Harmonie und Hässlichkeit: Installationen bei der Ruhrtriennale 2015
2015, August 31.Von Dietmar Zimmermann
Wahrhaft internationale Strahlkraft hat von den zahlreichen Festivals in Nordrhein-Westfalen wohl nur eines: die Ruhrtriennale. Ihre Einzigartigkeit verdankt sie ihren Spielstätten. Tief im Westen, wo die Sonne längst nicht mehr verstaubt, hatten Kohle- und Schwerindustrie einen unvergleichlichen Niedergang zu verkraften, aber die Ruinen alter Zechen und Stahlwerke sowie die gigantischen Produktionshallen wurden zu Kulturzentren mit einzigartigem Ambiente umfunktioniert. Jahrelang war die Bochumer Jahrhunderthalle, eine monumentale Stahlkonstruktion, die einst als Kraftzentrale die Hochöfen des Bochumer Vereins mit Energie versorgte und die sich nach mehrfacher Erweiterung über eine Fläche von fast 9.000 qm erstreckt, das Epizentrum der Ruhrtriennale. Während der Intendanz von Heiner Goebbels (2012 – 2014) verlagerte sich der Schwerpunkt der Aufführungen mehr und mehr in den Landschaftspark Nord in Duisburg. Dort entwickelt sich rund um die Reste eines stillgelegten Hüttenwerks eine artenreiche Flora und Fauna, während die stummen Zeugen einer schwerindustriellen Vergangenheit zu lebendigen Veranstaltungsräumen erwachen. Johan Simons, der die aktuelle Triennale von 2015 – 2017 verantwortet, hat weitere Spielstätten identifiziert, darunter die raue, unbearbeitete, riesige Kohlenmischhalle der Zeche Lohberg in Dinslaken.
Kohlenmischanlage Zeche Lohberg Dinslaken; Foto © Julian Röder
Von Beginn an war die Ruhrtriennale vor allem ein Theater- und Musikfestival, das sich immer wieder auch experimentellen Formen der Darstellenden Künste öffnete. Sieht man von einer Installation des baskischen Bildhauers Agustín Ibarrola auf der Halde Haniel in Bottrop im Gründungsjahr 2002 ab, war es erst Heiner Goebbels, der das Festival durch Kooperationen mit dem Folkwang-Museum Essen sowie urbane Interventionen in unmittelbarer Nähe der Spielstätten in Duisburg, Essen und Bochum um die Bildende Kunst erweiterte. Weiterlesen