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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Internationaler Weihnachtstee des IWC (International Women’s Club) im Kaisersaal des Frankfurter Römers

Warmherzige Töne unter den Blicken der Kaiser

Von Petra Kammann

Nach zwei Jahren Pandemie konnte der IWC in diesem Jahr endlich wieder seine langjährige Tradition fortsetzen und im Kaisersaal des Frankfurter Römers seine vorweihnachtliche Benefizveranstaltung, den Internationalen Christmas Tea, feiern. Ein so stimmungsvolles wie berührendes Programm  das die Internationalität des Clubs widerspiegelt, erwartete die Gäste im Kaisersaal.

Einladung in den Römer: Club-Präsidentin Charlotte Weitbrecht 2022/2023 , Foto: Petra Kammann

Nach der feierlichen Eröffnung der traditionellen Weihnachtsfeier durch den Posaunenchor der Bethlehemgemeinde mit dem Arrangement des Weihnachtsliedes “Adeste Fideles” („Herbei, o ihr Gläub’gen“) für Bläser richtete die derzeitige Oberbürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg anteilnehmende Grußworte an die Gäste im Kaisersaal.

Traditionell blies der Posaunenchor der Bethlehem-Gemeinde unter professioneller Leitung von Manfred Beutel, Foto: Petra Kammann

Sie sprach über die Solidarität der Frauen und das Brückenbauen in schwierigen Zeiten und berief sich dabei auf das frühe Engagement der IWC-Gründerin Elisabeth Norgall, der es nach dem Zweiten Weltkrieg dank guter Sprachkenntnisse gelungen war, wieder Kontakte zum früheren Feindesland zu knüpfen. Als Dolmetscherin für die US-Streitkräfte gründete sie zunächst einen deutsch-amerikanischen Frauenclub, aus dem dann 1946 der International Women’s Club of Frankfurt hervorging. Eskandari-Grünberg appellierte an die Solidarität mit der Lage der Frauen im Iran, denen sie sich durch ihre eigene Herkunft und Geschichte sehr verbunden fühlt. Der Applaus fiel entsprechend aus.

Oberbürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, Foto: Petra Kammann

Auch Charlotte Weitbrecht, die neue Präsidentin des IWC, griff das Thema in ihrem Grußwort auf, dankte der Oberbürgermeisterin und sagte im Sinne von Aristoteles: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“. Dabei verwies sie schon jetzt auf das kommende Jahr, das vom Thema „Neuland“ geprägt sein wird und von allen ein Umdenken erfordert.

Zu den Gästen zählten zahlreiche Vertreterinnen des konsularischen Corps, Foto: Petra Kammann

Neu war auch angesichts der aktuell angespannten Lage die etwas andere Gestaltung der vorweihnachtlichen Benefizveranstaltung der spendefreudigen Damen aus 58 verschiedenen Nationen. Es gab nicht mehr wie in den Jahren vor der Pandemie im Anschluss an die offizielle Veranstaltung im Kaisersaal das international aufwändig und üppig von den Damen selbst hergerichtete Büffet in den Römerhallen, bei denen man die Besonderheiten schmecken und gemütlich beieinander sitzen konnte.

Der Situation angemessen gab es bescheidener stattdessen einen Sektempfang im Anschluss an die Zeremonie, was wiederum eigene Reize hatte. Ist der Aufwand des riesigen internationalen Büffets heute noch rechtfertigt?

Wie auch immer die Damen darüber befinden mögen, besonders frisch klangen in der Zeremonie jedenfalls die Stimmen der Chormitglieder Erika Eberhardt, Sybille Bloch, Beate Muß, Bettina Harrer-Zschocke, Heidi Henschel, Claudia Denfeld, Alida Lenz, Antonietta Paolucci, Inge Paulus, Anna-Barbara Martens, Ute Grasse, Susanne Held, Barbara Schmidt-Hansberg sowie Martina Brück-Bassmann.

Unter Leitung von Christa Füller sang der IWC-Chor Weihnachtslieder aus verschiedenen Ländern, Foto: Petra Kammann

Begleitet wird der Chor von dem in Jakarta geborenen Christian Leandro, der seinen ersten Klavierunterricht durch seinen Onkel erhielt, der ihn acht Jahre lang als Pianist ausgebildet hat, woraufhin der Neffe das Konservatorium in Jakarta besuchte und am Queensland Conservatorium in Australien Klavier im Hauptfach studierte, seine Spezialausbildung als Klavierbegleitung absolvierte und sich auch zusätzlich noch im Orgelspiel ausbilden ließ.

Die Chorleiterin des IWC-Chors wiederum ist die engagierte Gesangspädagogin und Musiklehrerin Christa Fülster. Die studierte Kirchenmusikerin hatte im Juni 2017 den Chor gegründet. Und es ist ihr als große Leistung anzurechnen, dass der Chor die schwierige Zeit der Pandemie so gut überstanden hat. Konsequent probt die leidenschaftliche Chorleiterin jeden Montagabend für ein Programm mit Liedern aus der ganzen Welt und das in den unterschiedlichsten Sprachen. Chapeau!

Fayza Schwegler und Elisabeth Allerheiligen lasen die bewegende zeitgenössische Weihnachtsgeschichte auf Deutsch und Englisch, Foto: Petra Kammann

Es folgten musikalische und weitere Darbietungen von Mitgliedern des IWC: Der Club Chor sang unter Leitung von Christa Fülster internationale „Songs of the World“, also Weihnachtslieder in verschiedenen Sprachen. Clubmitglieder lasen auf sehr anteilnehmende Weise „Eine Weihnachtsgeschichte unserer Zeit“ in deutscher und englischer Sprache, die von einem Obdachlosen in einer Einkaufspassage handelt, zu dem ein Kind Kontakt aufnimmt. Sie wurde so nnteilnehmend von Fayza Schwegler und Elisabeth Allerheiligen erzählt, dass nicht nur die Erzählerin sich in letzter Minute ein Tränchen im Auge verdrücken musste.

Sehr bewegend auch der ukrainische Geiger Michael Makarov aus Odessa, Foto: Petra Kammmann

Der in Odessa geborene Violinist Michael Makarov, der mitreißend die „Meditation“ von Jules Massenet spielte, war schon seit frühster Jugend in Europa musikalisch unterwegs. Mit fünf begann er mit dem  Geigenunterricht und wurde bereits als 16-Jähriger Preisträger des Musikwettbewerbs „New Name of Ukraine“, im Römer auch zu einem Publikumsliebling der Veranstaltung.

Er hat übrigens eine interessante Ausbildung, zunächst an der Musikhochschule Nezhdanova in Odessa, danach studierte er an der Hochschule für Musik in Würzburg, anschließend u.a.  und trat anschließend in der Jungen Deutschen Philharmonie sowie im Odessa Philharmonic Orchestra, in der Camerata Würzburg und in der Kammerphilharmonie Sankt Petersburg auf. Derzeit ist er kammermusikalisch unterwegs. Er liebt das Spielen im Streichquartett, ist Mitglied im Violoncello Quartett und im Austausch mit Dialog mit  Streichquartett sowie mit dem Arco Streichquartett und spielt als Violinist im Ultimate Duo. Für sein bewegendes Spiel erhielt er großen Beifall, sicher auch, um Zeichen der Solidarität mit der Ukraine zu setzen.

IWC-Präsidentin Charlotte Weitbrecht (am Mikrofon) dankte denjenigen, die am Gelingen des Spendenaufkommens beteiligt waren, Foto: Petra Kammann

Nach Bekanntgabe des Spendenergebnisses von 7.115 Euro bei dieser emotional aufrüttelnden Veranstaltung, welche durch die Eintrittskarten und Zusatzspenden der Mitglieder erzielt wurde, fand nach der rund einstündigen Veranstaltung im Kaisersaal der schon erwähnte Empfang im Vorraum statt. Der Reinerlös dieses „Christmas Tea“ geht dann an das von Mitgliedern des IWC betreute Seniorenheim Hohenwald mit Sitz in Kronberg sowie an die Mosaikschule in Frankfurt, eine Schule mit dem Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“, wo IWC-Vertreterinnen sehr aktiv sind.

So schilderte IWC-Past-Präsidentin Dr. Sabine LangHeinrich-Bartsch dankend noch einmal eindrücklich, was es für die Schüler und Schülerinnen der Mosaikschule bedeutet, wenn sie mal „herauskommen“, sei es zu einem Besuch auf einen Bauernhof, einem gemeinsamen Museumsbesuch oder zu einer Schifffahrt auf dem Main. Und bewegt sprach sie von großer Dankbarkeit dafür.  Recht hat sie, wenn sie sagt: „Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts„. Denn wie sollte all so etwas ohne einen Sou in Tasche verwirklichen?

Nach dem gemeinsamen Singen von „Stille Nacht, heilige Nacht“ folgte dann nach langer Absenz des direkten Miteinandertreffens der Sektempfang mit vielen munteren Gesprächen. Dabei ließ sich so etwas wie Aufbruchstimmung erkennen. Die Hoffnung auf bessere Zeiten im Jahr 2023 wurden im Römer zweifellos geschürt.

Bester Dinge, dass Feiern nun endlich wieder live möglich sind: Die IWC-Past-Präsidentinnen mit der aktuellen Präsidentin Charlotte Weitbrecht (2.v.l.), Foto: Petra Kammann

 

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