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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Günther Uecker im Düsseldorfer K20

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen wirft einen Blick auf das facettenreiche Werk des Aktionskünstlers, Bildhauers, Bühnenbildners und Poeten Günther Uecker. Noch bis zum 10. Mai 2015 sind rund 60 zentrale Werke aus 50 Schaffensjahren des Künstlers zu sehen. Uecker, in den 1960er Jahren auch Mitglied der Künstlergruppe ZERO, wurde im März 85 Jahre alt.

Von Petra Kammann

„Wo die Sprache versagt, da beginnt das Bild“. Dieser Satz steht für Günther Ueckers künstlerisches Credo. Und Kandinskys Essay „Über das Geistige in der Kunst“ sieht der seit vielen Jahren in Düsseldorf lebende Künstler als Inspirationsquelle für seine Arbeiten. Ueckers Energie scheint schier unerschöpflich und überträgt sich wohl auch auf das Publikum. Seinetwegen war „ganz Düsseldorf“ zur Eröffnung seiner Ausstellung im K20 auf den Beinen, und die Rheinische Post stellte dem Ausnahmekünstler sogar am Eröffnungstag die Titelseite zur Gestaltung zur Verfügung.

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Der Meister: Günther Uecker

Die Ausstellung „Uecker“ spiegelt das vielgestaltige Werk des Künstlers, der oft nur mit dem Nagel identifiziert wird, und zwar mit einer hochkonzentrierten Auswahl seiner essenziellen Arbeiten und bedeutender Werkblöcke: wie mit dem auf Knopfdruck eindrucksvoll lärmenden und scheppernden Terrororchester (1968/82), dem Brief an Peking (1994), in dem sich auf 19 bemalten und beschriebenen aufgehängten Leintüchern Ueckers Blick auf China niederschlägt, dann mit den handgeschriebenen Bildern sowie den Verletzungswörtern in 57 Sprachen (1992/2015), die zeigen, „was der Mensch dem Menschen antut“. Für Uecker sind Schriftzeichen „Bewahrungszeichen“ des Menschen zum Abstrakten hin, verbunden mit der Vereinbarung, „sich nicht zu erschlagen“. Daneben verfehlen die endlos kreisende Sandmühle (1970) als auch die berühmten Nagelreliefs mit ihren poetischen Licht- und Schattenwirkungen nicht ihre Wirkung.

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Die schriftlichen Dokumente illustrieren die internationalie Wahrnehmung Ueckers, auch in Polen und der Sowjetunion, für die er ein Dissident war

Für den 1930 im Mecklenburgischen geborenen Wahl-Düsseldorfer ist diese Schau insofern ein Glücksfall, als es seine erste große Ausstellung an dem Ort ist, wo er eine Wiederbegegnung mit seinen eigenen Werken aus mehr als 40 Jahren erlebt und die ihn auch mit bedeutenden Werken des 20. Jahrhunderts im K20 konfrontiert. Außerdem sei Düsseldorf für ihn „die beste Vorstadt der Welt“. Dort dozierte er 20 Jahre lang als Professor an der Akademie. Hier sei er mit der Welt verbunden und könne er immer wieder in sein Atelier zurückkehren mit den Erfahrungen und Erregtheiten, die er auf seinen zahlreichen Reisen und Begegnungen mit Ländern, in denen Diktaturen herrschen, erfuhr.

Die ausgestellten Nagelbilder Ueckers stammen zum Teil aus Privatsammlungen und waren noch nie öffentlich zu sehen.

Erstmalig stellt der Künstler und leidenschaftliche Humanist an diesem Ort auch das anrührende, zerrissenene Herz-Nagel-Bild öffentlich aus, das in der Nacht von Yves Kleins Tod 1962 entstand. Die Quellen der Kunst sei das Leben, sagt Uecker. Und „Wo die Sprache versagt, da beginnt das Bild“.

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↑ Günther Uecker demonstriert bei der Pressekonferenz mit höllisch-anarchischem Spaß die einzelnen Elemente des „Terrororchesters“
↓ Der Künstler mit den Kuratorinnen Marion Ackermann, Direktorin des K20, und Stefanie Jansen

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Die Ausstellung ist bis zum 10. Mai 2015 im K20, Düsseldorf,  zu sehen

Fotos: Petra Kammann

→ Nägel mit Kopf – Günther Uecker erhält den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen

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