Festa Teatrale „Ascanio in Alba“ von Wolfgang Amadeus Mozart
Erstaufführung im Bockenheimer Depot
Von Renate Feyerbacher
Foto: Monika Rittershaus / Oper Frankfurt
Was für eine großartige Musik komponiert von einem 15-Jährigen. Die Serenade war ein Auftragswerk wahrscheinlich vom kaiserlichen Hof in Wien. Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) bezahlte Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) jedenfalls dafür und schenkte ihm eine Uhr. Das Werk wurde am 17. Oktober 1771 in Mailand uraufgeführt. Anlass war die Hochzeit von Erzherzog Ferdinand Karl, dem 14. Kind und vierten Sohn von Maria Theresia, mit Maria Beatrice d’Este, Tochter des Herzogs von Modena. Die Kaiserin, die ihre Kinder geradezu bevormundete, hatte schon früh die Hochzeit eingefädelt. Das Paar hatte sich jedoch erstmals kurz vor der Vermählung gesehen.
v.l.n.r. Karolina Bengtsson (Silvia; in der Mitte der Dreiergruppe) umgeben von Statisterie der Oper Frankfurt, Andrew Kim (Aceste) und Cecelia Hall (Ascanio)
Als Mozart mit seinem Vater 1771 in Mailand eintraf, war das Libretto von Giuseppe Parini, einfühlsamer Schriftsteller, aber wenig versierter Librettist, nicht fertig. Als es endlich vorlag, komponierte Mozart die dreiteilige Ouvertüre in zwei Tagen. Das Brautpaar muss begeistert gewesen sein. Den Wunsch ihres Sohnes Ferdinand, Mozart in seine Dienste nehmen zu dürfen, lehnte Maria Theresia ab.
Am 12.Dezember 1717 schrieb sie dem Sohn: „Sie sollten sich nicht mit so unnützen Leuten belasten [..] es mindert die Dienstleistung, dass diese Leute in der Welt herumschwärmen wie Bettler“ (zitiert nach Programmheft S. 23). Ein Jahr später lud die Kaiserin in Wien zur Audienz und war begeistert. Dennoch musste Mozart zeitlebens den Dünkel der Herrscher erfahren. Er erlangte nie eine hohe leitende Position an einem bedeutenden Hof trotz seines herausragenden künstlerischen Könnens.
Die geschichtlichen Fakten helfen, das Operngeschehen einzuordnen. Mit der Figur der Göttin Venus ist „ohne Zweifel Maria Theresia gemeint“, so Autor Daniel Brandenburg (Buch „Mozarts Opern“ 2005 – Programmheft).
Ihr Sohn Ascanio soll eine neue Stadt bauen und Silvia heiraten – gemeint ist Maria Beatrice d’Este. Er hat Zweifel, da er die Braut nicht kenne, noch nie sah. Aber Göttin Venus beschwichtigt ihn, sie habe Amor in Gestalt von Ascanio getarnt in Maria Beatrices Träumen erscheinen lassen. Sie erlaubt ihrem Sohn, Silvia zu treffen, verbietet ihm aber, sich ihr erkennen zu geben. Die Verwirrung von Silvia, die sich in den Fremdling verliebt, löst sich erst auf, als Venus mit der Wahrheit heraus rückt. Sie habe beide auf die Probe stellen wollen.
Regisseurin Nina Brazier, Spielleiterin an der Oper Frankfurt, hat das Geschehen in ein strenges architektonisches Bühnenbild von Christoph Fischer gepresst. „ [..] aus dem man nicht mehr herauskommt. Die brutalistische Architektur reflektiert Venus‘ Macht und zeigt sie als eine Art Diktatorin,“ so Nina Brazier im Gespräch mit Dramaturgin Deborah Einspieler (Progammheft S.119) Aufgelockert wird es durch die auf Schienen hereinfahrenden Tische und Objekte. Jonathan Pickers verändert geschickt durch Licht das einengende Bühnenbild.
Venus, die eine Stadtentwicklungsfirma leitet, elegant, würdig in dunkelblauem Ensemble, Silvia bis auf die Strümpfe – bewusst ein Gag ? -, die nicht zum eleganten Ensemble passen, wird assistiert von zwei an Barbie erinnernde Begleiterinnen, Fauno, Freundin von Silvia, in flottem Hosenanzug, erinnert an Cherubino, der junge Ascanio begegnet Silvia in rotem Anzug. Henriette Hübschmann dachte sich die lebendigen Kostüme aus.
Kateryna Kasper nach der Premiere, Foto: Renate Feyerbacher
Wunderbare Stimmen sind zu hören: Kateryna Kasper, seit einigen Jahren ist die ukrainische Sopranistin im Ensemble, aber auch weltweit unterwegs, gibt Venus ihre markante Stimme. Die amerikanische Mezzosopranistin Cecelia Hall übernimmt überzeugend die männliche Rolle des Ascano, die Sopranistinnen Karolina Bengtsson als Silvia und Anna Nekhames als Fauno brillieren mit ihrer Stimm-Akrobatik. Anna Nekhames wurde bereits in „Le grand macabre“ dafür gefeiert.
Der südkoreanische Tenor Andrew Kim (Hyunjung Kim) als zwielichtiger Alceste, mehrfach preisgekrönt, verstärkt seit Anfang 2023 das Opernstudio. Eine Zukunftsstimme.
Bedauerlich, dass die Choreinschübe nur vom Band kamen.
Last but not least das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter Leitung des in Florida geborenen Dirigenten Alden Gatt, seit dieser Spielzeit Kapellmeister und Assistent des neuen Generalmusikdirektors, wieder in Superform.
Schlussapplaus, Foto: Renate Feyerbacher
Ein heiterer Opernabend, ausgelassen beklatscht vom Publikum, wird am 28., 30. Dezember und am 1. und 3. Januar 2024 erneut gezeigt.
Tel. 069 212 – Tel 49 49 4 Kartenverkauf