Kultur und Demokratie
2017, März 31.Von Gunnar Schanno
Die Nachkriegszeit in Deutschland war nach düsterer Zeit bestimmt von einer Art Reinigung der missbrauchten Wertbegriffe, um sie in einer Neubesinnung und Neubestimmung wieder kritischem Denken zuführen zu können. So wurde auch dem besonders werthaft geltenden Begriff der Kultur nachgeforscht: historisch, soziologisch, philosophisch. Auffallend ist in der Verwendung des Begriffs Kultur, dass dessen Unbestimmtheit weiter besteht. Schließlich stärkt das Vage, das bequem Unpräzise, das Austauschbare, das Verbindlichscheinende etwa im Diskurs des Religiösen oder Ethnischen die Möglichkeit, in öffentlich propagierter Akzeptanzbereitschaft auch fragwürdigen kulturspezifischen Traditionen ihren Raum zu belassen. Wir kennen auch die Diskussion um Formen des Schächtens von Tieren, doch geht es auch ganz allgemein um Fragen von Vorstellung und Verständnis dessen, was in einer Bürgergesellschaft die säkular bestimmte Souveränität des Individuums anficht, also etwa auch im Hinblick auf Selbstbestimmungsrecht in Gleichrangigkeit von Frau und Mann.
Albertus Magnus (um 1200-1280), De Bono („Über das Gute“), Folium 1r. Köln, Dombibliothek, Codex 1024;Bildnachweis: Wikimedia commons Weiterlesen