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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Zum Achtzigsten der Filmemacherin Margarethe von Trotta

„In Deutschland geboren, in Europa sozialisiert, und in der Welt angekommen.“

Die Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Margarethe von Trotta feiert am 21. Februar ihren 80. Geburtstag, wozu ihr FeuilletonFrankfurt herzlich gratuliert. Seit den 70er Jahren gehört sie zu den großen deutschen Regisseurinnen, schrieb und inszenierte weit mehr als 20 Filme, darunter auch international gefeierte. In ihren Filmen stellt die Regisseurin mehrfach komplexe Frauenfiguren ins Zentrum. Damit gab sie auch großartigen Schauspielerinnen – wie etwa Barbara Sukowa – die Gelegenheit, die nicht immer einfachen Rollen mit Leben zu füllen. Etliche ihrer Filme erhielten bedeutende Preise, wie 2019 den Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises für „Hannah Arendt“, um die es u.a. in dem folgenden Gespräch mit Petra Kammann ging. In Frankfurt erhielt Trotta zuletzt 2018 den Theodor W. Adorno-Preis in der Paulskirche, wo der Film- und Fernsehproduzent Dr. Günter Rohrbach ihre persönliche als auch professionelle Vita in seiner Laudatio differenziert nachzeichnete.

Margarethe von Trotta bei der Verleihung des Theodor W. Adorno-Preises der Stadt Frankfurt in der Paulskirche, am 21.9.2018, Foto: Petra Kammann

Für die Zeitschrift …IN RHEINKULTUR traf Petra Kammann 2013 die kosmopolitische Filmemacherin zu einem kurzen Gespräch in Köln, kurz vor der Premiere ihres Films über „Hannah Arendt„, die jüdische Philosophin und ehemalige Heidegger-Schülerin, die von Israel aus den Prozess gegen den Nazi-Verbrecher Eichmann beobachtete und zum Begriff der „Banalität des Bösen“ fand, was in dem Interview jedoch nicht weiter beleuchtet wird. Im Gespräch ging es auch um das Filmemachen selbst, um Drehbedingungen, um das Leben an verschiedenen Orten, um zwei starke, sehr unterschiedliche Frauen, die von derselben Schauspielerin Barbara Sukowa gespielt wurden. Hier das Interview aus dem Jahre 2013:

Petra Kammann: Sie leben heute in Paris und München. Empfinden Sie sich daher als europäische Filmemacherin?

Margarethe von Trotta: Aber ja. Ich habe auch 10 Jahre in Rom gelebt. Nach meinem Film „Rosa Luxemburg“, der 1985 gedreht wurde, bekam ich von einem italienischen Produzenten das Angebot, einen Film zu machen. Das fiel gerade in eine Zeit, in der ich mich von Volker Schlöndorff getrennt hatte. Also ging ich nach Rom. Dort konnte ich dann eine moderne Version der „Drei Schwestern“ von Tschechow drehen. „Paura e Amore“ („Fürchten und Lieben“) mit Fanny Ardant, Greta Scacchi, Peter Simonischek und Gila von Weitershausen. Danach bot mir der Produzent an, einen weiteren Film zu machen. Ich war schon mal als junges Mädchen in Rom gewesen, weil ich mich immer schon für Kunst und Altertumsgeschichte interessiert habe. Und da ich die Stadt wirklich liebte, war das Angebot wie die Erfüllung meines Wunsches. Ich blieb bis 95. Wegen Berlusconi zog ich dann nach Paris. Das bot sich an, ich hatte dort aus der Zeit mit Schlöndorff noch eine kleine Wohnung und mein italienischer Freund konnte kein Deutsch, aber Französisch.

Eigentlich sind Ihre Geschichten doch immer auch typisch deutsche Geschichten. Erlebt man das von Rom oder Paris aus so?

Der zweite Film, den ich in Paris gedreht habe, hieß „L’Africana“. Er spielt auch in Paris. Das war eine italienisch-französisch-deutsche Koproduktion. Damals nannte man so etwas „Pudding-Film“. Da musste man Schauspieler aus allen drei Ländern nehmen und hatte daher keine wirkliche Originalsprache. Darum habe ich den Film nach Paris verlegt. Frey war Franzose, Sandrelli und Barbara Sukowa waren beide als Au-Pair-Mädchen in Paris gewesen und konnten Französisch, aber eben mit ihrem eigenen Akzent. So hatte man wenigstens eine Originalfassung.

Der Filmemacher, Ex-Kollege und Ex-Lebenspartner Volker Schlöndorff war zur Ehrung von Margarethe von Trotta nach Frankfurt gekommen, Foto: Petra Kammann

Wie sieht es denn mit den Produktionsbedingungen heute aus? Was muss klar sein?

Wenn man das Drehbuch selbst schreibt, geht man damit auf den Markt. Und der Produzent muss sich um die Gelder kümmern.

Bauen Sie die verschiedenen Orte schon ein, wenn Sie anfangen, das Drehbuch zu schreiben?

Das ist erst einmal völlig unabhängig davon. Mit dem Drehbuch muss man nur der Geschichte selbst gerecht werden. Im Falle von „Hannah Arendt“ habe ich die Story natürlich in New York angesiedelt. Hannah fährt dann nach Jerusalem. Und ein anderer Teil findet in Deutschland statt.

Da haben Sie dann auch gedreht?

Nein, gedreht wurde in einem Studio in Luxemburg. Das wiederum war nicht vorhersehbar. Es war einfach viel zu teuer, in New York zu drehen. Außerdem spielt die Handlung zwischen 1960 und 1964. Und New York sieht aber inzwischen ohnehin ganz anders aus. Da hätte man digital eine Menge verändern müssen.

Margarete von Trotta begrüßt die französische Generalkonsulin Pascale Trimbach, dahinter: Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig

Das Entstehen eines solchen Films ist also ein langwieriger Prozess, bei dem man mit mehreren Unbekannten arbeitet?

Man muss mit bestimmten Gegebenheiten arbeiten. So hätte ich zum Beispiel nicht so viele Luxemburger Schauspieler mit reinnehmen müssen, wäre er in Deutschland gedreht worden. Aber ein Land wie Luxemburg hat einfach nicht unendlich viele gute Schauspieler. Wiederum möchte jemand, der Geld in einen Film steckt, natürlich auch „seine“ Schauspieler sehen. Das stellt einen bisweilen vor Probleme, wenn zum Beispiel jemand einen Amerikaner spielt und dabei einen französischen Akzent hat. Also muss dann synchronisiert werden. Aber wenn man weiß, was man will, geht auch das. Heute ist es unmöglich, das Geld nicht in nur einem Land allein aufzutreiben.

Welche anderen Schwierigkeiten gab es bei der Entstehung des Films? Es waren doch sicher vor allem auch die komplizierten Recherchen?

Zunächst einmal mussten wir uns entscheiden, welche Zeit am Anfang stehen sollte. Schon bald merkten wir, dass man es nicht schafft, das komplette Leben darzustellen. Selbst wenn wir diesen Ritt über den Bodensee hinbekommen hätten, hätte man das Grundproblem nicht verstanden, was für die Darstellung einer Philosophin fundamental ist. Da muss man bis in die Tiefen ihres Denkens vordringen. So haben wir uns entschieden, nur vier Jahre zu zeigen mit zwei Rückblenden, die zum Philosophen Heidegger führen. Er musste einfach darin vorkommen, weil er Hannah das Denken beigebracht hat, und nicht, weil er ihr Liebhaber war. Es geht eben um das Denken selbst, um einen, der nicht nachdenkt, um sie, die denkt, und um einen, der zwar ein Meister-Denker, aber vor der Katastrophe nicht gefeit ist, der Parteimitglied wird und an den Nationalsozialismus glaubt.

Wie sind Sie denn auf Hannah Arendt gekommen? In vielen Ihrer Filme geht es weniger um das Denken als zum Beispiel um bundesrepublikanische Nachkriegsgeschichte.

Rosa Luxemburg“ spielt natürlich früher. Sie ist für mich das erste Opfer dieses schrecklichen Jahrhunderts geworden. „Rosenstraße“ spielt innerhalb des Krieges, wo Frauen gegen die Festnahme ihrer jüdischen Männer aufbegehren und deren Freilassung verlangen. „Hannah Arendt“ wiederum ist diejenige, die zurückblickt und diese Zeit analysiert. In allen drei Filmen geht es um Antisemitismus, diesem finsteren Kapitel der deutschen Geschichte. Aber es war nicht meine Idee allein. Der Stoff war mir von Martin Wiebel, einem Freund, angetragen worden, der schon als WDR-Redakteur die Hand über mich gehalten hat.

v.r.n.l.: Adorno-Preis-Laudator und Filmproduzent Günter Rohrbach mit Fernsehmacher und Kulturmanager Martin Wiebel und Monika Wittlich, Foto: Petra Kammann

Wie sah man Hannah Arendt denn im Ausland? War die Philosophin überhaupt bekannt?

Hannah Arendt ist in Frankreich bekannter als in Deutschland. Das hat mich schon überrascht. Es liegt wohl daran, dass in Frankreich Intellektuelle einfach präsenter sind als bei uns, auch die jüdischen Intellektuellen. Die Kultur hat da insgesamt ein stärkeres Gewicht. Außerdem sind die Franzosen ausgesprochen cinephil. Für sie ist der Film ein Bestandteil ihrer Kultur. Ganz anders in London. Da kannte kein Mensch Hannah Arendt. Insofern war es für mich die reinste Freude, diesen Film in Frankreich herauszubringen. Aber auch in Amerika ist der Film besser gelaufen als in Deutschland.

Gab es keine Vorbehalte gegen Sie, dass Sie sich ausgerechnet als Deutsche an die Geschichte gemacht haben?

Sehr viele waren von dem Film angetan. Nur ein Mal, als ich den Film am Ende eines israelischen Festivals in Paris vorführte, hat mir jemand meine Nationalität vorgehalten. Er wurde jedoch vom Festivalleiter rausgeworfen, weil er anscheinend immer stänkerte. Was hingegen kritisiert wurde, war, dass ich Worte von Gershom Sholem in den Mund von Hans Jonas gelegt habe. Aber da ich keine Historikerin bin, kann ich mir so etwas erlauben. Als wir die Witwe von Hans Jonas getroffen haben, gab sie uns einen Brief, den er nach der Lektüre ihrer Artikel geschrieben hatte: „Mit der Lieblingsschülerin von Heidegger will ich nichts mehr zu tun haben“, und er sagte sich von ihr los. Ich habe dann die Szenen nach der Kenntnis dieses Briefes bewusst eingebaut.

Das Quellenstudium zum Film muss gewaltig gewesen sein. Haben Sie viel Zeit in der Bibliothek zugebracht?

Gott sei Dank gibt es ja auch viele veröffentlichte Korrespondenzen z.B. die mit Mary McCarthy, mit Heinrich Blücher, mit Heidegger, mit Karl Jaspers, der lange mit ihr befreundet war, dann mit Hermann Broch, mit Uwe Johnson, mit Kurt Blumenfeld. Wenn ich mich einer Person nähere, bin ich einfach sehr stark auf Briefe angewiesen, weil sie intimer sind. Dann hatten wir drei wunderbare Ansprechpartner in New York. Wir trafen Lotte Köhler, die im Film eine Rolle spielt und damals noch lebte. Sie hat viel Privates erzählt, was wichtig ist, um eine Person zu begreifen. Außerdem hatten wir ihren Assistenten Jeremy Cohen und ihre erste Biographin Elisabeth Young-Bruehl, die noch Studentin bei Hannah Arendt war, als Zeitzeugen. So wurden diese drei Personen zu unserer „Arendt-Familie“. Wir wurden sehr dafür bewundert, dass wir so lange dranblieben und einfach nicht aufgaben.

Nach der Premiere von „Vision – Hildegard von Bingen“ im mittelalterlichen Kreuzgang in Essen. Margarethe von Trotta mit Barbara Sukowa und Filmstiftungschef  Michael Schmid-Ospach; Foto: Petra Kammann

Vergleicht man die beiden letzten Filme „Hannah Arendt“ und ihren anderen Film, den sie kurz zuvor gedreht hatten: „Vision – Hildegard von Bingen“, so sind das ja fast Antipoden. Wie kam es denn zu Hildegard von Bingen? War Ihnen das nicht zu esoterisch?

Hildegard von Bingen war für mich ein ganz altes Projekt. Schon Anfang der 80er Jahre hatte ich die Idee, und zwar noch vor der „Bleiernen Zeit“. Es war ein altes Frauenprojekt, in einer Zeit, in der man nach Vorbildern für starke Frauen suchte. Natürlich war mir auch das Image der Kräuter-Hildegard bewusst, was ja durchaus auch spannend ist. Als ich dann ins Hildegard-Kloster kam und mit der zuständigen Schwester Philippa sprach, die früher Journalistin war, warnte sie mich: „Bringen Sie nur nicht zu viel Kräuter rein…“.

Premiere von „Vision – Hildegard von Bingen“ in der „Lichtburg“ in Essen 2009: Die Filmemacherin und ihre Hauptdarstellerin Barbara Sukowa; Foto: Petra Kammann

Barbara Sukowa hat diese beiden so unterschiedlichen Rollen brillant gespielt. Zu Hildegard von Bingen ist schon die zeitliche Distanz groß. Aber im Falle von Hannah Arendt, an deren ausdrucksstarken Fotoporträts man allein schon ein Bild vor Augen hat, gab es rein äußerlich keine Ähnlichkeiten. Empfanden Sie das nicht als schwierig?

Auch Rosa Luxemburg ähnelte sie nicht. Ich finde es viel schwieriger, wenn eine Schauspielerin der dargestellten Person ähnlich sieht, aber eben doch nicht wirklich. Außerdem ist es schwer, jemanden zu finden, der so gut ist, und dem man das Denken abnimmt. Eigentlich hätte ich eine Jüdin finden müssen, die gleichzeitig noch Deutsch spricht. Aber wenn Barbara Sukowa Hannah Arendt spielt, hat man das nach fünf Minuten vergessen und verfolgt dann gebannt ihrem Spiel.

Warum haben Sie sich vor allem starken Frauen gewidmet?

Nicht nur, es gibt um sie herum immer auch starke Männer. Aber sie sind eigentlich nie nur stark, sondern auch verletztbar und haben Schwachpunkte. Genau das aber macht sie interessant.

Wie kommen Sie insgesamt mit dem Thema Historie und Fiktion klar?

Für mich gilt noch immer Gertrude Steins Satz:„Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose…“. Natürlich versuche ich, der historischen Wahrheit gerecht zu werden. Wenn ich Briefe in Dialoge umforme, verdrehe ich ja nicht die Wahrheit. Bei „Rosa Luxemburg“ hatte ich damals eine Expertin in Ost-Berlin vom Institut für Marxismus-Leninismus gefunden, mit der ich heute noch befreundet bin, weil ich mit ihr über alles reden konnte. Da gab es linke Historiker, die mich angriffen, weil ich diese Frau mit reingebracht habe. Sie verlangten nur ein politisches Statement. Für sie hatte das Privatleben da nichts zu suchen, einzig und allein nur die Überzeugung und das „richtige Bewusstsein“. Und bei „Hildegard“ wissen viele so viel mehr als ich über die Person. Damit muss man eben leben.

Kulturdezernentin Ina Hartwig und Margarethe von Trotta bei der Preisverleihung des Theodor W.-Adorno-Preises; Foto: Petra Kammann

Leben Sie im Verlauf der Geschichte mit Ihren Figuren und bleiben sie präsent?

Man muss sie sich einverleiben und damit sind sie auch präsent, natürlich nicht jeden Tag. Aber diese Menschen bleiben Teil meines Lebens.

Wovon wird Ihr nächster Film handeln?

Es ist eine Geschichte von zwei Schwestern, die sich nicht kannten. Sie spielt am Niederrhein, in Düsseldorf, Duisburg und Kaiserswerth. Mehr will ich dazu nicht sagen. (*Anm. d.Red. es handelt sich wohl um ihre Schwester, von deren Existenz sie bis zum Tod ihrer Mutter nichts wusste). 

Gibt es da autobiograhische Bezüge? Sie gingen doch in Kaiserswerth zur Schule.

Ja, ich bin zur Theodor-Fliedner-Schule gegangen, zunächst ins Internat und dann auf die Schule. Und ich habe in Düsseldorf gelebt und dort eine rebellische Jugend verbracht. Damals wurde man in der Schule ja noch zum Gehorsam verpflichtet. Ich aber war immer sehr freiheitssüchtig. Und da ich die Beste war, konnte ich mir auch einiges leisten. Ich habe mich nicht angepasst, sondern gesagt, was ich dachte. Daraufhin wurde meine Mutter in die Schule gebeten, ich solle mich ändern. Aber meine Mutter kam zurück und sagte: „Mach weiter so“. Sie hat mich in meiner Haltung wirklich unterstützt.

Ihr Vater starb, als Sie 10 waren. Und Ihre Mutter zog Sie allein auf. Was machte eine Frau dieser Generation so souverän?

Vielleicht, dass sie aus dem baltischen Adel stammt und in Moskau aufgewachsen ist. Sie ging nach der russischen Revolution 1919 weg, verließ das Land. Aber sie hatte eine wunderbare Jugend. In Deutschland hat sie dann schnell Steno und Tippen gelernt, um sich durchzuschlagen. Aber sie war sehr gebildet, kannte die russische Literatur, die auch meine erste Literatur war (siehe meine Tschechow-Adaption der „Drei Schwestern„). Sie war sehr kunstinteressiert. Obwohl wir arm waren, hatten wir ein Abonnement fürs Theater.

Sie haben ja als Schauspielerin begonnen. Was brachte Sie denn zum Film?

Das wollte ich immer schon. Anfang der 60er Jahre als Au-Pair in Paris lernte ich den französischen Film, die Nouvelle Vague, kennen. Seitdem gehört für mich der Film zur Kultur. Da sah ich auch zum ersten Mal Filme von Ingmar Bergmann. Ich war von dem Wunsch, Regisseurin zu werden, ausgegangen und habe den Umweg über die Schauspielerei gewählt, vor allem, als der Neue Deutsche Film aufkam. Als ich meinen ersten Film drehte, habe ich sofort aufgehört zu spielen. Ich hätte liebend gerne auch Kunstgeschichte studiert. So habe ich dann eben die Kunst in meine Filme eingebaut.

„Margarethe von Trotta hat in einer Zeit, in der Frauen das Regieführen kaum zugetraut wurde, gesagt: ich kann das! Schon dafür gebührt ihr Ruhm und Ehre. Und sie konnte es – und hat uns in all den Jahren ein paar der intensivsten Frauenfiguren des deutschen Kinos geschenkt. “ Ulrich Matthes, Präsident der Deutschen Filmakademie ( 2019 -2022)

MARGARETHE VON TROTTA

Biographie

1942 in Berlin geboren, zählt seit Jahrzehnten zu den bedeutendsten Regisseurinnen Europas. Im Paris der frühen 1960er-Jahre kommt sie zum ersten Mal mit dem Film der Nouvelle vague in Berührung. Zunächst steht sie vor der Kamera, spielt unter anderem in Filmen von Rainer Werner Fassbinder und Herbert Achternbusch. Bald jedoch zieht es sie hinter die Kamera. Gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann Volker Schlöndorff dreht sie unter anderem Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1975). Ihre erste Solo-Regiearbeit ist 1978 Das zweite Erwachen der Christa Klages. Mit ihrem dritten Film Die bleierne Zeit gelingt von Trotta auf den Filmfestspielen von Venedig 1981 der internationale Durchbruch. Ihre Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 2012 drehte sie den Film über Hannah Arendt, der 2013 in die deutschen Kinos gelangte.

LEKTÜREEMPFEHLUNG

Margarete von Trottas Leben in Interviews

In die Tiefe Ihrer gesamten Biographie, ihrer politischen und künstlerischen Entwicklung gehen die kenntnisreichen Gespräche „Gegenwärtig sein“ mit dem Autor zahlreicher Biographien aus der Filmwelt  Thilo Wydra, welche gerade in Buchform erschienen. Absolut lesenswert!

Gegenwärtig sein
Gespräche mit Thilo Wydra
352 Seiten |
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ISBN 978 3 311 14035 1 | Auch als E-Book

 

 

DIE FILMREGISSEURIN 

Regie und Drehbuch

1975: Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann (Co-Regie und Co-Drehbuch)

1978: Das zweite Erwachen der Christa Klages (Drehbuch mit Luisa Francia)

1979: Schwestern oder Die Balance des Glücks

1981: Die bleierne Zeit

1983: Heller Wahn

1986: Rosa Luxemburg

1987: Felix. 3. Episode: Eva

1988: Fürchten und Lieben

1990: Die Rückkehr (L’Africana)

1993: Zeit des Zorns (Il Lungo silenzio)

1994: Das Versprechen

1997: Winterkind (TV)

1999: Mit fünfzig küssen Männer anders (TV)

1999: Dunkle Tage (TV)

2000: Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cressphal (vierteiliger Fernsehfilm)

2003: Rosenstraße

2004: Die Andere Frau (TV)

2006: Ich bin die Andere

2007: Tatort: Unter uns

2009: Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen

2010: Die Schwester (Fernsehfilm)

2012: Hannah Arendt

2015: Die abhandene Welt

2017: Forget About Nick

2018: Auf der Suche nach Ingmar Bergman

2021/22 Das jüngste Werk der Regisseurin, „Bachmann & Frisch“ (2021/22), zu dem sie auch das Drehbuch schrieb, erzählt von der komplizierten Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch.

Auch über Margarete Mitscherlich würde Trotta gern einen Film machen: „Als Psychoanalytikerin war sie eine Pionierin.“ Man darf gespannt sein.

AUSZEICHNUNGEN/PREISE

1972: Deutscher Kritikerpreis für „Strohfeuer“

1973: Prix Femina beim Festival international du film indépendant de Bruxelles für „Strohfeuer“

1974: Preis der Werktätigen der CSSR für „Strohfeuer“

1975: OCIC-Preis und CEC-Preis beim Filmfestival San Sebastian für „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“

1978: Otto-Dibelius-Filmpreis der Interfilm bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin für „Das zweite Erwachen der Christa Klages“

1978: Filmband in Silber (Produktion) für „Das zweite Erwachen der Christa Klages“

1981: 1. Preis beim Internationalen Filmfestival von Sceaux für „Schwestern“

1981: Großer Preis beim Internationalen Filmfestival von Hyères für „Schwestern“

1981: Preis der deutschen Filmkritik

1981: Leone d’oro, Fipresci-Preis, OCIC-Preis, Preis der Zeitschrift „Cinema Nuovo“, Preis der italienischen Nationalbank, Regie-Preis bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig für „Die bleierne Zeit“

1981: Kritikerpreis beim Valladolid International Film Festival für „Die bleierne Zeit“

1981: Goldener Hugo beim Chicago International Film Festival für „Die bleierne Zeit“

1982: David di Donatello (Beste ausländische Regie) für „Die bleierne Zeit“

1982: Bundesfilmpreis Filmband in Gold für „Die bleierne Zeit“

1982: Kritikerpreis für „Die bleierne Zeit“

1984: DDR-Kritikerpreis für „Die bleierne Zeit“

1986: Ehrenpreis beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary für „Rosa Luxemburg“

1986: Filmband in Gold (Produktion) für „Rosa Luxemburg“

1986: Gilde-Filmpreis für „Rosa Luxemburg“

1987: DDR-Kritikerpreis für „Rosa Luxemburg“

1993: Grand Prix du Public beim World Film Festival für „Zeit des Zorns“

1995: Bayerischer Filmpreis (Regie) für „Das Versprechen“

1998: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse

2000: Goldene Kamera

2003: David di Donatello für „Rosenstraße“

2004: Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten für besondere Leistungen im Film- und TV-Bereich

2010: Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin

2012: Leo-Baeck-Medaille

2013: Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für das Lebenswerk anlässlich des Bayerischen Filmpreises 2012

2013: Herbert-Strate-Preis

2017: Helmut-Käutner-Preis

2018: Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt am Main

2018: Deutscher Regiepreis Metropolis – Ehrenpreis der VG Bildkunst für das Lebenswerk

2019: Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises 2019

 

 

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