arbeit. Das hatte schon etwas Ehrfürchtiges an sich. Wir hatten viel Spass miteinander und sie berührte mein Herz, weil sie die Fähigkeit hatte, in einen hinein zu blicken. Sie war eine empathische Persönlichkeit. Mit der Zeit wurden wir sehr gute Freundinnen und verlebten viel Zeit miteinander, die wir meist damit verbrachten, dass ich für sie sang und sie ihre Skizzen zeichnete. Seitdem beobachte ich Ninas Entwicklung mit grossem Interesse und freue mich auf jedes Bild, das sie vollendet – wenn sie dann mal fertig wird, denn oft verliert sie sich in ihren Bildern und merkt gar nicht, dass das Bild schon längst fertig ist. In ihre Zeichnungen kann ich mich stundenlang vertiefen, weil ich immer wieder neue Figuren in ihnen entdecke.
Für mich ist Nina Ansari jetzt schon eine grosse Künstlerin. Aber machen Sie sich selbst ein Bild von ihr. Im Folgenden möchte ich Ihnen einen ersten Eindruck über sie und ihre Bilder vermitteln. Deshalb ist es mir eine ganz besondere Ehre, sie heute interviewen zu dürfen.
Nina Ansari, Foto © Laura Nickel
Evrim Mecit: Wann hast Du Dich dazu entschieden, Künstlerin zu werden?
Nina Ansari: Mein Berufswunsch als Kind war es, Erfinderin zu werden. Ich habe Gegenstände um- oder auseinander gebaut. Ich wollte wissen, wie es anders auch aussehen könnte. Künstlerin zu sein ermöglicht mir dies heute. Es war keine Frage der Entscheidung. Das ist ein Weg, den man geht.
Warum hast Du Dich damals für ein Kunststudium entschieden? Weiterlesen