Opernkennerin, Opernliebhaberin: Renate Feyerbacher zum 80. Geburtstag
Von Erhard Metz
Genau 100 sind es, wenn ich mich nicht verzählt haben sollte, 100 Artikel in FeuilletonFrankfurt über Opernaufführungen, zumeist Premieren, in Frankfurt am Main (darunter haben sich jeweils eine Rezension über Aufführungen an der Deutschen Oper Berlin und an der Staatsoper Berlin eingeschlichen sowie drei Porträts über den wunderbaren Sänger Johannes Martin Kränzle). Die Anzahl weiterer Beiträge in FeuilletonFrankfurt während meiner Herausgeberschaft in den Jahren 2007 bis 2017 und nachfolgend von Petra Kammann werden inzwischen eine ähnliche Größenordnung angenommen haben.
Renate Feyerbacher, am 70. Geburtstag 2011; Foto: Erhard Metz
So manche Zufälle gibt es im Leben, im Nachhinein betrachtet könnten sie auch fast schon als eine geheimnisvolle Fügung verstanden werden. Als ich 1973 meine Arbeit in der zentralen ARD-Stabs- und Geschäftsstelle mit Sitz beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt begann, war Renate Feyerbacher dort bereits eine gefragte Hörfunkjournalistin und auf dem Sprung ins Medium Fernsehen. Ihr Name war mir als regelmäßigem Hörer der hr-Radiowellen bereits aufgefallen.
Wir müssten uns in der Folgezeit sicherlich mehrfach begegnet sein, auf dem hr-Gelände oder bei Veranstaltungen im Bereich des Rundfunks. Unsere direkte Bekanntschaft – und spätere Freundschaft – begann jedoch erst 2007 im Frankfurter Presseclub, zeitgleich übrigens zu meiner Bekannt- und Freundschaft mit Hans-Bernd Heier („Hans-Bernd Heier – Der Kunst- und Welten-Wanderer“; „Ein Merkur der Wirtschaft und der Kunst“). Ich hatte im Ruhestand gerade meine Website mit dem heutigen Namen FeuilletonFrankfurt begründet und war sehr aufgeschlossen, hochqualifizierte Autorinnen und Autoren kennenzulernen, die bereit waren, am Aufbau eines Online-Kulturmagazins – allerdings ohne ein Budget und entsprechend ohne jegliche Honorierungen – mitzuwirken.
Die routinierte, erfolgreiche Rundfunkjournalistin und der wortgewandte vormalige Pressesprecher der Hoechst-AG, beide zu dieser Zeit ebenso wie ich im „Un“-Ruhestand, kamen da gerade recht. Alsbald kam ich auf die Idee, Renate zu fragen, ob sie etwas mit der renommierten Hörfunk- und Fernsehjournalistin Renate Feyerbacher zu tun habe. „Ja, die bin ich“ kam schmunzelnd die Antwort, und unsere wundervolle Zusammenarbeit – ebenso wie die mit Hans-Bernd Heier – begann. Wobei einmal en passant erwähnt werden sollte: Einig darin, dass qualifizierte Angebote und Leistungen in diesem Bereich grundsätzlich vergütungspflichtig sein sollten, war es uns doch ein Anliegen, auch einmal unter Beweis zu stellen, dass ein sozusagen „unentgeltlich“ unterbreitetes publizistisches Angebot bei entsprechender Seriosität und Qualifikation mit großem Respekt und Beifall von einem anspruchsvollen wie kundigen Publikum aufgenommen wird.
Über ihr Interesse an einem breiten Spektrum gesellschaftspolitischer Themen hinaus war und ist Renate Feyerbacher eine begeisterte Kulturjournalistin, ihre Liebe gilt seit jeher dem Sprech- wie dem Musiktheater sowie der Musik generell und dem Film. Hier möchte ich auf die eingangs genannten 100 Opernbesprechungen zurückkommen, die sie in FeuilletonFrankfurt bislang publizierte – quer durch die gesamte Angebotspalette der Oper Frankfurt über nun schon eineinhalb Jahrzehnte hinweg.
Renate Feyerbacher schreibt diese Berichte – den Ausdruck Rezensionen mochte sie eigentlich gar nicht – auf der Basis zumeist des Premierenabends in einer für die journalistisch schreibende Zunft eher ungewöhnlichen Art, sicherlich ihrer sprachlichen Herkunft von den elektronischen Medien geschuldet: persönlich-subjektiv, mitunter reportagehaft, mit Verve und Emotion, ja Zuneigung zum Stoff einer Oper, zum Sängerischen wie zum Orchestralen einer Aufführung. Aus ihrer Begeisterung macht sie keinen Hehl und nimmt auf diese Weise ihre Leserinnen und Leser mit. Eher kritische Einschätzungen – sie entwickelte im Laufe der Zeit ein sensibles Gehör für feinste Nuancen, für stimmliche wie musikalische „Sternstunden“ wie auch für abendliche Indispositionen – formuliert sie mit Feingefühl und Zurückhaltung, niemals läßt sie sich zu einem „Verriss“ herab.
Sängerinnen und Sänger im Opernstudio wie im Ensemble kennt sie oft bis in manch persönliche Bereiche hinein, wobei sie sich deren Vertrauen erwarb. Eine Spezialität ihrer Berichte ist die Individualität ihrer eigenen Fotografien der Protagonisten und Protagonistinnen bei Begegnungen in den Foyers, die die Künstlerinnen und Künstler – fernab hochprofessionell gestellter Studiofotografie – in ihrer menschlichen Natürlichkeit und Zugewandtheit charakterisieren. Selbstverständlich ersucht sie vor einer Publikation dieser Fotos eine entsprechende Genehmigung, die ihr – salopp formuliert – in neunundneunzigkommaneun von einhundert Fällen auch gern erteilt wird.
Ein weiteres Merkmal dieser Abhandlungen ist, dass Renate Feyerbacher ihre Schilderungen und Bewertungen eines Opernabends in den Kontext der historischen Gegebenheiten der Werke wie auch anderer ihrer Besprechungen stellt und Bezüglichkeiten aufzeigt. Gründliche Recherche ist für sie die selbstverständliche und unabdingbare Voraussetzung journalistischen Arbeitens.
100 Opernbesprechungen – ein Kompendium, das über die Suchfunktion der Website und den Namen der Autorin unschwer aufgesucht und nachgelesen werden kann – für Kenner und Liebhaber der Oper auch in der Nachbetrachtung eine empfehlenswerte, bereichernde Lektüre. Sie lässt erkennen, dass Renate Feyerbacher mit ihren hochqualifizierten Beiträgen im Konzert der Rezensentinnen und Rezensenten der regionalen wie überregionalen Tagespresse mit gewichtiger Stimme mitspielt. Nicht selten greifen sie über solche konkurrierenden Produkte noch um einiges hinaus.
Liebe Renate, ein großes Dankeschön und ein herzlicher persönlicher Glückwunsch zu Deinem runden Geburtstag!