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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Richtfest: Das Deutsche Romantik-Museum hat Boden unter den Füßen und ein Dach überm Kopf

Mit Literatur den öffentlichen Raum erobern. Rund um die Baustelle prangt der Appell des romantischen Dichter Novalis 

Zum Richtfest des Deutschen Romantikmuseums versammelte sich am 11. September 2017 im Großen Hirschgraben ein Teil der engagierten Frankfurter Stadtgesellschaft, bestehend aus Politikern, Sponsoren und Kulturschaffenden. Man könnte meinen, alle Anwesenden hätten schon immer an einem Strang gezogen. Die anfänglichen Querelen jedenfalls schienen beim Richtfest vergessen. Zu groß war die Freude. Denn ab sofort – darin waren sich die Festredner einig – schaut man vertrauensvoll in die Zukunft. Was 2010 schon von Anne Bohnenkamp-Renken, der Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts geplant war und mit einigen Hindernissen auf den Weg gebracht wurde, geht nun zügig voran, weswegen die Hausherrin auch strahlte. Die Basisfinanzierung steht erst einmal. Und sowohl die Planung als auch die Kosten wurden bislang eingehalten, in anderen Städten durchaus keine Selbstverständlichkeit!

Einigkeit macht stark: Architekt, Museumsdirektorin, Politiker, Ehrenbürger und Sponsoren „Ohne die gemeinsame Anstrengung wäre der Traum nicht wahr geworden“ 

Am 11. September, sogar noch vor dem offiziellen Herbstbeginn, war das Gebälk für das neu entstehende Museum neben dem Goethehaus schon eingeschalt. Da wird es absehbar, dass die 130 000 reichhaltigen Bücher und Manuskriptsammlungen und die herrlichen Schätze der Bildenden Kunst – wie etwa das Herzstück der Sammlung,  Caspar David-Friedrichs „Abendstern“ –, schon bald dauerhaft eine Heimstätte bekommen. In den Magazinen des Freien Deutschen Hochstifts liegen auf eine mehr als hundertjährige Sammlungstätigkeit zurückgehende Romantik-Schätze – Handschriften von Clemens Brentano, Novalis, den Brüdern Schlegel, Tieck, Eichendorff, aber auch so bekannt Gemälde von Carus und Graphiken von Philipp Otto Runge. Sie alle werden endlich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sein. Dabei ist das Vertrauen in den erfahrenen Frankfurter Architekten Christoph Mäckler groß. So können Architekt und Auftraggeber Hand in Hand arbeiten, um das bestmögliche Ergebnis für ein zeitgemäßes Museum zu erzielen.

Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte die Bedeutung des Vorhabens: „Mit dem Deutschen Romantik-Museum entsteht ein Museums-Ensemble am Großen Hirschgraben – im Herzen der Stadt – das seinesgleichen sucht. Goethe-Haus und Romantik-Museum werden eine Einheit bilden, die dem Besucher einen umfassenden Einblick in eine uns bis heute prägende Zeit des Umbruchs ermöglicht und ein umfassendes Verständnis für die in Kunst, Literatur, Kultur, aber auch in den Wissenschaften bedeutende Epoche zwischen der Mitte des 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts weckt.“

→ Hausherrin Prof. Anne Bohnenkamp-Renken bedankte sich bei Sponsoren und Privatspendern, die allein 2,2 Mio aufgebracht haben. Sie bat um die Übernahme weiterer Patenschaften, die für die Ausstattung des Museums (4 Mio) übernommen werden können. Dabei verwies sie auf die wichtigen Schwerpunkte des Hauses: die Förderung der Wissenschaften, Künste und der allgemeinen Bildung

Kulturdezernentin Ina Hartwig skizzierte, welche Vorstellungen vom Museum sie habe, nämlich einen Raum zu schaffen, der potenziell neue Räume öffne. Und sie erinnerte in ihrer Rede an das, was uns in Auseinandersetzung mit der Aufklärung in der Folge die Romantik  geschenkt habe wie zum Beispiel „Wohn- und Lebensgemeinschaften“, „Mobilität“ und „starke Frauen“.

Sie ist überzeugt, dass durch vertrauensvolles Miteinanderreden Architektur und Museographie an diesem besonderen Ort ein auratisches Gesamtkunstwerk entstehen lassen können, das für den Alltag ein „Surplus“ sei. Die Museographie wurde im Herbst 2016 an die Arbeitsgemeinschaft der renommierten Architekten und Ausstellungsgestalter Bach Dolder + KatzKaiser (Köln / Darmstadt) vergeben, die bundesweit zahlreiche Ausstellungen in namhaften Häusern gestaltet haben; darunter in Frankfurt das Städelmuseum, das Jüdische Museum und das Goethehaus. Das Büro KatzKaiser wurde überdies durch die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle, am neuen Sitz der Europäischen Zentralbank, bekannt.

„Grundlage für das Museum ist die weltweit einzigartige Sammlung zur Literatur und die hochkarätige Sammlung bildender Kunst und Alltagskultur der deutschen Romantik, die in den vergangenen 100 Jahren vom Freien Deutschen Hochstift, dem Träger des Frankfurter Goethe-Hauses, zusammengetragen wurde. Im Deutschen Romantik-Museum können diese Sammlungen erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, sagte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein sprach auf dem Richtfest ein Grußwort, indem er das Romantikmuseum in die historisch-romantischen Ikonen der Rhein-Main-Gegend einbettete

Das Deutsche Romantik-Museum stelle mit dem Brentanohaus und dem Osteinschen Park im Niederwald, der zu den frühesten Landschaftsparks in Deutschland gehöre und als ein wichtiges Zeugnis der Gartenkunst am südlichen Eingang zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal gelte, einen der wesentlichen „Bausteine der Romantik“ dar. Die Landesregierung rettete das Brentanohaus mit einem Investment von 1,2 Millionen Euro im Jahr 2014 vor dem Verfall und bewahrte damit das geistig-kulturelle Zentrum der deutschen Rheinromantik.

           

Bevor der Richtkranz (re) heruntergelassen wurde und der Zimmermann den Richtspruch sprach, der das Haus künftig vor Unbilden schützen soll, erinnerte Architekt Mäckler (li) an die soliden Handwerkstraditionen des 18. Jahrhunderts, als Goethes Elternhaus entstand, und wies auf die starken Brandmauern hin, die selbst den Kriegszerstörungen getrotzt haben

Der Neubau des Romantik-Museums, der schon vor etlichen Jahren von Ernst Beutler angestoßen worden war, wird als Bestandteil der Baumaßnahme „Goethehöfe“ durch die ABG Frankfurt Holding GmbH (ABG) als Bauherrin durchgeführt. Das Freie Deutsche Hochstift (FDH) wird das fertige Museumsgebäude dann als Eigentümerin von der ABG übernehmen. Der vom Land Hessen mit vier Millionen Euro geförderte Neubau bietet zudem auch Platz für die Gemälde der Goethezeit und die Epoche der Romantik sowie für Wechselausstellungen. Das Deutsche Romantik-Museum selbst erstreckt sich über das zweite und dritte Stockwerk. Dort soll in Zukunft mit einer zeitgemäßen Museographie die Romantik in all ihren Facetten erlebbar gemacht werden.

Beste Stimmung der Anwesenden beim Richtfest 

Mit dem Deutschen Romantik-Museum wird in Frankfurt ein einmaliger Erinnerungsort für die Schlüsselepoche der deutschen und europäischen Geistesgeschichte entstehen. Eine historische Raffinesse ist eingebaut: der Ausblick auf die für die deutsche Demokratie so bedeutsame Paulskirche. Anne Bohnenkamp-Renken, die Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts rechnet mit der Fertigstellung des vom Architekten Christoph Mäckler entworfenen Gebäudes Anfang 2020.                         pk

Auf dem Projektareal werden unter dem Titel ‚Goethehöfe‘ neben dem Deutschen Romantik-Museum 28 Wohnungen (4.900m2 BGF) mit einem Café entstehen. Der bestehende Cantate-Saal (1.600m2 BGF) wird für die Fliegende Volksbühne umgebaut und saniert. Verantwortlich für den Städtebau des Gesamtensembles ist das Büro Michael A. Landes – Landes & Partner Architekten. Die Planung des Projektes ‚Goethehöfe‘ (Cantate-Saal, Café und Wohnbebauung) erfolgt durch das Büro Michael A. Landes – Landes & Partner Architekten im Auftrag der Frankfurter Aufbau AG und für das Deutsche Romantik-Museum (3.200m2 BGF) durch das Büro Christoph Mäckler Architekten im Auftrag der ABG FRANKFURT HOLDING. Die Fertigstellung ist für Ende 2018 vorgesehen.Bauherr für das Projekt ist die ABG FRANKFURT HOLDING. 

Tag der offenen Tür: Mit Goethe auf dem Weg zum Deutschen Romantik-Museum (Sa 30. September, 10 bis 18 Uhr. Dazu gibt es ein vielfältiges Sonderprogramm in Goethe-Haus und Goethe-Museum. Der Eintritt ist frei.

Alle Fotos: Petra Kammann

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