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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für April, 2015

Steinbildhauerin Anna Kubach-Wilmsen auf dem Campus Riedberg der Frankfurter Goethe-Universität (4)

2015, April 29.

Die Stelenallee heisst „STEINFUGE“
Über den Werdegang eines Kunstwerks

und:
Die Eröffnungsfeier wirft ihren Schatten voraus

Von Erhard Metz

Unser letzter Bericht über den Werdegang eines Land Art-Kunstwerks – der Stelenallee der Steinbildhauerin Anna Kubach-Wilmsen vor dem „Wissenschaftsgarten“ auf dem Campus Riedberg – datiert von Anfang Dezember 2014. Das winterliche Schmuddelwetter auf der zugigen Anhöhe versetzte das Werk zwar keineswegs in Vergessenheit, aber doch in einen kleinen „Winterschlaf“, aus dem es das frische Frühlingsgrün nun längst erweckt hat.

Doch auch im Dezember war zunächst noch einiges an Arbeit angesagt: Die Stelen wurden mit Hochdruck abgestrahlt …

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… und anschliessend kam noch einmal schweres Gerät zum Einsatz, denn das Bodenniveau um die Mitte der Stelenreihe herum musste korrigiert und etwas abgesenkt werden. Weiterlesen

Günther Uecker im Düsseldorfer K20

2015, April 28.

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen wirft einen Blick auf das facettenreiche Werk des Aktionskünstlers, Bildhauers, Bühnenbildners und Poeten Günther Uecker. Noch bis zum 10. Mai 2015 sind rund 60 zentrale Werke aus 50 Schaffensjahren des Künstlers zu sehen. Uecker, in den 1960er Jahren auch Mitglied der Künstlergruppe ZERO, wurde im März 85 Jahre alt.

Von Petra Kammann

„Wo die Sprache versagt, da beginnt das Bild“. Dieser Satz steht für Günther Ueckers künstlerisches Credo. Und Kandinskys Essay „Über das Geistige in der Kunst“ sieht der seit vielen Jahren in Düsseldorf lebende Künstler als Inspirationsquelle für seine Arbeiten. Ueckers Energie scheint schier unerschöpflich und überträgt sich wohl auch auf das Publikum. Seinetwegen war „ganz Düsseldorf“ zur Eröffnung seiner Ausstellung im K20 auf den Beinen, und die Rheinische Post stellte dem Ausnahmekünstler sogar am Eröffnungstag die Titelseite zur Gestaltung zur Verfügung.

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Der Meister: Günther Uecker
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Christiana Protto – „A Taylor‘s Garden“ im KunstRaum Bernusstrasse

2015, April 27.

Landschaften aus dem Verborgenen

Von Hanneke Heinemann
Kunsthistorikerin und Kuratorin
Eröffnungsansprache

Mit Christiana Protto haben wir eine Künstlerin vor uns, die in jedem Bereich ihres langen Schaffens stark reflektiert und dabei immer wieder auf Hauptthemen wie das Reisen oder die menschliche Existenz zurückgreift, ohne sich jedoch Neuem zu verschließen. Dadurch erhalten ihre Werke eine Konsequenz, die man mitunter erst auf dem zweiten Blick erkennt. Einige Aspekte, die man nicht nur an den Werken der Ausstellung ablesen kann, möchte ich ohne Anspruch auf Vollständigkeit vorstellen. Dabei werde ich Themen wie Garten, Ornamente, Schichten, Raum und das Wanderatelier streifen.

Der Titel „A Taylor’s Garden“ (Eines Schneiders Garten) wurde von Christiana Protto halb mit Bedacht, halb intuitiv gewählt. Die Verbindung von Garten und einem Schneider mag uns vielleicht am Anfang befremdlich erscheinen. Jedoch finden sich durchaus Gemeinsamkeiten in einer Schneiderei und in einem Garten. Ein Schneider schneidet aus und setzt wieder zusammen. Macht ein Gärtner nicht Ähnliches, wenn er Pflanzen umgesetzt und Beete und Flächen anlegt? Ein Schneider arbeitet mit Formen und Ornamenten, ein Gärtner richtet sich ebenfalls nach Strukturen und Mustern. Auch ein Flechtzaun, mit dem Gärten umzäunt sein können, wird ähnlich hergestellt wie das Gewebe, mit dem der Schneider arbeitet.

Wir kennen den Garten als ein abgegrenztes Stück Natur, das mehr oder weniger stark gepflegt und bearbeitet wird. Mit unseren kunsthistorischen Kenntnissen haben wir sofort einen „Hortus conclusus“ vor Augen, ein wunderschönes Rasen- und Gartenstück, in dem meist von schönsten Blüten umgeben Maria sitzt, ausgestattet mit Symbolen ihrer Tugenden.

Einen schönen Ort, ein Paradies, stellt man sich in vielen Kulturen als Garten vor. Es ist der fruchtbare Ort, in dem etwas wächst, mit meist üppiger Vegetation aus Zweigen, Blüten und Rasen. Häufig ist ein Garten oder Park mit Wasser in Form von Seen, Brunnen oder Sprinkelanlagen verbunden, das Üppigkeit und Leben garantiert. Sehen Sie sich hierzu bitte besonders die Fotos an.

Doch die Künstlerin sieht auch andere Aspekte im Garten. Für sie ist der Garten ebenfalls ein Ort des Verfalls, im dem auch Gewalt angewendet wird: Um dem Garten Form zu geben, muss geschnitten und gestutzt werden. Auf einigen Fotos kann man aggressive Eingriffe sehen: So schön die Sichelform des neuen Beetes im Rasen auch ist, der Schnitt und das Entfernen der Graspflanzen hat etwas von der Brutalität einer Schnittwunde, von der wir allerdings annehmen, dass sie bald schön verheilen wird.

Die meisten anderen Ornamente in Christiana Prottos Werken sind jedoch deutlich angenehmer und man spürt sofort, dass die Künstlerin von Ornamenten fasziniert ist.

Protto-ATG-Ausstellung Raumsicht

↑ Raumansicht:
Coupage (Vase), 2015, Mischtechnik auf Papier, 42 x 30 cm
Giardinetto, 2014, Acryl auf Tablett, 30 x 45 x 7 cm
Buddha, 2014, Mischtechnik auf Papier auf Leinwand, 40 x 30 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn Weiterlesen

Abschied von der Berger Bücherstube

2015, April 26.

Monika Steinkopf schliesst Frankfurter Traditionsbuchhandlung und Literatentreffpunkt

„Un es will merr net in mein Kopp enei:
wie kann die Berger Bücherstubb net mehr sei!“
(Friedrich Stoltze / Michael Quast)

Von Renate Feyerbacher

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Monika Steinkopf

Bis zuletzt hatten Monika Steinkopf, ihre Freunde und Berger Bürger gehofft, dass sich jemand findet, der die Traditionsbuchhandlung in Frankfurt Bergen-Enkheim übernimmt. Selbst der Kulturdezernent versprach, sich um eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu kümmern. Sollte sich niemand für das buchhändlerische Kleinod interessiert haben?

Zum Abschied hatten sich Freunde, Freundinnen, zu denen auch ich mich zähle, Mitarbeiterinnen und Leser eingefunden Weiterlesen

“New Frankfurt Internationals” 2015: “Solid Signs” (6)

2015, April 24.

Markus Walenzyk „moment to monument“

Von Erhard Metz

Es ist vielleicht das Chef-d’Œuvre der in dieser Ausstellung gezeigten Videokunst, eine mit Ton unterlegte Video-Performance, die den Betrachter in Bann zieht und ihn auch im Nachhinein nicht so schnell loslässt, sondern ihn noch vielfach beschäftigt. Die fulminante Arbeit eröffnet einen weiten Horizont an Deutungen, Assoziationen und Interpretationen.

Das Werk enthält eine Handlung, ja eine Erzählung: Der Künstler-Protagonist hockt auf dem Boden einer Art Ur-Landschaft, formt aus einer erdhaften Masse im fast slapstick-haften Zeitraffer-Tempo – auch die Wolken jagen über den Himmel – vor sich eine sich zu einer Bergkulisse auftürmenden Mauer, die ihn am Ende völlig den Blicken des Zuschauers entzieht. Mit der Masse bestreicht er auch die Wangen und versiegelt schliesslich mit ihr den Mund. Dann geschieht etwas Wundersames: Die Umgebung um den Berg, einem vulkanähnlichen, spitzgipfelnden erratischen Block, begrünt sich, erst eine Siedlung und dann eine Stadt mit Hochhäusern und zivilisatorischen Strukturen bilden sich heran, dann aber breiten sich Seenlandschaften, zunächst schön anzusehen, aus, sie werden zu Meeren und die städtischen Strukturen versinken in ihren Wassern. Auch der Berg beginnt zu erodieren, bildet Schründe und Schluchten, kollabiert in sich selbst und versinkt im Meer. Zurück bleibt eine dunkte, ähnlich der Anfangsszene unbestimmte Ur-Landschaft. „Die Zeit, der Ausschnitt einer kleinen Ewigkeit, Dinge, die beständig scheinen und doch vergehen“ schreibt der Künstler.

Natürlich sind wir geneigt, an die biblische Genesis zu denken („und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloss“, 2. Mose 7), an die evolutionäre Entwicklung der Welt, an deren zunächst konstruktive, dann aber immer mehr zerstörerische Inbesitznahme durch den Menschen, die letzten Endes, durch dessen Hybris verschuldet, in den Untergang führt. Ein gewaltiger Bogen spannt sich zwischen Schöpfung und Apokalypse.

Die Arbeit ist jedoch vielschichtig, sie könnte auch von der künstlerischen Existenz handeln, deren kreativer Entfaltung wie deren möglichem, in Selbstisolation gefangenem Untergang. Wie steht es mit der künstlerischen Existenz in der Gesellschaft? Ist auch der künstlerische Prozess von Werden und Vergehen bestimmt? Was wird einmal vom Künstler bleiben, was von seinem Werk?

Faszinierend die virtuos gehandhabte Technik der Video-Arbeit: Der Künstler Markus Walenzyk bringt sich unmittelbar körperlich in sie ein und konfrontiert sich zugleich in seiner menschlichen und künstlerischen Existenz mit dem digitalen Produktionsgeschehen.

Eine – nur unzulängliche, vom Autor von der Projektionsfläche abfotografierte – Folge an Ausstellungsansichten sollen und können nur dazu einladen, noch bis kommenden Sonntag den Frankfurter Kunstverein zu besuchen und sich dieses Video im Original anzusehen, dessen Suggestivkraft sich kaum jemand wird entziehen können:

1a Weiterlesen

200 Jahre Städel (7) Max Beckmanns Stillleben mit Saxophon

2015, April 23.

Petra Kammann stellt ihre ganz persönlichen Schätze im Städel vor (5)

Den in Leipzig geborenen Bildhauer und Maler Max Beckmann hatte es nach Frankfurt gezogen. Hier war er von 1917 bis 1930 Professor an der Frankfurter Städelschule, ab 1925 leitete er dort ein Meisteratelier und wohnte bis 1937 ganz in der Nähe, an der Schweizer Straße 3. Hier malte er nicht nur 1919 sein rätselhaftes Bild von der roten Synagoge mit der Grünspankuppel am Börneplatz, den Frankfurter Hauptbahnhof, den Eisernen Steg, das Nizza und etliche andere berühmte ausdrucksstarke Gemälde mehr. Frankfurt war in den 1920ern und frühen 1930er Jahren neben Berlin die turbulente Metropole mit internationalem Kultur-und Nachtleben.

Durch seine Gemälde erleben wir, dass in der Stadt am Main zwischen 1925 und 1931 auch improvisierter Hot-Jazz zu hören war. Der weltoffene Geist des damaligen Frankfurter Oberbürgermeisters Ludwig Landmann zog internationale Künstler hierher. Sogar am „Dr. Hoch’s Konservatorium“ wurde plötzlich Jazz gelehrt, Beckmann ist so fasziniert von dieser für europäisch geprägte Ohren neuartige Musik, dass er das charakteristische Instrumentarium einer Jazzband in seinem fast kubistisch angelegtem „Stillleben mit Saxofonen“ von 1926 auf besonders kontrastreiche Weise und in voller Breite „lautstark“ in schrillen Farben porträtierte. Die rhythmisch angeordneten Gegenstände Saxofon, Klarinette, Trommeln, Notenblätter, Spiegel, Blumen scheinen ein eigenartiges Eigenleben zu führen.

Die Aufschrift auf dem linken Saxofon „Bar African“ erinnert an eine Frankfurter Jazzkneipe der Zeit, während der Hinweis New York auf der rechten Bildseite auf einen Sehnsuchtsort, den Ort seiner ersten Ausstellung oder den seiner späteren Emigration, verweist. „Hörst Du den Lärm meiner Bilder?“ fragt Beckmann in einem Brief an seine junge Frau Quappi. Er liebte den Jazz. Das Stillleben wurde schon ein Jahr darauf von Museumsdirektor Georg Swarzenski mit Mitteln der Frankfurter Künstlerhilfe für die Städtische Galerie erworben. Die Situation sollte sich schnell ändern, da nicht nur die „verjudete Niggermusik“ bei den Nazis verfemt war. Schon 1936 gerät das Bild in die Ausstellung „Entartete Kunst“ nach München und wird als „kulturbolschewistisches Machwerk“ beschlagnahmt. Beckmann wird aus dem Lehramt entlassen, Swarzenski als Direktor ebenfalls. 76 weitere Gemälde verschwinden aus dem Museum. Dass einige seiner Gemälde heute wieder im Städel zu sehen sind, ist eine andere Geschichte und ein Glück für Frankfurt.

Wie gut, dass der in Frankfurt so produktive Max Beckmann in der ständigen Sammlung nun in einem eigenen Raum sowie in einem neuen Kontext gezeigt wird. So wird heute beispielsweise seine Rolle als Lehrer an der Städelschule thematisiert mit Bildern von Beckmann-Schülern oder von dessen Freunden, mit Arbeiten aus Beckmanns künstlerischem Umkreis sowie mit Gemälden und Fotografien von Künstlern der Neuen Sachlichkeit.

→   200 Jahre Städel (1)
Petra Kammann stellt ihre ganz persönlichen Schätze im Städel vor

→  200 Jahre Städel-Stiftung – Städel Museum Frankfurt am Main

→ Max Beckmanns Faust-Zyklus im Museum Wiesbaden

“New Frankfurt Internationals” 2015: “Solid Signs” (5)

2015, April 22.

Carolin Liebl & Nikolas Schmid-Pfähler unterhalten uns mit Vincent und Emily
Benjamin Patterson
lädt in Ben’s Bar ein
Raphaela Vogel
mog mi (mag mich)

Von Erhard Metz

Nur noch fünf Tage vor Ausstellungsende am Sonntag Abend, 26. April 2015, gehen wir noch einmal in den Nassauischen Kunstverein Wiesbaden. Dort erwarten uns Künstlerinnen und Künstler zum Dialog mit Vincent und Emily, laden uns in Ben’s Bar ein, und Raphaela Vogel zeigt uns, dass sie uns mag.

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Carolin Liebl & Nikolas Schmid-Pfähler, Vincent und Emily, 2013, Kamera, Motoren, Arduino, Raspberry Pi; Installationsansichten, Courtesy the artists

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Ob wir hier Vincent oder Emily vor uns haben, wissen wir jetzt nicht, aber es ist schon verblüffend wie auch höchst unterhaltsam, das kommunikative Spiel der beiden untereinander anzuschauen Weiterlesen

LUX LUCIS – Claudio Olivieri, Raffaele Cioffi und Marco Brianza in der Frankfurter Westend Galerie

2015, April 20.

Von Barbara Thurau

(Einführender Text aus dem Katalog zur Ausstellung)

Licht als Quelle des Lebens und der Inspiration für Wissenschaft, Technik und Kultur steht im Fokus des durch die UNESCO proklamierten «Internationalen Jahr des Lichts» 2015. Auch die Ausstellung «Lux Lucis» in der Frankfurter Westend Galerie nimmt sich dieses für die bildende Kunst grundlegenden Themas an. Licht in ein Gemälde zu bringen, ist für die Maler seit jeher eine Herausforderung, denn es gilt, etwas Immaterielles durch Materie sichtbar zu machen.

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Claudio Olivieri
↑ Passaggio, 2000, Öl auf Leinwand, 70 x 50 cm Weiterlesen

Hessische Landesregierung und Ottmar Hörl schicken bunte Botschafter der deutschen Einheit auf Deutschlandreise

2015, April 18.

Installationskünstler Ottmar Hörl mutiert das DDR-„Ampelmännchen“ zum gesamtdeutschen „Einheitsmännchen“

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Von Erhard Metz

Wenn Ottmar Hörls bunte „Einheitsmännchen“ jetzt auf Deutschlandtournee gehen, darf dies auch ruhig in den Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold geschehen. Ansonsten bevorzugt der prominente Künstler-Professor die grüne Version:

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Ottmar Hörl mit dem „Einheitsmännchen“ in Grün vor der Hessischen Staatskanzlei
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“New Frankfurt Internationals” 2015: “Solid Signs” (4)

2015, April 16.

Florian Haas: „Frankfurter Totentanz“ im Frankfurter Kunstverein

Von Erhard Metz

Es ist das „Opus magnum“ der „New Frankfurt Internationals 2015 Solid Signs“: zunächst einmal allein schon von seiner schieren materiellen Grösse her – nimmt die monumentale Darstellung doch eine gesamte Wandbreite im Obergeschoß des Frankfurter Kunstvereins in Anspruch. Und zweitens: kein anderes Werk dieser Gemeinschaftsausstellung der Kunstvereine von Frankfurt und Wiesbaden dürfte bei den Apologeten von immerwährendem Wachstum, Finanzkapitalismus und Globalisierung auf soviel Kritik, ja Missbilligung, Nichtachtung oder gar Häme stossen. Dies vor allem aktuell vor dem Hintergrund, dass die hochkriminellen Ausschreitungen im Rahmen der jüngsten „Blockupy“-Aktionen vom März dieses Jahres all die sehr wohl nachvollziehbaren gesellschaftspolitischen Thesen und Forderungen dieser und vergleichbarer anderer Bewegungen nachhaltig desavouiert haben.

Florian Haas‘ Arbeiten darf man einer „politischen Kunst“ zurechnen. Aber wann ist Kunst politisch? Wenn sie gegen Herrschaft agiert und opponiert? Wenn sie sich umgekehrt in den Dienst von Herrschaft stellt? Man muss sich ins Bewusstsein rufen, dass nicht wenige und gerade hoch anerkannte Küstler in Europa über die Jahrhunderte hinweg und durchaus höchst bereitwillig im Dienst politischer – weltlicher wie geistlich-kirchlicher – Herrschaft standen, diese Herrschaft dem gemeinen Volk gegenüber versinnbildlichten und als gottgegeben schönfärbten und sich dafür von der Obrigkeit feiern und eben nicht gerade schlecht alimentieren liessen. Nein, Florian Haas hat mit diesen nichts gemein – er ist ein oppositioneller und damit fast schon vorgegeben ein unbequemer Künstler.

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↑↓ Florian Haas, Frankfurter Totentanz, 2015, Tapete, 12,70 x 4,65 m; Ausstellungsansicht, Foto: Norbert Miguletz; © VG Bild-Kunst, Bonn Weiterlesen