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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Digital Romantic“ zur Luminale 2020 am Deutschen Romantik-Museum

Der Lichtkünstler Robert Seidel inszeniert die Fassade des künftigen Deutschen Romantik-Museums

Die Gerüste am Großen Hirschgraben 17–21 sind verschwunden und somit ist der Blick frei auf die Fassade des Deutschen Romantik-Museums, das hier 2021 eröffnen wird. Zur Luminale 2020 wird der in Berlin lebende Künstler Robert Seidel diese Fassade inszenieren. Die Biennale für Lichtkunst und Stadtgestaltung markiert dabei den Beginn einer Reihe von Veranstaltungen bis zur Eröffnung des neuen Museums, das hier 2021 eröffnen wird.

Das künftige Romantik-Museum neben dem Goethehaus, Foto: Petra Kammann

Bereits vor der Eröffnung des Deutschen Romantik-Museums hat die Biennale für Lichtkunst und Stadtgestaltung das Thema „Digital Romantic“ zu ihrem Leitmotiv gemacht. Licht als Medium und Material vereint in sich die Gegensätzlichkeit dieser beiden Begriffe. Es scheint geeignet, die Frage nach der Wechselwirkung, dem Zusammenspiel und derBedeutung von Digitalem und Romantik zu beantworten. Ausgelotet werden sollen nicht nur die gestalterischen Aspekte, sondern auch die historische und gesellschaftliche Dimension, die Verbindungen zwischen der Epoche der Romantik und der gegenwärtigen digitalen Revolution.

Inspiriert von den umfassenden Archiven des Freien Deutschen Hochstifts und des Frankfurter Goethe-Hauses, dem Trägerverein des Museums, und den in den vergangenen hundert Jahren zusammengetragenen Handschriften, Manuskripten und Zeichnungen wird in Seidels Arbeit „Obsidian“ der schweifende Blick des Künstlers als Entdecker eingefangen, der aus einer überbordenden Fülle von Quellen etwas Ungesehenes schafft.

Seidels in Bewegung versetzte Bildwelten oszillieren zwischen gestischer Handschrift, zarter Kalligraphie und ungestümen Figurinen. Als mediale Chimären schlagen sie Brücken zwischen der geistigen Welt der analogen Romantik und der durchoptimierten, digitalen Moderne.

„Ein Ereignis wie die Luminale lädt dazu ein, Orte im Stadtraum immer wieder neu zu ‚besetzen’“, erklärt Robert Seidel. „Gebäude, die man aus dem Alltag heraus gar nicht mehr wahrnimmt, können auf diese Weise eine Art Verwandlung erfahren, neu inszeniert werden.“ Unterstützt von artifiziellem Nebel und einem eigens komponierten Soundtrack von Markus Popp (Oval) und der Altistin Stine Marie Fischer wird „Obsidian“ ein kristallines Assoziationsnetz entfalten, welche das Erhabene und Ungreifbare in die urbane Sinneswelt zurückholt.

Dr. Mareike Hennig, Leiterin der Kunstsammlungen des Freien Deutschen Hochstifts: „Robert Seidel als Künstler für die Fassade des Deutschen Romantik-Museums gewonnen zu haben, ist ein großes Glück. Seine Arbeiten lassen spürbar werden, was schon die Romantiker bewegte, das Verlangen, Gegensätze zusammen zu bringen, ohne sie zu nivellieren: Licht und Dunkelheit, Vergänglichkeit und Unbedingtheit, Abgrund und Glück, die Manifestation von Schönheit im Ephemeren. Ohne sich auf ein einzelnes, konkretes Objekt aus unserem Bestand zu beziehen, spürt Robert Seidel dem feinen Verlauf des Entstehens von Kunst nach. Er erschafft dabei selbst ein Werk, das so schön und klug, der Romantik nach Jahrhunderten einen weiteren Ton hinzufügt.“

Die im Rahmen einer Kooperation des Freien Deutschen Hochstifts und der Luminale entstandene Arbeit von Robert Seidel zeigt so eindrücklich, dass Lichtkunst nicht nur Oberflächen verändert, sondern vielmehr neue Bedeutungsebenen aufzeigt, Perspektiven öffnet und Sinnschichten offenlegt, die vorher verborgen waren.

Wir dürfen gespannt sein.

Die Biennale für Lichtkunst und Stadtgestaltung findet vom 12.–15. März 2020 statt.

Weitere Informationen unter Luminale.de

 

 

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