„DeutschSommer“ – ein richtungweisendes Projekt der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main
Der „DeutschSommer“, das Sprachförderprogramm der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, ging bereits 2007 an den Start, lange bevor also Thilo Sarrazins jüngst erschienenes Bestseller-Buch „Deutschland schafft sich ab“ die Politik aufschreckte oder besser gesagt aufweckte.
Als Exkurs und um es gleich vorweg zu nehmen: Wir halten es insofern mit dem ruhig abgewogenen, differenzierenden Urteil eines Frank Schirrmacher („Ein fataler Irrweg“ oder „Frau Merkel sagt, es ist alles gesagt“, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung von 29. August bzw. 19. September 2010). Und auch mit dem provokanten, den Nagel aber auf den Kopf treffenden Kommentar eines Volker Zastrow „Körperzellenrock“ in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 12. September 2010, der eine realitätsferne, sich vielfach im Weggucken und Wegducken erschöpfende „political correctness“ der politischen Kaste geisselt. Denn leider und unbestreitbar gibt es einen nicht unerheblichen Anteil an Migranten in Deutschland, der sich integrationsfern bis integrationsverweigernd darstellt, mit allen sich daraus für die Gesellschaft wie auch für die Betreffenden selbst ergebenden absehbar negativen Konsequenzen.
Da sucht man verzweifelt nach Auswegen oder gar Lichtblicken. Und findet sie: in dem erfolgreichen Projekt „DeutschSommer“ der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main.
(Bildnachweis: „DeutschSommer“; Foto: D. Buschardt)
Das sehen auch andere so, beispielsweise die von der Bundesregierung und der Wirtschaft getragene, unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stehende Standort-Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ mit ihrem Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“: Am 16. September 2010 zeichnete sie in einer Feierstunde in Frankfurt in Anwesenheit der hessischen Kultusministerin Dorothea Henzler den „DeutschSommer“ als „Ausgewählten Ort 2010“ aus.
Dorothea Henzler, Kultusministerin des Landes Hessen, bei ihrem Grusswort zur Preisverleihung
„DeutschSommer – Ferien, die schlau machen“: eine geniale Idee, ebenso tatkräftig wie erfolgreich in die Praxis umgesetzt. Stellt die Bildungsförderung bereits eines der zentralen Anliegen der Stiftung dar, so steht die Sprachförderung und insbesondere das Bemühen um Sprachkompetenz bei Migrantenkindern im Fokus des Förderprogramms „DeutschSommer“. Das Projekt begann im Sommer 2007 zunächst in Frankfurt am Main. In diesem Jahr beteiligen sich erstmals auch die benachbarten Städte Offenbach, Hanau und Wiesbaden an ihm. Neben dem Amt für multikulturelle Angelegenheiten und dem Staatlichen Schulamt für die Stadt Frankfurt sowie der Volkshochschule und dem hessischen Kultusministerium unterstützen namhafte private Stiftungen als Partner das Projekt.
In der Zeit der hessischen Sommer-Schulferien erhielten 150 Frankfurter Schülerinnen und Schüler des dritten Schuljahrs mit gezieltem Förderbedarf im Deutschen eine intensive und ganzheitliche Förderung: über drei Wochen hinweg täglich zwei Stunden Deutschunterricht und zwei Stunden sprachintensives Theaterspiel. Lesen, Schreiben, Wortschatz und Grammatik stehen im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit in kleinen Schülergruppen mit bis zu zwölf Kindern, die in Jugendherbergen untergebracht werden. Am Nachmittag betreuen Sozialpädagogen die Kinder in einem anregenden Freizeitprogramm. Am Ende der drei Wochen führen die Kinder ein Theaterstück auf, zu dem auch die Eltern eingeladen werden (die denn auch sehr zahlreich erscheinen).
Der Erfolg ist messbar: viele der Kinder gelangen aus den schwachen in die guten Leistungsgruppen mit unterrichtsfähigen Deutschkenntnissen. Zugleich wächst bei den Kindern das Bewusstsein, ihre Sprachkenntnisse nach bestimmten Regeln selbst verbessern zu können, und das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit.
Aufbauend auf den „DeutschSommer“ folgt im Januar in der letzten Woche der Weihnachtsferien das Projekt „Endspurt“ im Schullandheim „Wegscheide“ der Stadt Frankfurt am Main, wiederum mit Deutschunterricht, sprachintensivem Theaterspiel und einem begleitenden Freizeitprogramm. Dreierteams – sie bestehen jeweils aus einer Lehrkraft für Deutsch als Zweitsprache sowie einem Theater- und einem Sozialpädagogen – betreuen Gruppen mit maximal 14 Kindern rund um die Uhr.
Ein zweitägiges Fortbildungsseminar „3x Deutsch: Sprache, Theater, Freizeit“ schliesslich richtet sich an Lehrer der Schüler der Klassen 3 und 4, die am „DeutschSommer“ teilgenommen haben. Es vermittelt praxisnah die erfolgreiche Methodik des „DeutschSommers“ für den Einsatz im Schulalltag.
„DeutschSommer“-Kinder des Jahres 2010 bedanken sich für den Applaus des Publikums der Preisverleihung
Es ist unbestreitbar: Sprachkompetenz ist eine zentrale Voraussetzung für eine gelingende Integration von Migranten. Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main hat dies vor langem erkannt und mit ihrem erfolgreichen Projekt „DeutschSommer“ entsprechend gehandelt.
(Fotos von der Preisverleihung und der sie begleitenden Ausstellung: FeuilletonFrankfurt)