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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Absolventenausstellung 2013 der Städelschule “say my name, say my name” im MMK-Zollamt (1)

Daniel Hörl erhält diesjährigen Absolventenpreis der Städelschule

Prominente Städelschul-Professoren bei der Preisverleihung: Rektor Nikolaus Hirsch und Willem de Rooij, Mitglied der diesjährigen Jury

Titel sind wichtig bei Kunstwerken und haben ihre Bedeutung, auch wenn sie des Öfteren nicht den Erwartungen des Betrachters entsprechen, die er mit dem Werk verknüpft, oder diesen gar in die Irre führt. Aber auch solches kann Teil einer künstlerischen Strategie sein.

So oder ähnlich mag es sich auch mit dem Titel „Obama“ der diesjährigen Preisträgerarbeit verhalten:

ist er ironisch zu verstehen oder vielmehr hintergründig, gar hinterlistig? Eine Hommage an den ersten „schwarzen“ Präsidenten der Vereinigten Staaten? Schwarz, tiefschwarz jedenfalls ist das Material der zunächst an einen wandhängenden Fernsehmonitor erinnernden Arbeit: Schwarz-Schwedisch, ein in Schweden anzutreffender Naturstein, ein Ganggestein, entstanden vor etwa 900 Millionen Jahren im Präkambrium, der Erdfrühzeit also, aus rasch aufsteigendem Lava in den Spalten des Baltischen Schildes.

In Deutschland ist Schwarz-Schwedisch überall dort anzutreffen, wo sich Friedhöfe oder Denkmäler befinden: es ist, hochglanzpoliert, seit Mitte/Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts das klassische Gestein für Grab- und Denkmäler. Dies ist nicht zuletzt seiner Witterungsbeständigkeit geschuldet – zählt Schwarz-Schwedisch doch zu den weltweit härtesten Gesteinsarten. Für Steinbildhauer allein schon handwerklich eine grosse Herausforderung.

Eine Herausforderung auch für die digitale Kamera unter verschiedenen Blickrichtungen bei schwierigen Lichtverhältnissen: „Obama“, 2013, Schwarz-Schwedisch, 85 x 54 x 12 cm

Daniel Hörl – nicht verwandt mit dem Bildhauer Ottmar Hörl – ist uns bereits vom diesjährigen Städelschul-Rundgang 2013 bekannt. Das Material seiner Preisträgerarbeit hat einige sozusagen Metamorphosen erfahren: von einem Grabstein über ein Waschbecken bis zum heutigen Objekt, das – wie uns der Künstler und Bernd Reiß, der Ausstellungskurator, verheissen – ein Geheimnis birgt: Von einer bestimmten Betrachtungsposition aus und bei entsprechenden Beleuchtungsverhältnissen scheint sich in dem Stein ein Spalt zu öffnen – in welche Welten werden wir durch ihn schauen können, wenn wir ihn zu entdecken das Glück haben werden?

Preisträger Daniel Hörl

Mit 2000 Euro ist der vom Verein Städelschule Portikus e.V. gestiftete, im Rahmen der jährlichen Absolventenausstellung der Städelschule verliehene Preis dotiert. Der Jury gehörten dieses Jahr Professor Willem de Rooij, Peter Gorschlüter, stellvertretender Direktor des Museums für Moderne Kunst MMK, sowie die Journalistin und Kunstexpertin Brigitte von Trotha-Ribbentrop an. Das Urteil der Jury:

„Daniel Hörl überführt in seinem Werk ‚Obama‘ einen Grabstein aus dem Naturstein Schwarz-Schwedisch in vielschichtigen bildhauerischen wie konzeptuellen Transformationsprozessen zu einem suggestiven Objekt, das im Ausstellungsraum auf seine Umgebung wie die wechselnden Lichtverhältnisse reagiert. Nachdem der Künstler aus dem Grabstein zunächst ein Waschbecken schuf, entwickelte er für die Präsentation in der Absolventenausstellung durch eine einfache wie überzeugende künstlerische Geste aus dem Alltagsgegenstand ein abstraktes Wandrelief.

Der Künstler, der vor seinem Studium der Kunst eine Ausbildung als Steinmetz absolvierte, verleiht dem Objekt durch Bürstung des tief schwarzen Steins eine faszinierende Oberflächenbeschaffenheit und schafft ein abstraktes und in seiner ästhetischen Präsenz einzigartiges Werk, das durch die installative Präsentation auf zart grau gestrichener Wand räumliche Qualitäten gewinnt. Die Wahrnehmung des Betrachters wird dabei immer wieder aufs Neue geprüft.

Das Werk überzeugte die Jury durch seine Wirkung und Vielschichtigkeit, die auf der Auseinandersetzung  mit bildhauerischen Positionen der jüngeren Kunstgeschichte wie installativer künstlerischer Paraxis der Gegenwart aufbaut und ästhetische Qualitäten wie konzeptuelle Arbeitsweise auf überzeugende Weise miteinander verbindet.“

Brigitte von Trotha-Ribbentrop mit Daniel Hörl

Preisträgerarbeit © Daniel Hörl; Fotos: FeuilletonFrankfurt

→ Absolventenausstellung 2013 der Städelschule “say my name, say my name” im MMK-Zollamt (2)

 

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