„Rose is a rose is a rose is a rose …
Page ages page ages page ages …“
Gertrude Stein (1874 bis 1946), „Sacred Emily“ (Auszug)
Was ist Zeit, Raumzeit?
Wann hat sie begonnen? Wann wird sie enden? Hat sie überhaupt jemals begonnen? Wird sie überhaupt jemals enden? Was war vor „der Zeit“? Was wird nach „der Zeit“ sein?
Wie gehen wir mit Zeit um? Kann Zeit im künstlerischen Prozess sichtbar gemacht, materialisiert werden?
Viele Künstlerinnen und Künstler dokumentieren in ihrer Arbeit das „Vergehen“ von Zeit. Unlängst zeigte das Frankfurter Museum für Moderne Kunst MMK aus seiner Sammlung Hanne Darbovens minimalistisch-konzeptuelle 900seitige Schreibzeit „Ein Jahrhundert – Johann Wolfgang von Goethe gewidmet“: eine in zwölf Monaten Arbeit im Jahr 1971 entstandene rechnerische Visualisierung eines Jahrhunderts von einem Jahr 00 an bis zu einem Jahr 99. Ebenfalls in der Sammlung des MMK befindet sich von Jens Risch das „Seidenstück I“: 1000 Meter Seidenfaden in weit über 1000 Stunden sorgfältig dokumentierter Arbeit zu einem weniger als faustgrossen Gebilde verknotet.
Noch für knapp zwei Wochen zeigt nun das Frankfurter 1822-Forum Arbeiten von Jürgen Krause und Florian Jenett, die sich aus recht unterschiedlichen künstlerischen Positionen heraus mit „Zeit“ befassen und „Zeit“ materialisieren.
Jürgen Krause stellt in seiner Serie „Werkzeuge“ handelsübliches Holzbildhauergerät aus – Flacheisen, Schnitzmesser, Stechbeitel – , deren Klingen er, beginnend im Jahr 2002, über lange Zeiträume hinweg mittels spezieller japanischer Schleifsteine auf das Äusserste schärft und poliert, anschliessend auf einem groben Schleifstein wieder bis zur völligen Stumpfheit abwetzt, um darauf den Prozess des Schärfens zu wiederholen – so lange und so oft, bis die Klingen auf eine Kürze heruntergearbeitet sind, die keine zweckgerechte Verwendung der Werkzeuge mehr erlaubt. Auf gleiche Weise verfuhr er mit einem Schweizer Victorinox-Taschenmesser. Die Exponate stellt er in eigens entworfenen, akkurat gefertigten Vitrinen aus. Der Künstler versteht seine Arbeit auch als eine Form von Meditation.
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