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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Das Kunstwerk der Woche (4)


Die Arbeit einer Künstlerin oder eines Künstlers
aus den Atelierhäusern in Frankfurt am Main

Tatiana Urban, AtelierFrankfurt

hinterhof-500

Hinterhof, 2015, Öl auf Leinwand, 65 x 55 cm

Von Erhard Metz

„Leicht beieinander wohnen die Gedanken,
Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen“ (Friedrich Schiller)

Der „Hinterhof“: kein freundliches, sondern ein hartes und schroffes, kritisches, verstörendes Bild. Aber gerade dies macht seine Expressivität und seine besondere Kraft und Stärke aus. Abrupt stösst den Betrachter die kahle weisse Wand eines kantigen Baukörpers vor den Kopf. Keine Fenster, keine Türen, vielleicht einer jener in den „Hinterhof“ der Städte, in die ländliche Fläche hinein wuchernden Industriebauten „auf dem Acker“, kunstlichtdurchflutete wie durchrationalisierte Produktionsstätten und Lagerhallen. Bald ein knappes Viertel der Bildfläche nimmt diese Wand ein.

Dann das nuancenreiche, lebensfrohe, doch arg bedrängte Grün, Bäume, Sträucher, Wiesen, Waldungen. Raum und Atemluft für Mensch und Tier. Wer würde das Grün, die freie Natur, den Umweltschutz nicht schätzen, all dieses als hehre Ziele nicht lobpreisen wollen – als Politiker, Stadt- und Landschaftsplaner, die solches wie eine Monstranz in Sonntagsreden vor sich her tragen. Doch Reden und Handeln klaffen auseinander. Das Bild spiegelt es wider: Eine schroffe Senkrechte zerreisst, eine Diagonale begrenzt das lebendige Grün. Übrig bleibt eine allenfalls grün angestriche Fassade eines noch mächtigeren Baukörpers.

Eine wie wir meinen durchaus auch politische Arbeit. Ihr Sujet ist von Aktualität und Brisanz allein schon in Frankfurt am Main: Die Stadtbevölkerung wächst kontinuierlich, der kommunale Raum sprengt seine Grenzen. Planungen für eine riesige Trabantenstadt im Nordosten Frankfurts,  auf einem „Pfingsberg“ genannten, weitläufigen, seit alters her auf bestem Boden landwirtschaftlich bestellten und darüber hinaus als Naherholungsgebiet geschätzten Gelände, scheinen – obschon kontrovers diskutiert – kaum mehr aufhaltbar.

Tatiana Urban über ihre Arbeit: „Das Bild ‚Hinterhof‘ ist Teil der Taming-Serie, in der ich mich mit der malerischen Darstellung einer auf kulturelle Bedürfnisse und Umstände zugeschnittenen, isolierten und verformten Natur befasse. Speziell in diesem Bild geht es um die alltägliche Erfahrung von Natur als Ausschnitt und in Fragmenten. Isolierte Pflanzen, grüner Anstrich, begrenzende Flächen und ein im Schatten liegendes Gebirge, welches das Versprechen von Weite und Freiheit nicht einlöst … Im Bild scheinen die Grenzen, die der Natur gesetzt sind, zu unseren eigenen zu werden.“

→ Vegetation und Artefakte: Tatiana Urban in der Galerie „Das Bilderhaus“

→ Das Kunstwerk der Woche (5)
→ Das Kunstwerk der Woche (1)

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