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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Vincent van Gogh im Kunstmuseum Basel

Zwischen Erde und Himmel –
Die Landschaften

Text: © Renate Feyerbacher

Nur noch bis 27. September – wer es einrichten kann, der sollte zu dieser aussergewöhnlichen Ausstellung noch hineilen: am besten mit Voranmeldung zur Eintrittskartenreservierung oder sich auf längere Wartezeiten an den Kassen einstellen. Aber es lohnt sich.

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Eingangshalle des Kunstmuseum Basel mit bewegter Bilderschau; Foto: Renate Feyerbacher

Noch nie hat sich eine Ausstellung ausschliesslich auf die Landschaftsmalerei des Malers konzentriert und bewusst gemacht, dass sie quantitativ den weitaus grössten Teil seiner Werke ausmacht. 70 Gemälde, bekannte wie das Bild „Zypressen“ aus dem Metropolitan Museum of Art in New York und weniger bekannte wie zum Beispiel die Weizenfelderbilder, die einer breiten Öffentlichkeit bisher verborgen waren, sind in der Schau versammelt. Die meisten Exponate kommen aus der Schweiz, immerhin etwa ein Drittel aus Deutschland und der Rest aus Frankreich.

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Ernte in der Provence, Juni 1888; Öl auf Leinwand; 51 x 60 cm;
The Israel Museum, Jerusalem; Gift of Yad Hanadiv, Jerusalem, from the collection of Miriam Alexandrine de Rothschild, daughter of the first Baron Edmond de Rothschild
© The Israel Museum by Avshalom Avital

Gezeigt werden Werke aus der Schaffenszeit von 1883 bis 1890. Es zeigt sich, dass das Landschaftsbild für Leben und Werk des Malers van Gogh eine grosse Bedeutung hatte, ihn wie ein Leitmotiv begleitete. „Es sind endlos weite Kornfelder unter trüben Himmeln und ich habe mich nicht gescheut, Traurigkeit und äusserste Einsamkeit auszudrücken … Ich glaube fest daran, diese Bilder werden Euch sagen, was ich in Worten nicht sagen kann, nämlich was ich Gesundes und Kraftgebendes im Landleben erblicke“ schreibt van Gogh im Januar 1890.

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Blumenbeete in Holland, April 1883; Öl auf Leinwand;48.9 x 66 cm;
National Gallery of Art, Washington, Collection of Mr. and Mrs. Paul Mellon
© The Board of Trustees, National Gallery of Art, Washington

Die Ausstellung folgt seiner Biografie: 1883 Einzug ins elterliche Haus in Nuenen. Hier entstehen die in erdigen Töne, noch dem Sozialrealismus der Haager Schule verhafteten Bilder – unter anderem der alte Friedhofsturm und die Kirche von Nuenen. Zwei Jahre später nach dem Tod des Vaters, eines Pfarrers, geht er für ein Jahr an die Kunstakademie in Antwerpen, dann zieht er überstürzt nach Paris zu seinem Bruder Theo, einem Kunsthändler. Schon bald begegnet er Paul Signac, Alfred Sisley und Toulouse Lautrec. Sein Bruder macht ihn mit Camille Pissarro bekannt. Die Farben seiner Bilder werden leuchtender, unverkennbar ist der impressionistische Einfluss.

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Angler und Boote an der Pont de Clichy, Sommer 1887; Öl auf Leinwand; 49 x 58 cm;
The Art Institute of Chicago, Gift of Charles Deering McCormick, Brooks McCormick, and Roger McCormick
© The Art Institute of Chicago

Im Februar 1888 zieht van Gogh aus Gesundheitsgründen, aber auch, um sich weiter zu entwickeln, nach Arles, wo er im Mai das gelbe Haus am Place Lamartine bezieht. Seine Pinselschrift wird immer expressiver. Geradezu wild sind nun seine Striche, seine Farbtupfen, seine Schraffuren. Smaragdgrüne Augen malt er sich im Selbstbildnis mit japanischem Holzschnitt.

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Selbstbildnis mit japanischem Holzschnitt, Dezember 1887; Öl auf Leinwand; 43 x 34 cm;
Kunstmuseum Basel, Depositum der Dr. h.c. Emile Dreyfus-Stiftung 1970
© Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler

In sein „Atelier des Südens“ kommen Künstlerfreunde. Drei Monate teilt er das Atelier mit Paul Gauguin, der das Haus im Dezember nach einem Streit verlässt. Van Gogh schneidet sich ein Stück seines linken Ohrläppchens ab. Nach Krankenhausaufenthalten arbeitet er zunächst weiter im Atelier. Wenig später lässt er sich „aus freien Stücken“ in die Heilanstalt Saint-Paul-de-Mausole in Saint-Rémy de Provence einweisen.

Die Wirbel und Strudel auf den Bildern, die hier entstehen, haben eine neue Dynamik.

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Zypressen, Juni 1889; Öl auf Leinwand; 93,4 x 74 cm;
The Metropolitan Museum of Art, New York. Rogers Fund, 1949
© The Metropolitan Museum of Art

In Saint-Rémy versucht er sich mit Lösungsmitteln und Farben zu vergiften. Die meiste Zeit kann und darf er nicht malen und wenn, dann nur unter Aufsicht. Anfang 1890 erscheint ein erster, enthusiastischer Artikel über van Gogh. Kurze Zeit später ist er mit zehn Gemälden beim Pariser Salon vertreten.

Er verlässt die Heilanstalt, nachdem ihn Bruder Theo überzeugt hat, und geht in die Obhut des Dr. Paul-Ferdinand Gachet in Auvers-sur-Oise. Über hundert Werke entstehen in den neun Wochen, die er hier ist, unter anderem das berühmte Portrait des Arztes, aber auch ein grosser Panoramazyklus von den Landschaften um Auvers, wo es ihm zunächst gut geht. Dann beginnen wieder die Anfälle, kehrt die Verzweiflung zurück. Auf einer Wanderung schiesst sich van Gogh am 27. Juli 1890 mit einer Pistole in die Brust und stirbt zwei Tage später.

Parallel zur van Gogh-Ausstellung sind 40 Meisterwerke von van Goghs Zeitgenossen ausgestellt. Sie gehören in die grossartige Sammlung des Kunstmuseums Basel.


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