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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Der neue Kunstpalast in Düsseldorf

Vom Main an den Rhein: Felix Krämer

von Angelika Campbell

Ein Stuhl, ein Plattenspieler, ein i-Phone, ein VW-Käfer inmitten von hochrangigen Gemälden, ein Buddha aus Thailand zwischen Muttergottes-Figuren? Ja, das gibt es, im neu gestalteten Düsseldorfer Kunstpalast, und es ist einfach nur großartig. Denn hier werden verschiedenste künstlerische Positionen aus dem Sammlungsbereich geschickt und überzeugend zusammengeführt. So wird ein spannender Museumsbesuch voller Überraschungen ermöglicht. Die traditionsreiche Kulturstätte am Rhein zeigt ihre Sammlungspräsentation seit kurzem in neuem Glanz.

Ehrenhof und E.ON-Konzernzentrale, 2012, Foto: Thomas Robin (Architekturbildarchiv)

Seitdem ist sie ein echterAnziehungspunkt geworden – nicht nur für Düsseldorfer, sondern auch für viele Kunstfreunde von außerhalb. Auf dem chronologischen Rundgang durch 49 Säle (gutes Schuhwerk ist ein Muss!) sind Highlights und große Namen zu sehen: „Oh, ein Bellini, ein Beckmann, ein Lichtenstein, ein Gerhard Richter und hier, die Düsseldorfer Malerschule!“ Daneben hat man weniger bekannte Arbeiten platziert, die in einem schlüssigen Kontext mit neuen, ungewohnten Perspektiven zum Nachdenken und Erleben anregen.

Blick in die Sammlung, Foto: Anne Orthen

Von den rund 130.000 Objekten aus elf Jahrhunderten und sämtlichen Gattungen in den Beständen des Kunstpalasts wurden etwa 800 Werke für die Schau ausgewählt – viel Arbeit für Generaldirektor Felix Krämer mit den Kuratorinnen Felicity Korn und Westrey Page.

Blick in einen Sammlungsraum mit Petersburger Hängung, Foto: Anne Orthen

Als Kurator in Frankfurt, als Generaldirektor in Düsseldorf

In Frankfurt ist Krämer kein Unbekannter: Am Städel Museum hat der promovierte Kunstgeschichtler und erfahrene Kurator ja neun Jahre lang den Sammlungsbereich der Kunst der Moderne erweitert und zahlreiche Ausstellungen kuratiert, darunter „Ernst Ludwig Kirchner. Retrospektive“, „Schwarze Romantik. Von Goya bis Max Ernst“, „Monet und die Geburt des Impressionismus“  oder „Geschlechterkampf. Franz von Stuck bis Frida Kahlo“.

Generaldirektor und künstlerischer Leiter des Kunstpalastes in Düsseldorf Felix Krämer, Foto: Andreas Oppermann

Mit der Sonderausstellung „Matisse – Bonnard. ‚Es lebe die Malerei!‘“ verabschiedete Felix Krämer sich vom Städel und ging nach Düsseldorf. Dort ist er seit Oktober 2017 Generaldirektor und künstlerischer Leiter des Kunstpalastes in Düsseldorf und zugleich Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Museum Kunstpalast. Neben dem Museum gehört hierzu auch der Robert-Schumann-Saal, ein herausragender Konzertsaal mit 800 Plätzen, sowie seit Anfang 2020 das Ausstellungshaus NRW-Forum für Fotografie, Pop und digitale Kultur. Krämer startete im Kunstpalast ein innovatives Programm zu wechselnden Themen von Sportwagen über Fotografie zu Malerei, Mode, Skulptur, Design und Glaskunst – erfolgreiche Wechselausstellungen für ein breites Publikum.

Ein Museum neu gedacht

Und dann, nach drei Jahren umfangreicher Sanierungsarbeiten für viele Millionen Euro, durfte er im November 2023 voller Stolz die Umgestaltung des Kunstpalast-Sammlungsbereichs verkünden, „Wir hatten die Chance, unser Museum neu zu denken und neu zu konzipieren“, sagte er. „Mehr denn je soll der neue Kunstpalast ein Ort sein, an dem sich jeder unabhängig von Alter und kunsthistorischer Vorbildung wohlfühlt und Neues entdecken kann.“ „Wir freuen uns über Besuchende, die unser Museum noch nie zuvor betreten haben, ebenso wie über diejenigen, die schon oft hier waren“, so Krämer weiter.

Werke von El Anatsui und Peter Paul Rubens, Foto: Stefan Müller

Die Niederschwelligkeit des Hauses ist eines seiner größten Anliegen – der Kunstpalast soll ein Anziehungspunkt für alle werden. Kein Ding der Unmöglichkeit, denn die nach aktuellen Standards ausgestatteten Sammlungsräume inklusive Videoinstallationen, ein offenes Studio der Kulturellen Bildung und ein einladender Innenhof samt gastronomischem Angebot im schicken Café und Restaurant „Anna Maria“ machen den neuen Kunstpalast garantiert zu einem Ort, an dem die Besuchenden gerne verweilen und an den sie ebenso gerne zurückkehren.

Offen auch für die Kleinen

Ein wichtiges Thema für Felix Krämer und sein engagiertes Team ist auch die Vermittlungstätigkeit, die schon bei den Jüngsten beginnt. Eigens für Kinder eingerichtete Räume, der Rhino-Palast, laden junge Besucherinnen und Besucher dazu ein, das Museum für sich zu erobern. Die Kleinsten von drei bis acht Jahren freuen sich zudem über Führungen mit der Tonie-Box, dem beliebten Audiosystem für Kinder. Und eine mit dem Digitalpartner ERGO entwickelte Kunstpalast-App erweitert den Besuch des Hauses um eine digitale Dimension: Ein paar Klicks auf dem Handy und mit Augmented Reality fangen zum Beispiel die Flügel eines barocken Amors fröhlich an zu flattern!

Creamcheese-Raum, Blick Richtung Theke Heinz Mack, Foto: Andreas Endermann

Wer nach all dem Schauen, sich Wundern und Bewundern eine Pause braucht: Dann auf in Düsseldorfs legendären Underground-Club Creamcheese – Ende der 1960er Jahre bis in die 1970er Jahre DER Hotspot für die Musik- und Kunstszene! Sein Thekenbereich, bestückt mit den damals dort ausgestellten Werken von Günther Uecker, Gerhard Richter, Daniel Spoerri und weiteren Künstlern, wurde im Kunstpalast wieder zum Leben erweckt und ist während der regulären Öffnungszeiten Teil des Sammlungsrundgangs. Dort lässt sich in Ruhe über das Gesehene reflektieren. Vielen der leicht erschöpften, aber begeisterten Kunstfans dürfte dabei eins klar werden: Unmöglich, alles auf einmal wahrzunehmen und intensiv zu genießen – wir müssen bald wiederkommen!

www.kunstpalast.de

 

 

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