Susanne Pfeffer neue Direktorin des Frankfurter MMK
Von Erhard Metz
Es gibt Meldungen, die keineswegs überraschen, sondern zu erwarten waren (schade, dass wir in Deutschland nicht das britische Bookmaker-System haben, einen Hunderter hätten wir bereits im Mai 2017 locker und ohne Wimpernzucken gesetzt): die aktuelle Meldung des Frankfurter Kulturamts, dass Susanne Pfeffer neue Direktorin des MMK werden soll!
Wer sonst hätte ernsthaft in Frage kommen können (Netzwerke hin, kulturbetriebliche und -politische Seilschaften her) als die mit dem Ritter(innen)schlag des Goldenen Löwen der diesjährigen Kunst-Biennale in Venedig geadelte Susanne Pfeffer, der stadt-, land-, republikweit und darüber hinaus renommierten Direktorin des Kasseler Museum Fridericianum, Kuratorin des mit der angesehensten Trophäe ausgezeichneten nationalen Beitrags der Bundesrepublik Deutschland (wie es korrekt zu definieren heisst). Sie hatte die Idee, den deutschen Pavillon von der Frankfurter Künstlerin und Städelschulabsolventin Anne Imhof bespielen zu lassen.
Susanne Pfeffer, Direktorin des Fridericianum, Kassel, Kuratorin (Kommissarin) des Deutschen Pavillons der Biennale Venedig 2017; Bildnachweis Fridericianum, © Uwe Zucchi/dpa/picture alliance
„Nach vielen Gesprächen mit herausragenden Persönlichkeiten der internationalen Kunstszene möchte ich die renommierte Kuratorin Susanne Pfeffer als nächste Direktorin des MMK vorschlagen“, sagt Frankfurts seit Amtsantritt glück- und erfolgreich agierende Kulturdezernentin Ina Hartwig. „Frau Pfeffer genießt einen ausgezeichneten Ruf weit über Deutschland hinaus und ist zweifellos eine der zurzeit gefragtesten Persönlichkeiten in der Museumslandschaft. Sie ist international hervorragend vernetzt und zählt zu den besten Kennerinnen der Gegenwartskunst … Sie hat über 60 Ausstellungen kuratiert und verfügt über genau die Expertise, die wir in Frankfurt für die Leitung und Weiterentwicklung des MMK Frankfurt benötigen“, so die Kulturdezernentin weiter.
Susanne Pfeffer ist, wenn man so sagen darf, ein „Gewächs“ des ehemaligen, auch heute in bester Erinnerung gebliebenen Direktors Udo Kittelmann. „Auch dies spricht“, so Ina Hartwig, „für Susanne Pfeffer als Direktorin: Die großartige Sammlung des Hauses, die sie sehr schätzt, ist ihr bestens vertraut. Ihr ist zuzutrauen, die schönen, aber auch komplizierten Räume des MMK zu bespielen. Ich bin von ihrer Energie, Originalität und von ihren fachlichen Qualitäten zutiefst überzeugt. Eine Direktorin Susanne Pfeffer würde das MMK mit seinen zwei Dependancen und damit die Kunststadt Frankfurt am Main insgesamt hervorragend weiterentwickeln“.
Pfeffer, 1973 in Hagen geboren, studierte bis 2001 an der Berliner Humboldt-Universität Kunstgeschichte. Im gleichen Jahr berief sie der damalige Direktor des Kölnischen Kunstvereins und Kommissar des deutschen Pavillons der Kunstbiennale in Venedig, Udo Kittelmann – er brachte 2001 mit einem Ausstellungsbeitrag von Gregor Schneider den Goldenen Löwen mit nach Hause -, zu seiner Ausstellungsassistentin. 2002 folgte sie Kittelmann als neuem Direktor des Frankfurter MMK an die Mainmetropole. 2004 wurde Susanne Pfeffer Künstlerische Leiterin des Künstlerhauses Bremen, 2007 Chefkuratorin der Kunst-Werke Berlin – KW Institute for Contemporary Art. Im Juni 2013 übernahm sie als Direktorin die Leitung des Museum Fridericianum. Zur Biennale Venedig 2015 kuratierte sie mit der Künstlerin Pamela Rosenkranz den Schweizer Pavillon.
Das 1779 unter Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel eröffnete Fridericianum war das weltweit erste als ein öffentliches Museum konzipierte Gebäude. 1810 folgte der nächste Superlativ: Das Haus diente im vorübergehend errichteten Königreich Westphalen unter Jérôme Bonaparte mit der Hauptstadt Kassel (1807 bis 1813) als erstes Parlamentsgebäude auf deutschem Boden, bevor es nach der Vertreibung des Herrschers wieder zum Museum wurde. Nach Kriegszerstörung wurde der Bau 1955 provisorisch als Stätte der von Arnold Bode begründeten documenta wiederhergestellt und 1982 vollständig saniert. Im Januar 2017 schloß das Fridericianum mit der vielbeachteten, von Pfeffer kuratierten Retrospektive auf das Werk des japanischen Künstlers Tetsumi Kudo vorübergehend den Museumsbetrieb, um während der documenta 14 Platz für die Präsentation der Sammlung des Athener Nationalen Museums für Zeitgenössische Kunst (EMST) zu schaffen.
Das Museum Fridericianum am zentralen Kasseler Friedrichsplatz während der diesjährigen documenta 14; Foto: Erhard Metz
Susanne Pfeffer kehrt also an ein ihr wohlbekanntes Haus zurück. Kulturdezernentin Ina Hartwig wird, wie sie verlauten ließ, in einer der nächsten Magistratssitzungen eine entsprechende Vorlage zur Beratung einbringen. Presseberichten nach soll die Berufung zur beamteten MMK-Direktorin – einer Position der Stadt Frankfurt am Main im Dezernat Kultur und Wissenschaft unter dem Haushaltstitel „Kultur, Freizeit und Sport“ – ohne die Befassung einer eventuellen Findungskommission und ohne eine vorangegangene Ausschreibung erfolgen. Man kann nur hoffen, dass die Personalie nicht noch in ein Räderwerk sachfremder Interessen gerät.
→ Susanne Pfeffer zum 1. Januar 2018 neue Direktorin des MMK