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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Live Music Now: Internationales Freundschaftsfest des International Women’s Club of Frankfurt (IWC) in der Orangerie Bad Homburg

„Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude“ (Yehudi Menuhin)

Von Petra Kammann

Einmal jährlich feiert der International Women’s Club of Frankfurt (IWC) sein internationales Freundschaftsfest. Für ihre Amtsperiode hatte sich die scheidende Präsidentin des IWC, Susanne Held, vorgenommen, diesmal statt des traditionellen Freundschaftsballs im Frühjahr ein Sommerfest zu veranstalten, das ihrer Meinung nach den Zeichen der Zeit mehr entspreche, denn, so Held: „Unser Ball verlor in den vergangenen Jahren an Zuspruch, vor allem junge Paare zeigten wenig Interesse, was sich trotz des vergleichsweise günstigen Eintrittspreises auf die Spendeneinnahmen auswirkte.“ Allein das Wort „Ball“ stehe für ein bestimmtes Image. Das wollte die Optimismus ausstrahlende Unternehmerin nun mit dem Sommerfest ändern. Und das ist ihr auch voll gelungen.

In stimmungsvollem Ambiente: Orangerie im Bad Homburger Kurpark

In diesem Jahr spielte nicht nur das Wetter mit, was sich auf den heiteren Vorempfang auf der Terrasse der Orangerie im Bad Homburger Kurpark auswirkte. Der Park stand in voller Blüte, er strahlte in schönstem Frühsommerlicht und ließ den Einbruch der Dunkelheit von der Kolonnaden-Terrasse, auf der das köstliche Grill-Menü bereitet war, zu einem festlichen Erlebnis werden. Das „Internationale Freundschaftsfest – ein festlicher Sommerabend“ stand dann mit seiner kulinarischen Reise um die Welt auch ganz im Zeichen der Musik, die – so Susanne Held in ihrer Begrüßungsrede – schon allein deshalb als soziales Projekt ausgewählt worden war, weil die Musik für den kulturellen Austausch stehe, Grenzen und Nationalitäten überwinde.

(v.l.) IWC-Präsidentin Susanne Held, Ekaterina Aleksandrova, Stefan Stjepanovic, Catharina Bürklin, Vorsitzende von LMN Frankfurt am Main, und Gabriele Dettmer, LMN

Gesteigert wurden die heiter-kommunikativen Eindrücke vor allem aber auch durch die jungen hochbegabten Musiker von Yehudi Menuhin Live Music Now Frankfurt am Main e.V. (LMN) selbst, die den Abend mit ihren musikalischen Einlagen auf ganz besondere Weise bereicherten. Ganz im Sinne des Violinvirtuosen und Friedenspreisträgers Yehudi Menuhin (1916-1999), der während des Zweiten Weltkriegs wie auch danach für Menschen in Lazaretten, für Überlebende in Konzentrationslagern, vor Flüchtlingen und Verwaisten gespielt und aus dieser menschlichen Erfahrung heraus dann 1977 Live Music Now gegründet hatte, um bedürftigen Menschen Musik „zu schenken“ und dabei gleichzeitig junge begabte Nachwuchsmusiker zu fördern. Menuhins Motto: „Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude“ strukturierte dann nicht nur den lauen Sommerabend in der Wandelhalle der Orangerie des Bad Homburger Kurparks, es wirkte Wunder in der Gelassenheit der Stimmung.

Duo Akkordance: Ekaterina Aleksandrova und Stefan Stjepanovic

Unmittelbar nahmen das Duo Akkordance, vor allem aber die 1993 im russischen Omsk geborene Mezzosopranistin Ekaterina Aleksandrova, die nicht etwa von der Laute, sondern von der Gitarre des 22-jährigen Gitarristen Stefan Stjepanovic aus Bosnien-Herzegowina begleitet wurde, mit ihrer eindringlichen ausdrucksstarken Stimme das Publikum gefangen, als sie zunächst die lyrischen Töne der elisabethanischen Dowland-Klassiker „Come away, come sweet love“, „Flow, my tears“ und „Now, o now I needs must part“ anschlug. Dass ihr eine ganze Palette von Ausdrucksmitteln zur Verfügung steht, gipfelte dann in den leidenschaftlich vorgetragenen russischen Zigeunerliedern wie „Occhi chornie“ („Schwarze Augen“) und „Hey, Fahrer, fahr mich zum Fest!“, welche brausenden Beifall hervorriefen.

Nach der Vorspeise konnte das Publikum aber auch das russische Duo Musica ex Tempora mit der Querflötistin Asia Safikhanova und der Pianistin Anna Stepanova erleben und genießen. Beide Menuhin-Stipendiatinnen, die ihre musikalische Ausbildung u.a. in Moskau genossen hatten, haben schon etliche Preise gewonnen und traten bereits international als Solistinnen auf.

Duo Musica ex Tempora: Asia Safikhanova, Flöte, und Anna Stepanova, Klavier

Charmant kündigte Stepanova ihre Kollegin als „Zauberin“ auf der Querflöte an. Als sie dann „Les Oiseaux“ („Das Waldvöglein“) op. 21 von Franz Doppler spielte, schienen die vogelähnlichen Töne und Koloraturen fast mühelos davonzufliegen. Interessant auch, wie François Bornes „Fantaisie brillante sur ,Carmen’ pour flûte et piano“ nach Motiven aus Bizets superbekannter Oper die Arien in ein völlig neues Licht rückte und Paul Taffanals „Freischütz-Fantasie“ die berühmte Oper in einem neuen brillanteren und schlankeren Licht erscheinen ließ.

Asia Safikhanova und Anna Stepanova

Nach dem Hauptgang wurden dann die Ergebnisse des mit dem Fest verbundenen IWC-Spendenmarathon verkündet, welche die Erwartungen weit übertroffen hatten. Statt der angenommenen 10.000 Euro waren zur Freude der Vorsitzenden der Yehudi Menuhin Live Music Now Frankfurt am Main, Catharina Bürklin, tatsächlich ganze 14.000 Euro zusammengekommen. Das ermögliche nicht nur ca. 200 Benefiz-Konzerte im Rhein-Main-Gebiet, sondern garantiere auch 78 Musikern eine weitere Ausbildung. Ein Konzert kostet den Verein immerhin um die 400 Euro.

Durch die Spenden erhalten die Musiker für ihre Auftritte nicht nur ein Stipendium, sie musizieren in Krankenhäusern, Altenheimen, Waisenhäusern, Hospizen, Behindertenstätten und anderen sozialen Einrichtungen. „Wer einmal erlebt hat, wie z.B. Demenzkranke zu den Melodien ihrer Kindheit zu singen beginnen, wie verhaltensauffällige Kinder gebannt den faszinierenden Klängen lauschen, Behinderte unter liebevoller Anleitung der Musiker ein Instrument ,begreifen’, wie Flüchtlinge, Wohnsitzlose oder Gefangene auf den Respekt reagieren, den Künstler in einer Konzertsituation ihrem Publikum entgegenbringen, oder wie Sterbende, im klaren Bewusstsein, dass dies wohl ihr wirklich letztes Konzert ist, den Musikern bewegt danken, der muss vom Wert dieser Arbeit von LMN nicht mehr überzeugt werden“, sagte die Vorsitzende Catharina Bürklin.

Viel Beifall für großartige künstlerische Leistungen: Anna Stepanova, Asia Safikhanova, Stefan Stjepanovic und Ekaterina Aleksandrova

Hinzu kommt, dass die jungen Musiker die Erfahrungen, die sie in den Konzerten sammeln können, als „einen unschätzbaren Zuwachs an Präsentationssicherheit und Persönlichkeitsbildung“ erleben. Oder wie es der philanthropische Musiker Menuhin ausdrückte: „Music ist the currency of human exchanges“.

Kann man sein Geld besser anlegen als in das friedliche und gedeihliche Zusammenspiel der Menschen und ihrer Nöte?

Fotos: Petra Kammann

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