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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Juni, 2017

FLEXN

2017, Juni 16.

Flexing ist eine Form des Street Dance mit völlig neuen tänzerischen Ausdrucksformen, die das übliche Bewegungsrepertoire des postmodernen Tanzes radikal sprengt.  FLEXN ist die tänzerische Auseinandersetzung mit sozialer Ungleichheit und Rassismus. Wut und Frustration über die Verhältnisse werden hier auf beeindruckende Weise herausgetanzt.  Flexing nahm sich manches aus Jamaicas Reggae Clubs und Dance Halls, aber letztlich holt es sich seine innovative Kraft aus den Straßen von Brooklyn, den Vierteln New Yorks, in denen die Black Lives Matter-Bewegung Fahrt aufnahm. Um diesen unmittelbaren Ausdruck rebellischer Wut zu dramatisieren, ohne dass sich die Energie in schicker Ästhetik verliert, gibt es keinen begabteren Transmitter als Peter Sellars, das großartige, ewige amerikanische Wunderkind. Mit jeder seiner Inszenierungen hat Sellars Maßstäbe gesetzt. Mit Kraft, Anmut, Seele und purer Freude erzählen die Tänzer mit vielfältigen und elektrisierenden Flexing-Tanztechniken von Liebe, Gerechtigkeit und ihren persönlichen Geschichten.

Von Simone Hamm

Ace (Franklin Dawes) in FLEXN Evolution at Park Avenue Armory. Photo by Stephanie Berger

In der noblen Park Armory in New York werden die innovativsten Produktionen aus aller Welt gezeigt. Hier traten Martina Abramovic, Bob Wilson, Charlotte Rampling und einmal auch Heiner Goebbels mit einer Schafherde auf. Derzeit ist man nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch auf der Höhe:

Jetzt wird „FLEXN“, gezeigt, Street Dance aus Brooklyn mit der Gruppe D.R.E.A.M. Ring. Das ist Tanz und soziales Anliegen gleichermaßen. Es geht um Rassismus, Gewalt, Masseninhaftierungen. Weiterlesen

Kulturstadt und Stadtkultur

2017, Juni 14.

Von Gunnar Schanno

Frankfurt ist Kulturstadt und hat Stadtkultur, hat eine Museums-, also eine Kulturmeile, die über den Schwung der Brücken ihre Fortsetzung nimmt auf die gegenüberliegende Mainseite bis ins Zentrum um den Dom. Eine Meile sozusagen kultureller Stars, die den Bogen spannt zwischen Städel und Schirn als die intensiv-leuchtenden Sonnen mit ihren sie umkreisenden elementereichen Planeten weiterer Museen und zahlreicher asteriod-funkelnder Galerien. Frankfurter Kultur ist so etwas wie ein Leuchtturm und eine Weltmarke. Das entspricht ihrem Ruf als Stadt besagter Museen, aber auch dem als Stadt einer imposanten Theaterwelt wie auch als Stadt ethnisch-religiöser Multikulturalität.

Die Stadt bildet einen Kulturkosmos. Im Jahr 2016 allein sahen über fünf Millionen Menschen als Reisende von auswärts die Stadt. Von ihnen wird eine Vielzahl sicher wie Pilger der Kultur im urbanen zivilisatorischen Umfeld den Blick auf die phänomenalen Emanationen und Artefakte der Frankfurter Kulturwelt gerichtet haben und nicht zuletzt auch auf ihre kulturverhafteten Architekturen der Altstadt rund um den Römerplatz.

Kulturstadt und Stadtkultur: die in der deutschen wie europäischen Theaterlandschaft einzigartige Doppelanlage: (oben) Schauspiel Frankfurt, Foto: © Birgit Hupfeld; (unten) Oper Frankfurt, Foto: © Wolfgang Runkel

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„NUMA – Das Sumpfland“ – Installation von Yasuaki Kitagawa in der Weißfrauen Diakoniekirche Frankfurt

2017, Juni 12.

Auf dem Wasser gehen … (Matthäus 14, Vers 22 ff)

Von Erhard Metz

Ein Kunstwerk in einem sakralen Raum verhält sich zur konkreten Umgebung – ebenso wie zu den Betrachtern, die diesen Raum aus welchen Gründen auch immer aufsuchen – in einer besonderen Weise und anders, als befinde es sich in einem nichtsakralen Umfeld – heuer wieder einmal zu sehen und zu erleben in der Weißfrauen Diakoniekirche Frankfurt.

Oder: Räume regen per se zu ortsspezifischen Kunstwerken, namentlich Installationen, an. Nicht umsonst wird sich der längst über Frankfurt hinaus bekannte Künstler und Absolvent der Städelschule Yasuaki Kitagawa auf diesen besonderen Ort zur Installation seiner Arbeit „NUMA – Das Sumpfland“ eingelassen haben. Erweist sein „Sumpfland“ doch offensichtlich Referenz allein schon an den wunderbaren Plattenboden der Hallenkirche. Weiterlesen

Alfred Grossers Lob für Petra Roth

2017, Juni 10.

Wieder einmal war die Paulskirche das Zentrum einer intensiven Begegnung der zivilen Stadtgesellschaft. Die Stadt, vertreten durch Oberbürgermeister Peter Feldmann, verlieh der ehemaligen Oberbürgermeisterin Petra Roth (1995 – 2012) das Ehrenbürgerrecht. Roth ist die zweite Frau, der seit 1795 diese Würde zuteil wurde; im vergangenen Jahr war die ebenfalls anwesende Holocaust-Überlebende Trude Simonsohn zur ersten Ehrenbürgerin ernannt worden. Die Laudatio auf die sichtlich bewegte Petra Roth hielt Alfred Grosser, der in Paris lebende gebürtige Frankfurter, der französische Politologe und Friedenspreisträger, die FeuilletonFrankfurt im Folgenden veröffentlicht.

Erste Reihe der gefüllten Paulskirche: v.l.n.r. Ehrenbürgerin Petra Roth, OB Peter Feldmann und Laudator Alfred Grosser. Fotos: Petra Kammann

ALFRED GROSSERS LAUDATIO

1995 – 2012  Siebzehn Jahre: Das ist ein Jahr mehr als Helmut Kohl. Angela Merkel darf noch hoffen. Und dabei ein Jahr Verzicht beim dritten Mandat. In der Nachkriegszeit ist niemand anderes als Sie, liebe, verehrte Petra Roth, so lange Oberbürgermeister meiner Geburtsstadt Frankfurt gewesen. Zweimal durfte ich in dieser Zeit mit Ihnen zusammenwirken. Weiterlesen

goEast-Festival 2017 im Zeichen der Frauen vor und hinter der Kamera

2017, Juni 8.

17. Festival des Mittel- und Osteuropäischen Films – Treffpunkt namhafter Filmemacherinnen

Text und Fotos: Renate Feyerbacher

In sieben Tagen wurden sage und schreibe 111 Filme aus 29 Ländern gezeigt. Davon waren im Hauptwettbewerb 10 Spiel- und vier Dokumentarfilme. Vergeben wurden die Goldene Lilie für den Besten Film, der Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie, der Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt. Es gab lobende Erwähnungen der Hauptjury, Preise der Internationalen Filmkritik, den Open Frame Award und den goEast Development Award für Experimental- und Dokumentarfilm sowie Videokunst junger Künstler. Produktionsgelder wurden für Filme zum Thema Menschenrechte vergeben. Diese Projekte und die der jungen Filmemacher für Frieden kommen in diesen Zeiten mehr und mehr in den Fokus. 50.000 Euro wurden insgesamt verteilt.

Souverän eröffnete Festivalleiterin Gaby Babic, gefolgt von Schirmherr Staatsminister a.D. Professor Bernd Neumann, ministralen und städtischen Rednern die grosse Schau des mittel- und osteuropäischen Films.

Eröffnung mit Gaby Babic

Frauen sind die Gewinner des Festivals. Weiterlesen

Mythos Tour de France: Sport, Schau, Leidenschaft

2017, Juni 6.

Eine Ausstellung im Düsseldorfer NRW-Forum

Ausstellungsansicht MYTHOS TOUR DE FRANCE©NRW-Forum Duesseldorf, Foto M. Scherag

von Angelika Campbell

Radsportler, das ist klar, haben stramme Waden. Wie stramm die tatsächlich sind – und dass sie häufig Blessuren davontragen – , ist derzeit im NRW-Forum in Düsseldorf festzustellen. Überlebensgroße Schwarzweiß-Fotos aus dem Projekt „Peloton Legs“ von Timm Kölln zeigen den Stolz und das Kapital der Sportler, ihre Beine, und stimmen die Besucher auf die sehenswerte Gruppenausstellung „Mythos Tour de France“ ein. Am 1. und 2. Juli startet die diesjährige Tour von der NRW-Landeshauptstadt aus über Belgien und quer durch Frankreich bis nach Paris.

Die Schau zum Grand Départ führt uns durch die gewaltigen Bildwelten der Tour de France und konfrontiert uns mit atemberaubenden Landschaften, zu Helden stilisierten Fahrern, bedeutungsvollen Orten und enthusiastischen Fans. Sie macht deutlich, dass die Tour de France nicht nur Sportevent der Sonderklasse ist, sondern auch voller Mythen, Legenden und Ikonen steckt. Folgerichtig lockte sie schon immer die besten Fotografen der Welt an, die über den Blickwinkel des Sportreporters hinaus die Faszination des Rennens im Bild festhielten

Tour de France 1982. The peloton sweeps into Paris and onto the Place de la Concorde past the Hotel Crillon. France. 1982 Weiterlesen

200 Jahre Staatliche Hochschule für bildende Künste – Städelschule – Frankfurt am Main (7)

2017, Juni 5.

Rundgang 2017
Jahresausstellung der Studierenden der Staatlichen Hochschule

für Bildende Künste – Städelschule
Letzter Tag: Pfingstmontag, 5. Juni 2017, geöffnet von 10–20 Uhr
Dürerstraße 10 und Daimlerstraße 32

(Eintritt frei)

Von Erhard Metz

Kunst, Gesellschaftskritisches und Experimentelles auch in der Daimlerstraße

Politisch geht es zu in der Galery Italy: Steigt man die steile Holztreppe hinauf in den hölzernen, auf Holzpfosten stehenden White cube-Pavillon, gewahrt man ein Transparent mit Abbildungen von sorgfältig aufeinander geschichteten und exakt ausgerichteten Euro-Noten, weiter eine transparente Euro-Skulptur mit kunterbunten Kügelchen – die Assoziation an die „Ziehung der Lottozahlen“ mit gläserner Trommel und gläsernem Auslaufrüssel liegt auf der Hand. Wer nun wird im großen Euro-Lotto gewinnen?

↑↓ Ryan Cullen, Galery Italy Weiterlesen

200 Jahre Staatliche Hochschule für bildende Künste – Städelschule – Frankfurt am Main (6)

2017, Juni 4.

Rundgang 2017
Jahresausstellung der Studierenden der Staatlichen Hochschule

für Bildende Künste – Städelschule
weiter geöffnet Pfingstsonntag und -montag, 4. und 5. Juni 2017, 10–20 Uhr
Dürerstraße 10 und Daimlerstraße 32

(Eintritt frei)

Von Erhard Metz

Lust an Material, Form und Raum

Kein Zweifel: Zum historischen Jubiläumsrundgang haben sich die Studierenden der Städelschule allerhand vorgenommen: Auf eine derart faszinierende Rundgangveranstaltung trifft man nicht alle Jahre.

↑ Richard Nikl, Mother, Relief, Fiberglas on polystrene
↓ Sóley Ragnarsdóttir, Untitled, Mixed media

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200 Jahre Staatliche Hochschule für bildende Künste – Städelschule – Frankfurt am Main (5)

2017, Juni 3.

Rundgang 2017
Jahresausstellung der Studierenden der Staatlichen Hochschule

für Bildende Künste – Städelschule
weiter geöffnet Pfingstsonntag und -montag, 4. und 5. Juni 2017, 10–20 Uhr
Dürerstraße 10 und Daimlerstraße 32

(Eintritt frei)

Von Erhard Metz

Freiheit der Kunst als Freiraum zum Experiment

Nachdem am Eingang zur Städelschule die als Brunnen Wasser speiende Plastik siamesischer Zwillinge von Ella CB der Besucherschar erste Rätsel aufgegeben hat, erschreckt sie in der Lichthalle der 4,50 Meter-Mann von Max Eulitz. „Päuschen“ nennt der Künstlerstudent den Zigarette rauchenden Blaumannträger mit derbem Schuhwerk. Blaumann und Kappe ziert das gelb-weiße „hasenkamp“-Logo mit schwarzem Schriftzug – jener bekannten Speditions- und Logistikfirma also, die sich bestens auf Transport und Lagerung wertvoller Kunst- und Kulturgüter versteht. Wie das – will die Städelschule umziehen? Nein, nicht wirklich, aber vielleicht im übertragenen Sinne: den Umzug unter das Dach des Hessischen Hochschulgesetzes?

Und dann der großformatige Blickfang-„Hammer“ im Obergeschoß: „Nu Sensitivity (Shipwreck with spectator) or Zong*81 (After Turner)“ von Shaun Motsi:

Shaun Motsi

Malerei ist angesagt – Erzählerisches, Figuratives und Abstraktes

Im folgenden eine kleine Auswahl aus dem reichen Angebot – wie immer subjektiv. Vielen wird sie gefallen, anderen wiederum nicht. Ein jeder soll sich selbst „ein Bild machen“, auf Entdeckungsreise gehen und seinen Gedanken nachhängen … Weiterlesen

200 Jahre Staatliche Hochschule für bildende Künste – Städelschule – Frankfurt am Main (4)

2017, Juni 2.

Rundgang 2017
Jahresausstellung der Studierenden der Staatlichen Hochschule

für Bildende Künste – Städelschule
1. bis 5. Juni 2017, täglich 10–20 Uhr
Dürerstraße 10 und Daimlerstraße 32

 

Von Erhard Metz

Einmal jährlich öffnet sich die Städelschule für das Publikum: zum „Rundgang“, besser gesagt zur Jahresausstellung der Studierenden, im Jubiläumsjahr 2017 fünf Tage lang bis einschließlich des Pfingstmontags. Längst ist der „Rundgang“ zu einem der kulturellen Höhepunkte der an derartigen Höhepunkten gewiß nicht armen Stadt Frankfurt am Main geworden. Und sehr viele der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger identifizieren sich mit diesen Rundgängen mit „ihrer“ Kunsthochschule, die zugleich zu den weltweit renommiertesten ihrer Art zählt und bereits selbst zu einer Institution des internationalen Kunstgeschehens geworden ist.

Höhepunkt dieses Höhepunkts ist – wenn auch bereits am Eröffnungsabend – die Verleihung der traditionellen Rundgangpreise. Rektor Philippe Pirotte und Claudia Orben-Mäckler, Vorstandsmitglied Städelschule Portikus e.V. und Mitglied des Kuratoriums Portikus, begrüßten das in diesem Jahr wohl besonders zahlreich erschienene Publikum in der Mensa und im Städelschulgarten. Die Studierenden Hanna-Maria Hammari und Evan Jose moderierten kurzweilig die Verleihungszeremonie.

↑ Claudia Orben-Mäckler und Rektor Philippe Pirotte
↓ Hanna-Maria Hammari und Evan Jose

Hier die Liste der Preisträger und der Preisstifter 2017:

Ada Raczka / Stylepark AG
Rosa Aiello / Linklaters LLP
Sathit Sattarasart / Ernst & Young GmbH
Damien Butler / Engel & Völkers AG
Amy Ball, Viviana Abelson / Landwirtschaftliche Rentenbank (Gruppenpreis)
Natalia Rolon / Antje und Jürgen Conzelmann
Stian Hansen / Frankfurter Künstlerhilfe e.V.
Bob van der Wal / Filigran Trägersysteme GmbH & Co. KG
Jose Montealegre / Hans und Stefan Bernbeck-Stiftung (Reisestipendium)
John Ryan / PRE Real Estate Deutschland
Pia Ferm / Marita Kaus (Arbeitsstipendium)

Einige Schnappschüsse aus der Preisverleihung dürfen nicht fehlen: Weiterlesen