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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für August, 2013

Hélio Oiticica: Partizipative Kunst im Frankfurter Palmengarten

2013, August 30.

Erste Kooperation zwischen Palmengarten und Museum für Moderne Kunst MMK

unter Mitwirkung von Goethe-Universität und Städelschule

Pavillon „Penetrável PN 14 MAP“, 1979/2013

Grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Ende September 2013 eröffnet das Frankfurter Museum für Moderne Kunst MMK die retrospektive Ausstellung  „Hélio Oiticica. Das grosse Labyrinth“. Drei begehbare Ausseninstallationen des 1980 im Alter von nur 42 Jahren verstorbenen Künstlers werden im Rahmen einer ersten Kooperation zwischen dem Museum und dem Palmengarten seit heute Abend der Öffentlichkeit präsentiert. Weiterlesen

Sommerliche Reisegrüsse aus der Türkei / 11

2013, August 29.


Erzählung in Briefen

© von Robert Straßheim

Elftes Kapitel

14.6.

Lieber Markus,

In welch einer ungewissen Nachrichtenwelt wir leben! Da berichteten westliche Medien 1978 über tausende Menschen, die sich verzweifelt in Boote stürzten, um dem Kommunismus zu entfliehen. Sie wurden von internationalen Hilfsschiffen aufgenommen und fanden Asyl in westlichen Ländern.

Was ich aber nun über den Hintergrund lese, ergibt ein erschütternd anderes Bild: Laut Giesenfelds Vietnam-Buch versuchten die USA nach ihrem Abzug aus Vietnam mit aller (nicht-militärischen) Macht, den Erfolg des Kommunismus zu untergraben. Dazu führten die USA – zusammen mit ihren Verbündeten – von aussen einen Wirtschaftskrieg gegen Vietnam, und innerhalb Vietnams hatten sie „etwa 200.000 ‚Vietnam-Amerikaner‘ zurückgelassen, darunter viele direkte und indirekte Mitarbeiter der CIA“ ¹), die vor keinen Aktionen zurückschreckten, um das Land seiner inneren Sicherheit zu berauben. Ihr Ziel, in Vietnam einen Bürgerkrieg zu provozieren, haben die USA und China zwar verfehlt, aber es gelang ihnen, den vietnamesischen Kommunismus anzuschwärzen: Weiterlesen

Jewyo Rhii im MMK-Zollamt

2013, August 28.

Walls to Talk to

Es gilt immer noch das alte Wort von Michail Gorbatschow: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Nun wollen wir nicht bestraft werden, und wir sind zwar spät, aber – hoffentlich – noch nicht zu spät: Bis kommenden Sonntag, 1. September, 18 Uhr ist eine wundervolle Ausstellung in der Dependance Zollamt des Frankfurter Museums für Moderne Kunst zu sehen, deren Besuch wir jedem für zeitgenössische Kunst Aufgeschlossenen ans Herz legen, falls er sie noch nicht gesehen hat. Wie stets dazu die Bitte: sich Zeit lassen, sich darauf einlassen, sich mitnehmen lassen …

Es ist sehr viel an Persönlichem und Intimem, was wir zu sehen bekommen, es zeugt von viel Sensibilität, Zartheit und Verletzlichkeit der Künstlerin. Ein kleines Universum an verschiedensten Aufbauten, viel Zeichnungen und einigen Videos, darüber hinaus eine Menge an Gefundenem, Aufgelesenem und Gesammeltem. Jewyo Rhii erzählt von ihrem Leben, einem ständigen Wandel zwischen den Kontinenten Asien, Amerika und Europa, einem Leben von wohnsitzloser Unbehaustheit und doch Sehnsucht nach Behausung, so lesen wir es aus ihren Arbeiten heraus. Man könnte das alles natürlich einfach eine raumgreifende Installation nennen, aber es ist so sehr viel mehr: versammelt sind Schmerz und Liebe, Angst und Zuversicht, Entsagung und Glücklichsein, Poesie und Humor …

Moving Floor, 2011/2013, Holz, Metall, Rollen Weiterlesen

Sommerliche Reisegrüsse aus der Türkei / 10

2013, August 27.


Erzählung in Briefen

© von Robert Straßheim

Zehntes Kapitel

12.6.

Lieber Markus,

vor lauter Kälte ist Zila „sick“, kämpft mit heiserer Stimme und hustet ganz böse; auch Zara leidet unter Halsschmerzen. Sie machen den „kalten“ Wind dafür verantwortlich. Auch Zelal will krank werden. Indessen lasse ich mich nicht beirren: Gegen die Einwände und Verbote nehme ich die Kleinen mit ins Wasser, das 22 bis 24 Grad warm sein dürfte. Das Baby schreit, will nicht mehr ins Meer, seit eine Welle ihn erschreckt hat, Zara ist erleichtert, dass ich ihn nicht mehr „krankmache“. Alina ist hin und her gerissen: Soll sie die nasse „Kälte“ scheuen oder sich einfach freuen?

Jedes Mal freut sie sich, dass ihre Mama sie abends hübsch macht: immer ein anderes Kleid als gestern muss es sein Weiterlesen

Die Frankfurter Garten- und Landschaftsarchitektin Ute Wittich

2013, August 26.

Form und Farbe, Kunst und Wasser

Von Renate Feyerbacher

Haus Lammerting, Foto: Renate Feyerbacher

Im Frühjahr trafen sich in Köln im Haus und im Garten von Kristin Lammerting, Biologin, Gartenexpertin, Buchautorin und Besitzerin einer Palmenbaumschule in Neuseeland, acht Gartenexpertinnen. Elf hätten kommen sollen, drei waren verhindert. Die Crème de la Crème weiblicher Gartenkunst war bei Regenwetter versammelt. Unter den acht war die Frankfurter Garten- und Landschaftsarchitektin Ute Wittich. Weiterlesen

„Blickachsen 9“ in Bad Homburg und Rhein-Main (8)

2013, August 24.

Die Styliten von Jaume Plensa

Da sitzen sie, die Styliten, die „Säulenheiligen“ oder Pfahlsitzer des katalanischen Bildhauers Jaume Plensa, vor dem Zentralgebäude des Campus Westend der Goethe-Universität. Des Nachts sind sie sogar erleuchtet – nun, wir haben sie bei Tageslicht betrachtet und fotografiert. „Poets in Frankfurt“ heissen die drei Herren auf ihrem unbequemen Hochsitz, ihre Untertitel lauten „Heaven-Hell-Poetry“, „Religion“ und „Day-Night“. Weiterlesen

Sommerliche Reisegrüsse aus der Türkei / 9

2013, August 23.


Erzählung in Briefen

© von Robert Straßheim

Neuntes Kapitel

11.6.

Lieber Markus,

Heute mussten wir nach dem Willen der Frauen die abgeschiedene Welt des Hotels verlassen, um in Cesme, jedoch etwa zehn Kilometer von hier entfernt, Dilas Geburtstag zu feiern: Dort hatte sie Tisch und Torte und hinzu Freunde aus Izmir bestellt. Nun, wir fuhren alle hin, und zum Glück hatte ich mein Buch dabei.

Wir postierten uns am Strassenrand – weder gibt es hier Bushaltestellen noch Fahrpläne – Weiterlesen

“Blickachsen 9″ in Bad Homburg und Rhein-Main (7)

2013, August 22.

Laura Ford und ihre Katzenwesen

Katzen – der Autor weiss, wovon er spricht – Katzen also sind nicht dafür bekannt, in irgendeiner Weise devot oder ehrerbietig gegenüber Frauchen oder Herrchen oder gar Fremden zu sein. Nein, sie sind und bleiben, so liebevoll, zärtlich und verschmust sie auch allermeist sind, in ihrem Wesen frei und unabhängig. Und nicht zuletzt darum lieben wir sie so sehr. Weiterlesen

Sommerliche Reisegrüsse aus der Türkei / Ein „Zwischenwort“

2013, August 21.


Erzählung in Briefen

© von Robert Straßheim

– Ein „Zwischenwort“ –

Statt eines Vor- oder Nachworts: zur Mitte ein „Zwischenwort“

Bei dieser jüngsten Erzählung des nicht nur unseren Leserinnen und Lesern bekannten Autors des „Urlaubsbriefs aus der Türkei“ scheint es sich nur auf den ersten Blick um einen Reisebericht zu handeln. Indes ist diese Erzählung sehr viel mehr: Eine urlaubsmässige Regression des der türkischen Sprache nur wenig mächtigen Autors in Betrachtungen politischen Geschehens in Gegenwart und Vergangenheit im Gast- wie im Heimatland. Jenem Gastland also, das sich seit langem in Verhandlungen über eine Vollmitgliedschaft in der EU befindet Weiterlesen

Sommerliche Reisegrüsse aus der Türkei / 8

2013, August 20.


Erzählung in Briefen

© von Robert Straßheim

Achtes Kapitel

10.6.

Lieber Markus,

Grauenhafte Nacht: penetrant laute Türk-Pop-Musik dröhnte selbst durch geschlossene Fenster ins Schlafzimmer.

Beschwerden bei der zuständigen Hotelgästebeauftragten, die weder Deutsch noch Englisch spricht, nutzten nichts. Und ein Zimmertausch? Auf der gegenüberliegenden Hotelseite branden die Lautsprecher des Nachbarhotels an, machen sogar tagsüber Krach von unsäglich geisttötenden Animationen. Ich neige schon dazu, Animateuren jede Vernunft abzusprechen, und ihrem Publikum erst recht – ja, ich verliere den Glauben an Volksentscheide und Demokratie, wenn ich solches Gekreische in die Ohren kriege, da geht meine Welt zu Ende.

Jaja, ich weiss, ich bin selber schuld: Warum sind wir in so einem Hotel? Weiterlesen