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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Alle Artikel zu Tanz

Scheiße am Ärmel, Hundekot im Tütchen

2023, Februar 13.

Der tätliche Angriff auf die Ballettkritikerin Wiebke Hüster ist auch ein Angriff auf die freie Meinungsäußerung.

Von Simone Hamm

Der FAZ-Ballettkritikerin Wiebke Hüster hatte Marco Goeckes Choreografie „Dutch Mountains“ nicht gefallen. Sie schrieb: „Das Stück ist wie ein Radio, das den Sender nicht richtig eingestellt kriegt. Es ist eine Blamage und eine Frechheit, und beides muss man dem Choreographen umso mehr anlasten, als Virtuosität und Präsenz der Tänzer des Nederlands Dans Theater nach mehr verlangen.

Gegenbeispiel: Die Bochumer Johann Simon-Inszenierung von „Iwanow“ mit Jens Harzer und Thomas Dannemann wurde von FAZ-Kritiker Simon Strauß gelobt; Foto: Monika Rittershaus

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Der Choreograf Marcos Morau und seine Gruppen „La Veronal“ bei Tanz.Köln

2023, Februar 10.

Starke Frauen gleiten durch die Zeiten

von Simone Hamm

Die neun Tänzerinnen der Kompanie „La Veronal“ tragen bodenlange, steife, grauschwarz gestreifte Röcke. Die Haare sind unter weißen Hauben versteckt. Sie gleiten darin schnell über die Bühne, scheinen zu schweben. Sie umkreisen ein großes Kreuz. Dazu erklingt Folkloremusik. Gesang, Trommeln.

Sonoma, Choreografie: Marcos Morau / La Veronal, Foto: Alfred Mauve

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Niki de Saint Phalle in der Frankfurter Schirn

2023, Februar 4.

Na, na sowas von bunt

Von Petra Kammann

„Nanas“ heißen die knallbunten, dickbäuchigen und scheinbar fröhlich tanzenden Frauenfiguren, welche die französisch-amerikanische Künstlerin Niki de Saint Phalle (1930–2002) so populär machten. Wer aber hätte gedacht, dass dieselbe Künstlerin auch eine so radikale Aussage tun würde wie: „Statt Terroristin zu werden, wurde ich Terroristin der Kunst.“ Nicht nur ihr Name klingt provokativ, sie ist es auch. Ihr Künstlerleben aber ist ebenso wenig bekannt wie ihr facettenreiches Oeuvre. In der Schirn öffnete gerade eine Schau die Augen für diese Ausnahmekünstlerin mit rund 100 ihrer Arbeiten. Sie alle sind versammelt in einem offenen langen Raum auf pink -und lilafarbenen Wänden: frühe Assemblagen, Aktionskunst und Grafik, Nanas, Tarotgarten, Großskulpturen, Filme und herrliche Schwarz-Weiß-Fotos des Schweizer Fotografen Leonardo Bezzola.

Frühe Arbeiten – Blick in die Ausstellung, Foto: Petra Kammann

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Pina Bausch und die, die ihr in Wuppertal nachfolgen

2023, Februar 3.

Frauen, die gegen Stühle rennen, Frauen, die ihr Leben erzählen und ein radikales „Sacre du Printemps“

Von Simone Hamm

Es war keine andere als Pina Bausch selbst, die sich in „Café Müller“ mit geschlossenen Augen über die Bühne tastete, sich an Spiegeln die Stirn aufschlug. Boris Chormatz, Leiter des Tanztheaters von Pina Bausch, lässt sein erstes abendfüllendes Programm mit diesem Klassiker beginnen.

Pina Bauschs Klassiker Café Müller, Foto: Copyright Uwe Stratmann/ Tanztheater

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Neoklassisches Ballett aus Prag und San Francisco in Bonn

2023, Januar 27.

„Der Prozess“ und „Deep River“

Von Simone Hamm

Zu den „Highlights des internationalen Tanzes“ kamen das Ballett des Nationaltheaters Prag und „Lines“ aus San Francisco mit Choreografien von Mauro Bigonzetti und Alonzo King.

Mauro Bigonzetti choreografierte Kafkas „Prozess“, Foto: © Tschechisches National Ballett

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Die sieben Todsünden von sieben Top-Choreografen auf die Bühne gebracht

2023, Januar 9.

„The Seven Sins“ auf Einladung von tanz.köln am Schauspielhaus

von Simone Hamm

Das ist Selbstbewusstsein. Eric Gauthier, künstlerischer Leiter der “ Gauthier Dance/Dance Company Theaterhaus Stuttgart“, wollte „The seven sins“, die sieben Todsünden, auf die Bühne bringen. Er fragte sieben Top-Choreografen, ob sie je eine Todsünde für ihn inszenieren wollten: Aszure Barton, Sidi Larbi Cherkaoui, Sharon Eyal, Marcos Morau, Sasha Waltz sowie den beiden Artists in Residence von Gauthier Dance, Marco Goecke und Hofesh Shechter. Sie sagten alle zu. Und vertanzen Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit. Zu sehen war das jetzt am Schauspiel Köln auf Einladung von tanz.köln.

The Seven Sins Gauthier Dance / Dance Company Theaterhaus Stuttgart Künstlerische Leitung: Eric Gauthier Foto, hier die Faulheit von Azure Barton, Foto: Jeanette Bak

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Besondere Choreografien an der Oper und am Schauspiel in Köln

2022, Dezember 12.

Überlebenskampf

Sidi Larbi Cherkaouis zeigt seine neue Choreografie „Nomad“an der Kölner Oper.

Von Simone Hamm

Im Hintergrund ein riesiges Bild: Wüste. Aufgeplatzte Erde. Sanddünen. Für Sidi Larbi Cherkaoui ist die Wüste Sinnbild für Weite und Freiheit und zugleich Sinnbild für den Kampf ums Überleben.

„Nomad“ von Sidi Larbi Cherkaoui © Filip Van Roe

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Theater und Tanz: Premieren in Köln

2022, Oktober 27.

„Der eingebildete Kranke“ von Molière in einer Überschreibung von Barbara Sommer & Plinio Bachmann, Regie: Stefan Bachmann, Foto: Thomas Aurin

Der eingebildete Kranke am Kölner Schauspiel

Anale Köln-Kolonisation und Wokeness

Von Simone Hamm

Sein Nachthemd ist schmutzig, die Chaiselongue, auf der er sich vor Schmerzen krümmt, hat Wasserflecken. Aber eine Louis XIV. Perücke trägt er noch: der eingebildete Kranke, Molières Argan. Auf der ansonsten leeren Bühne sitzen die anderen Schauspieler auf Stühlen um Argan herum, halten sich die Nase zu, wenn er sich auf einen Eimer hockt und – nach langen Einläufen – endlich Stuhlgang hat.

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Die Compagnie Hervé Koubi bei den Highlights des internationalen Tanzes

2022, Juni 12.

Schuld des Tages am Ende der Nacht?

von Simone Hamm

Hipphopper aus Algerien, Streetdancer aus Marokko, Artisten aus Burkina Faso, modern dance-Künstler aus Frankreich und Israel– sie alle tanzen in Hervé Koubis Kompanie. Hervé Koubi ist in Frankreich als Sohn algerischer Immigranten aufgewachsen, sein Vater Jude, seine Mutter Muslima. Koubi promovierte zunächst in Pharmazie. Doch weder hinter einem Apothekertisch noch in einem Forschungslabor sah er seine Berufung. Er wollte Tänzer werden, studierte Tanz und Choreografie in Aix-Marseilles und an der Marseiller Oper. Seit 2010 hat er seine eigene Kompanie.  Die Campagne Hervé Koubi. Keiner seiner Tänzer hatte zuvor jemals auf der Bühne gestanden. Und dann das in der Bonner Oper.

Wo bleibt im Kampf das Individuum? Szene aus: „Les nuits barbares“; Foto: Michel Cavalca

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Die Ruhrfestspiele auf dem „grünen Hügel“

2022, Mai 14.

Das älteste deutsche Theaterfestival lebt

von Simone Hamm

Alle atmen auf. Denn die Ruhrfestspiele auf dem „grünen Hügel“ von Recklinghausen können in diesem Jahr wieder mit Präsenzaufführungen stattfinden. „Haltung und Hoffnung“ lautet das Motto. Die Ruhrfstespiele wollen sich nicht nur an Theatersüchtige wenden, sollen auch an all die, die kein Theaterabonnement haben, die nicht in experimentelle Tanzaufführungen gehen. Das ist der Geschichte geschuldet. Im kalten Winter 1946/7 hatten Kohlelieferungen aus Ruhrgebietszechen  den Hamburger Theatern geholfen, ihre Räume zu beheizen. Zum Dank kamen die Schauspieler ins Ruhrgebiet, um Theater zu speilen. Die Ruhrfestspiele, das älteste deutsche Theaterfestival, waren geboren. „Kunst für Kohle“ lautete das Motto.

William Kentridge in Aktion; Foto: Stella Olivier

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