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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Im Zeichen des Krebses: Ein explosives Gemisch – Renate Feyerbacher zum runden Geburtstag

Renate, die Wiedergeborene, mit den florierenden und seligmachenden Töchtern Flo und Bea

von Petra Kammann

Renate Feyerbacher, Foto: Petra Kammann

Es ist Meteor Day. Wie könnte es anders sein zu Renate Feyerbachers 80.?

Unsere Mitarbeiterin ist im Zeichen des Krebs geboren. Die Kölnerin von der „schäl Sick“ (dem rechtsrheinischen Köln) ist empfindsam, gefühlsbetont, willensstark und bisweilen auch mit ihren 80 Jahren immer noch rebellisch, wenn sie Ungerechtigkeiten wittert. Und auch resolut: Denn wenn Krebse etwas wollen, dann wollen sie es wirklich! Und damit können sie andere bisweilen auch auf Trab halten.

Familiär tiefverwurzelt im rheinischen Katholizismus und der damit verbundenen Caritas  – ständig treibt sie die Sorge an und das Denken an andere, vor allem wenn es um ihre eigene Familie geht, zum Beispiel um ihren älteren alleinlebenden Bruder, den Priester Karl-Bernhard Mouchard, der sich in Köln als Bezirkspräses um das Kolpingwerk gekümmert hat und Offizialatsnotar und Vernehmungsrichter beim kirchlichen Gericht war. Wegen seiner Bildung ist er ihr „geheimes Lexikon“– wie Renate es nennt –, das sie stets gerne anzapft.

Sowieso:„Empathie ist ein wichtiger Wesenszug von mir“, sagt sie von sich selbst. Deswegen kümmert sie sich selten um sich selbst. Als sie nach abgeschlossenem Studium und Eheschließung nach Frankfurt umzog, konnte sich die Tochter aus konservativem Umfeld schon bald für andere politischen Sichtweisen erwärmen, was auch durchaus missionarischen Eifer in ihr auslöste.

In Frankfurt begnügte sie sich im Zuge der Studenten- und Frauenbewegung nämlich nicht nur mit dem Leben als Hausfrau und Mutter, sondern führte bald schon ein ganz anderes Leben, ohne deswegen ihren Kölschen Ursprung zu verleugnen. Zum Karneval geht es auch heute noch gerne auch mal mit  dem Ehepaar Heier in die Rheinmetropole ins Kölner „Divertissementchen“. Eine echte Renate und eine rheinische Frohnatur eben.

Die Trennung von ihrem Mann ließ seinerzeit nicht lange auf sich warten und machte ihr zunächst großen Kummer. Nun musste sie sehen, wie sie alleine klarkam. Denn nur allzu gern teilt sie Dinge, Gesehenes und Gehörtes auch mit anderen. „Oft hat Renate mich zu besonderen kulturellen Veranstaltungen mitgenommen, gleich ob ins Konzert mit Emil Mangelsdorff, zum Rheingau Musik Festival oder zum osteuropäischen Filmfestival nach Wiesbaden. Und sie kennt Gott und die Welt“, sagt Gisela Heier dankbar und voller Staunen.

Nach ihrem Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Kunstgeschichte wurde Renate nämlich Journalistin, sie arbeitete zuerst für die Zeitung, später für den Funk, und sie setzte sich für die Entrechteten in den verschiedensten Lebensbereichen ein, zunächst einmal für diejenigen, die unter dem Nationalsozialismus gelitten hatten, wie vor allem die Juden.

Man denke nur an den Autor Valentin Senger, der sich in der NS- Zeit in der Kaiserhofstraße 12 in Frankfurt versteckt halten musste, oder an den in Krefeld geborenen und später nach Israel emigrierten Frankfurter Exilforscher Ernst Loewy, der ihr beim hr das Recherchieren beibrachte und viele Jahre die Judaica-Abteilung der Universitätsbibliothek der Goethe-Universität leitete.

Genauso engagiert sie sich für die Sinti und Roma, wie etwa für den Saxofonisten Toni Lakatos, oder für die Roma und Sinti Philharmoniker, die mit ihrer Musik der Auschwitz-Opfer gedenken.

Der Frankfurter Jazz-Musiker Emil Mangelsdorff in der Paulskirche; Foto: Petra Kammann

Ich selbst hatte vor etlichen Jahren Renate bei dem Frankfurter Jazz-Musiker Emil Mangelsdorff und seiner Frau Monique kennengelernt, wo solche Persönlichkeiten mit ähnlichem Hintergrund immer zusammenkamen. Denn allein wegen seiner eigenen Erfahrungen als junger Jazzmusiker im Dritten Reich pflegte Emil den Kontakt zu ihnen und veranstaltete zu diesem Thema auch eine Reihe von Gesprächs-Konzerten.

Als ich damals noch die Redaktion des BuchJournal vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels verantwortete, während Renate meistens mit dem Tonband unterwegs war und für den hr als „feste Freie“ Reportagen machte, konnte ich noch nicht ahnen, dass ich später einmal mit ihr im FeuilletonFrankfurt zusammenarbeiten würde.

Als Reporterin arbeitete sie damals intensiv über medizinische oder pharmazeutische Probleme und besuchte u. a. Vertreter solcher Einrichtungen, so etwa Bernd Heier bei der Hoechst AG, wo sie für einen Film über „Frauen in Männerberufen“ recherchierte und drehte, zum Beispiel über Chemikantinnen, was Anfang der 1980er Jahre ein noch nicht ein so verbreiteter Beruf für Frauen war.

Und es waren immer auch die Randständigen, um die sich die einstige Geisteswissenschaftlerin, die am liebsten Schauspielerin geworden wäre, kümmerte; so etwa  auch um psychisch Kranke und Schizophrene. Dass sie sich für deren Wiedereingliederung in die Gesellschaft einsetzte, verschaffte ihr 2001 sogar den Lilly Award.

Renate Feyerbacher beim Lilly Award 2001, Foto: privat

Renate, die Mutter zweier Töchter, lernte in Frankfurt auch, wie man es schafft, sich als „alleinerziehende“ Frau durchzuschlagen, wenn der Mann inzwischen andere Wege gegangen ist. Dabei war Bildung für sie und ihre Kinder oberstes Gebot. So war es für sie selbstverständlich, dass aus ihren beiden Töchtern Flo und Bea (Florence – die Florierende) und Beatrice (für Dante, den Schöpfer der „Göttlichen Komödie“ die Seligmachende) „etwas werden sollte“ – und schließlich auch wurde.

Dasselbe Engagement wie für ihre Töchter legt Renate auch für ihre Enkelkinder an den Tag, was hin und wieder den Alltag etwas durcheinanderwirbelt und ihr bisweilen die Hauptrolle als „Drama Queen“ beschert. Kommt ein Artikel für FeuilletonFrankfurt dann nicht zum angedachten Zeitpunkt zum  Zuge, heißt es: „Kommt später, habe gerade ,Omadienst‘ und musste noch was mit meinen Nachbarn besprechen und was für meinen Bruder in Köln organisieren“.

Schön, dass Sie sich heute ganz frei auch kulturellen Themen widmen kann und sich zur „Opernqueen“ entwickelt hat. Aber darüber weiß ihr häufiger Opernbegleiter Erhard Metz mehr zu berichten. Sie werden es kurz darauf lesen können.

Ja, liebe Renate, Du bist ein echter Wirbelwind, der in letzter Minute dann doch noch alles immer irgendwie hinbekommt, auch wenn die Kerze manchmal an zwei Enden brennt. Und das wiederum soll Dir mal jemand nachmachen!

Heute jedenfalls wollen wir auf Dein Wohl anstoßen und Dir ansonsten ein wenig Entspannung gönnen. An Deinem Ehrentag, dem Tag der „wiedergeborenen“ Renate, bist Du mal vom Omadienst, vom Artikelschreiben und vom Multitasking befreit. Lass Dich stattdessen von Deinen Lieben verwöhnen und feiern. Vor allem aber:bleib so lebendig wie Du bist.

 

Das wünscht Dir von Herzen

Petra

für das Team von FeuilletonFrankfurt

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