Ein Kammermusikfest im Mai und das Kronberg Festival zum September-Ausklang
Von Uwe Kammann
Die Handwerker werkeln noch, selbst im Foyer des spektakulären Hauses. Am Innenbau ist noch einiges zu tun, der mit improvisierten Schildern markierte Weg von der Tiefgarage bis zum Konzertsaal wird manche Besucher noch irritieren. Doch das Baustellen-Finale (wann wird es zu Ende sein, wo doch schon im letzten September die Eröffnungskonzerte begeisterten?) wird niemanden davon abhalten, in den kommenden Monaten das Casals-Forum zu besuchen.
Noch wird gewerkelt am Casals Forum in Kronberg, Foto: Uwe Kammann
Zu attraktiv ist die Fülle an ganz verschiedenartigen musikalischen Darbietungen, zu wohlkomponiert das ganze Jahresprogramm, das auch unter einem besonderen Stern steht: denn zu feiern sind jetzt auch drei Jahrzehnte, seit die Kronberg Academy zum kulturellen Mittelpunkt der Taunusstadt geworden ist – und (welt-)weit darüber hinaus.
„Die einzigen Waffen, die ich je besessen habe, sind mein Cello und mein Dirigierstab,“ sagte der weltberühmte Cellovirtuose Pablo Casals (1876 – 1973), dessen katalanischer Name „Pau“ Frieden bedeutet. Geprägt vom Spanischen Bürgerkrieg, setzte dieser sich unermüdlich für Frieden und Freiheit ein. Ihm zu Ehren gaben der knapp 20-jährige und schon vielfach ausgezeichnete Cellist Philipp Schupelius und der 22-jährige Pianist Robert Neumann, Gewinner etlicher, auch internationaler Wettbewerbe, ein herausragendes Konzert im Arkadensaal des Goethe-Museums. Es war kurzfristig dank einer privaten Initiative der Pianistin und Musik-Coach Viviane Goergen sowie des Sponsors Kersten von Schenck zustande gekommen.
Waren kurz vorher zusammengekommen, um gemeinsam zu musizieren: der Pianist Robert Neumann und der Cellist Philipp Schupelius, Foto: Petra Kammann
Vom gefeierten Malerstar „Il divino“ zum gefallenen Engel
Von Hans-Bernd Heier
Guido Reni, der einstige Superstar des italienischen Barock, war einer der erfolgreichsten und meistgerühmten Maler nicht nur in Italien, sondern in ganz Europa. Schon zu Lebzeiten erhielt er den ehrenvollen Beinamen „Il divino“ („Der Göttliche“). Bedeutende Auftraggeber aus Adel und Klerus rissen sich um seine Werke. Im 19. Jahrhundert geriet er aufgrund anderer ästhetischer Vorlieben etwas in Vergessenheit und wurde später von seinem Zeitgenossen Caravaggio an Popularität überflügelt. Heute hat er im allgemeinen Bewusstsein nicht mehr den Platz, den er verdient. Das dürfte sich mit der großartigen Schau im Städel Museum ändern: Erstmals seit über 30 Jahren führt das Städel in Zusammenarbeit mit dem Museo Nacional del Prado in Madrid rund 130 seiner erlesenen Meisterwerke zusammen und eröffnet einen neuen Blick auf diese faszinierende Künstlerpersönlichkeit.
„Büßende Magdalena“, um 1635, Öl auf Leinwand, 90 × 74 Foto: The Walters Art Museum, Baltimore
Mainly-Mozart heißt es, wenn sich vom 21. bis 30. April 2023 in verschiedensten Formaten die Blicke auf das facettenreiche Schaffen Wolfgang Amadeus Mozarts richten: Hauptsache Mozart. Sechs führende Frankfurter Musikinstitutionen, die Alte Oper Frankfurt, die Frankfurter Museums-Gesellschaft, die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, die hr-Bigband, das hr-Sinfonieorchester sowie die Oper Frankfurt plus vier assoziierte Partner in der Region wie die Bad Homburger Schlosskonzerte, die Mozart-Gesellschaft Wiesbaden, die Primus-Linie und die Stadt Offenbach ziehen an einem gemeinsamen Strang.
Key Visual, Mainly Mozart 2023, Foto: Alexander Paul Englert/Christian Schön
„Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen.“
Hausherr Clemens Greve rief und alle kamen ins Holzhausenschlösschen, der „zweiten Heimat von Hanne“: Freunde und Wegbegleiter der kürzlich verstorbenen Moderatorin, Autorin und Organisatorin Hanne Kulessa, um sie nochmal lebendig werden zu lassen und Abschied von ihr zu nehmen. Patentochter Marie sprach sehr persönlich gefärbte bewegende Abschiedsworte, der Pianist Dmitry Ablogin spielte ihre Lieblingsstücke: Bach-Präludien und eine Fuge aus dem Wolhltemperierten Klavier und vor allem die legendären Goldberg Variationen sowie Schuberts Ges-Dur Impromptu. Die Schauspielerin und Sprecherin Birgitta Assheuer las eindrucksvolle Texte: von Hanne Kulessa selbst und eine Erzählung von Ilse Aichinger. Einen Nachruf, der uns die besonderen literarischen und menschlichen Facetten Hanne Kulessas nahebrachte, verfasste die mit ihr befreundete Literaturkritikerin Verena Auffermann, den wir hier im Wortlaut wiedergeben.
Abschied mit Freunden und Weggefährten von Hanne Kulessa mit dem Pianisten Dmitry Ablogin, einer wunderbaren Lesung von Birgitta Assheuer und…, Das so lebendige projizierte Foto stammt von Isolde Ohlbaum, Gesamtfoto: Petra Kammann
Autoren, Buch und Literatur, Herzlich Willkommen|Kommentare deaktiviert für Für Hanne Kulessa – Rede zur Gedenkfeier im Holzhausenschlösschen im September 2022 von Verena Auffermann
Bauherr verpflichtete Architekt und Akustiker zur Kooperation „auf Augenhöhe“
Von Uwe Kammann
Eine leichte Steigung. Der Weg vom historisch verspielten S-Bahnhof führt vorbei an der Bruchstein-Mauer eines Hotelwürfels mit dem Namen Vienna-House, dann an einer hohen hellbronzenen Skulptur mit elegant emporgedrehten Spitzblättern, trifft an einem schön proportionierten Platz auf einen breiten Eingang in einem ebenfalls soliden Steinsockel, der zugleich eine Terrasse trägt – und über dessen Trennschreiben ein Dach aufstrebt, das mit seiner leichten Krümmung an ein Zirkuszelt erinnert.
Das neue Casals Forum an der Bahnhofstraße in Kronberg, Foto: Petra Kammann
In der Kategorie „Gesamtleistung Großes Haus“ belegen Oper/Theater Bonn vor den Theatern Frankfurt und Basel in der jüngsten Kritikerumfrage des Magazins „Die Deutsche Bühne“ die Spitzenposition. Das Theater Bonn ist für die Kritiker das überzeugendste Theater. Man sieht bei dem von Bernhard Helmich geleiteten Haus „einen bewundernswerten Durchhaltewillen an ambitionierten Projekten gegen alle Widrigkeiten festzuhalten, Risikobereitschaft, dramaturgische Konsequenz und philologisch wertvolle Arbeit“. Grund genug, die Premieren der neuen Spielzeit in Bonn zu besuchen: die Uraufführung Mega 38/Stimmen des türkisch-deutschen Schriftstellers Dogan Akhanli, der Tanzabend Zwischenwelten von Ballett am Rhein im Rahmen des Beethovenfestes Bonn und die Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny.
Uraufführung MEDEA 38 / STIMMEN von Dogan Akhanl nach Christa Wolff & Euripides & Seneca, Schauspielhaus Bonn, Foto: Thilo Beu
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Thomas Kilppers aufrüttelnde Arbeiten im Kunsthaus Wiesbaden
Das Kunsthaus Wiesbaden präsentiert anlässlich des Wiesbadener Jahrs des Wassers 2022 die Schau „Water on Fire / Brennendes Wasser“ von Thomas Kilpper. Der renommierte Künstler thematisiert mit seinen eigens für die Ausstellung geschaffenen Arbeiten die vielfältigen sozialen Aspekte rund um das Thema Wasser. Der 1956 in Stuttgart geborene und heute in Berlin lebende vielseitige Künstler arbeitet meist ortsspezifisch mit einer breiten Palette von Medien: Installation, Skulptur, Grafik, Fotografie und Video. International bekannt wurde er durch die Umwidmung von Fußböden – zumeist leerstehender Gebäude – zu großformatigen Druckstöcken und Installationen, wie z.B. 1999 mit der Arbeit „Don´t look Back“ in der ehemaligen Basketballhalle im Camp King / Oberursel oder 2009 mit seiner Ausstellung „State of Control“ im ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit der DDR in Berlin.
Der renommierte Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“
Die Schriftstellerin und Essayistin Marion Poschmann ist die 49. Inhaberin des Amts der Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim. Die Auszeichnung beinhaltet das Wohnrecht im Stadtschreiberhaus in Bergen und ein Preisgeld von 20.000 Euro. Poschmann tritt damit die Nachfolge der Schweizer Autorin Dorothee Elminger an.
Die neue Stadtschreiberin Marion Poschmann; Foto: Petra Kammann
Vom 1. bis 17. September 2022 finden die Tage des Exils erstmals in Frankfurt am Main statt. Das publikumsorientierte Veranstaltungs- und Begegnungsprogramm ist eine Initiative der Hamburger Körber-Stiftung in Kooperation mit dem Deutschen Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Frankfurter Organisationen und Einrichtungen ist ein vielfältiges Programm mit mehr als vierzig Veranstaltungen entstanden: Die teilweise mehrsprachigen Angebote reichen von Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen, Begegnungsangeboten, Lesungen und Podiumsgesprächen bis hin zu Theater- und Filmvorführungen.