home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Nur noch kurz: „E. R. Nele. Zeitzeugenschaft“ im Museum Angewandte Kunst

Letzte öffentliche Führung zur Ausstellung: Heute, 21. Dezember 2022 um 15 Uhr:

Kleine fotografische Einblicke von Petra Kammann

Nur noch bis zum 1. Januar 2023 können Besucher:innen in der Studioausstellung E. R. Nele. Zeitzeugenschaft einen Einblick in das vielfältige Schaffen der Künstlerin und Designerin gewinnen, die das Museum Angewandte Kunst E. R. Nele anlässlich ihres 90. Geburtstages ausrichtet. E. R. Nele, so scheint es, wenn man mit ihr spricht, sie erlebt, war und ist immer in Bewegung, hellwach.

Unverkennbar die vielseitige Künstlerin E. R. Nele: so lebendig, wie vielseitig. Hier im Frankfurter Museum Angewandte Kunst, Foto: Petra Kammann

Sie gehört jener Künstler:innengeneration an, die noch mit dem Erleben des Krieges und seiner Folgen in ihren Kindheits- und Jugendjahren die Verfasstheit des Menschen, die Conditio humana, im Sinne Hannah Arendts nicht als etwas Festgelegtes versteht, sondern im Gegenteil, dieses Bedingtsein als die Ermöglichung von Freiheit begreift.

Dieser von Nele entworfene Tisch hat schon so manche(n) Frankfurter(in) beherbergt, Foto: Petra Kammann 

So verwundert es nicht, wenn sich im Werk der 1932 in Berlin Geborenen sehr vielseitige Begabungen artikulieren und seither von ihr als eine der vielseitigsten Künstler:innen und Gestalter:innen gesprochen wird. In den 1960er Jahren gestaltete E. R. Nele für die Kasseler Firma bodeform moderne und in Form und Funktion variable Wohnlandschaften.

Blick in die Ausstellung, wo auch die Möbel- und Lampenentwürfe der Künstlerin zu sehen sind, Foto: Petra Kammann

Für die Firma Temde entwarf sie mehr als 80 Lampen, die sich in Material, Eleganz und klarer Linienführung bewusst von den zuvor starren Formen unterscheiden. Sie entwarf und fertigte zahlreiche Objekte: von Tischen und Schmuck bis hin zu Besteckkollektionen. Als Quintessenz des gestalterischen und künstlerischen Schaffens E. R. Neles lässt sich herausfiltern, dass alles, was sie schafft, aus einem beziehungsreichen Wechselspiel von Boden–und Wandarbeiten und autonomen Objekten im Raum besteht.

Sie war auch Schmuckdesignerin, Foto: Petra Kammann

Im Ausstellungsraum wird eine Art Wohnsituation hergestellt, die ihre gestalteten Möbel in Form von einem Sofa sowie einer Sitzgruppe mit Tisch und Stühlen und Leuchten zeigt. Aus diesem Raum im Raum haben die Besuchenden die Möglichkeit, einen Blick auf die umstehenden Skulpturen der Künstlerin zu werfen – wie ein Blick in ihr Atelier. So erinnert nicht zuletzt die gewählte blaue Wandfarbe an ihr Haus und Atelier in Frankfurt. Durch die Raumkonstellation soll nachempfunden werden können, wie eng Leben und Werk bei E. R. Nele miteinander verbunden sind. Sie selbst sagt: „Kunst ist eine Form des Lebens.“

Für E. R. Nele hat das Schaffen von Lampen und Wohninterieur mit dem Schaffen von Emotionen zu tun. Nicht minder emotionsgeladen ist, wie sie immer wieder aufs Neue die menschliche Figur als zentrales Thema ihres Schaffens zur Ansicht bringt. Denn bei Weitem nimmt das figürliche Motiv in ihrem Lebenswerk den größten Part ein, zumeist in metallener Ausführung, immer aber mit Blick auf die psychische und physische Verletzbarkeit des Menschen.

E. R. Neles Figuren, die Schatten werfen, Foto: Petra Kammann

Immer wieder hat sie geistesgegenwärtig innegehalten bei besonderen Momenten im Zeitgeschehen, und dabei nie die Orientierung verloren: nie hat sie sich einem künstlerischen Dogma unterworfen, sich stilistisch festgelegt oder dieses intuitive Zusammenspiel von Wahrnehmung der Welt als reflexiver Zeitzeugenschaft, Auge und Hand jemals aufgegeben.

E.R. Nele und ihr Kurator Prof. Matthias Wagner K, Foto: Petra Kammann

 

Comments are closed.