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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Hommage an die Frankfurter Fotografin Ursula Seitz-Gray im Museum Goch

Zum Weltfrauentag: „Paris – ein Fest fürs Leben“

Noch bis zum 08.03.2020 wird die Frankfurter Fotografin Ursula Seitz-Gray mit einer Werkgruppe von Fotografien gewürdigt, die in den 50er bis Anfang der 60er Jahre in Paris entstanden. Seitz-Gray arbeitete bis zu ihrem Tod 2017 als freie Fotografin in Frankfurt am Main, vor allem auch für Museen… Kurz vor der holländischen Grenze, im Museum Goch, sind ihre „Ansichten“ nun wiederzuentdecken. In einer Sonntagsmatinée „Paris – ein Fest fürs Leben“ wird es passend zu den atmosphärisch dichten Schwarz-Weiß-Fotografien am 8. März um 11.30 Uhr in den Ausstellungsräumen des Museums einen Vortrag von Rita Mielke geben – eine literarische Spurensuche in der französischen Metropole.

Die typischen Pariser Stühle in den Parks mit ihren reizvollen Licht- und Schattenspielen, Foto: Ursula Seitz-Gray

Paris war in den 1950er und 1960er Jahren ein „Treibhaus“ der Intellektuellen und ein dankbares Pflaster auch für „junge Fotografen“ aus aller Welt. Ursula Seitz-Gray, die in den 50er Jahren in Frankfurt die Fotografie erlernt hatte, führten in dieser Zeit mehrere Studienaufenthalte in die französische Hauptstadt.

Die Stadt faszinierte Menschen, die in das Schauen verliebt sind, immer wieder aufs Neue. Gleich ob Künstler, Dichter, Komponisten oder Fotografen wie Henri Cartier-Bresson, Eugène Atget, Brassaï oder Robert Doisneau, die unser heutiges Schwarz-Weiß-Bild von Paris geprägt haben. 

Dabei war es insbesondere für Deutsche nach dem Krieg gar nicht so leicht, dorthin zu gelangen. Die Vergangenheit mit der für die Franzosen als unerträglich empfundenen Besetzung ihrer Hauptstadt bis 1944 wog lange schwer… Deswegen waren es anfangs vor allem Bustouristen, die sich dort tummelten und meist unter sich blieben.

Umso bemerkenswerter der individuelle Kamerablick der deutschen Fotografin Ursula Seitz-Gray auf diese Stadt, auf das damalige Leben in Paris, das für das innere Auge vieler von Glanz und von  Äußerem bestimmt war, erzählt. Seitz-Gras Perspektive ist eine ganz andere als jene der gewöhnlichen Touristen.

Entspannt am Seineufer, Foto: Ursula Seitz-Gray

Es zog die Deutsche Fotografin vorzugsweise an Orte, die hinter der Postkartenpracht von Louvre, Oper, Madeleine oder Palais Royal lagen. Sie erkundete mit ihrer Kamera die Rive Gauche,  Saint-Germain-des Prés, Montmartre, Menhilmontant, natürlich auch das berühmte Quartier Latin, das lateinische Viertel, das seinen Namen der dort beheimateten Sorbonne verdankt, der ehrwürdigen mittelalterlichen Universität, in der früher natürlich lateinisch gesprochen wurde.

Und was vielen Reisenden eher verborgen blieb, war das Alltagsleben in Paris, die alten Menschen, die Clochards am Seineufer, die Concierges, die Menschen am Rande des Marktes. Ein Leben ohne Glamour, eher ärmlich, oftmals hart und kargIhnen galt ihr anteilnehmender Blick.

Wobei sie das Atmosphärische durchaus auszuweiten vermochte. So richtet sie manchmal das Objektiv ihrer Kamera von oben auf die Struktur der Straßen und Plätze und erzeugt mit klar komponierten Ausschnitten eine organisierte Unordnung. Ein andermal lässt sie diskret ihren Blick von den Brücken herabschweifen auf die Träume der Liebenden oder aus der Ferne auf die Spaziergänger an der Seine, den so poetisch wirkenden Fluss. 

Die Menschen, die sie auf ihren Fotos empathisch darstellt, wirken so, als seien sie ganz unbekümmert und bei sich selbst. Über all den Straßenszenenunter dem hohen Himmel von Paris weht immer auch ein Hauch von Freiheit. 

Alltägliche Straßenszenen, Foto: Ursula Seitz-Gray

In diesem Paris entstand die erstmals in einem deutschen Museum gezeigte Werkgruppe von für die Zeit so typischen Schwarz-Weiß-Fotografien. Zusammen mit ihrem Mann Rudi Seitz (1930-2002), Mitarbeiter von Hilmar Hoffmann im Kulturdezernat, der seit seinem Eintritt in den städtischen Dienst 1947 die Frankfurter Theater- und Kunstszene prägte und den Hoffmann als „kulturellen Libero“ bezeichnete, war auch sie eine Frankfurter Instanz für die Freiheit der Kunst und die meist uneigennützige Förderung der Kunstszene. 

Ihre Ausstellung im Museum Goch endet just am Weltfrauentag. Gerne hätte man die Ausstellung auch in Frankfurt selbst gesehen. Glücklicherweise hat das Museum einen Katalog „Ursula Seitz-Gray. Paris“ herausgegeben. Das Vorwort stammt übrigens von Petra Kammann. 

Weitere Infos unter:

www.museum-goch.de

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