Starke Stücke im Schauspiel Frankfurt (9)
2016, Januar 31.Spielzeit 2015 / 2016 – eine Auswahl
Von Renate Feyerbacher
Fotos: Birgit Hupfeld / Schauspiel Frankfurt
Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (Premiere 8. November 2015)
Der zerbrochene Krug (Premiere 2. Oktober 2015)
Terror (Uraufführung 3. Oktober 2015)
Penthesilea (Premiere 4. Dezember 2015)
Die Spielpläne am Schauspielhaus sind voll beklebt mit den Hinweisen „Ausverkauft“. Intendant Oliver Reese konnte in der Spielzeit 2014/2015 die Bilanz noch einmal deutlich steigern. 181.000 Zuschauer, 10.000 mehr als in der vergangenen Spielzeit, haben die Vorstellungen besucht. Die jährliche Auslastung lag bei 87,5 Prozent und die Einnahmen stiegen. Fast 7.000 Abonnenten hat das Schauspiel heute. Bedeutend ist der Zuspruch durch junge Menschen, Schüler und Studenten: 50.000 Karten wurden an sie verkauft.
„Das macht einen Intendanten ziemlich glücklich“, so Oliver Reese, der in der Spielzeit 2017/2018 das Schauspiel Frankfurt verlassen und als Intendant das Berliner Ensemble übernehmen wird. Sein Nachfolger in Frankfurt wird Anselm Weber, derzeit Intendant in Bochum. Seine Inszenierung der Oper „Die Passagierin“ 2015 in Frankfurt war grandios.
Für die Spielzeit 2015/2016 sind 27 Neuproduktionen, darunter 8 Uraufführungen, und 34 Wiederaufnahmen geplant.
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Sie geben keine Ruhe. Seelengemetzel.
„Du wirst es noch bereuen, dass Du mich geheiratet hast!“
Als vor über 50 Jahren „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ uraufgeführt wurde, da faszinierte das Stück. Und heute? Wie relevant ist die Lebenslüge von Marthas und Georges Sohn, den es nie gab? Sie steht im Mittelpunkt des Stückes. Letzte Sätze der feuchtfröhlichen Party, an der das junge Paar Nick und Honey (Putzi) teilnehmen, machen es noch einmal deutlich. George spricht von einem Telegramm, das es auch nicht gab, und das den Tod des Sohnes mitteilt. George: „Ich habe das Recht, ihn jederzeit zu töten.“ Martha:„Du musstest ihn nicht sterben lassen, George“. Nick zu George: „Konnten Sie … konnten Sie … keine [Kinder] haben?“ George: „Wir beide nicht.“ Dann endet es, als „das vierstimmige Requiem für den gestorbenen, niemals geborenen Sohn“, schreibt Literaturkritiker Ivan Nagel (Zitiert aus Spectaculum 7 – Moderne Theaterstücke, Suhrkamp Verlag 1964).
WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF?
Regie: Stephan Kimmig; Wolfgang Michael, Lukas Rüppel, Corinna Kirchhoff; Foto © Birgit Hupfeld Weiterlesen